Knapp die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland hat es schon erlebt: Man startet motiviert in den neuen Job, doch bevor der erste Jahrestag gefeiert werden kann, ist alles vorbei. Die Gründe sind vielfältig. Oft liegt es an falschen Erwartungen, schlechter Führung oder einem Arbeitsumfeld, das nicht hält, was es verspricht.

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Die Probezeit ist keine Garantie für eine langfristige Zusammenarbeit. Im Gegenteil: Laut einer aktuellen XING-Studie sind gerade die ersten Monate entscheidend dafür, ob Mitarbeiter bleiben oder gehen. Doch woran liegt es, dass so viele Arbeitsverhältnisse scheitern – und wie kannst du erkennen, ob der Job wirklich zu dir passt?

Eine Probezeit voller Stolpersteine

Eine XING-Umfrage zeigt, dass die häufigsten Gründe für Kündigungen im ersten Jahr sind:

  • Zu niedriges Gehalt: 43 %
  • Schlechte Führung: 43 %
  • Schlechte Teamkultur: 34 %
  • Hoher Stress: 33 %

Diese Zahlen kratzen aber nur an der Oberfläche. Denn meist geht es nicht allein um Geld, Stress oder Hierarchien. Vielmehr entsteht das Gefühl, am falschen Ort zu sein. Wenn die Unternehmenskultur nicht passt oder Werte nicht gelebt werden, verliert selbst der Traumjob schnell seinen Glanz.

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Lese-Tipp: Perfekte Unternehmenskultur? Warum die Besten trotzdem gehen

Das Grundproblem: Arbeitgeber und Arbeitnehmer starten mit unterschiedlichen Erwartungen. Was im Bewerbungsgespräch noch perfekt klingt, entpuppt sich im Alltag oft als Illusion.

Von der Euphorie zur Ernüchterung – die häufigsten Stolpersteine

1. Ein überzogener Bewerbungsprozess

Bewerbungsgespräche sind häufig Verkaufsshows. Arbeitgeber zeigen sich von ihrer besten Seite und zeichnen ein Bild, das nicht immer der Realität entspricht. Benefits, flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice-Möglichkeiten werden hervorgehoben, Probleme im Team oder strukturelle Herausforderungen werden unter den Tisch gekehrt.

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Die Folge: Neue Mitarbeitende treffen auf eine Realität, die kaum etwas mit dem geschönten Bild gemein hat.

2. Führung, die versagt

Die ersten Monate sind Schlüsselmonate – vor allem, wenn es um Führung geht. Kein Wunder, dass 43 % der Kündigungen auf schlechte Vorgesetzte zurückgehen. Fehlendes Feedback, Überforderung und mangelnde Wertschätzung sind klassische Stolpersteine.

Die Konsequenz: Menschen verlassen nicht das Unternehmen, sondern ihre Führungskraft. Wenn eine Willkommenskultur fehlt oder Entwicklung keine Rolle spielt, sinkt die Motivation rapide.

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3. Eine toxische Teamkultur

Eine gesunde Teamkultur ist Grundvoraussetzung um im Job aufzublühen. Unausgesprochene Konflikte, Machtspielchen oder starre Hierarchien erschweren nicht nur die Zusammenarbeit, sondern isolieren neue Mitarbeiter.

Ergebnis: Jeder Dritte, der frühzeitig geht, fühlt sich im Team nicht willkommen.

4. Stress in der Probezeit

Die Erwartung, in der Probezeit fast schon übermenschliche Leistungen erbringen zu müssen, kennen viele. Neue Mitarbeiter wollen sich beweisen und geraten dabei schnell unter Druck. Wenn dann noch unrealistische Zielvorgaben und ständige Überstunden hinzukommen, ist der Burnout quasi vorprogrammiert.

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Was Unternehmen tun können, um Mitarbeiter zu halten

1. Authentizität im Bewerbungsprozess

Arbeitgeber sollten ein realistisches Bild vom Arbeitsalltag vermitteln. Dazu gehört auch, offen über Herausforderungen zu sprechen. Authentizität beugt Enttäuschungen vor.

2. Eine starke Einarbeitungsphase

Ein strukturierter Einstieg entscheidet über Bleiben oder Gehen. Regelmäßiges Feedback, klare Ziele und ein guter Einarbeitungsplan schaffen Sicherheit. Führungskräfte und HR-Teams profitieren von einem durchdachten Konzept. Tipp: Unser Onboarding-Guide zeigt, wie neue Mitarbeitende in den ersten 101 Tagen begeistert, gebunden und erfolgreich integriert werden.

3. Teamzusammenhalt fördern

Teamgeist entsteht nicht von allein. Unternehmen müssen aktiv daran arbeiten, dass sich neue Mitarbeitende schnell integriert fühlen. Dazu gehören nicht nur gemeinsame Mittagessen oder Teamevents, sondern auch strukturierte Patenschaften, in denen erfahrene Kollegen als feste Ansprechpersonen fungieren. Regelmäßige Check-ins, etwa in Form von wöchentlichen 1:1-Gesprächen, bieten Raum für Fragen, Feedback und Orientierung. Eine offene Kommunikation auf Augenhöhe – auch über Fehler oder Unsicherheiten – schafft Vertrauen und verhindert, dass sich neue Teammitglieder isoliert oder übersehen fühlen.

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4. Stress vorbeugen

Klare Grenzen, realistische Ziele und echte Work-Life-Balance: Unternehmen müssen Überforderung aktiv entgegenwirken – gerade in der Probezeit. Dazu gehört zum Beispiel, dass neue Mitarbeitende nicht gleich zu Beginn mit Vollgas durchstarten müssen. Stattdessen sollte die Einarbeitungsphase ausreichend Zeit für Orientierung, Schulung und Fragen bieten. Aufgaben sollten klar priorisiert und kommuniziert werden, um Überforderung zu vermeiden. Regelmäßige Gespräche über Arbeitsbelastung und Wohlbefinden helfen, Stressfaktoren frühzeitig zu erkennen.

Und: Führungskräfte sollten nicht nur Work-Life-Balance predigen, sondern aktiv vorleben, etwa durch pünktliches Feierabendmachen.

Schon gewusst? Eine Kündigung kann richtig teuer werden. Personalexperten beziffern die durchschnittlichen Fluktuationskosten auf rund 43.000 Euro pro Mitarbeitendem. 

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Wie du als Bewerber die richtigen Fragen stellst

Auch Bewerbende tragen Verantwortung für einen gelungenen Start. Mit den richtigen Fragen findest du heraus, was dich erwartet:

  • „Wie läuft die Einarbeitung ab?“ Ein klarer Prozess zeigt Wertschätzung.
  • „Welche Herausforderungen erwarten mich in den ersten sechs Monaten?“ So bekommst du ein realistisches Bild.
  • „Wie ist das Team aufgestellt?“ Lass dir Beispiele für Zusammenarbeit und Erfolge nennen.

Die Probezeit ist ein Test – für beide Seiten

Die ersten Monate im neuen Job sind entscheidend. Hier zeigt sich, ob die Chemie stimmt, die Werte passen und das Versprochene gehalten wird.

Die Zahlen der XING-Studie sollten ein Weckruf sein: Wer in gute Führung, klare Kommunikation und eine gesunde Kultur investiert, bindet nicht nur Mitarbeitende – sondern hebt auch ihr Potenzial.

Für Bewerber gilt: Nutze die Probezeit, um das Unternehmen genauso zu prüfen wie dich selbst. Deine Zufriedenheit ist es wert.

 

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