Weniger leisten und endlich anfangen, das Leben zu genießen: Ein früher Ruhestand macht es möglich. Für die Realisierung muss Folgendes beachtet werden.

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Mehr Menschen sehnen sich danach, weniger leisten zu müssen. Die Motivation, bis ins hohe Alter zu schuften, lässt spürbar nach. Privatleben und Gesundheit leiden. Arbeit, die mit einem hohen Stresslevel, Überstunden und Erwartungsdruck einhergeht, lässt Beschäftigten die Lust an ihrer Tätigkeit vergehen. Quiet Quitting, innere Kündigungen und Burnout sind die Folgen.

Ein früher Ruhestand, auch als „Vorruhestand“ oder „Frührente mit 63“ bekannt, winkt als Lösung. Realisieren ließ sich ein solcher Ruhestand bisher nicht immer, zumal der Plan in der Praxis am Finanziellen scheiterte. Eine Änderung im Jahr 2023, zu der wir gleich kommen, macht die Umsetzung nun doch möglich.

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Wenn du vor Beginn der Regelaltersgrenze für die gesetzliche Rente in den Ruhestand gehen möchtest, gibt es einige Punkte zu beachten. Das Wichtigste vorweg: Dir steht es frei, deinen Job an den Nagel zu hängen und früher in Rente zu gehen. Mit 55 oder 60 Jahren wirst du aber beispielsweise noch keine gesetzliche Rente erhalten. Diese Option entfällt demnach, sofern keine private Altersvorsorge vorliegt. Die gute Nachricht aber ist, dass du trotzdem nicht warten musst, bis du 67 Jahre alt bist.

Ohne finanzielle Nachteile in Frührente gehen: So geht’s

Seit Januar 2023 ist eine Frührente für viele erwerbstätige Personen keine unrealistische Option mehr. Es ist nun nicht mehr nur theoretisch, sondern auch praktisch möglich, eine Rente zu beziehen und nebenher ohne Hinzuverdienstgrenze noch etwas zu arbeiten. Das Modell ist als Flexi-Rente bekannt.

Die Flexibilisierung macht es möglich, ohne Einbußen endlich kürzerzutreten. Wer weniger arbeiten möchte und mehr vom Leben haben will, kann sich demnach im Alter zum Beispiel für ein Teilzeitmodell entscheiden, aber trotzdem mehr Geld auf dem Konto haben, weil parallel die Rentenzahlungen erfolgen. Der Vollzeitjob entfällt.

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Bisher konnten Frührentner sich zwar etwas dazuverdienen, mussten allerdings auf die Verdienstgrenze von 6.300 Euro jährlich achten. Während der Pandemie wurde die Regel jedoch gelockert, sodass das sogenannte Sozialschutz-Paket es möglich gemacht hat, ohne Abzüge mehr Geld zu verdienen.

Lese-Tipp: Früh in Rente gehen: So viel Geld benötigt ihr wirklich

Woher weiß ich, ob ich schon eine Frührente beziehen kann?

Bereits mit 63 Jahren können Versicherte in Frührente gehen. Wer zwischen 1949 und 1963 geboren ist und mindestens 35 Beitragsjahre nachweisen kann, profitiert – denn es fallen keine Abschläge an. Anders sieht es bei späteren Jahrgängen aus. Auch wenn du nach 1963 geboren bist, hast du aber grundsätzlich die Möglichkeit eine Frührente zu beziehen. Beachte, dass dir dann bis zu 14,4 Prozent von der Rente abgezogen werden können.

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Sollte eine Frührente für dich infrage kommen, geht es an die Formalitäten. Arbeitslosigkeit, Zivildienst, Kindererziehungszeiten, Berufszeiten – im Laufe des Lebens werden wir uns nicht immer merken können, wann wir in die Rentenkasse eingezahlt haben oder was gezählt hat. Wenn du erfahren möchtest, wie viele Beitragsjahre du angesammelt hast, gelingt dies mit einer sogenannten Kontenklärung bei der Rentenversicherung, die sich auch eignet, wenn du zum Beispiel feststellen musst, dass dir Versicherungszeiten fehlen. („V0100 – Antrag auf Kontenklärung“).

Frührente plus Job ist attraktiver als bis zur Regelaltersgrenze zu arbeiten

Laut Finanzexpertin Katharina Henrich (Finanztest) sei es durchaus lukrativ, eine Frührente zu beziehen und weniger zu arbeiten – statt bis ins hohe Alter einem Job nachzugehen und danach regulär Rente zu beziehen. Mehr noch: Es sei sogar attraktiver, weil ein früher Rentenbeginn nach Hochrechnung steuerlich günstiger sei. Rechnet man weiter, käme dabei oft eine höhere Jahressumme als beim Arbeiten bis zum regulären Renteneintritt heraus.

Es sei in allen Fällen zu empfehlen, dass Erwerbstätige, die schon 45 Beitragsjahre erreicht hätten, eine Frührente beantragen, denn Gehalt plus der Bezug der Frührente können sich als echten Finanz-Booster für das Konto entpuppen.

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Dürfen Arbeitgeber Frührentnern kündigen?

Wer endlich weniger schuften und leisten will, sich aber trotzdem etwas hinzuverdienen möchte, befürchtet vielleicht, dass der Arbeitgeber dazwischenfunken könnte. Arbeitskräfte, die plötzlich kürzertreten wollen, dürfen aber nicht einfach so gekündigt werden. Das regelt das sechste Sozialgesetzbuch (SGB).

Ausnahme: In den letzten drei Jahren vor der Rente wurde eine Befristungsregelung für deinen Arbeitsvertrag vereinbart. Falls nicht, kann dein Arbeitgeber dich nicht ohne Weiteres entlassen, weil du in Frührente gehen und trotzdem arbeiten möchtest.

Beachte trotzdem, dass sich das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern oft verschlechtert, wenn es zu Uneinigkeiten kommt, sodass Beschäftigte ihren Vorteil, kürzertreten zu können, nicht in vollen Zügen genießen. Insofern ist es eine realistische Möglichkeit, über einen Arbeitsplatzwechsel nachzudenken, falls ein potenzieller Arbeitgeber mit einem entsprechenden Angebot lockt und dir entgegenkommt.

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Früher als mit 63 Jahren in Rente gehen: Wie geht das?

Wenn du absolut nicht mehr arbeiten möchtest, auch nicht bis du mit 63 Jahren eine Frührente beziehen kannst, ist es verständlich, dass du nach anderen Möglichkeiten für dich suchst. Hier kommen einige interessante und umsetzbare Optionen für dich:

1. Betriebliche Angebote nutzen

Einige Unternehmen locken Arbeitnehmer mit speziellen betrieblichen Angeboten an, die sich auf eine frühzeitige Rente beziehen. Beschäftigte haben in der Regel zwar keinen gesetzlichen Anspruch darauf, ein Angebot zu erhalten. Trotzdem solltest du eine solche Regelung bei der Wahl deines Arbeitgebers berücksichtigen, sofern du der Arbeitswelt früher als mit 63 Jahren den Rücken kehren möchtest.

2. Frühzeitig mit dem Sparen anfangen

Die wohl beste, aber nicht immer einfachste Option: frühzeitig vorsorgen. Einfach ist sie nicht, weil viele Erwerbstätige erst mit 35 oder 40 darüber nachdenken, Geld zurückzulegen, zumal sich viele Menschen in jüngeren Jahren noch keine Gedanken um die Finanzierung ihres Lebensabends machen. Wer allerdings schon in einem wesentlich zarteren Alter, etwa mit Anfang 20, mit dem Vermögensaufbau beginnt, hat es später einfacher. Dann ist eine wesentlich frühere Rente manchmal eine realistische Option.

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Lese-Tipps:

3. Frugalistisch leben

Frugalisten haben zum Ziel, sich einen finanziellen freien Lebensstil aufzubauen. Dazu gehört auch eine frühe Rente. Um diesem Ziel nachzukommen, leben sie so minimalistisch wie möglich. Sie verzichten auf große Konsumausgaben und schränken sich im Alltag materiell oft ein. Schon in jüngeren Jahren soll es so gelingen, bewusst zu leben, ohne das Leben der Arbeit zu widmen.

Ein solcher Lifestyle ist aber nicht immer einfach umzusetzen, zum Beispiel, wenn Kinder geplant sind. Zudem ist es nicht möglich, frugalistisch zu leben und sich eine Zukunft damit aufzubauen, wenn das aktuelle Einkommen gering ausfällt. Ein Job mit höherem Einkommen dient eher als Absicherung, um so schnell wie möglich unabhängig zu werden.

Zusatztipp: Finanzielle Rücklagen für unerwartete Ausgaben

Bevor du in die Frührente gehst, solltest du – unabhängig vom Modell – dafür sorgen, einen Notfallgroschen zu haben. Dabei kann es sich im besten Fall um mehrere Monatsgehälter handelt, die du zurücklegen solltest, um dich für den Fall der Fälle zu wappnen. Denn für Ernstfälle sorgst du vor, falls es zu finanziellen Engpässen kommt, wenn wir keinen Job mehr haben oder weniger arbeiten, um eine frühe Rente genießen zu können.

Bild: skynesher/skynesher

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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