Die Exportnation leidet unter einer schwächelnden globalen Nachfrage, hohen Energiekosten und strukturellen Problemen. Investitionen bleiben aus, Innovationen stagnieren. Während andere Länder in neue Technologien investieren, hadert Deutschland mit seiner Bürokratie.

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Für Arbeitnehmer bedeutet das vor allem Unsicherheit: Unternehmen halten sich mit Neueinstellungen zurück, während die Angst vor Entlassungen wächst. Befristete Arbeitsverträge werden seltener entfristet, und selbst hochqualifizierte Fachkräfte in der Industrie spüren den Druck der Umstrukturierungen.

Ein weiteres Problem ist die Inflation. Obwohl sie sich 2024 leicht abschwächte, bleibt die Unsicherheit hoch. Steigende Preise für Energie und Lebensmittel belasten nicht nur Unternehmen, sondern auch Haushalte. Viele Arbeitnehmer sehen sich mit sinkender Kaufkraft konfrontiert, während Lohnerhöhungen in vielen Branchen hinter der Teuerung zurückbleiben. Gleichzeitig wächst die Sorge, dass künftige Tarifverhandlungen härter werden, da Unternehmen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten weniger Spielraum für Gehaltserhöhungen haben.

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Krise in der Industrie

Besonders deutlich wird die Krise in der Industrie. Volkswagen plant den sozialverträglichen Abbau von 35.000 Stellen bis 2030, Thyssenkrupp will 11.000 Jobs streichen. Bosch, Schaeffler und BASF bauen laut Tagesschau ebenfalls massiv Personal ab. Betroffen sind vor allem Regionen mit ohnehin hoher Arbeitslosigkeit. In Duisburg, wo die Quote bereits bei 12,7 % liegt, könnte der Stellenabbau die Lage zusätzlich verschärfen.

Für viele Arbeitnehmer bedeutet das nicht nur den Verlust ihres Jobs, sondern auch erhebliche Schwierigkeiten, eine neue Beschäftigung zu finden. Besonders betroffen sind ältere Beschäftigte und Fachkräfte mit spezialisierten Qualifikationen, die nicht ohne Weiteres auf andere Branchen übertragbar sind. Auch Leiharbeiter und befristet Angestellte stehen vor unsicheren Zeiten – ihre Verträge laufen oft aus, ohne verlängert zu werden. Eine neue Welle prekärer Beschäftigungsverhältnisse droht.

Hinzu kommt die Unsicherheit durch geopolitische Spannungen. Der Krieg in der Ukraine hat Lieferketten unterbrochen und Produktionskosten in die Höhe getrieben. Deutschland, als stark exportabhängige Nation, leidet besonders unter den Folgen. Zudem verliert der Standort durch hohe Energiepreise an Attraktivität. Während internationale Unternehmen zunehmend in die USA oder Asien ausweichen, bleiben in Deutschland vor allem die Kosten – weniger die Chancen. Dies verschärft die Unsicherheit für Arbeitnehmer weiter: Wer heute noch in einem sicheren Arbeitsverhältnis ist, muss damit rechnen, dass sich dies in den kommenden Jahren ändern könnte.

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Steigende Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenquote steigt. Im Jahresdurchschnitt 2024 lag sie bei 6,0 %, aktuell bei 6,4 %. Prognosen gehen von 2,9 Millionen Arbeitslosen im Jahr 2025 aus. Besonders betroffen sind Menschen in der Industrie, aber auch in der Baubranche, die unter hohen Zinsen und Investitionsrückgängen leidet. Parallel dazu gibt es in einigen Bereichen weiterhin Fachkräftemangel.

Paradox: Während in klassischen Industriejobs entlassen wird, fehlen in der IT, im Handwerk und im Gesundheitswesen gut ausgebildete Arbeitskräfte. Für Arbeitnehmer bedeutet das, dass die Chancen auf einen reibungslosen Jobwechsel stark von der eigenen Qualifikation abhängen. Während Ingenieure und Maschinenbauer mit jahrelanger Berufserfahrung mit längeren Phasen der Arbeitslosigkeit rechnen müssen, haben Pflegekräfte oder IT-Spezialisten deutlich bessere Aussichten.

Das Problem liegt aber nicht nur im Mangel an Fachkräften, sondern auch in der mangelnden Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes. Umschulungen und Weiterbildungen sind immer noch unzureichend gefördert. Gleichzeitig sorgt das deutsche Steuer- und Abgabensystem dafür, dass viele Arbeitskräfte weniger Anreize haben, in neue Aufgabenbereiche zu wechseln. Ein früher sicherer Arbeitsplatz wird somit schnell zu einem Risiko, wenn sich die Branche im Umbruch befindet. Für Arbeitnehmer muss einfach wieder mehr im Portemonnaie hängen bleiben, besonders für Pendler mit dem eigenen PKW.

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Ursachen der Krise

Mehrere Faktoren verschärfen die Krise. Die Konkurrenz aus Asien nimmt zu, insbesondere in der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Hohe Energiekosten belasten die Produktion, während Unternehmen in anderen Ländern von günstigeren Bedingungen profitieren. Bürokratische Hürden und eine marode Infrastruktur (Stichwort Straßen) erschweren den Wirtschaftsstandort Deutschland zusätzlich.

Zudem fehlt eine klare wirtschaftspolitische Strategie. Während andere europäische Länder gezielt Anreize für Investitionen schaffen, herrscht in Deutschland aktuell Unsicherheit. Unternehmen klagen über regulatorische Unklarheiten, hohe Steuerlasten und Energiekosten.

Hoffnungsschimmer und Lösungsansätze

Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer. Die Kaufkraft der Einkommen steigt leicht, was den Konsum ein wenig stärken könnte. Die Europäische Zentralbank plant Zinssenkungen, um die Konjunktur anzukurbeln. Unternehmen und Politik setzen zunehmend auf Investitionen in Digitalisierung und erneuerbare Energien. Ein gezielter Abbau von Bürokratie und die verstärkte Integration internationaler Fachkräfte könnten helfen, Deutschland wieder auf einen Wachstumskurs zu bringen. Und der aktuell wichtigste Punkt: Die Energiekosten müssen runter.

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