Hast du Ziele im Leben – privater oder beruflicher Art? Wir sind uns ziemlich sicher, dass du diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten wirst. Das Problem mit den Zielen ist: Sie erfordern eine Menge Disziplin, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit, damit sie eben nicht nur ein Traum bleiben, sondern irgendwann zur Realität werden. Aber wusstest du, dass du dein Gehirn eigentlich ganz simpel austricksen kannst?

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„Gute“ Ziele bewegen sich zwischen Überforderung und Unterforderung

Wenn ein Ziel einfach zu erreichen wäre, wäre es kein Ziel. Klingt komisch? Ist aber ganz einfach: Wenn du Hunger hast, ist dein Ziel, etwas zu essen. Also gehst du an den Kühlschrank oder in ein Restaurant und dein Bedürfnis ist gestillt. Würdest du das wirklich als „Ziel“ bezeichnen? Wohl eher nicht! Als Ziele beschreiben wir meist längerfristige und vor allem schwieriger zu erreichende Zustände in der Zukunft wie Reichtum, Gesundheit, eine glückliche familiäre Situation oder das Traumgewicht. Ziele erfordern deshalb stets ein gewisses Maß an Aufwand. Du musst dich in gewisser Art und Weise anstrengen, um dieses Ziel zu erreichen – und das meist nicht nur für einen Tag oder zwei, sondern bei langfristigen Zielen über Monate oder sogar Jahre hinweg.

Lese-Tipp: Zielstrebigkeit: Ziele richtig setzen und erreichen

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An diesem Punkt kommt die Motivation ins Spiel. Deine Ziele erreichen kannst du nämlich nur, wenn du ein entsprechendes Durchhaltevermögen an den Tag legst – und zwar dauerhaft. Wenn du zum Frühaufsteher werden möchtest, musst du also nicht nur morgen und übermorgen um sechs Uhr aufstehen, sondern der Wecker klingelt auch nächste Woche, nächsten Monat und nächstes Jahr noch um diese ungeliebt frühe Uhrzeit. Wenn du im Sommer fünf Kilo weniger wiegen möchtest, musst du nicht nur einen Tag oder eine Woche gesünder essen und mehr Sport treiben, sondern Ergebnisse erhältst du nur, wenn du diesen Lebensstil mehrere Wochen oder Monate durchhältst.

Motivation: Die Sache mit dem „inneren Schweinehund“

Die Motivation ist eines dieser schönen Worte, welches in Stellenanzeigen, Bewerbungen & Co geradezu inflationär verwendet wird. Scheinbar jeder Mensch ist heutzutage hoch motiviert und jedes Unternehmen sucht händeringend nach eben diesen motivierten Mitarbeitern. Das macht durchaus Sinn, denn wer über eine hohe – vor allem intrinsische – Motivation verfügt, leistet mehr und bringt eine hohe Lernbereitschaft mit, was in unserer schnelllebigen und komplexen Geschäftswelt die wohl wichtigste Erfolgseigenschaft ist. So weit so gut.

Die Realität sieht allerdings anders aus: Nur wenige Deutsche sind im Job tatsächlich wirklich hoch motiviert. Das Problem mit der Motivation ist, dass sie in der Regel eng mit einer Belohnung zusammenhängt. Du bist also motiviert, etwas zu leisten, ein Ziel zu verfolgen & Co, weil du dir von deinem Handeln eine Belohnung versprichst: Geld, Gesundheit, den „Strandbody“, Anerkennung, Berühmtheit, Freizeit und und und… Für diese Belohnung in der Zukunft gibst du aber stets eine Belohnung im Hier und Jetzt auf:

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  • Dass du im Sommer in Badehose oder Bikini besser aussiehst, musst du jetzt auf Schokolade verzichten oder dich zum Joggen aufraffen, statt den Feierabend auf dem Sofa zu verbringen.
  • Damit du befördert wirst und eine Gehaltserhöhung erhältst, musst du jetzt auf Freizeit verzichten, Überstunden schieben und dich im Job verausgaben, statt dich auszuruhen oder deine Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.
  • Um dir in fünf Jahren ein Eigenheim leisten kannst, musst du jetzt auf das neue Auto oder den Luxusurlaub in der Karibik verzichten und dein Geld lieber sparen.

Und genau dieser Verzicht auf die gegenwärtige Belohnung zugunsten der zukünftigen Belohnung ist der Schlüssel zu Motivation, Disziplin, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit – leider aber auch die größte Hürde für das menschliche Gehirn. Denn dieses zieht die Gegenwart stets der Zukunft vor und genau deshalb wäre es so verlockend, eben doch genussvoll in die Schokolade zu beißen und auf den gestählten Körper im Sommer zu verzichten. Dass du das in der Zukunft bereuen wirst, ist deinem Gehirn in dem Moment leider reichlich egal. Was also kannst du tun?

Wie die „Burn or Burn“-Technik dein Gehirn austrickst

Das Gehirn ist also schuld, dass du immer wieder deinen „inneren Schweinehund“ überwinden musst, um die zukünftige der gegenwärtigen Belohnung vorzuziehen und dadurch deine Ziele zu erreichen. Glücklicherweise bist du diesem Mechanismus aber nicht hilflos ausgeliefert, sondern du kannst dein Gehirn gezielt austricksen. Hierfür kannst du auf eine sehr ungewöhnliche, aber wirksame Methode zurückgreifen: die „Burn or Burn“-Technik. Diese basiert auf einer logischen Schlussfolgerung:

Du erreichst Ziele nicht, weil du lieber heute die Belohnung wünschst und dafür in der Zukunft etwas aufgibst als umgekehrt. Wenn du also dafür sorgst, dass du stattdessen auch heute etwas für die Belohnung aufgeben musst, erscheint jene in der Zukunft plötzlich wieder attraktiver.

Was kompliziert klingt, lässt sich einfach erläutern: Nehmen wir an, du möchtest in vier Monaten vier Kilo weniger wiegen. Dafür verzichtest du auf Süßigkeiten und gehst dreimal pro Woche in das Fitnessstudio. Nun hattest du einen anstrengenden Arbeitstag, kommst müde nach Hause und würdest lieber auf dem Sofa liegen und Chips essen, als dich zum Sport aufzuraffen. Im ersten Moment bedeutet das für dich keinen Verzicht. Auf lange Sicht verzichtest du dadurch aber auf dein Zielgewicht. Wenn du nun stattdessen jedes Mal 100 Euro zahlen müsstest, wenn du nicht ins Fitnessstudio gehst – wenn du also auf 100 Euro verzichten müsstest – würdest du dich dann nicht viel leichter motivieren? Du machst aus dem zukünftigen Verzicht also einen gegenwärtigen.

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Die klassische „Burn or Burn“-Methode würde also wie folgt funktionieren: Pinne dir einen 100-Euro-Schein an jedem Tag in deinen Kalender, an welchem du ins Fitnessstudio gehen möchtest. Gehe nicht, verbrennst du diesen 100-Euro-Schein. Gehst du doch, so kannst du ihn einstecken und dir mit ihm eine „Belohnung“ kaufen – wie auch immer diese aussehen mag. Allerdings sind wir keine Fans davon, bares Geld zu verbrennen. Wie also kannst du die „Burn or Burn“-Methode im Alltag umsetzen?

So erhöhst du mit der „Burn or Burn“-Methode deine Motivation

Wenn du deine Motivation erhöhen und dadurch deine Ziele wahrscheinlicher sowie schneller erreichen möchtest, kannst du die „Burn or Burn“-Methode deshalb ein wenig abwandeln. Finde eine Sache, auf welche du keinesfalls verzichten möchtest. Dies kann Geld sein, ein leckeres Abendessen, dein Auto und und und… Setze dir ein Ziel und teile es in Unterziele ein.

Du möchtest Frühaufsteher werden? Dann lauten deine Unterziele: Jeden Montag bis Freitag stehst du um sechs Uhr auf. Definiere nun den Verzicht, wenn du diese Ziele nicht einhältst. Stehe also beispielsweise um sechs Uhr auf, fahre mit dem Auto zur Arbeit. Schaffst du es nicht, musst du an diesem Tag das Fahrrad nehmen – wenn das für dich einen „Verzicht“ beziehungsweise eine „Bestrafung“ bedeutet. Finde also deine individuellen Motivatoren, welche ebenso wirksam sind wie das angedachte Verbrennen eines 100-Euro-Scheines. Du wirst sehen: Es funktioniert!

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Lese-Tipp: Power-Morgen: Frühaufsteher sind erfolgreicher als Langschläfer

Wieso funktioniert die „Burn or Burn“-Methode?

Wenn du die richtigen „Belohnungen“ und „Bestrafungen“ wählst, wird die „Burn or Burn“-Methode funktionieren. Begründet liegt auch das wieder im Gehirn: Wir lieben Belohnungen und hassen Verzicht. Wenn der Verzicht plötzlich nicht mehr in der Zukunft, sondern in der Gegenwart liegt, wiegt dieser doppelt. Das bedeutet: Der gegenwärtige Verzicht fügt dir zweimal mehr „Schmerz“ zu als dir die gegenwärtige Belohnung an „Freude“ schenkt. Im Englischen nennt sich dieser Mechanismus „Loss Aversion“. Du wirst in Zukunft also doppelt und dreifach darüber nachdenken, deine Ziele nicht einzuhalten. Und keine Sorge: Nach 66 Tagen hat dein Gehirn neue Gewohnheiten adaptiert und anschließend wird dir das Ziel ohnehin viel leichter fallen. Die „Burn or Burn“-Methode ist zumindest in den ersten 66 Tagen der Zielerreichung deshalb auf jeden Fall einen Versuch wert.

Teile uns gerne deine Erfahrungen mit der „Burn or Burn“-Methode mit oder kläre uns über deine individuellen Strategien zur erfolgreichen Zielerreichung in den Kommentaren mit. Wir sind gespannt auf deine ungewöhnlichen und effektiven Ansätze, um den „inneren Schweinehund“ zu überwinden.

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Bildnachweis: Photo by Kim Carpenter on Unsplash

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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