Remote Work verunsichert Führungskräfte, denen Sicherheit und Kontrolle wichtig ist. Mit der MbO-Methode gelingt Arbeit ohne ständige Überwachung der Mitarbeiter.

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„Wie kann ich sicherstellen, dass meine Mitarbeiter abliefern, wenn ich sie nicht vor mir habe?“

Eine Frage, die vor allem Arbeitgeber beschäftigt, die sich wegen der Pandemie erstmals mit der Vorstellung auseinandersetzen mussten, etwas von ihrer gewohnten Kontrolle abzugeben.

Flexibilisierung ist das Stichwort: Remote Work, also das orts- und zeitunabhängige Arbeiten, wird für Unternehmen und ihre Angestellten immer wichtiger. Laut des Future Workforce Report 2021 von Upwork werden 40,7 Millionen US-Amerikaner in den kommenden Jahren zu Remote-Arbeitenden. Zudem haben fast 70 Prozent der an der Studie teilnehmenden Unternehmen angegeben, dass sich diese Art von Arbeiten auf ihre Managementpraktiken ausgewirkt hat.

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Das dürfte auch hierzulande ein wichtiges Thema sein: Wer wettbewerbsfähig bleiben, Fachkräfte langfristig binden und Unternehmensziele erreichen will, muss lernen, flexibler zu werden – ganz besonders in Bezug auf die Bedürfnisse von Angestellten.

MbO: Führen durch Zielvereinbarung

Die im Jahre 1954 entwickelte Managementmethode „Management by Objectives (MbO)“ ist vom US-Amerikaner, Management-Profi und Ökonom mit österreichischen Wurzeln Peter Ferdinand Drucker ins Leben gerufen worden. Sie bietet sich für das flexible Arbeiten an, soll eine stärkere Identifikation der einzelnen Mitarbeiter mit den Unternehmenswerten bewirken und die Unternehmensleistung steigern. Im Mittelpunkt steht das Führen des Teams durch konkrete Zielvereinbarungen, die mit den jeweiligen Mitarbeitern festgelegt werden. Ein gemeinsames und übergeordnetes Ziel kann zum Beispiel die Gewinnsteigerung sein.

Für wen eignet sich MbO?

Wer sich für Zielvereinbarungen entscheidet, tut dies oft, weil die Belegschaft nicht mehr zu einem bestimmten Zeitpunkt im Büro oder in den Arbeitsräumen anzutreffen ist. Vor allem junge Unternehmen aus der IT-Branche wissen den Vorteil dieser Methode zu schätzen: Gemeinsame Ziele werden klar definiert und die Umsetzung dieser erfolgt beispielsweise vor dem heimischen Computer oder vom Co-Working-Space aus. Deshalb eignet sich Management by Objectives vor allem in Kontexten des ortsunabhängigen Arbeitens, welches die meisten von uns spätestens seit der Pandemie kennen.

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Das zeichnet das Führen mit Zielvereinbarung aus

Für die Umsetzung der MbO-Methode ist es von Bedeutung, dass Aufgaben und Verantwortung transparent bleiben. Heißt: Jeder hat das gemeinsame Ziel vor Augen und übernimmt seinen jeweiligen Verantwortungsbereich. Dabei werden Aufgaben und deren Umsetzungswege nicht autoritär vorgegeben. Vielmehr zählt das Ergebnis, sodass Beschäftigte und Teams zwar mehr Verantwortung tragen, aber auch freier in ihren Entscheidungen sind.

Kurz: Die Partizipation der einzelnen Beschäftigten sowie die rege Kommunikation zwischen dem Team und ihren Vorgesetzten ist wichtig, um die Methode erfolgreich umzusetzen.

So wird MbO in 3 Schritten umgesetzt

#1: Zielvereinbarung

Es werden Vereinbarungen in Form von Entwicklungs- und Leistungszielen getroffen. Das können auf der einen Seite gemeinsame Teamziele und auf der anderen Seite Ziele für einzelne Mitarbeiter sein, die so individuell gefördert werden können.

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Wichtig: Wer Ziele vereinbart, sollte darauf achten, dass diese die einzelnen Mitarbeiter vor allem intrinsisch motivieren. Denn diese Art von Motivation kommt von innen, erhöht die Attraktivität der Arbeit und führt dazu, dass wir üblicherweise langfristig daran festhalten. Arbeitet jemand zum Beispiel, weil ihm oder ihr die Tätigkeit Freude bereitet, ist es wahrscheinlicher, dass Motivation und Produktivität erhalten bleiben – während die extrinsische Motivation, die von äußeren Reizen kommt und die beispielsweise eine Bestrafung verhindern soll, oft von weniger nachhaltig ist.

Die Zielvereinbarung erfolgt nach dem SMART-System. Deshalb ist auch die Rede von „SMARTEN Zielen“:

S – spezifisch: Das vereinbarte Ziel ist stets konkret, transparent und kann nicht missverständlich gedeutet werden. Präzision spielt deshalb eine wichtige Rolle.

M – messbar: Die Ergebnisse lassen sich eindeutig nachvollziehen, etwa mit der Hilfe von messbaren Kennzahlen. Beispiel: monatliche oder vierteljährliche Verkaufszahlen.

A – akzeptiert: Jeder Beteiligte stimmt den gemeinsamen Zielen zu. Sie sind motivierend und attraktiv genug, um sie dauerhaft zu verfolgen und erfolgreich umzusetzen.

R – realistisch: Es gilt, utopische, unerreichbare Ziele zu vermeiden – denn andernfalls können Motivation und Produktivität sinken. Deshalb sollten Führungskräfte und Teams auf ihre vorhandenen Ressourcen achten und realistische Ziele formulieren.

T – terminiert: Auch wenn Arbeitnehmer im Homeoffice oder remote arbeiten, sollten sie stets eine Deadline vor Augen haben. Das verhindert Missverständnisse und hilft dabei, die eigene Verantwortung bewusst zu steuern und die vereinbarten Ziele termingerecht zu erreichen.

#2: Anreiz

Neben der Möglichkeit, Projekte und Ideen eigenständig umzusetzen, sollten Mitarbeiter zusätzliche Anreize bekommen, um ihre Aufgaben zu erledigen. Das kann zum Beispiel eine Bonuszahlung sein, die ergänzend zum Grundgehalt ausgezahlt wird. Wurde ein festgelegtes Ziel erfolgreich erreicht, können die Boni ausgeteilt werden.

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Tipp: Nicht immer reizt ein Belohnungssystem, das mehr Geld verspricht. Wichtig ist, sich auch in diesem Punkt zu einigen und ein System zu erschaffen, dass den Bedürfnissen aller Mitarbeitern nachkommt.

#3: Umsetzung und Kontrollsystem

Es geht um das Endziel – nicht um den Weg. Bei der Umsetzung der MbO-Methode sollten Führungskräfte deshalb darauf achten, ihren Mitarbeitern ausreichend Raum zur Entfaltung und Entscheidungsfindung zu lassen, um vereinbarte Ziele zu erreichen. Zugleich stellt die Umsetzung eine Entlastung für Vorgesetzte dar: Sie können darauf vertrauen, dass die Unternehmensziele erreicht werden, auch wenn die Arbeit nicht mehr auf „klassischem“ Wege, autoritär und unter Beobachtung, sondern orts- und zeitunabhängig stattfindet.

Um herauszufinden, ob die Methode funktioniert, gehört eine Art „Kontrollsystem“ dazu – auch wenn die Methode sich dadurch auszeichnet, dass nicht alles ständig überwacht werden muss. Es finden zum Beispiel regelmäßige Gespräche statt, in denen der Entwicklungsstand besprochen und mögliche Verbesserungen im Prozess vereinbart werden: Haben sich spezielle Probleme ergeben, die einer gemeinsamen Lösung bedürfen? Werden Leistungsstandards regelmäßig erfüllt?

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Was sind die Vor- und Nachteile von MbO?

Vor der Umsetzung sollten Unternehmen individuell entscheiden, ob eine Integration der Methode für ihr Geschäftskonzept möglich ist. Denn Führen mit Zielvereinbarungen setzt voraus, dass Führungskräfte ihren Mitarbeiten einen Vertrauensvorschuss geben und Mitarbeiter bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen, ohne einen konkreten Plan an die Hand zu bekommen. Die Umsetzung der Ziele wird so selbstständig wie möglich erarbeitet.

Vorteile:

  • klare Ziele
  • Verbesserung des Verantwortungsbewusstseins
  • regelmäßiger Austausch im Team sowie zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern
  • Bindungsstärkung durch mehr Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsspielräume
  • ergebnisorientiertes Arbeiten ermöglicht Boni und Prämien
  • Erfolge können gemessen und so die Leistung objektiver beurteilt werden


Nachteile:

  • höherer Leistungsdruck durch „eigenständiges“ Arbeiten
  • Mitarbeiter widmen sich individuellen Zielen und vernachlässigen das Miteinander
  • Zielvereinbarungsgespräche können herausfordern und zeitaufwendig sein

Was muss außerdem beachtet werden?

Für die meisten Unternehmen, die diese Methode erstmals umsetzen, kann sie herausfordernd sein, weil sie einiger Änderungen bedarf. Zudem ist ein hohes Organisationsgeschick gefragt. So gilt es zum Beispiel, bisherige Beurteilungsmethoden zu überarbeiten oder abzuschaffen. Zudem ist eine klare Kommunikation die wichtigste Voraussetzung: Wie ist der aktuelle IST-Zustand im Unternehmen? Welche Schwächen und Stärken sind bekannt? Und welche Möglichkeiten gibt es, Erfolgsboni zu realisieren?

Fazit

Vor allem junge Arbeitnehmern ist es heutzutage wichtig, an den Entscheidungen beteiligt zu werden und so flexibel wie möglich arbeiten zu können. Dies gilt beispielsweise für die Gen Z. Sind die ersten Hürden bei der Einführung des Modells überwunden, kann es deshalb durchaus erfolgversprechend für Unternehmen sein, Mitarbeitern so attraktive Arbeitsbedingungen zu ermöglichen und Unternehmensziele – trotz oder dank Remote Work – erfolgreich zu erreichen.

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Bildnachweis: DrAfter123/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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