Gehalt, Aufgaben, Kollegen – alles passt. Nur der Vorgesetzte nicht. Ein Chef, der kontrolliert statt führt, demotiviert statt inspiriert, erschwert den Alltag selbst im Traumjob. Was also tun, wenn die Arbeit stimmt, aber die Führung einem den Tag versaut?

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Wenn die Führungskraft zum Problem wird

Du fühlst dich im Job eigentlich wohl, bis dein Chef den Raum betritt. Ein Satz, ein Blick, eine Geste – und deine innere Ruhe ist weg. So sieht Alltag aus, wenn das Führungsverhältnis zu den Mitarbeitenden nicht stimmt. Und selbst der beste Job kann das auf Dauer nicht auffangen.

Dabei entscheidet die direkte Führungskraft maßgeblich über Motivation, Bindung und psychisches Wohlbefinden. Besonders paradox: Je attraktiver der Job ist, desto länger halten viele durch, obwohl sie merklich leiden.

Warum wir bei toxischer Führung trotzdem bleiben

Eigentlich wissen wir, dass etwas nicht stimmt. Wir spüren es, wenn wir vor dem Büro stehen und durchatmen müssen, bevor wir die Tür öffnen. Wir spüren es in Meetings, wenn wir uns nicht trauen, Ideen zu äußern – aus Angst vor einem herablassenden Kommentar. Und wir spüren es abends, wenn wir im Kopf längst frei sein wollen, aber uns noch über diese eine Szene ärgern.

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Trotzdem bleiben viele. Weil das Team passt. Weil die Aufgaben eigentlich spannend sind. Weil der Job sicher ist und die Alternative unsicher.

Man hält belastende Situationen aus, wenn gleichzeitig das Gefühl besteht, dass vieles andere funktioniert. Man bleibt, nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst vor Veränderung.

Gedanken zwischen Aushalten und Aussteigen

Wer unter schlechter Führung leidet, will oft nur eins: dass es besser wird, ohne gleich alles aufgeben zu müssen. Doch genau das macht die Situation so komplex. Denn während der Chef bleibt, muss man selbst einen Weg finden, nicht unterzugehen.

Manche versuchen es mit innerer Distanz. Sie trennen Job und Persönlichkeit strikt voneinander, vermeiden unnötigen Kontakt, kommunizieren weniger – und schützen sich damit vor weiteren Verletzungen. Das funktioniert manchmal überraschend gut. Aber es ist ein Balanceakt. Zu viel Rückzug kann isolieren, zu wenig Abgrenzung macht verletzlich.

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Andere entscheiden sich, das Gespräch zu suchen. Nicht aus Trotz, sondern weil sie etwas verändern wollen. Wenn das gelingt – ruhig, sachlich, auf Augenhöhe – kann das überraschend viel bewegen. Entscheidend ist jedoch, wie man so ein Gespräch führt: nicht zwischen Tür und Angel, sondern in einem vereinbarten Rahmen. Nicht mit Vorwürfen, sondern mit konkreten Beispielen. Und nicht in der Du-Perspektive, sondern aus Sicht der eigenen Wahrnehmung: „Ich habe mich in der Besprechung unterbrochen gefühlt“ wirkt anders als „Sie lassen mich nie ausreden“.

Voraussetzung bleibt allerdings, dass das Gegenüber überhaupt bereit ist zuzuhören. Denn nicht jeder Chef ist kritikfähig – und nicht jede Rückmeldung wird als Einladung zur Verbesserung verstanden.

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Und dann gibt es noch den Weg dazwischen: bleiben, sich aber innerlich neu sortieren. Vielleicht gibt es andere Teams im Unternehmen. Andere Führungskräfte. Oder zumindest interne Optionen, um die Situation langfristig zu verbessern. Wer sich vorsichtig umsieht, wer mit Kollegen spricht oder diskret das Gespräch mit der Personalabteilung sucht, hat manchmal mehr Spielraum, als es auf den ersten Blick scheint.

Am Ende geht es um Selbstschutz. Um die Entscheidung, ob man bleibt, weil man hofft und daran arbeitet, dass es besser wird – oder nur, weil man resigniert hat. Und das ist ein Unterschied, den man jeden Tag spürt.

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Schon gewusst: Dass schlechte Führung für viele Beschäftigte ein echter Trennungsgrund ist, zeigt auch die aktuelle Randstad Employer Brand Research 2025: 20 Prozent der befragten Arbeitnehmenden in Deutschland würden wegen schlechter Führung ihren Arbeitgeber verlassen. Nicht wegen des Jobs, nicht wegen der Aufgaben, sondern wegen der Person an der Spitze.

Warum Unternehmen sich schlechte Führung nicht mehr leisten können

Fachkräftemangel, hohe Fluktuation, wachsende Burn-out-Zahlen – viele Unternehmen geben sich überrascht. Sie schrauben an Gehältern, bieten Homeoffice und werfen mit dem ein oder andren Benefit umsich. Und übersehen dabei den Faktor, der für die meisten Kündigungen entscheidend ist: Führung.

Trotzdem werden Führungskräfte in vielen Unternehmen immer noch nach fachlicher Leistung befördert, nicht nach Führungsqualität. Wer Projekte zuvor am besten rockt, wird Teamleiter. Wer Ergebnisse liefert, bekommt Personalverantwortung. Ob diese Menschen überhaupt führen wollen – geschweige denn können – wird kaum hinterfragt.

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Dabei ist Führung längst keine Frage von Status oder Autorität mehr, sondern von Beziehungskompetenz. Wer das nicht versteht, wird seine besten Leute verlieren, nicht nur an die Konkurrenz, sondern zuvor an die innere Kündigung.

Ein schlechter Chef macht aus einem guten Job eine Belastung. Nicht von heute auf morgen, aber Stück für Stück. Und irgendwann reicht es einfach nicht mehr, dass das Gehalt stimmt, die Aufgaben spannend sind und die Kollegen dufte.

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