Erfüllung im Job – ein Thema, das immer mehr Menschen bewegt. Doch wie findet man das eigentlich, diese „Berufung“? Ein Begriff, der dabei eher selten fällt, ist Ikigai, eine japanische Lebensphilosophie, die uns fragen lässt: Was ist es, das uns wirklich antreibt?

Anzeige

Was ist Ikigai?

Ikigai bedeutet übersetzt „das, wofür es sich zu leben lohnt“. Der Begriff setzt sich aus dem japanischen „Kai“ für Wert, Nutzen oder Grund und „Iki“ für das alltägliche Leben zusammen. Damit stellt Ikigai den Fokus auf die Schnittstelle zwischen unseren Talenten, unserer Leidenschaft, den Anforderungen der Welt und der Möglichkeit, damit den Lebensunterhalt zu verdienen.

Für Unternehmen und vor allem Führungskräfte kann das Ikigai-Konzept weitreichende Impulse bieten. Warum? Weil Ikigai die Frage nach dem Sinn direkt aufgreift und damit einen Ansatz für langfristige Motivation und Sinnstiftung am Arbeitsplatz liefert. Es geht nicht nur darum, Aufgaben zu verteilen und Ziele zu erreichen. Sondern darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder Mitarbeiter entfalten kann und weiß, warum er oder sie Teil dieses Teams ist.

Ikigai als Führungskompass: Vier entscheidende Fragen

Ikigai lässt sich auf vier Fragen herunterbrechen, die im beruflichen Kontext zu einem echten Leitfaden für Führungskräfte werden. Sie lauten:

Anzeige
  1. Was begeistert dich?
    Finde heraus, wo bei deinen Mitarbeitern die Leidenschaft steckt. In welchen Projekten oder Aufgaben zeigen sie Herzblut, wann kommen sie mit neuen Ideen auf dich zu? Denn: Wer seine Arbeit liebt, geht motiviert und mit Freude ans Werk.

  2. Worin bist du besonders gut?
    Als Führungskraft liegt es an dir, die verborgenen Talente deines Teams zu entdecken. Schau genauer hin. Oft liegt das Potenzial einzelner Mitarbeiter in Bereichen, die das Tagesgeschäft gar nicht voll ausschöpft. Gibt es vielleicht ein Talent, das ungenutzt bleibt?

  3. Was braucht das Unternehmen wirklich?
    Hier wird die Frage nach dem „Warum“ eines jeden Unternehmens wichtig: Welche gesellschaftlichen, sozialen oder wirtschaftlichen Bedürfnisse deckt eure Arbeit ab? Mitarbeiter, die den Sinn ihres Tuns verstehen und ihren Job leben, sind loyaler und engagierter – und haben somit weniger Fehltage. Deutschland scheint ja gerade auf dem Weg zum Europameister bei den Krankentagen zu avancieren.

  4. Wofür wirst du bezahlt?
    Geld allein reicht nicht für langfristige Zufriedenheit – doch das Gefühl, fair entlohnt und anerkannt zu werden, ist entscheidend. Fragen wie „Welchen Einfluss hat mein Job auf den Erfolg des Unternehmens?“ oder „Wie wird mein Einsatz honoriert?“ sind essenziell für das Gefühl von Fairness und Respekt im Team.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für Führungskräfte: Ikigai im Team verankern

Eine Vision allein genügt selten – besonders nicht, wenn es um die langfristige Motivation eines Teams geht. Damit das Ikigai-Prinzip im Unternehmen greifbar wird, ist ein klarer Fahrplan wichtig. Die folgenden Schritte helfen Führungskräften, das Konzept im Arbeitsalltag zu verankern und so das volle Potenzial der Mitarbeiter zu entfalten.

  1. Reflexion und Vorbereitung
    Zunächst lohnt sich eine persönliche Reflexion: Welche Werte und Ziele stehen für dich und dein Unternehmen im Vordergrund? Welche Rolle könnte das Ikigai-Prinzip in unterschiedlichen Teams spielen? Überlege dir, welche Fragen du einsetzen kannst, um mehr über die individuellen Stärken und Interessen deiner Mitarbeiter zu erfahren.

  2. Einstiegsfragen stellen und Erwartungen klären
    Der erste Schritt, um Ikigai ins Team zu bringen, sind offene, wertschätzende Gespräche. Finde in diesen Gesprächen heraus, was jedem einzelnen Mitarbeiter wirklich wichtig ist und wie du das als Führungskraft fördern kannst. Nähere dich an, indem du Fragen stellst, die den Alltag durchleuchten und Interessen hervorbringen, die allzu oft im Verborgenen bleiben. Beispiele könnten sein:

    • „Welche Aufgaben bereiten dir aktuell besonders Freude?“
    • „Wo siehst du deine größten Stärken, und wie könntest du sie noch stärker einbringen?“
  3. Fördermöglichkeiten schaffen und Entwicklung fördern
    Neue Ideen sind nur der Anfang. Biete gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufgaben, die sowohl das Unternehmen voranbringen als auch das persönliche Wachstum der Mitarbeiter unterstützen. Flexible Rollenwechsel und Projektrotation können zusätzlich Motivation bringen und Talente sichtbar machen.

  4. Wertschätzende Kultur und regelmäßige Check-ins
    Wertschätzung und Authentizität sollten sich in der täglichen Zusammenarbeit widerspiegeln. Führe regelmäßige Check-ins durch, um Veränderungen oder neue Interessen zu besprechen und den aktuellen Stand zu erfassen. So bleibt das Ikigai-Prinzip lebendig und passt sich den Entwicklungen des Teams an.

Diese Schritte bieten einen klaren Weg, das Ikigai-Prinzip nachhaltig im Team zu verankern. Dabei bleibt das Ziel immer, dass die tägliche Arbeit nicht nur ein Muss ist, sondern auch Raum für persönliche Erfüllung und authentisches Engagement bietet.

Fallstricke vermeiden: Ikigai hat auch Grenzen

Natürlich birgt das Ikigai-Konzept auch Herausforderungen. Häufig bleiben Gespräche über Stärken und Interessen an der Oberfläche, wenn kein echtes Vertrauen besteht. Stelle sicher, dass die Gesprächskultur offen und ehrlich ist. Ikigai ist auch kein Konzept, das von heute auf morgen vollständig etabliert werden kann. Es erfordert Geduld und Bereitschaft zur Anpassung – sowohl von den Führungskräften als auch von den Mitarbeitern.

Anzeige

Zum Schluss: Ein wirklich motivierendes Arbeitsumfeld entsteht, wenn Führungskräfte ihre Rolle als Gestalter und Wegweiser verstehen. Ikigai bietet dafür eine spannende Grundlage, die sowohl die individuellen Talente als auch das große Ganze im Blick behält – und das Team als ein wertvolles Ganzes.

Anzeige
Anzeige