Manipulative Chefs und Kollegen haben Erfolg. Das ist kein Zufall. Sie wissen genau, wie sie Menschen steuern, ohne dass es auffällt. Das muss nicht negativ sein – solange man erkennt, wie das Spiel funktioniert und welche Rolle man selbst darin spielt.

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Jeder Mensch verfolgt gewisse Ziele. Und um diese zu erreichen, nehmen wir Einfluss auf andere – bewusst oder unbewusst. Das ist nichts Verwerfliches, sondern ein Grundprinzip sozialer Interaktion. Wer Einfluss nimmt, gestaltet seine Umgebung aktiv mit. Wer keinen Einfluss nimmt, wird gesteuert.

In der Arbeitswelt zeigt sich Manipulation nicht als offene Machtausübung – sie wirkt eher subtil, schleichend und kaum merklich. Eine der wirkungsvollsten Methoden, um das Verhalten zu lenken, ist Push-Pull. Sie nutzt gezielt Nähe und Distanz, Lob und Kritik, Vertrauen und Entzug – um Menschen in eine emotionale Abhängigkeit zu bringen.

Die meisten erkennen nicht einmal, dass sie manipuliert werden. Doch wer das Muster durchschaut, kann sich davor schützen – oder es selbst gezielt einsetzen.

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Push-Pull: Kontrolle durch emotionale Achterbahn

Die Push-Pull-Methode ist nicht nur eine der effektivsten Manipulationstechniken im Dating, sondern auch in der Arbeitswelt. Sie funktioniert über ein Wechselspiel aus Anziehung (Pull) und Zurückweisung (Push).

  • Push (Zurückweisung): Der andere wird verunsichert, sein Status oder seine Position in Frage gestellt.
  • Pull (Anziehung): Es folgt eine Belohnung – Lob, Nähe, Verantwortung oder exklusive Informationen.

Das Muster wiederholt sich immer wieder. Ein emotionaler Sog entsteht. Der Betroffene versucht, die Unsicherheit auszugleichen, indem er sich noch stärker anstrengt, noch loyaler wird, noch mehr investiert – und sich manchmal selbst verliert. Und genau das ist das Ziel.

So zeigt sich Push-Pull im Job:

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  • Dein Chef lobt dich für eine starke Präsentation (Pull) – nur um dich am nächsten Tag vor versammelter Mannschaft für eine Kleinigkeit zu kritisieren (Push).
  • Ein Kollege sucht deinen Rat oder teilt wichtige Infos mit dir (Pull) – doch bei der nächsten Gelegenheit lässt er dich hängen (Push).
  • Du bekommst vom Teamleiter mehr Verantwortung, darfst Entscheidungen treffen (Pull) – dann wird dir plötzlich wieder Kontrolle entzogen (Push).

Das Resultat? Du willst zurück in die „gute Phase“, also investierst du mehr – mehr Zeit, mehr Energie, mehr Loyalität. Genau das macht die Methode so wirkungsvoll.

Warum funktioniert das so gut – auch im Job?

Die Push-Pull-Dynamik nutzt uralte psychologische Mechanismen aus:

  1. Das Spiel mit Belohnung und Entzug
    Menschen reagieren besonders stark auf variable Belohnungen. Ein Verhalten, das manchmal belohnt und manchmal bestraft wird – Zuckerbrot und Peitsche, ist besonders schwer zu durchschauen – genau wie beim Glücksspiel. Der Effekt? Der Drang, sich das nächste „Pull“ zu verdienen, wächst.

  2. Emotionale Abhängigkeit durch Unsicherheit
    Die Methode setzt auf einen grundlegenden menschlichen Instinkt: die Suche nach sozialer Sicherheit. Wer regelmäßig in seiner Position verunsichert wird, entwickelt unbewusst den Drang, sich wieder Bestätigung zu holen – und ist damit leichter zu steuern.

  3. Dopamin-Kick durch Unvorhersehbarkeit
    Unser Gehirn schüttet Dopamin aus, wenn wir etwas Unerwartetes, aber Positives erleben. Genau das passiert bei einem plötzlichen „Pull“ nach einer Phase der Zurückweisung. Dieses neurochemische Belohnungssystem sorgt dafür, dass wir uns anstrengen, um den nächsten positiven Moment zu bekommen.

  4. Machtverschiebung zugunsten des Manipulators
    Push-Pull schafft eine hierarchische Beziehung. Wer das Muster steuert, bestimmt Tempo, Nähe und Distanz. Der andere gerät in die passive Rolle desjenigen, der reagieren muss.

Lese-Tipp: Manipulation im Job: Die 5 fiesesten Psycho-Tricks der Chefs

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Wie erkennst du, ob du mit der Push-Pull-Methode manipuliert wirst?

Ein effektiver Manipulator wird niemals zu offensichtlich agieren oder es dir gar sagen. Doch es gibt erste Warnsignale:

  • Plötzlicher Stimmungswechsel: Erst bist du unentbehrlich, dann wiederum nur Luft.
  • Unklare Kommunikation: Mal fragt man dich bei jeder Kleinigkeit um Rat, ein anderes Mal legt man keinen Wert auf dein Wort.
  • Unsicherheit macht sich breit: Du fragst dich immer wieder: „Habe ich etwas falsch gemacht?“
  • Verändertes Verhalten: Du passt dich an, um den „nächsten positiven Moment“ zu erhaschen.

Sobald du das Muster erkennst, verlierst du einen Teil deiner Verwundbarkeit. Denn Manipulation funktioniert nur, wenn der Betroffene die Mechanismen nicht durchschaut. Merke: Es gibt immer einen, der etwas macht, und einen, der es mit sich machen lässt.

Solltest du Push-Pull selbst im Arbeitsumfeld einsetzen?

Wer Push-Pull beherrscht, kann andere steuern. Das kann in Verhandlungen, im Vertrieb oder im Führungskontext auch von Vorteil sein. Doch es gibt Grenzen: Manipulation darf niemals toxisch und unmenschlich werden.

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  • Ethisch angewandt kann Push-Pull helfen, Engagement zu steigern oder Motivation zu wecken.
  • Toxisch angewandt führt es zu Unsicherheit, Stress und Misstrauen – und langfristig zur Zerstörung von Beziehungen – des Kollektivs.

Führungskräfte, die auf Push-Pull setzen, sollten sich bewusst sein: Kurzfristig erzeugt das Wechselspiel aus Lob und Entzug mehr Leistung. Langfristig aber führt es zu Stress, Demotivation und hoher Fluktuation. Wer echte Autorität will, setzt daher lieber auf klare Kommunikation und ehrliche Wertschätzung.

Push-Pull – der unsichtbare Manipulationshebel

Push-Pull ist ein psychologisches Machtinstrument, das in der Arbeitswelt wie bereits gesagt eher unbewusst eingesetzt wird – von Chefs, Kollegen und Verhandlungspartnern. Es funktioniert, weil es mit tief verankerten Mechanismen spielt: der Suche nach Anerkennung, dem Bedürfnis nach sozialer Sicherheit und dem neurochemischen Belohnungssystem.

Doch wer das Muster erkennt, wird weniger manipulierbar. Und wer es selbst einsetzt, sollte es mit Bedacht tun.

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