Heute Büro. Morgen auch. Oder vielleicht doch von zu Hause aus? Nur: offiziell ist das nicht erlaubt. Das nennt sich Hushed Hybrid – das Remote-Modell, das viele deutsche Angestellte insgeheim praktizieren.
Was ist heimliches Homeoffice?
Heimliches Homeoffice meint: Mitarbeitende arbeiten mehr Tage von zu Hause aus, als es die offiziellen Regeln ihres Unternehmens erlauben. Möglich machen das inoffizielle Absprachen mit Vorgesetzten oder die bewusste Planung privater Verpflichtungen wie z. B. Handwerker- oder andere Termine auf Präsenztage.
Wie verbreitet ist das Phänomen?
Laut einer aktuellen Umfrage von Indeed unter 1.000 Berufstätigen mit mindestens einem Homeoffice-Tag pro Woche trickst jeder Vierte die offiziellen Regeln aus – mit Duldung des Chefs. Und mehr als die Hälfte legt sich private Verpflichtungen bewusst auf Präsenztage, um zu Hause arbeiten zu können.
Die Krönung: Über 57 Prozent sind mit den aktuellen Homeoffice-Regeln unzufrieden. Wer sich seine Arbeitstage frei einteilen darf, ist deutlich glücklicher. Zufall? Wohl kaum.
Warum tricksen Arbeitnehmer?
Weil sie können. Und weil sie wollen. Denn Flexibilität ist der wahre Bonus der modernen Arbeitswelt – nicht der Kickertisch oder der viel zitierte Obstkorb. Über 40 Prozent würden für mehr Homeoffice sogar Gehaltseinbußen akzeptieren.
Und: Die Kontrollen sind lax. Nur da, wo es festgelegte Bürotage gibt, wird genau hingeschaut. Ansonsten verlässt man sich auf Vertrauen – oder lässt fünfe gerade sein.
Mögliche Alltagstricks und stille Deals
- Montag Handwerker? Na, dann eben Homeoffice.
- Dienstag familiärer Termin? Büro geht auch am Mittwoch wieder.
- Chef gut gelaunt? Vielleicht lässt sich noch ein Extratag rausholen.
Das klingt nach Rebellion, ist aber oft gelebter Pragmatismus. Denn viele Chefs wissen heutzutage: Wenn die Leistung stimmt, ist der Arbeitsort zweitrangig. Und so entsteht eine Grauzone voller inoffizieller Deals.
Warum ist das ein Problem?
Weil Regeln nur dann funktionieren, wenn sie eingehalten werden. Wenn aber ein Großteil der Belegschaft die Vorgaben kreativ umgeht und Vorgesetzte das sogar noch still dulden – verliert jede Policy an Glaubwürdigkeit. Die Folge? Vertrauensverlust, Missgunst untereinander im Team, schleichende Erosion der Unternehmenskultur.
Hinzu kommt ein Aspekt, der besonders für ambitionierte Mitarbeitende problematisch ist: Wer regelmäßig im Homeoffice arbeitet, wird seltener befördert – selbst bei vergleichbarer oder besserer Leistung. Das zeigt eine Studie des Stanford-Ökonomen Nicholas Bloom. Demnach werden Remote-Mitarbeitende rund 50 Prozent seltener befördert als ihre Kollegen im Büro. Gründe dafür: fehlende Sichtbarkeit, eingeschränkter Zugang zu Informationen und selteneres Feedback durch Vorgesetzte.
Für karrierebewusste Mitarbeitende kann zu viel Homeoffice somit zur Falle werden – und für Unternehmen zum Risiko, ihre Leistungsträger ungewollt auszubremsen.
Homeoffice-Flexibilität: Vorteil für Recruiting und Bindung
Durch den anhaltenden Fachkräftemangel und steigenden Wettbewerbsdruck wird Flexibilität zur strategischen Ressource. Wer Remote Work nachvollziehbar und verbindlich regelt, sichert sich Vorteile – bei der Suche nach qualifizierten Kräften ebenso wie bei der Bindung des bestehenden Personals. Vertrauen und Planbarkeit zahlen sich dabei doppelt aus.
Dass Beschäftigte vermehrt kreative Wege nutzen, um mehr Zeit im Homeoffice zu verbringen, ist Ausdruck einer Arbeitskultur, die sich immer mehr an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientiert. Wer als Arbeitgeber immer noch auf starre Präsenzvorgaben beharrt, verkennt diese Entwicklung – und läuft Gefahr, seine Mitarbeitenden über kurz oder lang zu verlieren.
Klüger wäre es demnach, die Realität anzuerkennen und flexible Arbeitsmodelle nicht nur zu dulden, sondern aktiv zu gestalten.