In Deutschland erleben immer mehr Arbeitnehmer eine Phase der inneren Kündigung. Dieser Zustand, oft ausgelöst durch anhaltende Frustration und Unzufriedenheit, kann weitreichende Folgen für die betroffene Person, ihr Team und das gesamte Unternehmen haben. Doch woran erkennst du, dass du bereits innerlich gekündigt hast und wie lässt sich das Feuer für den Job neu entfachen?

Inhalt:
1. Definition: Was ist eine innere Kündigung
2. Anzeichen: Eine innere Kündigung erkennen
3. Gründe und Ursachen einer inneren Kündigung
4. Verlauf: Wie entsteht eine innere Kündigung?
5. Was kannst du gegen eine innere Kündigung tun?
6. Was kann der Arbeitgeber gegen eine innere Kündigung tun?
7. Ist eine innere Kündigung der Anfang vom Ende?

Definition: Was ist eine „innere Kündigung“?

Die „innere Kündigung“ beschreibt einen Zustand, in welchem der Arbeitnehmer demotiviert und nur noch wenig leistungswillig ist. Er hat sich bewusst oder unbewusst damit abgefunden, dass sein Arbeitsverhältnis in näherer Zukunft enden wird – oder dass er in diesem Unternehmen keine beruflichen Perspektiven mehr sieht.

Während einige Menschen bis zur Rente, manchmal über Jahrzehnte hinweg, im Zustand der inneren Kündigung verharren, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen, mündet die innere meist auf Dauer auch in einer äußeren Kündigung, sei sie arbeitnehmer- oder arbeitgeberseitig.

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Anzeichen: Eine innere Kündigung erkennen

Früher oder später lässt sich aber nicht mehr verbergen, dass der Mitarbeiter sich von seiner Arbeit innerlich distanziert hat. Das wird meist bei Meinungsverschiedenheiten im Team deutlich. Wer sich an Diskussionen nicht mehr beteiligt und weder Ideen noch Kritik einbringt, hat sich innerlich abgemeldet und lässt sogar zu, dass ihm andere in den Kompetenzbereich pfuschen. Spürbar wird die innere Kündigung auch durch die aufs Allernötigste reduzierte Kommunikation mit den Kollegen und den Vorgesetzten. Typische „Hinweise“ auf eine innere Kündigung sind beispielsweise:

  • Du verspürst keine Motivation mehr für deine Arbeit.
  • Eventuell wird dir sogar missmutig oder richtig schlecht zumute, wenn du nur daran denkst, wieder an den Arbeitsplatz zu gehen. Manche Menschen entwickeln auch körperliche Symptome wie Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen & Co. Solche Reaktionen sind nicht selten bei Mobbingopfern zu beobachten.
  • Du hast kein Interesse mehr an den Geschehnissen im Unternehmen oder dessen Zukunftsplanung, da du dich nicht mit deinem Arbeitgeber identifizierst.
  • Beim Arbeiten hast du ein schlechtes Bauchgefühl, vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen, da die Tätigkeit gegen deine Werte und Moral verstößt – bei Tierversuchen im Labor zum Beispiel.
  • Du hast das Gefühl, am Arbeitsplatz in eine Rolle zu schlüpfen und deine Motivation, dein Interesse oder auch deine Freundlichkeit nur zu spielen – während du dich innerlich eher elend als gut fühlst.
  • Wenn du merkst, dass deine Leistung immer weiter abfällt und du auch keine Lust mehr hast, dich für deinen Job anzustrengen und eventuell eine Karriere anzustreben, kann ebenfalls eine innere Kündigung die Ursache sein.

Jedoch können auch psychische oder physische Erkrankungen hinter solchen Symptomen stecken. Depressionen, ein Burnout-Syndrom, chronische Rückenschmerzen & Co können also einerseits Ursache, andererseits aber auch Symptom einer inneren Kündigung sein. Diese stehen wiederum nicht selten in Zusammenhang mit mangelnder Wertschätzung, Mobbing, zu geringer Bezahlung oder anderen Ursachen einer inneren Kündigung – es entsteht ein „Ei-Henne-Problem“.

Wenn du also merkst, dass du bereits innerlich gekündigt hast, begib dich erst einmal auf die Suche nach den Ursachen. Die innere Kündigung ist nämlich nie das „Grundproblem“.

Gründe und Ursachen einer inneren Kündigung?

Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, Krankheit und innere Kündigung ergeben einen wahren Teufelskreis. Die innere Kündigung stellt nämlich eine Form der Resignation dar, welche aus einer Unzufriedenheit am Arbeitsplatz resultiert. Hält diese Unzufriedenheit über einen langen Zeitraum an, ohne dass eine Lösung in Sicht ist, machen sich häufig erste gesundheitliche Zipperlein bemerkbar, die du keinesfalls unterschätzen solltest.

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Dies wiederum raubt Energie, die Leistung sinkt weiter und irgendwann gibt der Betroffene sprichwörtlich auf. Die Unzufriedenheit wird größer, die Krankheitssymptome stärker und immer so weiter. Prinzipiell resultiert eine innere Kündigung also stets aus einer Unzufriedenheit. Diese kann verschiedene Ursachen haben, manchmal spielen auch mehrere Faktoren zusammen. Hierzu gehören zum Beispiel:

  • Dauerhafte Überlastung mit ersten gesundheitlichen Problemen bis hin zum Burnout-Syndrom.
  • Mangelnde Wertschätzung durch Vorgesetzte, Kollegen & Co.
  • Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven im Unternehmen.
  • Widerspruch zwischen Arbeitsinhalt und individueller Moral, sprich tagtägliche „Werteverletzungen“ und ein daraus resultierendes schlechtes Gewissen.
  • Konflikte im Team und ein schlechtes Arbeitsklima im Unternehmen, ohne Aussicht auf Besserung.
  • Ungerechte Behandlung bis hin zur Diskriminierung, beispielsweise aufgrund der Nationalität, Religion oder des Geschlechts.
  • Ständige oder unfaire sowie verletzende Kritik an der Arbeit und/oder der eigenen Person.
  • Depressionen mit Symptomen wie Lust-, Motivations- und Energielosigkeit.
  • Mobbing in allen Ausprägungsformen, beispielsweise Straining oder das daraus resultierende Boreout-Syndrom.

Eine innere Kündigung stellt also eine Resignation aufgrund der genannten oder weiterer Ursachen dar. Die Betroffenen identifizieren sich nicht mehr mit ihrem Arbeitsplatz, können oder wollen aber dennoch nicht kündigen, weil es zum Beispiel an alternativen Jobangeboten mangelt.

Manchmal ist die innere Kündigung daher eine kurze Phase während des Bewerbungsprozesses, bis ein neuer Job gefunden und der bisherige gekündigt wurde. Hin und wieder zieht sich so eine Kündigung aber auch über Jahre hin, vielleicht sogar bis zum Erreichen des Renteneintrittsalters. Experten bezeichnen diesen Zustand als „Bruch des psychologischen Arbeitsvertrages“, den der Arbeitnehmer mit dem Arbeitgeber eingegangen ist.

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Verlauf: Wie „entsteht“ eine innere Kündigung?

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Vielleicht hat der Betreffende seinen Job einmal hoch motiviert angetreten – nun agiert er als indifferenter oder distanzierter Mitläufer, der gelangweilt und missmutig seine Stunden abreißt. Seltsamerweise gibt es Vorgesetzte, die gar nichts dagegen haben, wenn aus einem einst engagierten und kritischen Mitarbeiter ein lammfrommer Anpasser geworden ist. Für sie bedeutet das zumindest den geringsten Widerstand – eine fragwürdige Einstellung!

Typischerweise lässt sich eine innere Kündigung in 5 Phasen unterteilen:

  1. Frustration und Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job machen sich breit
  2. Die Leistung und das Engagement lassen spürbar nach
  3. Resignation, Enttäuschung und das Gefühl nichts ändern zu können bestimmen den Joballtag
  4. Das eigene Umfeld nimmt Notiz davon, gekennzeichnet durch mürrisches und teils aggressives Verhalten der betroffenen Person
  5. Das Bewusstsein, dass sich etwas ändern muss keimt auf

Was kannst du gegen eine innere Kündigung tun?

Wieso? Weil die innere Kündigung nicht nur dem Betroffenen schadet, sondern auch dem gesamten Unternehmen und dadurch eben den Führungskräften selbst.

Arbeitnehmer, welche innerlich gekündigt haben, laden dadurch einen Teil ihrer Arbeitslast auf ihren Kolleginnen und Kollegen ab. Das erwirkt Missmut und Konflikte im Team, verdirbt also das Betriebsklima. Auch die ständig schlechte Laune oder das fehlende Engagement des Betroffenen wirkt sich nachteilig auf die Arbeitsatmosphäre aus. Die Zufriedenheit der anderen Arbeitnehmer sinkt demnach und das Risiko, dass immer größere Teile der Belegschaft innerlich kündigen, wächst.

Der Arbeitgeber muss zudem Kosten für einen unproduktiven, unmotivierten und illoyalen Mitarbeiter aufwenden, welche bei einem anderen Kandidaten deutlich effizienter investiert wären. Was also solltest du tun, wenn du innerlich gekündigt hast?

  1. Am besten helfen gegen eine innere Kündigung natürlich präventive Maßnahmen. Suche dir einen Job, in welchem du einen tieferen Sinn siehst, dessen Rahmenbedingungen wie Vergütung oder Arbeitszeiten für dich akzeptabel sind, in welchem du Wertschätzung erfährst, dich im Team wohlfühlst und eine Perspektive siehst. Leider ist das leichter gesagt als getan.
  2. Reflektiere dich daher in regelmäßigen Abständen selbst und prüfe, wie zufrieden du (noch) mit deiner Anstellung bist.
  3. Sobald du eine wachsende Unzufriedenheit bei dir bemerkst, begib dich in die Ursachenforschung. Prüfe, woher der Unmut rührt und ob beziehungsweise wie sich die Situation schleunigst ändern lässt.
  4. Lege dir einen Plan B im Leben bereit: Was würdest du gerne tun, wenn du diesen Job eines Tages nicht mehr ausüben solltest? Je attraktiver und natürlich realistischer dieser Plan ist, umso eher kannst du die Reißleine ziehen, wenn der Job nicht mehr zu dir passt und bevor du innerlich kündigst beziehungsweise dich Tag für Tag zur Arbeit quälst. Ein Plan B kann schließlich nie schaden!
  5. Versuche, im Privatleben einen Ausgleich für die mangelnde Zufriedenheit im Berufsleben zu finden. Suche dir beispielsweise ein Hobby, aus welchem du Anerkennung und Wertschätzung ziehst oder beginne mit dem Heimwerken, wenn es dir beim Entspannen hilft und dich glücklich macht. Finde also Strategien, um in deinem Leben wieder eine Balance herzustellen und dadurch deine Gesundheit trotz der schwierigen Lage am Arbeitsplatz zu bewahren.
  6. Suche das Vieraugengespräch mit deinem Vorgesetzten beziehungsweise deinem Arbeitgeber und versuche, gemeinschaftlich eine Lösung für das Grundproblem zu finden. Dies ist allerdings nur möglich, wenn der Betreffende nicht die Ursache des Problems ist – der Mobber höchstpersönlich beispielsweise. Eventuell lohnt es sich auch, einen Mediator oder einen externen Berater mit der Situation vertraut zu machen.
  7. Sollte sich die Situation intern nicht lösen lassen, beispielsweise durch eine Mediation oder einen internen Stellenwechsel, suche nach externen Lösungen. Eine solche kann, muss aber nicht, der Wechsel zu einem anderen Unternehmen sein. Auch eine Umschulung, der Sprung in die Selbstständigkeit oder eine berufliche Auszeit durch ein Sabbatical können manchmal kleine Wunder bewirken und die innere Kündigung auflösen.

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Was kann der Arbeitgeber gegen eine innere Kündigung tun?

Die innere Kündigung ist aber ein zweischneidiges Schwert. Nicht nur der Arbeitnehmer kann diese verhindern, erkennen oder entsprechende Konsequenzen daraus ziehen, sondern auch die Arbeitsgeberseite sollte sich an die eigene Nase fassen. Kluge Vorgesetzte mit ausreichend Soft Skills wissen, wie sie der inneren Kündigung eines Mitarbeiters zuvorkommen oder aber diese auflösen können, zur Not mit einem attraktiven Angebot.

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Gute Personalentscheider sind in der Regel darauf programmiert, diese Entwicklung bei Arbeitnehmern zu verhindern beziehungsweise frühzeitig zu erkennen. Anzeichen aus der externen Perspektive sind zum Beispiel:

  • Der Mitarbeiter verändert sich zum „Negativen“ – sprich er zeigt weniger Eigeninitiative, Motivation und Beteiligung als zu Beginn des Arbeitsverhältnisses.
  • Der Betroffene nimmt immer seltener an Meetings & Co teil, kommt vermehrt zu spät, wird unzuverlässig und lässt sich bei Firmenveranstaltungen wie Feiern und Festen nicht mehr blicken.
  • Eine merkliche Zunahme der Häufigkeit und Dauer von Fehlzeiten.
  • Der Angestellte macht seine Arbeit zwar gemäß Vertrag, im Gegensatz zu früher aber nur noch halbherzig und in minderwertiger Qualität – quasi, dass es „gerade so reicht“, um nicht gekündigt zu werden.
  • Ein früher auffälliger und fröhlicher Mitarbeiter wird immer in sich gekehrter und unauffälliger – dahinter können aber auch Erkrankungen oder private Probleme stecken.

Überhaupt ist die Einordnung in die Kategorie „innere Kündigung“ aus der externen Perspektive sehr schwierig. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter in erster Linie als Persönlichkeit kennenlernen und beobachten, ob und wann diese sich zu verändern beginnen. In diesem Fall gilt es, so früh wie möglich das Gespräch mit der betroffenen Person zu suchen und die Gründe für die negative Verhaltensänderung zu erfragen. Dahinter muss nämlich nicht unbedingt (nur) eine innere Kündigung stecken, sondern wie bereits erwähnt können auch private Probleme oder gesundheitliche Beschwerden die Ursache für einen Leistungsabfall sein.

So oder so demonstrieren Führungskräfte durch ein aufmerksames Verhalten Hilfsbereitschaft, Wertschätzung und Empathie. Vielleicht findest du ja tatsächlich gemeinsam eine Lösung für das Problem, bevor es zu spät ist – sprich zu einer inneren Kündigung kommt.

Bleibe also aufmerksam und reagiere bei Verhaltensänderungen schnell. Betrachte diese stets im Kontext: Wenn ein Mitarbeiter schon immer eher ruhig und in sich gekehrt war, ist das kein Anlass zur Sorge. Sollte er sich bislang aber extrovertiert und auffällig präsentiert haben, kann ein solches Umschlagen der Verhaltensmuster ein Alarmzeichen darstellen.

Ist eine innere Kündigung der Anfang vom Ende?

Eigentlich wäre es also ganz einfach: Bevor eine innere Kündigung stattfindet, müssten Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einen Dialog treten und gemeinsame Lösungen für das Grundproblem finden. In der Praxis ist das oft schwierig und so ist die innere Kündigung ein Thema, das viele Unternehmen und Arbeitnehmer betrifft.

Eine innere Kündigung lässt sich durchaus abwenden oder durch ausreichende Kommunikation sogar auflösen, obwohl sie bereits stattgefunden hat. Allerdings muss der Arbeitnehmer dafür in der Regel selbst die Initiative ergreifen. Es ist eine Frage der Persönlichkeit, wie offensiv er seine Beschwerden vorbringt und wie er mit der inneren Kündigung umgeht. Sich in der Opferrolle zu suhlen, ohne etwas verändern zu wollen, ist aber weder für alle Beteiligten noch im Sinne deiner Gesundheit hilfreich – dann ist sie nämlich tatsächlich der Anfang vom unausweichlichen Ende des Arbeitsverhältnisses.

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