Man kennt sie: Kollegen, die das Büro betreten und binnen Sekunden das Energielevel auf Frosttemperaturen abkühlen. Unauffällig, aber durchdringend zapfen sie das eigene Kraftpotenzial an. Energie-Vampire sind keine Mythengestalten aus Horrorromanen – sie sind unter uns, lebendig und produktivitätshemmend. Doch wie entlarvt man sie, und wichtiger noch, wie schützt man sich?

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Wer sind die Energie-Vampire?

Die Psychologie beschreibt den Energie-Vampir gemeinhin als jemanden, der unbewusst die psychische Kraft seiner Mitmenschen in Anspruch nimmt, um sich selbst aufrechtzuerhalten. Im Berufsleben tritt dieser Typus in verschiedenen Ausprägungen auf.

Da gibt es die notorischen Nörgler, die an jeder Entscheidung oder Idee etwas auszusetzen haben und ihre Unzufriedenheit auf das ganze Team projizieren. Dann sind da noch die Drama-Könige und -Königinnen, die sich in ständigen Konflikten wähnen und diese regelrecht „ausspielen“, bis alle anderen in den Strudel emotionaler Dramen gezogen werden. Und dann gibt es noch die ewigen Jammerer, die eigentlich keine Lösungen suchen, sondern sich im Lamentieren ergötzen und damit das Umfeld regelrecht lähmen. Ohrenschützer sind hier sehr zu empfehlen.

Energie-Vampire sind aber dennoch keine bösen Menschen. Häufig steckt hinter ihrem Verhalten ein eher inneres Ungleichgewicht, das sie durch die emotionale Nähe und Empathie ihrer Kollegen zu stabilisieren versuchen. Zwangsläufig führt das jedoch zu einem Teufelskreis, da sie in ihrer emotionalen Abhängigkeit die Ressourcen anderer Menschen beanspruchen und dabei das Gleichgewicht der Arbeitsbeziehung verzerren.

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Die subtilen Anzeichen: Woran du Energie-Vampire im Job erkennst

Energie-Vampire im Kollegenkreis erkennt man nicht an spitzen Eckzähnen. Meist spüren wir nur, dass wir nach einem Treffen, etwa einem Meeting, deutlich erschöpfter sind als vorher oder dass unsere Motivation instinktiv sinkt, sobald sie den Raum betreten. Hier sind einige typische Anzeichen:

  1. Ständige Negativität: Energie-Vampire konzentrieren sich in der Regel auf Probleme, nicht auf konkrete Lösungen. Sie bringen einen depressives Feeling in jedes Gespräch und lenken damit die Stimmung des Teams in eine pessimistische Richtung.

  2. Emotionaler Druck: Diese Kollegen schaffen es immer wieder, uns emotional in Beschlag zu nehmen. Sie erwarten, dass wir uns mit ihren Sorgen voll und ganz befassen und auf ihre emotionalen Bedürfnisse eingehen – auch noch über das beruflich Notwendige hinaus.

  3. Passiv-aggressives Verhalten: Viele Energie-Vampire äußern ihre Bedürfnisse oder ihren Unmut nicht direkt. Stattdessen lassen sie ihre miese Stimmung an anderen aus, verschicken subtile Sticheleien per E-Mail oder verfallen in tiefes Schweigen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.

    Lese-tipp: 6 toxische Anzeichen passiv-aggressiver Menschen

  4. Dramatisierung und Konflikte: Wo Energie-Vampire sind, gibt es meist auch Drama. Sie neigen dazu, kleine Missverständnisse in größere Konflikte zu verwandeln oder persönliche Kämpfe zu inszenieren.

Energie-Vampire abwehren: So schützt du dich

Wie können wir verhindern, dass Energie-Vampire uns aussaugen, auslaugen und runterziehen? Die Antwort ist relativ simple und liegt in gezielter Selbstabgrenzung und dem Aufbau mentaler Schutzmechanismen. Hier sind einige bewährte Strategien:

  1. Klare Grenzen setzen: Ein deutliches, aber respektvolles „Nein“ kann wahre Wunder bewirken. Wenn ein Kollege versucht, seine Negativität auf uns zu projizieren, müssen Grenzen gezogen werden. Sätze wie „Ich verstehe, dass du dich gerade belastet fühlst, aber ich kann mich jetzt nicht weiter damit beschäftigen“ helfen, die Verantwortung dort zu belassen, wo sie hingehört – jedenfalls nicht zu dir.

  2. Emotionale Distanz schaffen: Auch wenn es manchmal gar nicht so einfach ist, sollten wir versuchen, emotional nicht in das Drama der Energie-Vampire hineingezogen zu werden. Dies gelingt, indem wir uns bewusst machen, dass ihre Probleme nicht unsere sind, und indem wir uns mental auf unsere eigenen Prioritäten fokussieren.

  3. Die Gesprächsdynamik kontrollieren: Energie-Vampire ziehen die Energie aus der Aufmerksamkeit anderer. Wenn man merkt, dass ein Gespräch ins Negative abdriftet, kann man gezielt positive Aspekte einbringen oder das Thema wechseln, um der Spirale auszuweichen. Glaub mir, das wird ihnen gar nicht schmecken.

  4. Sich Pausen gönnen: Nach intensiven Interaktionen mit Energie-Vampiren kann eine kurze Pause helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Ein Spaziergang an der frischen Luft, ein Gespräch mit einem neutralen Kollegen oder eine kurze Atemübung reichen oft aus, um die emotionale Belastung abzubauen.

  5. Fokus auf Eigenverantwortung lenken: Ein Energie-Vampir wird versuchen, seine Verantwortung abzugeben – an dich. Eine konstruktive Gegenmaßnahme ist, diese Verantwortung bewusst zurückzugeben. Formulierungen wie „Was wäre eine Lösung, die du dir vorstellen könntest?“ oder „Wie könntest du damit umgehen?“ helfen, die Selbstverantwortung des Gegenübers zu stärken. Probier es aus – der Blick wird dir gefallen.

Selbstreflexion: Bin ich vielleicht auch manchmal ein Energie-Vampir?

In stressigen Situationen oder an besonders belastenden Arbeitstagen neigen wir alle mal dazu, ein wenig „vampirhaft“ zu werden. Vielleicht suchen wir dann auch bei Kollegen Unterstützung, ohne zu bemerken, wie sehr wir deren Aufmerksamkeit beanspruchen. Der erste Schritt zur Verbesserung unserer zwischenmenschlichen Beziehungen im Job ist die Bereitschaft zur Selbstreflexion.

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Frage dich: Wie gehe ich mit meinen eigenen Belastungen um? Suche ich oft bei anderen nach Hilfe, anstatt selbst Lösungen zu entwickeln? Wenn ich eine Lösung gefunden habe, setze ich sie auch um? Wenn wir offen und selbstkritisch sind, können wir möglicherweise auch eigene Energie-bedürftige Verhaltensweisen erkennen und positiv verändern.

Schutz durch Bewusstsein und Selbstfürsorge

Energie-Vampire im Berufsleben sind keine Seltenheit, und doch gibt es Mittel und Wege, sich vor ihnen zu schützen. Der beste Schutz ist, Grenzen zu setzen, Distanz zu wahren und das eigene emotionale Gleichgewicht zu stärken. Wer es schafft, sich klar abzugrenzen, kann die eigene Produktivität und mentale Gesundheit bewahren. Und letztlich hilft dieser bewusste Umgang auch dabei, das gesamte Teamklima zu verbessern, weil sich eine klare, selbstverantwortliche Haltung im Miteinander ausbreitet.

Wer weiß, vielleicht inspiriert das eigene Verhalten sogar die Energie-Vampire dazu, ihre Last selbst zu tragen und ihre Interaktionen positiver zu gestalten. Denn letztlich haben wir alle es in der Hand, welche Energien wir in unserem Arbeitsumfeld weitergeben – und welche wir loslassen möchten.

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Hast du schon mal Kollegen gehabt, die dir förmlich die Energie aussaugen? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen. 

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