Plötzlich wirken Mitarbeiter entspannter, freundlicher – oder sie sind ständig „beim Zahnarzt“. Wer genau hinsieht, erkennt: Diese Menschen sind geistig schon beim neuen Arbeitgeber. Doch viele Chefs merken es zu spät. Statt Gespräche gibt’s dann nur noch die Kündigung auf den Tisch.
Was sind typische Jobwechsel-Anzeichen?
Ein bevorstehender Jobwechsel fällt selten vom Himmel. Meist kündigt er sich an – durch ein feines Netz aus kleinen Verhaltensänderungen. Wer sie als Arbeitgeber deuten kann, gewinnt wertvolle Zeit. Wer nicht, steht bald mit offener Stelle da. Denn zwischen Smalltalk und Outlook-Termin schleicht sich der klammheimlich der Exit ein.
Warum sollte man auf Jobwechsel-Anzeichen achten?
Weil Wegsehen teuer wird. Jeder Weggang kostet Zeit, Know-how und Geld. Laut Studien machen 78 Prozent der Beschäftigten in Deutschland nur noch Dienst nach Vorschrift – und rund ein Drittel hat innerlich bereits gekündigt. Tickende Wechsel-Bomben im Unternehmen. Sie explodieren nicht sofort, sondern zünden langsam, aber sicher. Der vermeintlich plötzliche Abgang war in Wahrheit lange geplant. Nur hat man als Vorgesetzter oder Arbeitgeber die möglichen Anzeichen – besser gesagt: Warnsignale – schlicht zu lange ignoriert.
Diese 9 Jobwechsel-Anzeichen sollten Chefs kennen:
- Terminkollision mit „privaten Terminen“: Alle zwei Wochen plötzlich „Arzttermine“ um 10:30 Uhr? Klingt stark nach Vorstellungsgespräch mit Wartezimmer-Deckmantel.
- Xing- und LinkedIn-Profil im Hochglanzmodus: Neues Profilbild, aktualisierte Skills, plötzlich aktiv in Gruppen? Wer sich digital aufhübscht, will gesehen werden – von Headhuntern.
- Overdressed am Casual Friday: Während das Team im Hoodie erscheint, trägt er plötzlich Sakko? Keine Frage: da will jemand Eindruck machen, aber nicht mehr intern.
- Übertriebene Höflichkeit: Plötzlich bedankt sich der Dauernörgler für Kleinigkeiten. Wer weiß, dass bald Schluss ist, will in guter Erinnerung bleiben.
- Sinkendes Interesse an internen Projekten: Wichtige Workshops? Null Interesse. Zukunftsthemen? Schulterzucken. Wer innerlich gekündigt hat, investiert nicht mehr.
- Unerklärlicher Motivationsschub: Auffällig produktiv und hilfsbereit – wer im Abgang ist, will oft mit einem Knall gehen. Für den Lebenslauf, versteht sich.
- Networking im eigenen Unternehmen: Lunch mit Leuten aus anderen Abteilungen? Smalltalk mit HR? Das kann Loyalität sein – oder der Versuch, sich intern abzusichern, bevor man geht.
- Plötzlicher Urlaub vor Monatsende: Noch schnell Resturlaub abbauen, bevor die Kündigungsfrist startet? Klassisches Exit-Vorgeplänkel.
- Veränderte Körpersprache: Weniger Blickkontakt, knappe Antworten, abwesend im Kopf. Wer innerlich Tschüss gesagt hat, sendet auch nonverbal deutliche Zeichen.
Wichtig dabei: Kein einzelnes dieser Signale muss zwangsläufig bedeuten, dass jemand kurz vor dem Absprung steht. Aber die Kombination mehrerer Hinweise und deren plötzliche Häufung sollte Führungskräfte hellhörig machen.
Warum diese Anzeichen für Chefs ernst zu nehmen sind
Jobwechsel passieren selten über Nacht. Sie sind das Ergebnis von Frust, fehlender Perspektive – oder schlicht besseren Angeboten von attraktiveren Arbeitgebern. Wer die Vorzeichen ignoriert, verliert meist die Falschen – und muss sich mit denen arrangieren, die schon lange innerlich auf Standby stehen – die Low Performer, Kippenschubser und Büro-Bequemlinge.
Was Führungskräfte tun sollten, bevor es zu spät ist
Nicht jedes Anzeichen ist ein Grund zur Panik, aber ein guter Anlass zum Gespräch. Wer klug führt, spricht mit seinen Leuten, bevor sie sich verabschieden. Nicht in Form von Kontrollfragen, sondern mit ehrlichem Interesse:
- Wie geht es dir aktuell?
- Was müsste passieren, damit du dir vorstellen kannst, länger hier zu bleiben?
- Welche Aufgaben würdest du gerne häufiger oder seltener übernehmen?
- Hast du das Gefühl, dass dein Potenzial hier gesehen und genutzt wird?
Der größte Fehler ist, die Unzufriedenheit einzelner Mitarbeiter als Undankbarkeit zu werten. Meist steckt dahinter etwas anderes: Orientierungslosigkeit, fehlende Wertschätzung, ein stummes „Ich kann mehr als das“.
Führung bedeutet auch, auf diese Zwischentöne zu hören. Und dann zu handeln: Perspektiven aufzeigen. Entwicklung ermöglichen. Und auch die Fragen stellen, die sonst wohl kaum ein Chef stellt: „Was würde dich zu einem Wechsel bewegen?“ Wer das Gespräch sucht, kann Entscheidungen beeinflussen. Wer abwartet, wird informiert – per Kündigung.