Zwei Kollegen, die in einem Unternehmen arbeiten und den gleichen Job erledigen, werden unterschiedlich entlohnt. So sieht die alltägliche Realität auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus. In den USA und Skandinavien ist die Gehaltstransparenz bereits an der Tagesordnung. Bei uns gilt: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Über das Gehalt wird nicht geredet. Wir zeigen Dir 3 Wege, wie Du trotzdem das Gehalt Deiner Kollegen erfahren und eine Gehaltserhöhung erzielen kannst.

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1. Das Entgelttransparenzgesetz

Seit dem 6. Januar 2018 gilt in Deutschland das sogenannte Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen. Das Gesetz soll den Beschäftigten helfen ihren Anspruch auf gleiches Entgelt bei gleichwertiger Arbeit einfacher durchzusetzen. Von der Auskunftspflicht sind alle Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten betroffen.

Du hast somit das Recht jederzeit beim Betriebsrat zu erfragen, wie hoch das Durchschnittsgehalt Deiner Kollegen mit vergleichbarer Tätigkeit ist. Der Betriebsrat unterliegt der Schweigepflicht. Somit erfahren die Kollegen und die Führungskräfte nicht, welcher Mitarbeiter so neugierig ist. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Gesetz zur Lohngerechtigkeit nur das Auskunftsrecht vorsieht, aber keinen Anspruch auf die Anpassung des Gehalts.

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Tipp: Das Wissen über die Gehaltshöhe der Kollegen befähigt nicht automatisch zum gleichen Gehalt. Immer noch entscheidend sind die Kompetenzen, Berufserfahrung, erfolgreich durchgeführte Projekte sowie schlicht und einfach eine gute Verhandlungsfähigkeit.

Wenn Du erfährst, dass Deine Kollegen mehr verdienen, kannst Du theoretisch Deinen Arbeitgeber verklagen. Allerdings raten die Experten davon ab. Denn eine Klage bedeutet nicht automatisch, dass Du mehr Geld bekommst. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Du weiterhin beim gleichen Gehalt bleibst und Deine rechtlichen Schritte bei den Kollegen einen bitteren Beigeschmack hinterlassen. Es gibt definitiv elegantere Vorgehensweisen für mehr Gehalt. Dazu später mehr.

2. Das kollegiale Gespräch

Seine Kollegen offen über die Höhe ihres Gehalts zu fragen, ist selbstverständlich die einfachste Lösung. Theoretisch. In der Praxis sieht es oft anders auch. Denn auch, wenn Du selbst offen über das Geld sprichst, kann Dein Kollege auf die Gehaltsfrage bissig reagieren. Besonders die besserverdienenden Kollegen reden ungern über das Geld, um Neid zu vermeiden. Eine gute Menschenkenntnis und Offenheit erleichtern die Kommunikation über die Finanzen. Wir empfehlen Dir daher, zunächst mit Deinen Freunden über das Geld zu reden, bevor Du Dich an Deine Kollegen traust.

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Wissenswert: In manchen Arbeitsverträgen findet man einen Paragraphen, der das Sprechen über das Geld verbietet und bei Verstoß mit einer fristlosen Kündigung bestraft. Dieser Paragraph ist jedoch nichtig. Kein Arbeitgeber kann Dir verbieten über Dein Gehalt mit Deinen Kollegen zu sprechen. Es ist Deine persönliche Entscheidung.

3. Die datenbasierten Gehaltsportale

Wenn die emotionale Hemmschwelle zu groß ist und Du mit Deinen Kollegen über das Geld nicht reden möchtest, kannst Du Dich über verschiedene Gehaltsportale informieren. So ermöglicht beispielsweise das Portal www.gehalt.de einen Gehaltsvergleich, der auf mehr als einer Million Datensätze basiert. Auch einer der größten Anbieter Stepstone präsentiert die Gehaltsdaten aus über 200.000 Datensätzen. Auf dem Portal www.lohnspiegel.de kannst Du Gehälter von über 430 Berufen vergleichen. Die Angaben zur durchschnittlichen Gehaltshöhe sind ein guter und wichtiger Referenzpunkt für eine eventuelle Gehaltsverhandlung.

Experten-Tipps zum Thema Gehalt

Die gesunde Neugier, Neid, Gehaltsverhandlung… zum Gehaltsvergleich gehört viel mehr als nur Zahlen. Lesen Sie unsere Experten-Tipps:

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Die Neugier im Zaum halten

„Wer viel weiß, hat viel zu sorgen“, sagte einmal der deutsche Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing. Und tatsächlich sollte man seiner Neugier nicht immer freien Lauf lassen. Die Verhaltensforscher haben nämlich nachgewiesen, dass die Zufriedenheit sinkt, wenn die Mitarbeiter wissen, was die Kollegen verdienen. Die Unzufriedenheit führt wiederum zu weniger Motivation und Engagement, wodurch die eigene Karriere den Berg hinunterrollen kann. Deshalb gilt an dieser Stelle, eine gesunde Neugier zu entwickeln und nicht stets das Geld vor Augen zu haben. Anstatt sich um die Gehälter anderer zu kümmern, macht es mehr Sinn seinen Kompetenzen bewusst zu werden und das Gehalt regelmäßig neu zu verhandeln.

Mein Kollege verdient mehr – was kann ich tun?

Tief durchatmen und Ruhe bewahren. Dass Dein Kollege für die gleiche Leistung mehr Geld bekommt, kann auch zunächst an der subjektiven Einschätzung liegen. Denn es ist tatsächlich nicht einfach die Gleichrangigkeit festzustellen. Die Höhe des Gehalts wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst wie Erfahrung, Alter, Aufgaben, Betriebszugehörigkeit und nicht zuletzt das Verhandlungsgeschick. Deshalb ist der Vergleich mit den Kollegen nicht immer sinnvoll und objektiv.

Tipp: Verhandle regelmäßig Dein Gehalt ohne Dich mit Kollegen zu vergleichen. Bereite Dich auf die Gehaltsverhandlung gut vor. Schreib auf, an welchen Projekten Du beteiligt warst. Notiere genau, welche Arbeit Du geleistet und welche Erfolge Du erzielt hast. Versuche dabei mit Zahlen zu arbeiten. Denn positive Zahlen sind die best friends von Vorgesetzen. Welchen Nutzen hat Deine erzielte Leistung für das Unternehmen? Wie viel Gewinn konntest Du für das Unternehmen generieren? Steh zu Deinen Leistungen und fordere Deinen Wert immer wieder ein. Eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung braucht Kontinuität und Hartnäckigkeit.

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Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten

Bekommst Du mehr Gehalt als Deine Kollegen und wirst darauf angesprochen? Spürst Du den Neid Deiner Kollegen? Eins ist klar: Du musst Dich vor niemandem rechtfertigen und auch keine Schuldgefühle haben. Dein Gehalt hast Du Dir hart erarbeitet. Versuche die unangenehme Situation spielerisch zu lockern. Ein kollegiales Angebot „Ich kann Dir gerne ein paar Tipps für eine gute Gehaltsverhandlung geben!“, zeigt Deine Offenheit und Hilfsbereitschaft. Du solltest auf keinen Fall mit der Höhe Deines Gehalts prallen.

Tipp: Im Allgemeinen sollte man keine ständigen Vergleiche mit den Kollegen machen. Denn das Schielen auf die fremden Stärken, das Hervorheben eigener Vorteile oder Vergleich des Karriereweges verunsichert und schadet allen Parteien. Vor allem der Gehaltsvergleich mutiert schnell zum Vergleich der Persönlichkeiten, der Arbeitsleistung und der Beliebtheit im Team. Vergleiche Dich nicht auf der emotionalen Ebene mit Deinen Kollegen, aber kenne Deinen Wert auf dem Arbeitsmarkt.

Die Wer-verdient-mehr-Falle

Wenn Du das Gehalt Deiner Kollegen erfahren hast, ist es wichtig zu beachten, dass die von Dir gewonnenen Informationen nicht für die Personalabteilung oder Vorgesetzen verwendet werden sollen. „Der Kollege X und Y verdienen mehr als ich! Ich sollte auch dasselbe erhalten!“ – ist keine gute Begründung für eine Gehaltserhöhung. Wenn Du mit Deinem Chef sprichst, sag ihm nicht, dass Dir bekannt ist, dass Deine Kollegen mehr verdienen als Du. Erwähne im Gespräch auf keinen Fall die Namen Deiner Kollegen oder bestimmte Zahlen. Dies kann negative Folgen auf das Betriebsklima haben und Dir im Endeffekt noch mehr schaden.

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Tipp: Konzentriere Dich lieber auf Deine Kompetenzen und Erfolge, denn sie sind die entscheidende Basis für eine Gehaltserhöhung. Vergleiche im Verhandlungsgespräch nicht Dein Gehalt mit dem Gehalt Deiner Kollegen. Lieber so: „Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Durchschnittslohn für meine Position auf dem Arbeitsmarkt XXX € beträgt.“ Auf diese Weise kannst Du Deine Kollegen schützen und Deine Professionalität beweisen.

Fazit: Vergleiche auf der emotionalen Ebene sollten unbedingt vermieden werden. Informiere Dich sachlich beim Betriebsrat, Kollegen oder Jobportalen über Deinen Marktwert. Kenne Deine Erfolge, bleib hartnäckig und habe Mut Dein Gehalt zu (neu) verhandeln!

Bildnachweis: LaylaBird/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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