Noch bevor du ein einziges Wort im Vorstellungsgespräch sagst, hat dein Gegenüber längst eine Meinung von dir. Der erste Eindruck entsteht in den ersten sieben bis zehn Sekunden – rein auf Basis von Mimik, Gestik und Haltung. Wirkt die Person offen? Ist sie authentisch? Strahlt sie Unsicherheit oder Selbstvertrauen aus?

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Diese unbewusste Einschätzung hat enormen Einfluss auf den weiteren Gesprächsverlauf. Wenn die Körpersprache nicht zu dem passt, was du sagst, kommt Irritation auf. Oder schlimmer: Misstrauen.

Und obwohl wir glauben, rational zu entscheiden, laufen diese Prozesse auf Autopilot. Wer also im Vorstellungsgespräch nur auf Inhalte setzt – und Körpersprache als Nebensache abtut – verspielt womöglich seine Job-Chancen.

Die 6 größten Körpersprache-Fallen im Vorstellungsgespräch

1. Das falsche Lächeln – gekünstelt statt gewinnend

Ein aufgesetztes Lächeln erkennen wir sofort – oft, ohne zu wissen, warum. Denn unser Gehirn unterscheidet echte Emotionen von gespielten. Nur ein sogenanntes Duchenne-Lächeln, das auch die Augenpartie mit einbezieht und kleine Fältchen („Krähenfüße“) entstehen lässt, signalisiert echte Offenheit.

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Warum das kritisch ist: Ein gezwungenes Lächeln wirkt wie eine Maske – und untergräbt Vertrauen. Wichtig: Interviewer bewerten Bewerber mit echtem Lächeln als glaubwürdiger, sympathischer und emotional intelligenter.

Was du tun kannst: Statt dich zum Lächeln zu zwingen, arbeite an deiner inneren Haltung. Freu dich wirklich auf das Gespräch und nimm dein Gegenüber als potenziellen Kollegen wahr, nicht als Übermensch. Die Körpersprache folgt der Einstellung.

2. Verschlossene Haltung – Arme verschränkt, Beine verknotet

Verschränkte Arme, überkreuzte Beine oder ein zusammengesunkener Oberkörper senden klare Signale: Ablehnung, Unsicherheit oder mangelndes Interesse. Selbst wenn du innerlich hochmotiviert bist – dein Körper sagt gerade etwas anderes.

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Warum das kritisch ist: Eine offene, entspannte Haltungen verbinden wir mit Kompetenz, Vertrauen und Selbstsicherheit . Eine geschlossene Körperhaltung hingegen wird häufig mit Verteidigung oder Passivität assoziiert.

Was du tun kannst: Sitze aufrecht, halte deine Schultern locker und lege die Hände sichtbar auf den Stuhl oder die Knie. Zeige so, dass du präsent und zugänglich bist. 

3. Der falsche Händedruck – zu dominant, zu schlaff oder gar keiner

Der erste Kontakt beginnt oft mit dem Händedruck oder endet dort schon. Zu fester Griff? Wirkt aggressiv. Zu schlaff? Unsicher. Kein Händedruck? Distanz oder Desinteresse. 

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Warum das kritisch ist: Die Qualität des Händedrucks beeinflusst direkt die Bewertung durch Interviewer – teilweise stärker als der Gesamteindruck der Persönlichkeit.

Was du tun kannst: Übe den „neutralen“ Händedruck: fester, aber nicht schmerzhafter Druck, direkter Blickkontakt, kurze Dauer. Und ja, auch wenn viele Bewerber auf Zurückhaltung setzen: Der Händedruck ist gesellschaftlich zurück, gerade in persönlichen Gesprächen.

4. Kein Blickkontakt – oder zu viel davon

Ein häufiger Fehler: Entweder man schaut ständig weg oder starrt den Interviewer an. Beides wirkt unangenehm. Zu wenig Blickkontakt signalisiert Unsicherheit oder Desinteresse, zu viel erzeugt Druck oder Unbehagen.

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Warum das kritisch ist: Blickkontakt ist der wichtigste nonverbale Kanal für Verbindung. Menschen mit angemessenem Blickkontakt als aufmerksamer, empathischer und souveräner wahrgenommen werden. Wer ihn vermeidet, wirkt nicht präsent und auch irgendwie komisch.

Was du tun kannst: Halte beim Sprechen regelmäßig Blickkontakt. Richte deinen Blick auf die Augenpartie, ohne zu starren. Beim Zuhören darf dein Blick auch kurz abschweifen, solange du immer wieder die Verbindung suchst.

5. Bewegungen – nervös, fahrig oder unkontrolliert

Zappelnde Füße, sich ständig durchs Haar streichen, nervös mit den Händen spielen, Fingernägelkauen – all das sind kleine, oft unbewusste Signale, die Unsicherheit sichtbar machen. In stressigen Situationen neigen viele dazu, unkontrollierte Bewegungen zu zeigen und wundern sich dann, warum sie „unsouverän“ wirken.

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Warum das kritisch ist: Solche „nervösen Ticks“ lenken nicht nur ab, sie untergraben auch deine Präsenz. Sie erzeugen den Eindruck von innerer Unruhe oder Kontrollverlust, selbst wenn deine Worte kompetent klingen.

Was du tun kannst: Werde dir deiner Bewegungen bewusst, schon in der Vorbereitung. Übe in einem Probe-Interview mit Freunden oder deiner Familie ruhig zu sitzen, Hände bewusst einzusetzen (z. B. zum Unterstreichen deiner Worte) und Reizbewegungen zu vermeiden. Weniger ist oft mehr.

6. Eine Rolle spielen wollen

Viele Bewerber glauben, sie müssten eine besonders professionelle oder souveräne Version ihrer selbst spielen. Das Problem: Körpersprache lässt sich nicht auf Dauer verstellen. Mikroexpressionen, kleinste, unwillkürliche Muskelbewegungen, verraten binnen Millisekunden, ob du ehrlich bist.

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Warum das kritisch ist: Menschen können mit hoher Genauigkeit erkennen, ob ein Gesichtsausdruck echt oder gespielt ist. Wer versucht, sich im Vorstellungsgespräch „richtig“ zu verhalten, verliert an Authentizität – und oft auch an Sympathie.

Was du tun kannst: Konzentrier dich nicht auf den „perfekten Auftritt“. Sei vorbereitet, aber nicht einstudiert. Sprich so, wie du wirklich denkst – und erlaube dir, auch mal zu lächeln, zu überlegen oder nachzufragen. Echtheit schlägt Perfektion.

Warum echte Emotionen wichtiger sind als perfekte Antworten

Viele glauben, sie müssten im Bewerbungsgespräch vor allem korrekte Antworten liefern. Aber: Die besten Inhalte nützen wenig, wenn sie kalt und distanziert präsentiert werden. Was hängen bleibt, ist nicht nur was du sagst – sondern wie sehr du dahinterstehst.

Lese-Tipp: Bewerbungsgespräch: Die besten Antworten auf die 3 wichtigsten Fragen

Das liegt an einem simplen Mechanismus: Menschen vertrauen Menschen, die ehrlich wirken. Und dieses Vertrauen entsteht nicht über Daten im Lebenslauf, sondern über Körpersignale. Ein kurzer, nachdenklicher Blick. Ein zustimmendes Nicken. Ein echtes Lächeln nach einer Gegenfrage.

Psychologen nennen das „authentische Kongruenz“, wenn Körpersprache, Mimik und Inhalt eine Linie ergeben. Diese emotionale Stimmigkeit oft entscheidender als perfekte Antworten.

Ein überzeugendes Beispiel: Eine Bewerberin berichtet im Gespräch ehrlich, dass sie in einem früheren Job gescheitert ist – aber was sie daraus gelernt hat. Sie schaut nicht weg, redet nicht drum herum, sondern zeigt, dass sie gewachsen ist. Diese Offenheit wirkt stärker als jede auswendig gelernte Stärke-Schwäche-Analyse.

Selbstbewusstsein beginnt im Rückenmark

Du willst selbstbewusst wirken? Dann fang bei deinem Körper an – nicht nur bei deinen Gedanken. Was wie ein Kalenderspruch klingt, ist wissenschaftlich gut belegt: Körperhaltung beeinflusst nicht nur, wie andere dich wahrnehmen, sondern auch, wie du dich selbst fühlst.

Die Harvard-Professorin Amy Cuddy wurde mit ihrer Forschung zu sogenannten „Power Poses“ weltweit bekannt: Menschen, die vor wichtigen Situationen zwei Minuten lang eine offene, expansive Körperhaltung einnehmen – z. B. mit ausgestreckten Armen oder geradem Oberkörper – zeigen messbar mehr Selbstvertrauen. Ihr Testosteronspiegel steigt, der Cortisolspiegel (Stresshormon) sinkt.

Das bedeutet: Wenn du dich körperlich in eine selbstbewusste Haltung bringst, ziehst du das mentale Selbstvertrauen nach. Umgekehrt verstärkt eine unsichere Körperhaltung deine Nervosität und macht sie für andere sichtbar.

In der Praxis heißt das: Nimm dir vor dem Gespräch ein paar Minuten Zeit, um deinen Körper zu „resetten“. Steh aufrecht, atme tief ein, schüttle kurz die Schultern aus.

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