Manche bleiben – aus Gründen, die sich vertraut anfühlen. Andere verlassen ihren Job – aus Gründen, die nach Zukunft rufen. Wenn es um den nächsten Karriereschritt geht, scheiden sich die Geister. Die einen sehen im internen Aufstieg die logische Fortsetzung ihrer beruflichen Laufbahn, während die anderen mit dem Jobwechsel auf den schnellen Sprung zu mehr Gehalt und mehr Verantwortung hoffen. Doch was ist wirklich klüger: bleiben oder gehen?

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Vertraut und bequem – aber auch begrenzt?

Wer sich für den internen Weg entscheidet, profitiert zunächst von Vertrautheit. Bekannte Strukturen, ein stabiles Netzwerk, das Vertrauen der Führungsebene – all das erleichtert nicht nur den Joballtag, sondern auch den Aufstieg. Man kennt sich, man schätzt sich, hoffentlich. Die Einarbeitungszeit entfällt, die Lernkurve ist moderat. Auch psychologisch wirkt der interne Aufstieg oft weniger bedrohlich: Der Sprung auf die nächste Karrierestufe geschieht in kleinen, überschaubaren Schritten.

Doch genau das kann zum Problem werden. Denn wo alles vertraut ist, fehlt die Reibung, die Herausforderung, der Impuls zur Weiterentwicklung. Wer lange im selben Unternehmen arbeitet, hängt in Rollen fest, die nicht mehr zum eigenen Potenzial passen. Der frühere Azubi bleibt – in den Augen vieler älterer Kollegen – der Azubi.

Hinzu kommt: Der interne Aufstieg ist kein Automatismus. Er hängt von freien Stellen, der Unternehmenspolitik und der Gunst der Vorgesetzten ab. Nicht selten wird der Wunsch nach Entwicklung mit einem Schulterzucken quittiert – „gerade nicht der richtige Zeitpunkt“.

Schon gewusst: Nur 37 Prozent der 2023/2024 neu besetzten Stellen wurden intern vergeben – 63 Prozent gingen an Externe. Das zeigt der HR-Monitor 2024. Trotz des Wunschs, Talente im Unternehmen zu halten, fehlt oft die Grundlage: Nur 9 Prozent der Firmen planen systematisch ihre Nachfolge. Die Wechselbereitschaftsstudie 2025 von XING bestätigt den Effekt: 30 Prozent der wechselwilligen Beschäftigten nennen fehlende Aufstiegschancen als Hauptgrund für den Absprung. Wer Entwicklungsschritte im Unternehmen für seine Mitarbeiter nicht ermöglich, muss zwangsläufig mit Abgängen rechnen.

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Karrieresprung nach außen – mit Risiko und Rendite

Anders sieht es beim externen Wechsel aus. Hier winken größere Sprünge. Ein neuer Job bedeutet meist auch: mehr Geld, mehr Einfluss, ein neuer Titel. Gehaltssprünge zwischen zehn und dreißig Prozent – realistisch, wenn der Wechsel gut vorbereitet ist. Wer extern wechselt, tritt in vielen Fällen als Kandidat mit „Marktwert“ auf, kann seine Konditionen neu verhandeln und sich gleichzeitig beruflich neu positionieren. Für manche ist genau das der Reiz: der Aufbruch, das Neue, die Möglichkeit, sich selbst noch einmal anders zu erfinden.

Aber auch dieser Weg hat seine Schattenseiten. Der neue Job ist eine Wette – auf ein Unternehmen, das man bislang nur aus Gesprächen oder Internetauftritten kennt. Auf Kollegen, deren Dynamik man nicht einschätzen kann. Auf ein Umfeld, das Erwartungen stellt, aber nicht immer offen kommuniziert, was genau es eigentlich will.

Viele Jobwechsel enden in Enttäuschung – zu viel Hoffnung, zu wenig Information. Wer in einem toxischen Umfeld landet oder sich in der neuen Rolle überfordert fühlt, beginnt bald zu zweifeln: War der Wechsel wirklich klug?

Zugleich zeigt sich: Externe Kandidaten haben es oft schwerer, sich in der neuen Organisation durchzusetzen. Ihre Leistung wird kritischer beäugt, ihre Entscheidungen weniger selbstverständlich akzeptiert. Das Vertrauen muss erst aufgebaut werden – ein Prozess, der Zeit, Energie und psychologische Resilienz verlangt. Nicht alle sind darauf vorbereitet.

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Karriereentscheidungen sind Lebensentscheidungen

Man sollte hier nicht zu sehr in schwarz und weiß denken. Also nicht: Aufstieg oder Wechsel? Sondern: Was passt besser zu meiner aktuellen beruflichen Situation, zu meinem Temperament, zu meinen Zielen, zu mir? Der sichere Weg nach oben im vertrauten Umfeld – oder der Sprung ins Ungewisse, mit Aussicht auf einen echten Karriereschub? Wer sich diese Frage ehrlich stellt, erkennt schnell, dass es keine Patentlösung gibt.

Es ist wie so vieles im Leben ein Abwägen zwischen Stabilität und Dynamik, zwischen Kontinuität und Neuanfang. Vielleicht ist es auch eine Frage des Timings: In jungen Jahren mag der Jobwechsel reizvoller erscheinen, später gewinnen Sicherheit und ein stabiles Einkommen an Wert. Und manchmal ist es auch der Charakter, der entscheidet. Der eine blüht im Bekannten auf, der andere braucht das Unbekannte, um sich lebendig zu fühlen.

Beide Wege können richtig sein – und beide falsch

Entscheidend ist nicht der Schritt an sich, sondern wie bewusst man ihn geht. Wer aus Angst bleibt oder aus Frust geht, handelt selten weise. Wer aber die eigenen Beweggründe kennt, Chancen realistisch einschätzt und mögliche Risiken bewusst einkalkuliert, hat gute Karten – ganz gleich, ob er im gewohnten Arbeitsumfeld bleibt oder der Karriere wegen geht.

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