Wir bleiben im Schnitt vier bis sieben Jahre an ein- und demselben Arbeitsplatz, bevor es uns weiterzieht. Selbst wenn du im Prinzip nichts mehr zu verlieren hättest, solltest du professionell und souverän Deinen Kündigungswunsch vortragen. Was es bei deiner Kündigung zu beachten gilt, erfährst du hier.

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1. Rechtliche Rahmenbedingungen einer Kündigung beachten

Hier bist du tatsächlich in der Pflicht, dich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten, aber auch an das Kleingedruckte deines Arbeitsvertrages. Dazu zählen:

  • Kündigungszeitpunkt und Kündigungsfrist
  • Beachtung eines möglichen Konkurrenzverbotes
  • Hinterlassen des Arbeitsplatzes und relevanter Unterlagen.

2. Geordneten Rückzug aus dem Unternehmen vorbereiten

Das bedeutet für dich: Bevor du die Bombe platzen lässt, überlege dir gut, welche Daten auf deinem PC und am Server nicht unbedingt jedem in die Hände fallen sollten. Manche Firmen lassen dir nach der Kündigung keine Möglichkeit mehr, deinen Arbeitsplatz ordentlich zu räumen und stellen dich mit sofortiger Wirkung frei. Ein wohldurchdachter, geordneter Rückzug sollte vor dem entscheidenden Kündigungsgespräch auf jeden Fall stattgefunden haben. Sei dabei so diskret wie möglich und verkneife dir geheimnisvolle Andeutungen. Mach dir notfalls eine Liste, was unbedingt erledigt sein sollte, falls du vorzeitig ausgetreten wirst.

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3. Hierarchien beachten – Tratsch und Klatsch vermeiden

In vielen Unternehmen gibt es mehrere Personen, die von einer Kündigung am besten von dir persönlich erfahren sollten. Dir selbst und einem möglichst reibungslosen Ausscheiden zuliebe solltest du bei der/dem Big Boss*in anfangen und dich dann nach unten arbeiten. Selbst wenn deine Kolleg*innen dir am Herzen liegen oder dir zumindest nicht am Allerwertesten vorbei gehen, sollten sie die letzten sein, denen du deine Entscheidung mitteilst. Warum? Nichts arbeitet bekanntlich schneller als die Gerüchteküche.

Lese-Tipp: Gerüchteküche: Wenn Klatsch und Tratsch Ihre Karriere versalzen

4. Wie viel Wahrheit ist zumutbar?

Viele frustrierte und enttäuschte Mitarbeiter*innen nutzen das Kündigungsgespräch, um ihrem angestauten Ärger gegenüber dem Arbeitgeber so richtig Luft zu machen. Das kannst du natürlich tun, wenn dir danach ist. Den Besuch beim Therapeuten kannst du dir dank kostenloser Psychohygiene dann sicher sparen. Beachte allerdings:

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Die Welt ist klein, die Arbeitswelt ist noch viel kleiner. Und: Man trifft sich im Leben immer (mindestens) zweimal.

Vor allem, wenn du in derselben Branche bleiben willst, ist ein geschmeidiger und formvollendeter Abgang die mit Abstand beste Wahl. Auch wenn es auf die Frage nach dem Warum so viele wunderbare Antworten gäbe, die direkt aus der Mördergrube deines Herzens kommen: Wie sehr willst du dir wirklich in die Karten schauen lassen? Im Prinzip aber kannst du dich für eine von drei Tschüss-Varianten entscheiden:

a) Größe statt Blöße

Neben der oben erwähnten Tatsache, dass sich ein schlechter Abgang negativ auf deine berufliche Zukunft auswirken kann, ist es vor allem eine Frage von innerer Größe, wie viel Information über die Beweggründe deiner Kündigung du preisgeben willst. Im Grunde genommen wäre es natürlich eine gute Gelegenheit, ein paar unschöne Tatsachen ohne Angst vor Konsequenzen auf den Tisch zu legen.

Aber: Was würde es dir persönlich bringen? Du bist nicht Superwoman oder Superman, die die Welt retten müssen. Mit folgenden Allgemeinplätzen wärst du jedenfalls aus dem Schneider, ohne einen Image-Schaden davonzutragen:

  • Mir bietet sich eine einmalige Gelegenheit, die ich unbedingt nutzen möchte.
  • Der Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung keimt schon länger in mir.
  • Eine neue berufliche Perspektive eröffnet sich mir, die ich nicht ungenutzt verstreichen lassen möchte.
  • Ich habe in diesem Unternehmen alles erreicht, was in meiner Position möglich war. Nun wird es für mich Zeit, den nächsten Schritt zu tun.

Wichtig: Wenn es dich keine allzu große Überwindung kostet, erwähne ein oder zwei Worte des Dankes für die Zeit, die du hier verbringen durftest. Im Grunde genommen müssten wir vor allem für die schlechten Erfahrungen dankbar sein, denn sie zeigen uns unseren Weg wesentlich deutlicher auf als die guten. Chef*innen mögen Dankbarkeit und das Gefühl, jemand schulde ihnen etwas. Das kann sich immerhin auch positiv auf dein Arbeitszeugnis auswirken. Für dich ist es jedenfalls ein Zeugnis wahrer Größe.

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b) Heute sage ich alles!

Das kann man natürlich machen, wird aber außer einem (verdammt) guten Gefühl nichts weiter bringen. Selbst für deine Kolleg*innen, die nach deinem Abgang noch weiter im Unternehmen ausharren müssen, kannst du mit offenen Worten nicht viel ausrichten. Die Wahrscheinlichkeit ist außerdem recht hoch, dass Chef*in A deine/n zukünftige/n Chef*in B entweder bereits kennt oder irgendwann treffen wird.

Wenn du wirklich, wirklich gar nicht anders kannst, bleib wenigstens höflich und nimm Abstand von Beleidigungen und persönlichen Übergriffen. Hier könnte dir im schlimmsten Fall noch eine Anzeige drohen, was mit Sicherheit nicht das Abschiedsgeschenk deiner Wahl ist. Die meisten Vorgesetzten sind ohnehin beratungsresistent und für Vorschläge und Tipps nicht empfänglich. Wenn du Perlen vor die Säue werfen willst, mach es. Es gäbe allerdings auch einen goldenen Mittelweg:

c) Schlagfertig: ja – Schlagabtausch: nein

Die Wahrheit kannst du natürlich auch charmant verpacken. Falls dein Gegenüber beleidigt reagiert und dir mit „So einen Job finden sie aber nie wieder“ droht, kannst du gerne mit „Genau das wäre mein Plan!“ kontern. Sei freundlich, aber erwähne auch ruhig, dass es sehr wohl gute Gründe gibt, um weiterzuziehen.

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#5 Wohin du gehen wirst, geht niemanden was an

Es besteht keinerlei gesetzliche Verpflichtung dazu, an deinem Noch-Arbeitsplatz mitzuteilen, wo du künftig tätig sein wirst. Es kann viele Vorteile haben, wenn du dich nicht allzu freigiebig mit Informationen zeigst. Berufe dich notfalls auf eine Verschwiegenheitsvereinbarung. Dass du diese vielleicht nur mit dir selbst getroffen hast, geht niemanden was an. Du ersparst dir dadurch viele missgünstige Kommentare, Horrorgeschichten vom neuen Job und möglicherweise einen Startnachteil vor Ort, falls jemand glaubt, sich einmischen zu müssen.

6. Der erste und der letzte Eindruck

Für beide gibt es keine zweite Chance. Überlege dir vorab gut, welchen Eindruck du als letzten hinterlassen möchtest. So wird man dich nämlich hauptsächlich in Erinnerung behalten. Auch du selbst profitierst von einem Abgang mit Stil. Ein lupenreines Happy End ist schließlich die beste Voraussetzung für einen gelungenen Neustart nach Deiner Kündigung. Und wer weiß, eventuell kehrst du irgendwann doch wieder zu deinem alten Arbeitgeber zurück.

Bildnachweis: pexels.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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