Ein Meeting, ein Satz, ein Stich ins Herz: „So schwer ist das doch nicht zu verstehen.“ Gesagt von der Chefin, vor allen anderen. Wieder einer dieser Momente, in denen du dich fragst: Muss ich mir das antun? Tatsächlich kündigen viele genau deswegen – wegen Konflikten, Frust, toxischem Arbeitsklima. Aber was, wenn dieselben Probleme dich auch im nächsten Job wieder einholen?

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Immer Ärger mit Chef & Co – oder immer das gleiche Muster?

Sicher, toxische Kollegen und unfaire Chefs sind nicht selten die Ursache für Frust im Job. Toxische Verhaltensweisen können beispielsweise ständiges Lästern, Manipulation, Mikromanagement, respektloses Verhalten oder das Ausnutzen von Machtpositionen sein. Wenn die Arbeitsatmosphäre zudem von Konkurrenzdenken, fehlender Wertschätzung und ständigen Machtkämpfen geprägt ist, ist es kein Wunder, dass viele das Handtuch werfen.

Aber was, wenn sich die Probleme durch deine gesamte Karriere ziehen? Nach mehreren Jobwechseln und ähnlichen Erlebnissen stellt sich die Frage: Liegt es vielleicht auch an dir?

Hier geht es jetzt nicht darum, die Schuldfrage zu klären, sondern tiefer zu blicken. Welche Verhaltensmuster wiederholen sich? Konflikte entstehen oft aus einem Zusammenspiel von Erwartungen, Kommunikationsstilen aber auch persönlichen Grenzen. Und manchmal sind es unbewusste Verhaltensmuster, die dazu führen, dass sich immer wieder ähnliche Situationen entwickeln.

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Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von Reinszenierung: Wir wiederholen im Arbeitsleben oft Beziehungsmuster aus früheren Erfahrungen – etwa aus der Kindheit oder von prägenden Rollenmodellen.

Wer z.?B. gelernt hat, Konflikte zu vermeiden, wird sie auch im Job eher runterschlucken – bis es irgendwann knallt. Und wer früh die Erfahrung gemacht hat, sich Anerkennung hart erkämpfen zu müssen, interpretiert jede sachliche Kritik als persönlichen Angriff.

Deine Jobträume gegen die Wand gefahren?

Viele starten in einen neuen Job voller Motivation und haben hohe Erwartungen an ihren neuen Arbeitsplatz: Das Team muss besser sein, die Führungskraft empathischer und mehr Freiraum möchte man haben. Oft gibt es jedoch Missverständnisse, z. B. wenn man glaubt, dass der Chef und Kollegen einem quasi jeden Wunsch von den Lippen ablesen sollte.

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Zudem führen unrealistische Erwartungen wie die Annahme, dass es in Zukunft keinerlei Konflikte mehr geben wird oder alle Aufgaben immer klar strukturiert sind, zu Frustration. Doch dann die Ernüchterung: Der Chef hört doch nicht richtig zu, die Kollegin macht abwertende Kommentare, und du fühlst dich wieder allein mit einem Stapel von Aufgaben.

Frust entsteht oft, wenn die eigenen Bedürfnisse nicht klar definiert oder nicht deutlich genug kommuniziert werden. Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, entsteht das Gefühl, dass sich niemand wirklich für einen interessiert. Doch was, wenn diese Erwartungen immer wieder enttäuscht werden?

Fight, Flight oder Frust: Wie du Konflikte (nicht) löst

Wie gehst du mit Konflikten um? Ziehst du dich zurück, wenn dir etwas unangenehm ist? Gehst du direkt in die Konfrontation oder suchst das 4-Augen-Gespräch? Es gibt kein richtig oder falsch, aber diese Strategien können dazu führen, dass sich ein bestimmtes Konfliktmuster etabliert. Wer sich immer zurückzieht, wird leicht übersehen – auch bei Beförderungen. Wer hingegen immer auf Konfrontation geht, kann schnell als schwierig und aggressiv wahrgenommen werden.

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Wenn dir diese Dynamiken vertraut vorkommen, dann könnte ein Perspektivwechsel helfen: Nicht jeder Konflikt ist ein Grund zu gehen. Manchmal lohnt es sich, an der eigenen Kommunikation zu arbeiten und aktiv auf andere Menschen zuzugehen. Konkrete Techniken, wie die gewaltfreie Kommunikation oder das Formulieren von Ich-Botschaften (‚Ich fühle mich überfordert, wenn…‘), können dabei helfen, Missverständnisse zu vermeiden und konstruktive Gespräche zu führen. Denn oft sind Missverständnisse der wahre Grund, warum wir uns im Job immer wieder über die gleichen Dinge ärgern.

Von Job zu Job – und jedes Mal ein Stück leerer

Es kann auch sein, dass der ständige Jobwechsel nur Symptome verdeckt. Man wechselt den Arbeitsplatz, weil man glaubt, dass dort die Arbeitsbedingungen besser sind, doch tief im Inneren bleibt der Stress. Denn das eigentliche Problem – sei es das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder eine tiefe Unsicherheit – bleibt bestehen. Das kann zu einem Zustand führen, den man als „Burnout durch Wiederholung“ bezeichnen könnte.

Dieser Begriff beschreibt den Zustand, wenn man durch ständige Konflikte und ungelöste Probleme emotional ausgelaugt ist. Studien zeigen, dass ständige emotionale Belastungen ohne Lösungsansätze zu einem Zustand chronischer Erschöpfung führen können.

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Erfahrungsberichte von Betroffenen verdeutlichen, dass der wiederholte Wechsel der Arbeitsumgebung ohne Reflexion der eigenen Muster selten zu einer Verbesserung führt, sondern die Probleme eher noch verstärkt. Das Gefühl, dass es „immer wieder das Gleiche“ ist, frustriert und entmutigt. Man wechselt von einem Job zum nächsten in der Hoffnung, dass es besser wird, doch dies führt zu einer Abwärtsspirale, in der sich Stress und Frustration nur noch verstärken. Man schleppt sich von Job zu Job, und das Päckchen, das man zu tragen hat, wird mit jedem Wechsel nur noch schwerer.

Raus aus der Schleife – rein in die Klarheit

Bevor du den nächsten Jobwechsel in Erwägung ziehst, lohnt es sich, in dich hineinzuhorchen:

  • Was genau ärgert dich immer wieder?

  • Sind es ähnliche Situationen, die dich frustrieren?

  • Und wie reagierst du darauf?

Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen kann unangenehm sein, aber sie sind der erste Schritt zu echter Veränderung. Nur wer sich seiner Bedürfnisse und Grenzen bewusst ist, kann in Gesprächen mit Kollegen und Vorgesetzten klarer kommunizieren. Beispiele dafür könnten sein, die bereits zuvor erwähnten Ich-Botschaften zu verwenden (z. B. „Ich brauche mehr Zeit für diese Aufgabe„) oder klare Vereinbarungen zu treffen, um Missverständnisse zu vermeiden.

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Vielleicht hilft es, sich selbst besser kennenzulernen: Bist du jemand, der viel Bestätigung von außen braucht, um sich gut zu fühlen? Oder fällt es dir schwer, auf deine eigenen Stärken zu vertrauen? Diese Erkenntnisse sind wichtig, um langfristig zufriedener im Job zu werden.

Du kannst nicht vor dir selbst davonlaufen

Ein Jobwechsel kann sinnvoll sein – bei toxischer Atmosphäre, fehlender Entwicklung oder wenn Wertschätzung fehlt. Doch bevor du gehst, frag dich: Liegt das Problem wirklich im Job – oder wiederholt sich etwas in dir? Zufriedenheit entsteht nicht durch Tapetenwechsel, sondern durch Klarheit: über deine Grenzen, Bedürfnisse und deinen Umgang mit Konflikten.

Denn: Du kannst kündigen. Aber nicht vor dir selbst fliehen. Der Arbeitsort wechselt. Die Konflikte bleiben. Vielleicht liegt’s an den anderen. Vielleicht auch nicht. Was willst du im nächsten Job wirklich anders machen – und was bist du bereit, dafür zu verändern?

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