Vor allem dann, wenn der Frust immer größer wird, weil die hundertste Bewerbung unbeantwortet bleibt oder du nach dem Vorstellungsgespräch einfach geghostet wirst. Dann heißt es schnell: „Der Arbeitsmarkt ist einfach mies.“ Oder: „War halt nicht die richtige Firma.“

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Klar, das kann schon mal sein. Aber Hand aufs Herz: Vielleicht erzählst du dir auch einfach gerade die bequemste Version der Wahrheit. Und die lautet eben  oft: „Ich bin doch aktiv – ich schreibe ja Bewerbungen.“

Tja. Leider ist das ungefähr so, als würdest du ein paar Tinder-Likes als Zeichen werten, dass du bald heiratest.

Bewerbungen ohne Gespräche sind wie Angeln ohne Köder

Die bittere Pille, die du jetzt schlucken musst? Die Anzahl deiner Bewerbungen ist komplett egal. Wirklich. Es geht nicht darum, wie viele Mails du rausschickst oder wie oft du dein Anschreiben perfektionierst. Entscheidend ist, wie viele echte Gespräche du führst. Mit Menschen. Nicht mit ChatGPT und Co., nicht mit Jobportalen, sondern mit echten Leuten, die dir einen ehrlichen Einblick geben können – in ein Unternehmen, eine Position oder eine Branche.

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Denn die meisten Top-Jobs werden eh nicht über Jobbörsen vergeben. Die werden über Kontakte vergeben. Und damit meine ich nicht Vetternwirtschaft – sondern kluges, gezieltes Netzwerken. Oder anders gesagt: Du brauchst nicht mehr Bewerbungen, du brauchst mehr Gespräche.

Nein, Netzwerken ist nicht nur was für Anzugträger

„Ich hasse dieses ganze Networking-Gelaber.“ Hör ich oft. Versteh ich sogar. Weil viele sofort an steife LinkedIn-Posts oder Kaffeetreffen denken, in denen erzählt wird, wie man nach einem Wochenendseminar plötzlich seine wahre Flughöhe gefunden hat. Und wie das dann ganz organisch zur Position als Head of Vision geführt hat. Aber das ist kein Netzwerken – das ist Business-Bullshit-Bingo.

Richtiges Netzwerken bedeutet: neugierig sein. Fragen stellen. Zuhören.

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  • Nicht: „Was kann ich von dir bekommen?“ oder „Was springt für mich dabei raus?“
  • Sondern: „Wie sieht dein Job eigentlich wirklich aus – und würdest du ihn wieder machen?“

Und ja, das kostet Überwindung. Vor allem, wenn man eh gerade schon mit angeknackstem Selbstbewusstsein unterwegs ist. Aber hier wird es interessant: Menschen merken, wenn du authentisch – echt – bist. Und sie helfen gern, wenn sie merken, dass du nicht nur irgendeinen Job suchst – sondern einen, der zu dir passt. Sie spüren dein aufrichtiges Interesse.

Lese-Tipp: Bullshit-Jobs: Diese Jobs sind reine Zeitverschwendung

Warum viele beim Bewerben auf das Falsche setzen

Der größte Fehler? Du fängst erst an zu kommunizieren, wenn du dich schon beworben hast.
Du schickst deine Bewerbungsunterlagen, hoffst, dass irgendwas hängen bleibt – und wartest dann passiv, ob dich jemand gut findet und zum Vorstellungsgespräch einlädt. So funktioniert das Spiel aber heute nicht mehr. Unternehmen sind trotz Fachkräftemangel misstrauisch geworden. Sie bekommen perfekt designte Lebensläufe von KI, aber haben „noch“ keine Ahnung, wer wirklich dahintersteckt.

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Deshalb zählen Gespräche: Vorher. Informell. Unverbindlich. Aber menschlich.
Wenn du mit jemandem sprichst, bevor du deine Bewerbung schickst, passiert Magie: Du wirst sichtbar. Du bekommst ehrliche Einblicke. Und du bewirbst dich nicht mehr auf den schönen Schein einer Unternehmensvision oder irgendeine Wunschvorstellung – sondern auf etwas, das du vorher abgeklopft hast.

So wird Networking für dich weniger unangenehm

Wenn dir beim Wort „Netzwerken“ immer noch der Magen grummelt, hier ein kleiner Spickzettel:

  • Schreib nicht gleich dem CEO: Fang klein an. Jemand auf deinem Level, jemand, der da arbeitet, wo du gern hinwillst. Vielleicht sogar dein zukünftiger Kollege.
  • Sag, warum du dich meldest: Kein Verkaufspitch. Einfach ehrlich: Du interessierst dich für den Job, das Umfeld, die Unternehmenskultur – und willst wissen, wie es sich dort wirklich anfühlt.
  • Stell diese eine Frage: „Was spricht für diesen Job – und was dagegen?“ Diese eine Frage bringt mehr Klarheit als jede Stunde, die du mit Scrollen auf der Firmenwebsite oder dem Insta-Feed der Firma verbringst.

Und wenn du jetzt denkst: „Mir sagt doch eh keiner was.“ Falsch gedacht. Menschen sind oft erstaunlich offen – wenn du ihnen ehrlich, neugierig und ohne Agenda begegnest. Kein Show-Act, kein Smalltalk-Feuerwerk – einfach echtes Interesse.

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Und wenn sich dabei etwas komisch anfühlt – du weißt schon, dieses Bauchgefühl – dann ist das auch eine Antwort. Manchmal hilft dir ein Gespräch nicht dabei, den Traumjob zu finden – sondern dabei, einen Albtraum zu vermeiden.

Lese-Tipp: Personaler irren häufiger, als sie glauben – Schuld ist das Bauchgefühl

Kein Mensch stellt eine PDF-Datei ein

Du kannst noch so viele Unterlagen an noch mehr Unternehmen schicken – wenn kein Personaler weiß, wer du eigentlich bist (und sich auch niemand dafür interessiert), wird’s nichts mit dem Job. Und wenn du selbst nicht mal weißt, was du genau suchst, wird’s doppelt schwierig.

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Deshalb: Hör auf, dich hinter Bewerbungen zu verstecken. Fang an, zu reden.
Mit echten Menschen. Über echte Themen. Und über das, was du wirklich willst.

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Hinweis in eigener Sache:  Du fühlst dich im Job frustriert und brauchst einen klaren Plan für deinen Neustart? In unserem Guide „Die Exit-Strategie“ erfährst du, wie du deinen Absprung sicher meisterst – von der Kündigung bis zur Jobsuche. Hier geht’s zum Guide!
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