Bis zu 66.000 Euro extra für alle, die länger arbeiten: So will die neue Rentenprämie ältere Arbeitnehmer zum späteren Rentenbeginn motivieren. Wer Anspruch hat und wie die Auszahlung erfolgt. 

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Das Wichtigste in Kürze

Die neue Rentenaufschubprämie soll ältere Arbeitnehmer motivieren, über ihr eigentliches Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten, um den Fachkräftemangel zu mildern. Dieser verschärft sich in Deutschland immer weiter: Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fehlten 2023 rund 1,2 Millionen Fachkräfte. Bis 2035 könnte diese Zahl auf 7 Millionen steigen. Das hat gravierende Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die gesamte Wirtschaftslage.

Wie setzt sich die Rentenprämie zusammen?

Die geplanten bis zu 22.000 Euro pro Jahr sind keine Belohnung, sondern ergeben sich aus einer Kombination von eingesparten Sozialversicherungsbeiträgen und möglichen Steuervorteilen. Die Ampel-Koalition hat entschieden, dass Arbeitnehmern jenseits der Regelaltersgrenze keine Beiträge mehr zur Kranken- und Arbeitslosenversicherung entrichten müssen. Dadurch entfallen für die Arbeitgeber die entsprechenden Abgaben – das entspricht laut Sozialverband VdK rund 10,6 Prozent des Bruttogehalts.

Zusätzlich müssen auch keine Beiträge mehr in die Rentenversicherung gezahlt werden. Das bedeutet, dass das komplette Bruttogehalt ohne weitere Abzüge auf dem Konto der Arbeitnehmer landet. Dieser finanzielle Vorteil, kombiniert mit der regulären Rentenzahlung, die erst später beginnt, kann eine Einmalzahlung von etwa 22.000 Euro ausmachen. Dieser Betrag wird dann bei Renteneintritt auf einen Schlag ausgezahlt und entspricht den gesammelten Ersparnissen, die sich während der Jahre des Aufschubs angehäuft haben.

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Wie können Unternehmen der Personalkrise trotzen?

Eine mögliche Lösung liegt im strategischen Talentmanagement, einem systematischen Ansatz zur Sicherung von Schlüsselkräften. Durch gezielte Weiterbildungsprogramme und flexible Arbeitsmodelle könnten Arbeitgeber nicht nur jüngere, sondern auch ältere Mitarbeitende langfristig an das Unternehmen binden. Dabei spielt die Rentenaufschubprämie eine wichtige Rolle, indem sie einen zusätzlichen finanziellen Anreiz schafft, länger im Erwerbsleben zu bleiben.

Ältere Arbeitnehmer besitzen ein unschätzbares Know-how in ihrer jeweiligen Tätigkeit, das über Jahrzehnte angewachsen ist. Dieses Wissen ist für Unternehmen von großem Wert und kann durch die längere Verweildauer älterer Mitarbeiter im Unternehmen nachhaltig an die nachfolgende Generation weitergegeben werden. Besonders in spezialisierten oder handwerklichen Berufen ist dieses Erfahrungswissen schwer zu ersetzen. Arbeitgeber sollten deshalb nicht nur finanzielle Anreize bieten, sondern auch auf Mentoring-Programme und Wissenstransfer setzen, um das Know-how dieser Mitarbeiter aktiv an jüngere Beschäftigte weiterzugeben.

Durch eine Kombination aus gezielten Fördermaßnahmen und der Nutzung der Rentenaufschubprämie können Unternehmen die Erfahrung und Expertise älterer Arbeitnehmer länger in der Firma halten und gleichzeitig die jüngere Generation optimal auf ihre künftigen Aufgaben vorbereiten. Ein kräftiger Schritt zur Begrenzung des Fachkräftemangels und ein Win-Win für alle.

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Für wen lohnt sich die Rentenprämie?

Der Anreiz richtet sich vor allem an Menschen, die auch jenseits der 67 noch arbeiten können, wollen oder sogar müssen. Doch das Modell birgt auch Risiken: Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht länger arbeiten kann, profitiert nicht von der Regelung. Zudem stellt sich die Frage, wie groß der Anreiz tatsächlich ist, wenn der mögliche gesundheitliche Verschleiß durch das längere Arbeiten in Betracht gezogen wird.

Besonders schwierig ist die Situation in Berufen, die körperlich oder emotional stark belastend sind. Der Fachkräftemangel ist hier besonders gravierend: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) fehlten allein im Jahr 2021 über 537.000 Fachkräfte in Bereichen wie Sozialarbeit, Erziehung und Altenpflege.

In diesen Berufen ist die Nachfrage groß, aber gerade für ältere Arbeitnehmer, die mit hohen körperlichen und psychischen Belastungen konfrontiert sind, ist es oft kaum möglich, über die Regelaltersgrenze hinaus zu arbeiten. Auch wenn die Rentenprämie einen finanziellen Anreiz bietet, wird sie den akuten Fachkräftemangel in diesen Sektoren kaum lösen können. Hier sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und gezielte Unterstützung für ältere Arbeitnehmer anzubieten.

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Wann tritt die Prämie in Kraft?

Die Rentenaufschubprämie soll laut Bundesarbeitsministerium erst ab dem 1. Januar 2028 in Kraft treten. Der Grund für die Verzögerung ist der erhebliche IT-Aufwand, der für die Umsetzung notwendig ist. Allerdings können schon ab 2025 die Beschäftigungszeiten für die spätere Prämienberechnung angerechnet werden. Das bedeutet, dass die ersten Anspruchsberechtigten ihre Rentenaufschubprämie im Jahr 2028 erhalten könnten – vorausgesetzt, sie haben ab 2025 weitergearbeitet und alle Bedingungen erfüllt.

Lohnt sich die Rentenaufschubprämie?

Die Rentenaufschubprämie kann eine attraktive Option sein, wenn man plant, länger zu arbeiten und dabei finanziell zu profitieren. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail: Nicht jeder Arbeitnehmer wird von dieser Regelung in gleichem Maße profitieren. Wer gesundheitlich oder beruflich nicht in der Lage ist, über die Regelaltersgrenze hinaus zu arbeiten, wird die Prämie nicht in Anspruch nehmen können.

Für viele könnte die Prämie dennoch ein Anreiz sein, die eigene Rente strategisch zu planen und gegebenenfalls später in den Ruhestand zu gehen.

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Lese-tipp: Früher in Rente: Wie der vorzeitige Ruhestand gelingt

Klar ist: Die Rentenpolitik bleibt eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Und auch wenn die Prämie nicht das Allheilmittel ist, könnte sie ein Baustein sein, um den Renteneintritt flexibler zu gestalten und gleichzeitig das Rentensystem zu entlasten.

Würdest du länger arbeiten, wenn dir eine Prämie von bis zu 66.000 Euro winkt, oder findest du es unfair, dass hauptsächlich gesunde und weniger belastete Berufsgruppen davon profitieren könnten? Kann die Rentenprämie deiner Meinung nach den Fachkräftemangel wirklich effektiv mildern, oder braucht es noch andere Maßnahmen?

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Quellen: VdK, Deutschlandfunk

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