Während der Pandemie ging es für Beschäftigte ins Homeoffice. Eine Microsoft-Studie klärt nun auf, welcher spezieller Grund junge Leute wieder ins Büro holt.

In den letzten Monaten war die „Great Resignation“ in aller Munde. Jetzt spricht man vom „Great Return“: Mitarbeiter:innen sollen wieder ins Büro gelockt werden. Doch viele haben begonnen, ihre Jobs zu kündigen, sich nach Alternativen umzuschauen – oder einfach im Homeoffice zu verbleiben. Das bestätigt eine unter dem Titel „Hopes and Fears 2022“ veröffentlichte Arbeitsmarktstudie von PwC. Von den Beschäftigten, die aktuell noch im Homeoffice sind, wünschen sich bescheidene 5 Prozent eine Rückkehr ins Büro.

Etwa ein Viertel der Deutschen hat im Pandemiejahr 2021gelegentlich von Zuhause aus gearbeitet. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sollen etwa 10 Prozent der Erwerbstätigen dauerhaft das heimische Büro genutzt haben. Hierzulande ist es laut Destatis ein Rekord.

Vor allem jungen Fachkräften mit viel Potenzial müssen Arbeitgeber:innen die Arbeit im Büro wieder schmackhaft machen, um ihren eigenen Zielen wieder näherkommen zu können. Das ist zum Beispiel der Aufbau einer Unternehmenskultur, die Teamarbeit mit „echten“ Menschen. Aber auch das Gefühl der Kontrolle, um sich als Führungskraft selbst zu beruhigen, spielt eine Rolle – denn im Homeoffice sind Mitarbeiter:innen nicht immer greifbar.

In Anbetracht der Forderungen der jüngeren Generationen, die dafür bekannt sind, Werte wie Selbstbestimmung, Flexibilität und Freiheit zu leben, ist es kein einfaches Unterfangen. Eine kürzlich erschienene Microsoft-Studie will aber herausgefunden haben, worauf es beim Zurückholen der Gen Z und den Millennials im Büro ankommt.

Microsoft-Studie: Auf soziale Verbindungen kommt es an

Nach den Ergebnissen der aktuellen Microsoft-Studie, welche sich unter anderem mit hybriden Arbeitsbedingungen beschäftigt, sollen jüngere Umfrageteilnehmer:innen großen Wert auf soziale Verbindungen legen. Demnach seien ihnen „Arbeitsfreunde“ wichtig.

Gen Z kämen gerne ins Büro, um – neben der eigentlichen Arbeit – Freundschaften mit Kollegen zu pflegen und das soziale Miteinander, wenn man es so will, zu zelebrieren. Ob dieses Phänomen ein grundsätzliches Phänomen der jüngeren Generationen ist, oder ob die Pandemie ihren wesentlichen Teil dazu beigetragen hat, steht offen. Es könnte eine Mischung sein. Die Sehnsucht nach dem „Normalen“, nach den Verbindungen und dem Zusammenkommen nach einer harten Krise, in der Isolation omnipräsent war, ist nachvollziehbar.

Gerade in Krisenzeiten sind soziale Kontakte eine Art Pflaster

Die junge Generation macht, wenn es um soziale Interaktionen geht, alles richtig. Denn: Dass Einsamkeit und Isolation ernste Folgen haben können, ist längst erwiesen – sowohl auf psychischer als auch auf körperlicher Ebene. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die berühmte Studie aus den 1940ern von US-Psychoanalytiker und Forschers René Spitz: In einem Experiment im Rahmen seiner Säuglings- und Kindheitsforschung sollen einsame Kinder ohne physische Nähe und soziale Interaktion besonders gelitten haben. Einige verstarben.

Es ist ein Extrembeispiel, welches die Folgen der Krise verdeutlicht. Die soziale Abschottung hat jedoch dazu geführt, dass der Wunsch in vielen wächst, die Nähe zu anderen zu suchen. Während diese in der Pandemie vor allem eine Art Trostpflaster war, ist sie für junge Menschen ein fester Bestandteil ihres Lebens.

Arbeitgeber:innen können diese Erkenntnisse für sich nutzen

Um die Arbeit im Büro für die jungen Beschäftigten und Fachkräfte möglichst attraktiv zu gestalten, gilt deshalb vor allem, ihren Wünschen und Sehnsüchten zu begegnen. Sie zu verstehen und dann zu reagieren. Das soziale Miteinander muss zum festen Bestandteil der Arbeitskultur werden. Wie kann das gelingen?

Das richtige Stichwort: „Arbeitsplatzerlebnisse“. Sie sind dazu da, um die emotionale Bindung zwischen Teamkolleg:innen, aber auch zwischen Beschäftigten und generell ihrem Arbeitsplatz zu unterstützen. Früher solche Erlebnisse kaum existent – denn im Fokus stand, den Job zu erledigen.

In der modernen Arbeitswelt mit hybriden Arbeitszeitmodellen, fordernden Arbeitnehmer:innen und hochqualifizierten Fachkräften sind die Beschäftigten der größte Wettbewerbsvorteil und das größte Potenzial eines jeden Unternehmens. Deshalb ist die „Work Experience“ umso bedeutender für Gen Z und für die Millennials. Das ist kein Geheimnis. Weil der „Mensch“ im Vordergrund steht, braucht es etwas, was eben diesen Menschen berührt, um ihn zu begeistern.

Wenn Arbeitgeber:innen es schaffen, der Arbeit einen emotionalen Wert zu verleihen und Beschäftigte emotional zu binden, sind sie einen bedeutenden Schritt weiter. Arbeitsplatzerlebnisse mit Fokus auf soziale Verbindungen können der richtige Weg sein.

Einige Beispiele, um geeignete Arbeitsplatzerlebnisse zu schaffen:

1. Interaktive Arbeitsplätze schaffen

Hast du schon einmal konkret über die Raumaufteilung, die Art der Büronutzung und über konkrete Hindernisse am Arbeitsplatz, welcher einer Kommunikation mit anderen im Weg stehen, nachgedacht? Eine moderne Raumgestaltung ermöglicht es Beschäftigten, an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander zu kommunizieren und die soziale Bindung zu stärken. Dazu gehören zum Beispiel nicht nur Sitzplätze, sondern auch Steharbeitsplätze. Klar: Großraumbüros gefallen nicht jedem.

Die gute Nachricht: Wer Arbeitnehmer:innen aktiv bei der Umsetzung eines neuen Gestaltungskonzeptes beteiligt, hat gute Chancen, diese fürs Büro zu begeistern. Es wird zu einem Ort der Arbeit, aber auch zu einem, an dem man Arbeitsfreunde trifft.

2. Gesellig Essen und Kochen

Dass Essen verbindet, werden die wenigsten Menschen bestreiten. Gutes Essen wird mit Genuss und Geselligkeit assoziiert. Gute Assoziationen, die noch nützlicher für Unternehmen sein könnten, wenn diese mit der eigenen Firma verbunden werden.

Es bedeutet aber nicht einfach, ein gemeinsames Mittagessen in der Kantine einzunehmen. Wie wäre es mit einer aktiven Beteiligung der Mitarbeiter:innen? Einem lockeren Kochkurs in geselliger Runde? Ob frisch kochen, gemeinsam bestellen oder ein Buffet arrangieren, zu dem jeder etwas beiträgt: Das „Gemeinsame“ steht im Vordergrund – und es erfüllt das Bedürfnis junger Menschen, die diesen Wert leben.

3. Komfort bieten

Gemeinsame Räume und Zeiten zum Zurückziehen und Erholen oder um sich mit anderen austauschen zu können – das ist der Komfort, den viele Menschen bei sich in den eigenen vier Wänden (im Homeoffice) genießen. Arbeitgeber:innen sollten sich heute bewusst dafür einsetzen, komfortable Plätze zu schaffen, die Pausen zum Erlebnis für Beschäftigte machen. Es sollten Orte sein, auf die man sich schon morgens beim Zähneputzen freut.

Hybrides Arbeiten und soziale Verbindungen: Die moderne Kombi der modernen Arbeitswelt

Es ist das soziale Miteinander, das bei Gen Z Begeisterung auslöst und auch die Millennials zurück ins eigentliche Boot – dem Büro – holen könnte. Vor allem nach Corona. Unternehmen sollten jedoch eine Sache bedenken: Die stärksten Arbeitsplatzerlebnisse bringen nur wenig, wenn Arbeitgeber:innen „Homeoffice“, also das hybride Arbeiten, um jeden Preis verhindern wollen.

Vielmehr geht es darum, zu akzeptieren, dass es mehrere Boote gibt: im Büro und in den eigenen vier Wänden. Manchmal im Café oder auch im Zug. Hybrides Arbeiten ist das „New Normal“. Weil es so ist, bleibt der klassische Arbeitsplatz für junge Leute nicht das, was es früher einmal war. Er wird zum Ort der Begegnung für Beschäftigte, die für eine kurze Weile dort verweilen. Und dieses kurze Verweilen können Arbeitgeber:innen mit den richtigen Maßnahmen zu einem echten Erlebnis machen.

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