Authentizität hat ein gutes Image. Wer sich selbst treu bleibt, ist integer, glaubwürdig, vielleicht sogar ein bisschen charismatisch. Studien zeigen: Wer sich im Job als authentisch empfindet, fühlt sich meist wohler, zufriedener, manchmal auch leistungsfähiger.
Klar, dass viele Unternehmen genau das wollen. Mitarbeitende, die sich echt zeigen. Ein Rezept für mehr Engagement und Kreativität – zumindest auf den ersten Blick.
Authentisch ja, ungefiltert besser nicht
Doch so einfach ist es nicht. Eine Studie zeigt: Rund 72 % der Befragten geben an, im Job authentisch zu sein – und 75 % wünschen sich das auch von ihren Kollegen. Gleichzeitig zeigt sich aber: Authentizität wirkt nur dann positiv, wenn die eigenen Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen. Wenn nicht, kracht’s. Konflikte häufen sich, die Leistung leidet.
Eine zweite Studie bestätigt genau das. Authentisches Verhalten funktioniert gut, wenn man sich mit dem Arbeitsumfeld identifiziert. Dann fühlt man sich ähnlich, wird verstanden, kommt an. Wer aber ohnehin das Gefühl hat, nicht reinzupassen, stößt mit „seinem wahren Ich“ oft noch mehr an.
Kurz gesagt: Ob Authentizität zusammenschweißt oder trennt, hängt davon ab, wie gut du zum Umfeld passt. „Sei du selbst“ ist im Job also kein Universalschlüssel, sondern funktioniert nur, wenn dein echtes Ich auf echtes Verständnis trifft.
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„Mit Herz auf der Zunge“ kann problematisch werden
Im Beruf weiterzukommen, hat oft weniger mit Selbstausdruck zu tun als mit Selbstbeherrschung. Wer seine Wirkung kennt, gezielt auftritt und sich in andere hineinversetzen kann, hat im Arbeitsleben meist die besseren Karten als jemand, der einfach nur „echt“ sein will.
Das heißt nicht, dass man sich verstellen muss. Aber eben auch nicht, dass jedes Gefühl sofort raus darf. Nicht alles, was einem auf den Lippen liegt, gehört ausgesprochen. Nicht jede Emotion ins Teammeeting. Nicht jede Laune ins Büro. Wer „mit Herz auf der Zunge“ durch den Alltag geht, meint es vielleicht ehrlich, kann aber anderen schnell auf die Nerven gehen oder für Spannungen sorgen.
Anpassungsfähigkeit ist ein Karrierefaktor
Wer sich im Job immer nur auf „So bin ich eben“ verlässt, steht sich oft selbst im Weg. Denn echtes Wachstum entsteht nicht, wenn man in seiner Komfortzone verharrt, sondern durch Veränderung. Klar, das kostet Kraft. Sich zu hinterfragen, Neues zu lernen, Kritik auszuhalten – das ist selten angenehm. Aber genau da passiert Entwicklung. Auch auf der Karriereleiter.
Und was, wenn das eigene Ich so gar nicht ins Unternehmen passt? Dann lohnt es sich vielleicht, weiterzuziehen – dorthin, wo man nicht ständig gegen Widerstände anrennen muss.






