„Unternehmenskultur“ – ein Begriff, der oft verwendet, aber selten wirklich verstanden wird. Kultur ist keine abstrakte Idee, sie ist gelebter Alltag. Sie zeigt sich in jedem Meeting, jeder E-Mail und jeder noch so kleinen Entscheidung. Und was du als Führungskraft vorlebst, wird für dein Team zur Norm.

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  • Arbeitest du bis spät in die Nacht? Dein Team wird das als Signal verstehen, dass Überstunden dazugehören.
  • Begegnest du Fehlern mit Vorwürfen? Dein Team wird sich innerlich zurückziehen – und schweigen.
  • Betreibst du Mikromanagement? Dann wird dein Team schnell aufhören, eigene Entscheidungen zu treffen – und eher passiv agieren.

Führung ist also keine Frage der Worte, sondern der Taten.

Die besten Führungsgrundsätze verlieren ihre Wirkung, wenn sie nicht konsequent gelebt werden. Fred Eichwald

Warum dein Team dir gnadenlos auf die Finger schaut

Die Sozialkognitive Lerntheorie von Albert Bandura zeigt, warum dein Verhalten so entscheidend ist. Menschen lernen nicht nur durch Anweisungen, sondern vor allem durch Beobachtung – ein Mechanismus, den wir schon als Kinder verinnerlichen, wenn wir das Verhalten unserer Eltern nachahmen. Dein Team macht es genauso: Es schaut dir buchstäblich „auf die Finger“ – und zwar in jeder Situation.

  1. Wie reagierst du auf Druck? Zerbrichst du in Krisensituationen, wirst du hektisch und laut, oder bewahrst du Ruhe und sorgst für Stabilität?
  2. Wie gehst du Kritik um? Lässt du Raum für andere Meinungen, oder bleibst du stur und verteidigst deine Sichtweise?
  3. Wie gehst du mit Erfolg um? Teilst du die Anerkennung mit deinem Team, oder heimst du die Lorbeeren allein ein?

Diese Verhaltensweisen prägen nicht nur die Stimmung, sondern wirken sich auch direkt auf die Leistung des Teams. Wenn du Authentizität, Resilienz und Wertschätzung vorlebst, stärkst du nicht nur deine eigene Position, sondern auch die Fähigkeit deines Teams, Herausforderungen zu meistern.

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Wenn Führung zur Schwachstelle wird

Eine Metaanalyse von Zenger und Folkman (2016) zeigt, dass die Eigenschaften einer Führungskraft maßgeblich mit der Leistung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden zusammenhängen. Doch viele Führungskräfte unterschätzen, wie sehr ihr Verhalten die Teamdynamik prägt. Statt die eigene Rolle kritisch zu hinterfragen, greifen sie auf typische Ausreden zurück. Drei häufige Fehlannahmen – und warum sie nicht stimmen:

1. „Was ich sage, wird gemacht.“

Nein, es zählt, was du tust. Worte allein sind wirkungslos, wenn sie nicht durch dein Handeln untermauert werden. Dein Team orientiert sich an deinem Verhalten, nicht an deinen Aussagen.

2. „Was kann ich allein schon ausrichten?“

Genau deshalb ist dein Verhalten so entscheidend. Dein Team beobachtet und übernimmt, was du vorlebst – ob bewusst oder unbewusst.

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3. „Mein Team trägt doch auch Verantwortung für das Arbeitsklima.“

Stimmt, aber als Führungskraft gibst du die Richtung vor. Du schaffst den Rahmen, in dem Kultur entsteht, und dein Verhalten setzt den Ton. Kultur ist ein Zusammenspiel, doch der Takt kommt von dir.

Ein Beispiel: In einem Team wurde regelmäßig über mangelnde Innovationskraft und fehlende Entscheidungsfreiheit geklagt. Doch die Führungskraft war dafür bekannt, riskante, aber potenziell erfolgversprechende Ideen sofort im Keim zu ersticken und konservative Entscheidungen zu bevorzugen. Die Folge? Das Team passte sich an, vermied Risiken und gab innovative Ansätze nach und nach auf. Was blieb, war Dienst nach Vorschrift – mit den entsprechenden Ergebnissen. Ob es diese Firma heute noch gibt? Was denkst du?

Was tun, wenn das Spiegelbild unangenehm ist?

Wenn dein Team Verhaltensweisen zeigt, die dir nicht gefallen, liegt der Ball bei dir. Veränderungen beginnen immer bei der Führungskraft. Hier sind Strategien, die langfristig wirken können:

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  1. Reflexion: Hinterfrage deine Routinen und Gewohnheiten. Fordere ehrliches Feedback ein – und zwar nicht nur von deinen direkten Mitarbeitenden, sondern auch von Kunden.
  2. Konsistenz: Werte sind nur dann glaubwürdig, wenn sie gelebt werden. Fang bei kleinen Dingen an: Pünktlichkeit, klare Kommunikation, verlässliche Zusagen.
  3. Transparenz: Teile deine eigenen Herausforderungen. Wenn du beispielsweise an deiner eigenen Zeitplanung arbeitest, kommuniziere das. Authentizität schafft Vertrauen.
  4. Förderung von Eigenverantwortung: Hör auf, jedes Detail kontrollieren zu wollen, und gib deinem Team Raum, eigene Entscheidungen zu treffen – auch wenn dabei Fehler passieren.
  5. Langfristige Selbstentwicklung: Buche Workshops, lies Bücher oder hole dir einen Coach. Führungskompetenzen sind wie Muskeln – sie brauchen Training – immer wieder.

Warum die besten Führungskräfte Vorbilder sind

Die große Herausforderung besteht darin, dass dein Verhalten nicht nur kurzfristig, sondern nachhaltig wirken muss. Ein positiver Moment reicht nicht, wenn er von einer Woche voller Frustrationen überschattet wird. Die besten Führungskräfte sind diejenigen, die beständig sichtbar machen, was sie von ihrem Team erwarten.

Das bedeutet nicht, perfekt zu sein – niemand erwartet das. Aber es bedeutet, deine Schwächen offen zuzugeben, an dir zu arbeiten und ein Vorbild für kontinuierliche Verbesserung zu sein. Du bist die Benchmark deines Teams.

Ein Schlusswort: Der Autor und Unternehmensberater Simon Sinek sagte einmal: „Führung ist nicht eine Position, sondern eine Entscheidung.“ Diese Entscheidung triffst du jeden Tag. Dein Team wird dich immer spiegeln – die Frage ist nur: Gefällt dir, was du siehst?

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