Wer in den folgende Berufen tagtäglich „gefangen“ ist, gehört zu den einsamsten, unglücklichsten Arbeitnehmern der Welt.

Harvard-Langzeitstudie zeigt, was uns unglücklich macht

Wir arbeiten, wir leben, wir sterben. Im schlimmsten Fall ist der Tod einsam – wenn wir ewig in einem Job gefangen sind, der unglücklich macht, weil er keine soziale Interaktion mit Menschen ermöglicht. Denn Beziehungen uns soziale Kontakte sind so wichtig, dass sie mehr als Prestige und Geld über unser Glück entscheiden – so die Erkenntnis der Langzeitstudie „Harvard Study of Adult Development“.

Schon seit 1938 sammelten Harvard-Wissenschaftler Gesundheitsinformationen von Probanden, unter anderem mit der späteren Beteiligung des 1951 geborenen Psychiaters Robert J. Waldinger, der die wichtigsten Erkenntnisse zum Thema Glück und Gesundheit als Werk gebündelt veröffentlichte (The Good Life: Lessons from the World’s Longest Scientific Study of Happiness).

Aus den Erkenntnissen lässt sich ableiten: Die Jobs, in denen wir selten bis kaum Kontakt zu anderen haben, lassen die Seele beinahe verwahrlosen. Denn die Studie zeigt, dass Menschen sich generell am ehesten vor mentalem und physischem Verfall schützen können, und dies ist nicht nur auf den beruflichen Werdegang bezogen, indem sie Beziehungen pflegen.

Warum isolierte Jobs zu Unzufriedenheit führen

Die Wissenschaftler kommen zum Schluss, dass enge soziale Kontakte sogar wichtiger sind als Erbgut, IQ oder etwa die soziale Schicht, aus der wir stammen, um länger leben zu können.

Dass Einsamkeit im Schnitt zu einem früheren Tod führt, konnten Forscher belegen. Unter anderem hat die amerikanische Psychologin Julianne Holt-Lunstad die These in ihren Untersuchungen bestätigen können. Demnach steige unser Risiko, das zeitliche früher zu segnen, um ganze 26 Prozent an, wenn wir immer wieder das Gefühl der Einsamkeit ertragen müssen.

Kurz gesagt: Wir brauchen den Kontakt zu anderen Kolleginnen und Kollegen, um unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Austausch und Gemeinschaft zu stillen, um glücklich im Job und im Leben zu sein.

Diese gefährliche Kombination aus Stress und Isolation

Vergessen werden darf nicht der Faktor Arbeitsbelastung. Denn Jobs, in denen es dauerhaft stressig zugeht und für die Arbeitnehmer vergleichsweise wenig Geld erhalten, können ebenfalls besonders unglücklich machen. Der Mix aus Einsamkeit, Stress und prekären Arbeitsverhältnissen ist demnach das sicherste Rezept, um beruflich todunglücklich zu sein oder zu werden.

Welche Berufe und Jobs machen Menschen unglücklich?

Schauen wir uns potenziell unglücklich machende Jobs an, fallen vor allem die auf, die wenig soziale Interaktion zulassen. Und wenn sie es tun, haben Arbeitnehmer oft mit Kunden im Bereich der Reklamation zu tun, sodass schlechte Laune und Unzufriedenheit schlichtweg fester Bestandteil solcher Jobs sind.

1. Trucker: Das Leid der Fernfahrer

Fernfahrer verbringen den größten Teil ihrer Arbeitszeit alleine hinterm Lenkrad. Anders als Busfahrer, die immerhin im direkten Kundenkontakt stehen. Die Branche hat Probleme damit, Nachwuchskräfte anzuheuern. Der Job ist mit seiner (oft miesen) Bezahlung und den unattraktiven Zeitkonditionen nicht besonders populär. Wer Fernfahrer aus Leidenschaft ist, muss das Reisen lieben.

Für Beziehungspflege bleibt wegen der längeren Fahrten wenig Zeit. Auch wenn Ausnahmen sicherlich die Regel bestätigen werden: Nicht nur Partnerschaften, sondern auch Freundschaften fallen schwer. Das fehlende kollegiale Umfeld erschwert es, soziale Kontakte aufzubauen.

2. Mitarbeiter im Callcenter – ein Job, der viel fordert, aber wenig gibt

Die emotionale Dissonanz, mit der Mitarbeiter im Callcenter umgehen müssen, kann gravierend sein. Sie bedeutet zum Beispiel, Freundlichkeit vorzuspielen, obwohl man sich nicht danach fühlt. Das ständige Gefühl, dem Leistungsdruck gerecht werden zu müssen, weil sonst die Entlassung droht, kann zu Unzufriedenheit, Ängsten und Wut führen.

Sich einsam fühlen, obwohl man von Kolleginnen und Kollegen umgeben ist – auch das ist die Arbeit im Callcenter. Denn in dieser Branche kommen und gehen Arbeitnehmer, die außerdem für einen schlechten Lohn arbeiten, nicht lange bleiben und Überzeugungsarbeit am Telefon leisten müssen oder mit unfreundlichen Kunden zu tun haben.

3. Akkordarbeiter im Schichtdienst: Hoher Druck, wenig Anerkennung

Es gibt die Arbeitnehmer, die in wechselnder Schicht im Akkord arbeiten und glücklich sind. Wahrscheinlicher aber ist, dass viele der Angestellten, die einer solchen Arbeit nachgehen, weniger zufrieden mit ihrem Job sind. Der Druck, alles präzise und in einer vorgegebenen Zeitspanne hinzubekommen, ist hoch, die psychische und körperliche Belastung ebenfalls.

Es bleibt wenig Zeit und Muße, um über das soziale Umfeld nachzudenken. Anerkennung ist eine Rarität. Hinzu kommt die Hilflosigkeit durch Fremdbestimmung. Je stärker wir darauf angewiesen sind, abliefern zu müssen, um die Existenz zu sichern, desto unzufriedener sind wir oft im Beruf und im Leben.

4. Lieferdienstmitarbeiter: Hektik und Unzufriedenheit

Ob Pakete zustellen oder Pizza ausliefern, die gute Nachricht ist, dass Arbeiter in solchen Berufen mit Menschen in Kontakt kommen. Die schlechte Nachricht folgt jedoch prompt. Denn viele dieser Kunden, auf die Lieferdienstmitarbeiter oder Paketzusteller treffen, sind schlecht gelaunt. Hektik, Zeitdruck, verärgerte Kunden, die ihren Frust zum Ausdruck bringen – man muss ein dickes Fell haben, um in diesen Jobs nicht unglücklich zu werden.

5. Nachtschicht-Security: Einsam und dunkel

Wenn die Welt schläft, sind sie diejenigen, die wach sind und Schließ- und Kontrollgänge durchführen, Objekte bewachen und wenig von ihren Liebsten haben, wenn sie tagsüber schlafen müssen, um als „Nachteule“ wieder Geld verdienen zu können. Soziale Interaktionen finden in verlassenen Gebäuden und Umgebungen selten statt. Einsamkeit und Isolation hingegen sind omnipräsent. Ob ein solcher Job glücklich macht, zumindest dauerhaft, ist unwahrscheinlich.

6. Reinigungskräfte: Unsichtbar und unterbewertet

Reinigungskräfte tragen maßgeblich dazu bei, dass unsere Lebens- und Arbeitsumgebung sauber und gepflegt ist. Leider erhalten sie oft wenig Anerkennung oder manchmal sogar abwertende Blicke für ihre Arbeit. Viele arbeiten in den frühen Morgenstunden oder spätabends, wenn Büros und öffentliche Räume menschenleer sind. Dies kann zu einem Gefühl der Isolation und Unsichtbarkeit führen. Zudem sind die Arbeitsbedingungen und vor allem die Bezahlung häufig nicht angemessen. Ein Job als Reinigungskraft kann somit auf Dauer zu Unzufriedenheit und Unglück führen.

Auch Berufe mit wenig Menschenkontakt können glücklich machen

Obwohl die Nähe zu anderen Menschen ein wesentlicher Faktor für unser psychisches Wohlbefinden ist, kann in Ausnahmefällen der umgekehrte Fall tatsächlich zu mehr Zufriedenheit im Job führen – nämlich dann, wenn introvertierte Einzelgänger ihre eigene Gesellschaft genießen, die der anderen aber als Stress empfinden.

Nicht jeder Arbeitnehmer eignet sich für die Arbeit im Team. Liegt dieser Fall vor, sind wir oft erst dann glücklich und zufrieden, wenn wir einen Job mit viel Menschenkontakt gekündigt haben und danach eine Arbeitsstelle finden, die ohne Sozialkontakt auskommt.

Auch Gutverdiener können unglücklich sein

Mit steigender Verantwortung wächst auch der Druck. Ärzte, Notare, Ingenieure, sie alle gehören zu denen, die sich zumeist keine Sorgen um Geld machen müssen, aber dennoch gravierenden Belastungen ausgesetzt sind. Obwohl angesehene Berufe wie diese Ruhm einbringen, heißt es nicht automatisch, dass sie glücklich machen. Denn die Arbeitsbelastung ist groß und die Work-Life-Balance lässt in vielen Fällen zu wünschen übrig.

Die fehlende Zeit wirkt sich auf das Privatleben aus. Partnerschaften und Beziehungen kommen nicht selten zu kurz – und an Freizeitgestaltung ist ebenfalls nicht immer zu denken. Auch Geld kann diese Herausforderung nicht schmälern, aber zumindest kompensatorisch die Lücken der Einsamkeit und die des Zeitmangels füllen.

In diesem Bundesland leben die unglücklichsten Arbeitnehmer

Laut kununu Happiness Index 2018 leben vor allem im Bundesland Sachsen-Anhalt die Menschen, die im Beruf nicht sonderlich zufrieden sind. Demnach befinden sich dort Deutschlands unglücklichste Mitarbeiter. Das Urteil beruht auf Daten aus 150.000 Arbeitnehmerbewertungen. Happy sind die Leute hingegen in der deutschen Hauptstadt: In Berlin bewerten Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber im Schnitt besonders gut.

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