Warum du eine Gehaltserhöhung wünschst, liegt auf der Hand: Wer hätte nicht gerne am Ende des Monats ein bisschen mehr Geld für das neue Auto oder den lang ersehnten Urlaub auf dem Konto? Doch wie gehst du bei der Gehaltsverhandlung vor, wann ist sie erfolgversprechend, wie viel mehr Gehalt kannst du fordern und welche Fehler gilt es zu vermeiden? Hier findest du alle wichtigen Informationen und Tipps für ein erfolgreiches Gehaltsgespräch.

Wer entscheidet eigentlich über eine Gehaltserhöhung?

Du wünschst dir mehr Gehalt? Dann ist dein Ansprechpartner natürlich dein direkter Vorgesetzter. In der Regel führst du deine Gehaltsverhandlung mit diesem unter vier Augen. Ob dieser jedoch eigenständig über das „Go“ für deiner Gehaltserhöhung entscheiden darf, ist je nach Position und Unternehmen unterschiedlich. Es kann also durchaus sein, dass er eventuell noch die Zustimmung weiterer Personen einholen muss, sprich seiner Vorgesetzten.

Solltest du noch nicht in dem Unternehmen tätig sein, sondern im Bewerbungsgespräch nach deinen Gehaltsvorstellungen gefragt werden oder eine Gehaltsverhandlung vor Unterzeichnung des Arbeitsvertrages führen, ist dein Ansprechpartner in der Regel der zuständige Personaler.

Achtung: Umgehe niemals deinen direkten Vorgesetzten mit der Frage nach einer Gehaltserhöhung, da du dadurch indirekt dessen Kompetenz beziehungsweise Entscheidungsbefugnis infrage stellst.

„Aktiv werden“ heißt die Zauberformel für mehr Gehalt

Es bringt nun aber nichts, einfach gute Arbeit zu leisten und dann darauf zu warten, dass dein Vorgesetzter eines Tages auf dich zukommt und dir eine Gehaltserhöhung anbietet. Würdest du denn im Supermarkt freiwillig mehr zahlen als bisher, ohne eine positive Veränderung des Produktes, zum Beispiel hinsichtlich Menge oder Qualität, feststellen zu können? Gewiss nicht! Wenn du also mehr Gehalt für deine Arbeit wünschst, gilt es selbst aktiv zu werden und die Gehaltsverhandlung ausgiebig vorzubereiten.

Tipp: Rechne hier aus, was bei einer Gehaltserhöhung tatsächlich übrig bleibt.

Wann und wie oft ist eine Gehaltsverhandlung üblich?

Es gibt klassische Zeitpunkte für eine Gehaltsverhandlung, jedoch keine festen Regeln. Üblich ist die Gehaltsverhandlung wie bereits erwähnt beim Vorstellungs- beziehungsweise Einstellungsgespräch. Weitere „traditionelle“ Möglichkeiten zur Gehaltserhöhung sind:

Du solltest nun aber natürlich nicht alle zwei Monate, zum Beispiel nach dem erfolgreichen Abschluss eines Projektes, zu deinem Vorgesetzten rennen und um eine Gehaltserhöhung bitten. Alle 18 bis 24 Monate können Gehaltsverhandlungen geführt werden, so die Expertenmeinung. Optimal ist es natürlich, wenn einer der genannten Anlässe in diesen Zeitraum fällt. Sollte dies nicht der Fall sein, bedarf deine Gehaltsverhandlung einer noch besseren Vorbereitung.

Berücksichtige allerdings unbedingt auch wirtschaftliche Faktoren: Geht es dem Unternehmen besonders gut, hat es eventuell Spendierhosen an. Schreibt es allerdings rote Zahlen, befindet sich inmitten der Umsetzung eines Sparplans oder hat einen Einstellungsstopp verhängt, solltest du mit der Bitte um eine Gehaltserhöhung besser noch warten.

Extra-Tipp: Führe deine Gehaltsverhandlung, wenn möglich, stets zwischen Frühjahr und Sommer. So kann dein Vorgesetzter dein eventuell höheres Gehalt nämlich noch in den Geschäftsplan für das kommende Jahr einkalkulieren. Im Herbst oder Winter hingegen, sind die Ressourcen häufig schon verplant und deine Chance auf eine Gehaltserhöhung sinkt gegen Null.

Vorbereitung: Die perfekte Gehaltsverhandlung will geplant sein

Bevor du dich an die konkrete Vorbereitung deiner Gehaltsverhandlung machst, ist wichtig, dass du das Grundprinzip einer Gehaltserhöhung verstehst: Sie ist ein Tauschgeschäft! Du tauschst mehr Gehalt gegen eine bessere Arbeitsleistung. Sie ist daher eine Art Belohnung für Erfolge und herausragende Leistungen sowie deine nunmehr höhere Berufserfahrung und damit auch gestiegene Kompetenz.

Gleichzeitig ist sie eine Vorauszahlung für all jene Leistungen, die du für das Unternehmen in Zukunft noch erbringen wirst. Gehe also mit der Absicht in die Gehaltsverhandlung, dem Vorgesetzten solch durchschlagende Argumente für eine Gehaltserhöhung vorzubringen, dass er gar nicht mehr anders kann als „Ja“ zu sagen. So viel zur Theorie. Doch wie setzt du das nun in der Praxis um?

Schritt 1: Führe ein „Erfolgs-Tagebuch“

Du schuftest und schuftest, häufst immer mehr Überstunden an und erbringst mit Abstand die meiste Leistung sowie die besten Ergebnisse des gesamten Teams? Schön, aber weiß das auch dein Vorgesetzter?

Viele Führungskräfte sind selbst mit Arbeit überhäuft oder aufgrund von Geschäftsreisen und Verhandlungen nur selten überhaupt im Büro. Und sollten sie doch vor Ort sein, heißt es noch lange nicht, dass sie dich als Individuum überhaupt wahrnehmen. Der Grundgedanke eines Teams lautet schließlich „gemeinsam“. So kommt es also vor, dass deine persönlichen Leistungen und Erfolge völlig unbemerkt bleiben – oder noch schlimmer: dass sich ein diebischer Kollege mit deinen Lorbeeren schmückt. Ideenklau gehört leider zum betrieblichen Alltag und es gibt nun einmal diese rhetorischen Genies, die sich perfekt inszenieren und als Leistungsträger verkaufen, obwohl sie im Team nur als Trittbrettfahrer fungieren.

Stichwort: Selbstmarketing. Einerseits ist es ja löblich, dass du ganz bescheiden nach dem Prinzip „Einer für Alle“ arbeitest. Andererseits fehlt dir dann die Verhandlungsgrundlage für deine Gehaltserhöhung. Führe daher unbedingt ab sofort ein „Erfolgs-Tagebuch“. Was das ist?

Exkurs: Dein persönliches „Erfolgs-Tagebuch“

Im Beruf Tagebuch zu führen, bringt zahlreiche Vorteile mit sich. So kannst du nämlich nicht nur für dich selbst deine persönlichen Entwicklungen und Erfolge festhalten, sondern damit auch in Zukunft bei Bewerbungsgesprächen oder eben auch in Gehaltsverhandlungen punkten. Halte daher ab sofort nicht nur fest, was du getan hast und wann, sondern auch welche positiven Resultate sich daraus ergeben haben:

  • Konntest du das Projekt XXX eine Woche vor der Deadline abschließen und dadurch wichtige Kapazitäten für andere Projekte freimachen?
  • Hast du vielleicht durch eine Idee XXX Euro für das Unternehmen eingespart?
  • Durch welche Maßnahmen konntest du deine eigene oder die Effizienz deines Teams nachhaltig steigern?
  • Inwiefern hast du an Berufserfahrung oder Know-How dazu gewonnen, zum Beispiel durch Auslandsaufenthalte, eine Weiterbildung oder interne Versetzung?

Je nachvollziehbarer du deinen Werdegang festhältst, umso realistischer kannst du auch deinen Marktwert einschätzen und diesen dann in der Gehaltsverhandlung überzeugend darlegen. Allerdings solltest du natürlich auch für Kritik offen sein:

  • Hast du Fehler gemacht?
  • Wie schwerwiegend waren deren Konsequenzen?
  • An welcher Stelle hast du eventuell Verbesserungs- oder Weiterbildungsbedarf?

Auch, wenn du dich natürlich auf deine Erfolge konzentrieren solltest, geht es bei der Gehaltsverhandlung in erster Linie um eine realistische Selbsteinschätzung. Nur, wenn du aus voller Überzeugung sagen kannst, dass du eine Gehaltserhöhung verdient hast und aus welchen Gründen, solltest du dich an eine Gehaltsverhandlung wagen. Ansonsten kannst du doch vielleicht erst einmal fragen, ob das Unternehmen zur Kostenübernahme einer Fort- oder Weiterbildung bereit wäre? Du siehst: Die Möglichkeiten sind vielfältig und sollten stets zu deiner individuellen Situation passen.

Schritt 2: Gehalt bestimmen – Wie viel (mehr) kannst du verlangen?

Apropos Marktwert: Viele Arbeitnehmer scheitern bereits an der ersten Hürde, der Bestimmung ihres Marktwertes. Sie finden keine konkrete Antwort auf die Frage, wie viel (mehr) sie für ihre Arbeit verlangen können und entscheiden sich dann gegen die Gehaltsverhandlung oder verkaufen sich unter Wert.

Gerade Berufseinsteigern fällt eine realistische Einschätzung bezüglich eines angemessenen Gehaltes schwer und aus Angst, den Personaler durch eine zu hohe Forderung zu „verschrecken“ und damit die Absage zu riskieren, wird eben ein wenig abgerundet. Für den Anfang mag das auch durchaus in Ordnung sein. Doch auf Dauer solltest du angemessen bezahlt werden. Wer sich nämlich für seine Arbeit unterbezahlt fühlt, büßt damit auf Dauer seine Zufriedenheit und Motivation im Job ein, eventuell sogar seine Gesundheit.

Um eine solche Unzufriedenheit im Unternehmen nicht zu nähren, beinhalten zahlreiche Arbeitsverträge eine Klausel, die dir die Offenlegung deines Gehaltes gegenüber Dritten verbietet. Du kannst also nicht einfach deinen Kollegen fragen, was er denn so am Ende des Monats mit nach Hause nimmt. Und während die Offenlegung der Gehälter in Deutschland eine endlose Debatte zu sein scheint, bleibt dir erst einmal nichts Anderes übrig, als sich anderweitig über deinn Marktwert zu informieren. Aber wie?

  • Erst einmal solltest du dir allgemeine Informationen einholen. Im Internet findest du entsprechende Gehaltsvergleiche und -Tabellen für verschiedene Branchen und Berufe, zum Beispiel auf gehalt.de.
  • Eventuell wirst du auch auf der Webseite des Statistischen Bundesamtes fündig, welches immer wieder aktuelle Zahlen zum Gehaltsniveau in Deutschland veröffentlicht.
  • Auch Berufs- und Branchenverbände erheben regelmäßig Daten zu den Gehältern. Auf folgender Webseite kannst du in Erfahrung bringen, ob ein solcher Verband auch für deinen Beruf existiert: www.berufsverband.de
  • Du kannst zudem eine allgemeine Internetrecherche durchführen, sich in sozialen Netzwerken und Foren anonym (!) über Gehälter austauschen und Gespräche mit deinem Bekannten- und Freundeskreis führen. Wichtig ist, dass du niemals nur einem Wert vertraust. Menschen runden schließlich gerne etwas auf, wenn es um den eigenen Kontostand geht.
  • Zu unterscheiden ist zudem zwischen Ost- und Westdeutschland, da das Lohnniveau in den neuen Bundesländern immer noch niedriger ist.
  • Doch auch in demselben Beruf und Bundesland kann das Gehalt stark variieren. Dies liegt zum Beispiel an dem jeweiligen Unternehmen. So zahlt die Großindustrie tendenziell besser als KMUs oder eine kleine Werbeagentur.
  • Auch deine Berufserfahrung wirkt sich natürlich auf deinen Marktwert aus, ebenso wie deine (Zusatz-) Qualifikationen.
  • Deine Position in der Hierarchie ist ebenfalls ausschlaggebend für die Höhe deines Gehaltes. Informiere dich daher nicht nur berufs-, sondern auch positionsspezifisch über die üblichen Gehälter. Lesetipp: Flache Hierarchien: Was alteingesessene Unternehmen von Startups lernen können
  • Vergesse die Inflation nicht: Ohne Gehaltserhöhung bleibt deine Entlohnung nicht dieselbe, sondern sie verliert durch die Inflationsrate stetig an Wert. Eine regelmäßige Erhöhung ist daher unerlässlich, um überhaupt auf demselben Lohnniveau zu bleiben. Rechne daher stets die aktuelle Inflationsrate in deine geforderte Gehaltserhöhung mit ein (~ 1,5 Prozent).
  • Im Gegensatz zu Einstellungsverhandlungen, hast du in einem Angestelltenverhältnis natürlich bereits einen Ausgangswert als Orientierung: Dein aktuelles Gehalt.
  • Üblich sind in diesem Fall rund drei bis zehn Prozent Gehaltserhöhung pro Gehaltsverhandlung (in dem empfohlenen Abstand von 18 bis 24 Monaten). Zehn bis 15 Prozent sind hingegen üblich, wenn du in eine (höhere) Führungsposition aufsteigst.

Sonderfall Tarifvertrag: Sollte für deine Stelle ein Tarifvertrag gelten, ist dein Gehalt nicht mehr frei verhandelbar. Das bedeutet aber nicht, dass du keinerlei Verhandlungsspielraum hast. Zumindest die sogenannten Sonderzahlungen und geldwerten Vorteile sind nämlich verhandelbar. Die fixen Gehälter bei Tarifverträgen sind daher ein weit verbreiteter Irrtum.

Zum Ende des zweiten Schritts sollten du eine konkrete Zielsetzung für deine Gehaltsverhandlung haben. Setze zudem eine Untergrenze fest, denn du musst stets davon ausgehen, dass der Arbeitgeber deine ursprüngliche Forderung nach unten handelt. Gerne kannst du daher auch ein wenig höher ansetzen und sich dann „in der Mitte“ – also bei deinem Wunschwert – treffen. Hierfür ist ein wenig Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick gefragt.

Extra-Tipp: Ungerade Werte erwecken den Eindruck, du hättest dich im Voraus ausgiebig über deinen Marktwert informiert, was du ja hoffentlich anhand unserer Tipps auch getan hast. Du hinterlässt daher einen professionelleren Eindruck und wirkst überzeugender. Fordere also nicht forsch zehn Prozent mehr, sondern vielleicht exakt 382,- Euro pro Monat. Natürlich solltest du diesen Wert auf Nachfrage auch anhand deiner Recherche begründen können.

Schritt 3: Argumente zurechtlegen – Wodurch hast du dir die Gehaltserhöhung verdient?

Anhand deines Erfolgs-Tagebuchs sowie der durchgeführten Recherche zu deinem Marktwert solltest du nun nicht nur eine konkrete Vorstellung deiner Gehaltserhöhung haben, sondern ebenso konkrete Argumente:

  • Welche Erfolge hast du für das Unternehmen erzielt?
  • Inwiefern hat sich deine Leistung seit der letzten Gehaltsverhandlung gesteigert?
  • Hast du dir neues Know-How beziehungsweise weitere Qualifikationen angeeignet?
  • Wie wertvoll bist du für das Unternehmen und weshalb?
  • Welchen Nutzen wirst du auch weiterhin für das Unternehmen bringen?
  • Wie sehen deine beruflichen Ziele aus und inwiefern bist du dadurch für das Unternehmen von Wert?
  • Leiste „mehr“ als der Durchschnitt, beziehungsweise als in deinem Arbeitsvertrag verlangt und dadurch vergütet?
  • Aus welchem Grund bist du eine gute Investition?
  • Spare die Mehrkosten durch deine Gehaltserhöhung vielleicht an anderer Stelle für das Unternehmen ein? Wie und in welcher Höhe?

Schritt 4: Übung macht den Meister – Probelauf der Gehaltsverhandlung

Je genauer du den Gesprächsverlauf vorhersagen kannst, umso besser kannst du natürlich deine Argumente daran anpassen. Spiele die Gehaltsverhandlung probeweise durch. Nimm dir dafür gleich mehrere Freunde, Bekannte oder Familienmitglieder zur Hand, da jeder von ihnen neue Ideen, Kritikpunkte oder auch Erfahrungen mitbringt. Simuliere zudem verschiedene Situationen, zum Beispiel den genervten Chef, den kritischen oder auch den gutmütigen. Empfehlenswert sind auch spezielle Coachings, welche eine Gehaltsverhandlung in realistischem Rahmen sowie einem professionellen Setting simulieren.

Wie kannst du die Gehaltsverhandlung ansprechen?

Wäre es nicht schön, wenn du ähnlich zu deinem Urlaubsantrag einfach eine Gehaltserhöhung beantragen könntest? Dann bräuchtest du weder Coaching noch ausführliche Vorbereitung. Leider gibt es hierfür aber keine vorgefertigten Formulare, sondern es hilft nur eines:

Fasse den Mut und suche das Vier-Augen-Gespräch mit deinem Vorgesetzten.

Sollte ohnehin in Kürze ein Feedback- oder das jährliche Mitarbeitergespräch anstehen, kannst du dieses gerne mit der Gehaltsverhandlung verbinden. Ansonsten ist es üblich, einfach spontan das Gespräch zu suchen und die Bitte um eine Gehaltserhöhung vorzubringen. Doch falle bitte nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern gehe in folgenden drei Schritten vor:

  1. Begib dich erst einmal in die Beobachterrolle und lerne deinen Vorgesetzten (aus der Ferne) so gut wie möglich kennen. Nein, du musst nicht wissen, welcher sein Lieblingssport ist oder wo er seine Ehefrau kennengelernt hat. Konzentriere dich darauf, wann er gute und wann eher schlechte Laune hat. Ist er vielleicht ein Morgenmuffel? Ist er montags müde, dafür aber freitags voll Vorfreude auf das Wochenende besonders spendierfreudig? Mit welchen Argumenten lässt er sich immer gut überzeugen (emotional, finanziell, konstruktiv) und welche prallen an ihm eher ab? Welche No-Gos gibt es, die ihn vielleicht besonders wütend oder forsch werden lassen? Je genauer du weißt, wie dein Chef „tickt“, umso geschickter kannst du bei der Gehaltsverhandlung vorgehen.
  2. Nun weißt du um den besten Zeitpunkt für deine Gehaltsverhandlung und kannst die Initiative ergreifen. Achte darauf, dass du deinen Chef nicht störst, während er mit dem Kopf gerade noch bei einem anderen Thema ist, zum Beispiel seinem Vortrag beim anstehenden Meeting. Es ist ohnehin besser, wenn du dir einen Zeitpunkt aussuchst, an welchem dein Vorgesetzter keine anschließenden Termine mehr hat. Wirkt er hingegen sehr beschäftigt, gestresst oder nicht allzu gut gelaunt, üben dich lieber in Geduld und verschiebe die Gehaltsverhandlung um ein paar Tage oder auch Wochen. Du weißt ja: „Gut Ding braucht Weile!“
  3. „Hallo Chef, ich hätte gerne eine Gehaltserhöhung“ ist gewiss nicht der beste Einstieg in deine Gehaltsverhandlung. Ein guter Gesprächseinstieg lässt deinen Vorgesetzten nicht gleich erkennen, dass du eigentlich nur mehr Geld möchtest. Denn dann geht er eventuell sofort in Verteidigungshaltung und du kannst dich ergebnislos um Kopf und Kragen reden. Frage ihn doch eher, ob ihr über deine Leistungen sprechen könnt oder sage ihm, dass du das soeben erfolgreich abgeschlossene Projekt noch einmal gerne gemeinsam reflektieren möchtest. So hast du auch gleich dein erstes Argument „Pro-Gehaltserhöhung“ parat. Ein erfolgsversprechender Gesprächseinstieg in deine Gehaltsverhandlung könnte demnach wie folgt aussehen:

„Ich würde gerne noch einmal das Projekt XXX reflektieren und mit Ihnen über meine persönlichen Leistungen und Ziele sprechen, auch in finanzieller Hinsicht.“

„Da ich nun schon seit fast genau zwei Jahren in Ihrer Abteilung mitarbeite, würde ich gerne einmal mit Ihnen über meine persönlichen Perspektiven sprechen.“

„Ich würde gerne mit Ihnen darüber sprechen, welche Veränderungen das bevorstehende Ende meiner Probezeit für meine Tätigkeit in diesem Unternehmen haben wird, auch in finanzieller Hinsicht.“

Wie du die Gehaltsverhandlung führst

Der erste Schritt ist ja bekanntlich der schwierigste. Du hast nun also bereits die wichtigste Hürde genommen. Doch wie kannst du nach dem gelungenen Start nun zur Gehaltserhöhung überleiten? Mit unseren Dos und Don’ts führst du deine Gehaltsverhandlung zum Erfolg:

Dos – Worauf du bei der Gehaltsverhandlung achten solltest:

  • Auch nach deinem sanften Start solltest du natürlich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Der Vorgesetzte weiß aus Erfahrung vermutlich ohnehin schon, worauf du eigentlich hinauswillst. Führe dennoch erst einmal ein wenig Smalltalk. Mag dein Chef vielleicht Fußball? Dann spreche über die Bundesligaergebnisse oder das anstehende Derby. Im Notfall tut es sonst auch das Wetter.
  • Bewege deinen Vorgesetzten nun erst einmal zu einer Leistungseinschätzung.
  • In der Regel kommt dann früher oder später die Gegenfrage: „Wie würden Sie sich selbst einschätzen?“. Dann ist es an der Zeit, deine Leistungen und Erfolge hervorzuheben.
  • Gehe anschließend zu deinen persönlichen Zielen und Perspektiven über und richte deinen Blick in die Zukunft.
  • Führe deine Argumente für eine Gehaltserhöhung an und nennen erst anschließend eine konkrete (im besten Fall ungerade) Zahl.
  • Spare dir deine wichtigsten Argumente für den Schluss auf. Einwände deines Vorgesetzten kommen nämlich gewiss und so kannst du mit überzeugenden Antworten statt einem peinlichen Schweigen reagieren.
  • Nimm Kritik und Gegenargumente an und versuche diese wiederum durch logische Gedankengänge zu entschärfen, beispielsweise: „Mir ist bewusst, dass ich letztes Jahr mit der Software XXX vermehrt Fehler gemacht habe. Aus diesem Grund habe ich aber im Frühjahr auf eigene Kosten die Weiterbildung XXX belegt, wie Sie auf diesem Zertifikat erkennen können, und arbeite seither fehlerfrei sowie um zehn Prozent effizienter“.
  • Fasse am Ende deiner Argumentationskette noch einmal die wichtigsten Fakten zusammen, also zum Beispiel: „Meiner Meinung nach ist eine Gehaltserhöhung von fünf Prozent angemessen, weil ich 1. XXX, 2. XXX und 3. XXX“.
  • Sollte deine Gehaltsverhandlung tatsächlich ergebnislos bleiben, weise darauf hin, dass du nächstes Jahr erneut diesbezüglich das Gespräch suchen wirst. Bleibe am Ball!
  • Achte natürlich auch auf eine selbstbewusste Körpersprache: Sitze aufrecht, suche den Blickkontakt und atme ruhig. Untermale deie Worte durch Mimik und Gestik und setze bewusst – wenn auch sparsam – sogenannte „Power Poses“ ein.
  • Selbstbewusstsein, Professionalität und Höflichkeit sind der Schlüssel zu deiner Gehaltserhöhung. Lasse dich daher nicht verunsichern oder gar reizen und gehe niemals auf eine persönliche Ebene, weder bei dir selbst noch deinen Kollegen oder gar dem Vorgesetzten.

Dies führt uns auch direkt zu den häufigsten Fehlern in der Gehaltsverhandlung, welche es unbedingt zu vermeiden gilt:

Don’ts – Die häufigsten Fehler in der Gehaltsverhandlung:

  • Werde also niemals beleidigend oder lästere über den Kollegen, der anscheinend „viel weniger und schlechter arbeitet und trotzdem mehr verdient als du“.
  • Die Kollegen als Argument zu verwenden ist ohnehin ein absolutes No-Go. Je nach Arbeitsvertrag kannst du dich zudem in die Bredouille bringen, gegen die Verschwiegenheitsklausel verstoßen zu haben. Selbst, wenn du also weißt, was deine Kollegen verdienen, bewahre unbedingt Stillschweigen.
  • Auch „eine Gehaltserhöhung ist doch aber nach 18 bis 24 Monaten üblich“ oder „meine letzte Gehaltsverhandlung ist schon vier Jahre her“ wird nicht als Argument gelten. So erweckst du eher den Anschein, du hätten keinerlei erwähnenswerte Leistungen oder Erfolge, die eine solche Erhöhung rechtfertigen würden.
  • Lasse dich von einer kritischen Haltung deines Vorgesetzten oder seinen Gegenargumenten nicht verunsichern und bleibe deinen Argumenten sowie deiner Forderung treu. Sobald du unsicher wirkst oder dich in Widersprüchen verstrickst, stehen deine Chancen auf eine Gehaltserhöhung schlecht.
  • Auch, wenn du merkst, dass du mit deinen Argumenten momentan nicht vorankommst, solltest du dich davon ebenso wenig verunsichern lassen. Gehe keinesfalls in die Opferrolle, beginnen zu jammern oder um eine Gehaltserhöhung zu betteln, weil du sonst deinen Hauskredit nicht mehr tilgen kannst oder deine Frau ja gerade schwanger ist und du deshalb ab sofort mehr Geld benötigst. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein bitte!
  • Selbstbewusstsein ist für die Gehaltsverhandlung zwar wichtig, doch auch dieses kann in das Gegenteil umschlagen. Setze deine Forderungen nicht zu hoch, sondern realistisch an. Gar keine konkrete Vorstellung zu haben ist übrigens ebenso schlimm und erweckt den Anschein, du hättest dich nicht informiert und seist unvorbereitet. Du kannst dann, wenn überhaupt, nur mit einer milden Gabe rechnen.
  • Provokationen oder gar Erpressungsversuche sind dein augenblickliches Aus. Damit kannst du dich nicht nur von deiner Gehaltserhöhung verabschieden, sondern vielleicht auch schon bald von deinem Arbeitsvertrag.

Gehaltserhöhung: Mündliche Vereinbarungen schriftlich festhalten!

Wenn deine Gehaltsverhandlung dank unserer Tipps nun hoffentlich von Erfolg gekrönt war, hast du eine mündliche Zusage deines Vorgesetzten für eine Gehaltserhöhung. Doch was bringt dir diese, wenn er sie am Tag darauf wieder abstreiten sollte? Dann stünde nämlich Aussage gegen Aussage – und Zeugen gibt es keine. Es ist daher unerlässlich, dass du alle in der Gehaltsverhandlung getroffenen Vereinbarungen schriftlich festhältst und von deinem Vorgesetzten unterzeichnen lässt.

Extra-Tipp: Sollte dein Chef nicht dazu bereit sein, seine Aussage zu verschriftlichen, so nimmst du die Sache selbst in die Hand und schickst ihm per E-Mail ein schriftliches Protokoll deiner Gehaltsverhandlung inklusive der getroffenen Vereinbarungen zu deiner Gehaltserhöhung – und vergiss bitte nicht dich höflich für das Gehaltsgespräch zu bedanken.

Zusatzleistungen: Ein höheres Gehalt bedeutet nicht immer mehr Geld

Doch was, wenn deine Gehaltserhöhung vom Vorgesetzten nicht bewilligt wurde? Steckenicht den Kopf in den Sand und versuche es doch mit einer neuen Strategie. Es muss nämlich nicht immer mehr Geld sein, sondern es gibt viele mögliche Varianten einer Gehaltserhöhung:

  • Firmenwagen
  • Fahrtkostenzuschuss
  • Aktien
  • Weiterbildungen
  • Versicherungen
  • Gesundheitsförderung
  • Privatnutzung des Firmen-Handys
  • u. v. m.

Vielleicht lässt sich dein Vorgesetzter ja auf eine solche oder ähnliche Alternative ein? Doch Vorsicht: Auch solche Leistungen musst du als geldwerten Vorteil versteuern.

Lese-Tipp: Die 12 beliebtesten Alternativen zur Gehaltserhöhung

Apropos Steuern: Prüfe unbedingt vorab, inwiefern sich deine Gehaltserhöhung auf deine Steuerpflicht auswirkt. Manch einmal führt ein höheres Brutto nämlich zu einem niedrigeren Netto. Rechne deine Forderung daher im Voraus genauestens durch oder lasse dir von einem Steuerberater dabei helfen. Hilfreich ist dazu unser Brutto-Netto-Gehaltsrechner.

Fazit: Was ist realistisch bei der Gehaltsverhandlung und was nicht?

Wenn du mit einer guten Vorbereitung in die Gehaltsverhandlung gehst, hast du prinzipiell beste Chancen auf eine Gehaltserhöhung. Allerdings musst du dir diese auch verdient haben und nachvollziehbar argumentieren können. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der Gehaltsverhandlung nämlich um ein Tauschgeschäft: Bessere Leistung gegen mehr Gehalt. Du musst also durchaus damit rechnen, dass dein Vorgesetzter diesen Tauschhandel auch überprüft und deine Versprechungen einfordert.

Mit viel Motivation und Fleiß ist es aber durchaus der normale Lauf der Dinge, dass du mit den Jahren mehr Berufserfahrung sammelst, Wissen anhäufst und Routine entwickelst – und dadurch auch deine Leistungen steigerst. Eine regelmäßige Gehaltserhöhung ist dann nicht nur realistisch, sondern du solltest diese unbedingt einfordern. Unrealistisch ist es nämlich, darauf zu warten, dass dein Chef von selbst dir mehr Gehalt anbietet.

Das Fazit lautet also: Ergreife die Initiative und führe in regelmäßigen Abständen sowie zu den genannten Anlässen Gehaltsverhandlungen.

Welche weiteren Tipps hast du für unsere Leser? Welche persönlichen Erfahrungen hast du mit Gehaltsverhandlungen gemacht oder wann sagst du als Vorgesetzter „Ja“ zur Gehaltserhöhung? Wir freuen uns auf deine Anregungen in den Kommentaren.

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