Mehr Wertschätzung, mehr Lob, mehr Anerkennung – Unternehmen werden verstärkt dazu aufgefordert, ihre Mitarbeiterbindung auf diese Weise zu stärken. Lob sollte dabei keinesfalls instrumentalisiert werden, sondern vor allem ehrlich sein. Und es sollte die Motivation der Angestellten stärken.

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Doch oft ist das Gegenteil der Fall. Die Bemühung, Mitarbeiter emotional an das Unternehmen zu binden, laufen häufig ins Leere. Weil Lob oberflächlich wirkt, wenn es mechanisch, emotionslos und ohne individuellen Bezug zu den Arbeitnehmern ausgesprochen wird.

Führungskräfte, die sich fragen, wie sie es besser machen, können aufatmen. Und dies gilt auch für den Fall, dass man Kollegen loben möchte: Es lässt sich erlernen, wie Führung selbst. Auf Emotionalität, Dosis und Authentizität kommt es an.

Ein Lob muss so konkret wie möglich sein

Man muss so explizit wie möglich beschreiben, was man genau lobt. Hätte eine Mitarbeiterin zum Beispiel ein kompliziertes Kundengespräch, für welches sie sich viel Zeit für die Vorbereitung genommen hat, und war sie nun in der Lage, auch auf schwierige Fragen zu reagieren, sollte die Mühe dahinter wahrgenommen und beschrieben werden. Nur auf diese Weise können Lob und Emotionalität verbunden werden, anstatt ausschließlich zu loben, dass es ein „gutes Kundengespräch“ gewesen sei.

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Es ist zu unspezifisch, wenn Vorgesetzte generalisierendes Lob aussprechen, wie etwa: „Sehr gut gemacht“, denn ein solches Lob geht schnell über die Lippen und spricht nicht die Individualität eines einzelnen Mitarbeiters an. Es ist zu pauschal – und es kommt nicht immer an.

Nicht übertreiben: Wer zu häufig lobt, weckt Misstrauen

Lob kann manchmal sogar schädlich sein – vor allem, wenn es zu häufig und zu oberflächlich ausgesprochen wird. Es ist keine gute Idee, es mit der Anerkennung zu übertreiben. Wird Lob allzu oft verteilt, verliert es an Glaubwürdigkeit. Übertreibungen vermitteln den Eindruck, dass nicht aus echter Wertschätzung gelobt wird, sondern aus Prinzip – und das kann Misstrauen wecken.

Zudem ist es schwierig, Mitarbeitende auf diese Weise zu motivieren. Ständiges Lob kann dazu führen, dass sie sich in falscher Sicherheit wiegen. Wird dann Kritik geäußert, ist sie oft schwer nachvollziehbar oder annehmbar.

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Eine ähnliche Orientierungslosigkeit zeigt sich auch bei Kindern, die von ihren Eltern allzu häufig gelobt werden. Dann fällt es ihnen schwer, zwischen wirklich erstrebenswerten Entscheidungen und Handlungen und weniger bedeutsamen zu unterscheiden.

Paradox: Wir wollen Lob, können aber keine Komplimente annehmen

Christopher Littlefield, Autor, Coach für Führungskräfte und Gründer von „Beyond Thank You“, beschreibt in diesem Zusammengang ein besonders bemerkenswertes Phänomen: Er habe in einer Analyse festgestellt, dass etwa 70 Prozent der Menschen nicht sonderlich gut mit lobenden Worten umgehen konnten, wenn man ihnen etwas sagte, das ihnen schmeichelte.

Nicht jeder kann Komplimente und Lob annehmen. Um andere authentisch loben zu können, so der Experte, sei es aber wichtig, selbst in der Lage zu sein, ein Kompliment anzunehmen. Erst dann könne es uns gelingen, Mitarbeitern die eigene Wertschätzung richtig zu zeigen.

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Mit einigen einfachen Worten könne es bereits gelingen. Dabei sollten Komplimente nicht abgeschmettert oder überhört werden. Wie man sich für ein Lob revanchieren kann:

  • „Vielen Dank. Ich weiß Ihre/deine Worte wirklich zu schätzen.“
  • „Das ist schön zu hören. Ich bedanke mich.“
  • „Danke, dass du das sagst. Es freut mich, dass du das wahrgenommen hast, weil ich mir viele Gedanken dazu gemacht habe.“
  • „Das Lob/Kompliment zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich danke dir.“
  • Ich freue mich über Ihre/Deine Wertschätzung an meiner Arbeit

Grober Fehler: Lob einschränken – so lieber nicht

Ein Lob kann auch nach hinten losgehen. Besonders dann, wenn Chefs sich überwinden, Worte für die Mühe von Mitarbeitern zu finden, nur um es so richtig zu vermasseln und das Gegenteil von dem zu bewirken, was die Worte eigentlich machen sollten – nämlich: motivierend wirken. Dies gilt für einschränkendes Lob.

Beispiel:

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Den Fall hast du erstklassig gelöst. Weshalb schaffst du das sonst nicht?“

Bei einschränkenden Worten, die als Lob verpackt werden, handelt es sich manchmal – ungewollt – um einen Vorwurf. Im genannten Beispiel wird deutlich, dass die bisherige Leistung eigentlich kritisiert wird, weil sie unzureichend war. Wer als Führungskraft ein Lob aussprechen möchte, sollte dies ohne Einschränkungen tun.

Lese-Tipp: Leistungsbeurteilung: Wie Mitarbeiter richtig bewertet werden

Bessere Alternative zum Loben: Mitarbeiter ermutigen

Wer einen Schritt weitergehen möchte, setzt auf Ermutigung. Das bedeutet nicht, dass Lob unwichtig ist. Es kann die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter fördern.

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Aber es existiert ein entscheidender Unterschied: Mitarbeiter, die gerade an einem schwierigen Projekt arbeiten, fühlen sich angespornt, wenn Vorgesetzte den Prozess wahrnehmen und zeigen, dass sie die ganze Mühe, die investiert wird, sehen. Wertschätzende Worte, die nicht erst am Ende eines Projekts in Form von Lob erfolgen, sondern Teams schon während des Projekts motivieren, können Wunder bewirken.

Beispielformulierung für eine motivierende Ermutigung: „Ich sehe, dass ihr jeden Tag an diesem anspruchsvollen Projekt arbeitet und es kostet euch Zeit und Mühe. Danke, dass ihr euch dem Problem XY so intensiv widmet. Der Fortschritt im Bereich XY ist beachtenswert. Ich weiß eure Arbeit zu schätzen.“

Ein Lob aussprechen: Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Sagen wir es so: Der richtige Zeitpunkt für ein Lob ist im Grunde eine subjektive Empfindung. Es gibt ihn also nicht wirklich. Während einige Mitarbeiter es zu schätzen wissen, am Ende des Projekts vor versammelter Mannschaft gelobt zu werden, lässt andere eine solche Situation eher erröten.

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Wichtig ist deshalb, es so persönlich wie möglich zu gestalten, und wenn Mitarbeiter vor dem Team gelobt werden, dann keinesfalls einschränkend – denn das könnte sie in die Bredouille bringen. Idealerweise suchen Chefs das Feedbackgespräch, um ein Lob so persönlich, konkret und ehrlich wie möglich zu gestalten.

Lob und Wertschätzung: Manchmal geht es auch ohne Worte

Lobende Worte sind schön. Sie gehen runter wie Öl. Es gibt aber auch die Möglichkeit, und diese wirkt oft noch viel tiefgreifender, die Wertschätzung in Taten zu zeigen. Kleinere Events, wie beispielsweise ein Lunch mit dem gesamten Team, eine kleine Überraschung als Dank, einen zusätzlichen Tag zum Relaxen für Mitarbeiter, die jeden Tag ihr Bestes geben – es gibt viele kreative Möglichkeiten, Lob und Dankbarkeit anders auszudrücken.

Loben, aber richtig: Das sollten Chefs außerdem wissen

Ein ehrliches Lob ist niemals nur eine Strategie, um Mitarbeiter dazu zu bringen, Überstunden zu schieben oder um sie für eigene Zwecke auszunutzen. Auch wenn loyalen Arbeitnehmern so oft das Gefühl vermittelt wird, dass sie besonders wertvoll sind, weil sie Mehrarbeit leisten, sollte Loben nicht zum Instrument werden.

Wenn ein Lob ausgesprochen wird, dann, um ehrliche Wertschätzung zu zeigen. Andernfalls ist es eine Frage der Zeit, bis Arbeitnehmer das Vertrauen verlieren – und das Weite suchen. Und das Vertrauen der Mitarbeiter zurückzugewinnen ist meist schwieriger als es aufzubauen.

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