Der Arbeitsmarkt 2025 steht unter enormem Druck: Der Fachkräftemangel hat sich weiter verschärft, Unternehmen kämpfen härter denn je um Talente. Für viele geht es inzwischen sogar um ihre Existenz. Gleichzeitig bleibt die Wechselbereitschaft der Mitarbeitenden auf einem hohen Niveau. Was heute in vielen Chefetagen für schlaflose Nächte sorgt, hat seine Wurzeln in den Veränderungen der letzten Jahre – besonders durch die Coronapandemie.
Die Studie „Mitarbeiterbindung 2030“ von F.A.Z. Business Media und Cornerstone zeigt auf, wie Corona die Dynamik zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden nachhaltig verändert hat. Noch immer spüren viele Betriebe die Auswirkungen: Kündigungsraten steigen, Teamzusammenhalt schwindet, und Loyalität zum Arbeitgeber ist bei vielen Beschäftigten kaum noch spürbar.
Die Coronapandemie war ein Weckruf für viele Mitarbeitende
Die Pandemie hat nicht nur gezeigt, wie flexibel Arbeit organisiert werden kann, sondern auch die Prioritäten vieler Menschen verändert. Viele hinterfragen ihre Jobs heute stärker denn je: Passt das Unternehmen zu meinen Werten? Bekomme ich genug Gehalt? Habe ich Karriereperspektiven?
Die Zahlen aus der Studie lassen aufhorchen: 38 Prozent der Unternehmen haben seit 2020 steigende Kündigungsraten registriert. Besonders betroffen sind mittlere Unternehmen mit 1.000 bis 5.000 Mitarbeitenden – hier berichten fast 60 Prozent von einer Zunahme.
Die Top-Kündigungsgründe überraschen dagegen kaum: fehlende Karrieremöglichkeiten und wie so oft das Gehalt (jeweils 48 Prozent). Doch auch die Führungskultur spielt eine entscheidende Rolle und reiht sich auf den dritten Platz ein: 37 Prozent der Befragten geben an, dass schlechte Führung maßgeblich zur Kündigung beiträgt. Hinzu kommt ein wachsender Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance (34 Prozent). Die Pandemie hat vielen Menschen gezeigt, dass Arbeit und Privatleben sich nicht mehr strikt trennen lassen – und dass Flexibilität heute eine Notwendigkeit ist.
Das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben
Acht von zehn Unternehmen bestätigen, dass mobiles Arbeiten ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigert. Fast die Hälfte der Befragten sieht eine stärkere Bindung der Mitarbeitenden durch die neue Flexibilität.
Doch mit der räumlichen Distanz kommen neue Probleme: 48 Prozent der Unternehmen berichten von einem geschwächten Teamzusammenhalt. Mitarbeitende fühlen sich isoliert, die emotionale Bindung zu Kollegen und Vorgesetzten nimmt ab. Hybride Arbeitsmodelle erfordern deshalb mehr als nur technische Infrastruktur – sie brauchen klare Regeln und eine bewusste Pflege des Teamgeists. Das ist z. B. auch ein Grund, warum viele Unternehmen über eine Pflicht-Rückkehr ins Büro nachdenken.
Leadership in der Krise
Die Pandemie hat deutlich gemacht, wie zentral gute Führung für die Bindung von Mitarbeitenden ist. Doch genau hier liegt eine Schwachstelle vieler Unternehmen: Führungskräfte kämpfen damit, den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Wertschätzung und Vertrauen über digitale Kanäle zu vermitteln, ist eine große Herausforderung – und gelingt längst nicht immer. Führungskräfte müssen heute nicht nur Ergebnisse einfordern, sondern Teams zusammenhalten, motivieren und binden – egal ob im Büro oder im Homeoffice. 49 Prozent der Unternehmen investieren daher aktiv in Leadership-Programme, um ihre Führungskräfte auf das New Normal vorzubereiten.
HR als Krisenmanager und Impulsgeber
Während Führungskräfte im direkten Kontakt mit den Teams stehen, übernimmt HR eine strategische Rolle. 54 Prozent der Unternehmen sehen ihre Personalabteilung als „Enabler“, der Mitarbeitende aktiv begleitet – von der Rekrutierung über das Onboarding bis zur Weiterbildung.
Die Herausforderungen auch hier – enorm: 88 Prozent der Unternehmen rechnen bis 2030 mit einem verschärften Fachkräftemangel. In Kombination mit der steigenden Wechselbereitschaft wird die Mitarbeiterbindung zur Überlebensfrage. Ein effektives Onboarding ist dabei essenziell, um neue Talente langfristig zu binden – wie das gelingt, zeigt unser Onboarding-Guide.
Was Unternehmen jetzt tun können
Die Studie zeigt klare Strategien auf, um Mitarbeitende langfristig zu halten:
- Führungskräfte müssen lernen, Nähe und Vertrauen auch in hybriden Arbeitsumgebungen aufzubauen und zu fördern.
- Transparente Entwicklungsmöglichkeiten sind besonders gefragt, um Talente zu binden und Fluktuation zu reduzieren.
- Hybride Arbeitsmodelle können ein Wettbewerbsvorteil sein, wenn sie klug gestaltet und gut kommuniziert werden.
- Eine starke Unternehmenskultur, verbunden mit Nachhaltigkeit und Teamgeist, ist ein wichtiger Anreiz für Talente.
- Wertschätzung und ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl müssen aktiv gefördert werden, um Mitarbeitende emotional ans Unternehmen zu binden.
Der Arbeitsmarkt hat sich nachhaltig verändert und der Kampf um Talente wird immer härter. Corona war nicht die alleinige Ursache, sondern der Beschleuniger. Mitarbeitende fordern mehr Flexibilität, Perspektiven und Sinn in ihrer Arbeit – und Unternehmen, die darauf nicht reagieren, werden den Kampf um Talente verlieren.