Die Jobsuche scheint heute so einfach wie Online-Shopping: ein paar Klicks auf dem Karriereportal, Lebenslauf hochladen, absenden – fertig. Wer möglichst viele Bewerbungen verschickt, steigert automatisch seine Chancen, glaubt man. Doch dieser Ansatz greift zu kurz. Entscheidend ist am Ende nicht die Anzahl der verschickten Bewerbungsunterlagen, sondern die Zahl der Gespräche, die daraus entstehen. Und genau hier zeigt sich, woran viele scheitern: beim Netzwerken.
Der soziale Teil der Jobsuche
Die meisten Bewerberinnen und Bewerber konzentrieren sich auf Lebenslauf, Anschreiben und Online-Profile. Dabei vergessen viele, dass Jobsuche viel mehr ist als eine digitale Transaktion – sie ist ein sozialer Prozess. Chancen entstehen dort, wo echte Gespräche stattfinden.
Denn während Algorithmen Bewerbungen vorsortieren und KI-generierte Anschreiben zum Standard werden, wächst in vielen Unternehmen die Unsicherheit: Wie aussagekräftig sind Bewerbungen überhaupt noch, wenn sie von Maschinen optimiert und in Massen verschickt werden? Oft sind es am Ende Empfehlungen und persönliche Kontakte, auf die sich Personalverantwortliche verlassen. Wer über das Netzwerk ins Unternehmen kommt, hat nicht nur bessere Chancen auf ein Vorstellungsgespräch, sondern auch darauf, als potenzielle Jobkandidat wahrgenommen zu werden.
Der erste Schritt aus der Komfortzone
Viele Menschen empfinden Netzwerken als unangenehm. Es wirkt aufdringlich oder künstlich, besonders wenn man niemanden in der Wunschfirma kennt. Doch es geht nicht nur darum, sich bestmöglich zu verkaufen, sondern darum, ehrlich ins Gespräch zu kommen.
Der Weg dorthin ist oft einfacher als gedacht: Statt sich auf möglichst viele Stellen zu bewerben, lohnt es sich, gezielt einige wenige Arbeitgeber auszuwählen, die wirklich interessant erscheinen. Dort kann man den Kontakt zu Menschen suchen, die einen Einblick geben können – sei es jemand aus der Personalabteilung, eine mögliche künftige Kollegin oder jemand aus dem Führungsteam.
Eine kurze, persönliche Nachricht z. B. über Xing und Linkedin genügt oft schon. Darin kann man sich vorstellen, die eigene Motivation schildern und fragen, ob es die Möglichkeit für ein kurzes Gespräch gibt – vielleicht bei einem Kaffee oder virtuell.
Worum es beim Netzwerken wirklich geht
Solche Gespräche helfen nicht nur dabei, die eigenen Chancen zu erhöhen. Sie bieten vor allem die Möglichkeit, herauszufinden, ob ein Job überhaupt zu den eigenen Vorstellungen und Werten passt. Besonders aufschlussreich ist es, wenn man Menschen fragt, was sie einem an der Position oder im Unternehmen ehrlich nicht empfehlen würden. Wo liegen die Schwierigkeiten? Welche Aspekte könnten mit den eigenen Werten oder Vorstellungen kollidieren?
Wer regelmäßig solche Gespräche führt, lernt schnell dazu – nicht nur über Firmen und Branchen, sondern auch über sich selbst. Denn oft zeigt sich erst im Austausch mit anderen, was man wirklich sucht und was man vermeiden möchte.
Durch Netzwerken zum passenden Job
Je mehr die Jobsuche von digitalen Prozessen bestimmt wird, desto wichtiger wird der zwischenmenschliche Teil. Netzwerken sollte der Kern einer jeden erfolgreichen Suche darstellen. Es ersetzt nicht das formale Bewerbungsverfahren, aber es bereitet den Weg dafür – mit echten Kontakten, authentischen Einblicken und der Chance, einen Job zu finden, der wirklich passt. Vielleicht beginnt dieser Weg ja schon beim nächsten Kaffee.