Die Realität schmerzt und die Enttäuschung sitzt tief, wenn die Kündigung und der daraus resultierende Jobwechsel sich als Fehler entpuppt. Möglichkeiten, wie du mit dieser Situation umgehen kannst.

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Unsere Entschlüsse basieren zumeist auf Annahmen über unsere Zukunft: Wir erwarten oder hoffen auf etwas, wenn wir eine Entscheidung fällen. Zum Beispiel geht ein Jobwechsel oft mit der Hoffnung einher, glücklicher oder wohlhabender zu werden. Zu hohe, falsche oder unrealistische Erwartungen können unser Herz bitter enttäuschen.

Psychologin Nicole Broockmann unterstützt Beschäftigte bei ihrer beruflichen Zukunftsplanung. Die Jobexpertin betont, dass unsere Ziele in der heutigen Arbeitswelt schnelllebiger als früher sind. Bewerber:innen würden demnach mit einer entsprechenden Haltung kommen, doch die von Unternehmen präsentierten Unternehmenswerte und Vorteile existierten nicht selten nur „auf dem Papier“, weiß die Diplom-Psychologin. Das führe zu Enttäuschungen.

Den Fehler verstehen: Was sind die Motive für einen Jobwechsel?

Angesichts des gegenwärtig vorherrschenden Bewerbermarktes fassen immer mehr Beschäftigte den Mut, ihren Job zu wechseln, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen. Wer sich getraut hat, zu kündigen und das Unternehmen zu wechseln, ist jetzt vielleicht zufriedener.

Es gibt aber auch diejenigen unter uns, die ihre Entscheidung bereuen. Wenn du annimmst, dass der Jobwechsel ein Fehler war, solltest du dir über die tatsächlichen Motive des Wechsels bewusst werden. Sie geben uns Aufschluss darüber, was wir uns tief im Inneren durch den Wechsel erhofft haben – etwas, das realistisch, langfristig erfüllbar und sinnvoll ist?

Oder war es vielleicht eine affektive Handlung mit der kurzfristigen Hoffnung auf Erleichterung oder Vermeidung von Schmerz, Scham oder Konflikten mit Vorgesetzten oder Arbeitskolleg:innen?

Mögliche Gründe für einen Jobwechsel und den damit verbundenen Erwartungen, die wir hegen:

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  • Dein Arbeitsumfeld ist toxisch. Du sehnst dich nach einem gesunden Betriebsklima.
  • Du bekommst keine Lohnerhöhung und möchtest woanders dein Glück versuchen, um endlich mehr Geld zu verdienen.
  • Du hast Probleme mit deinen Vorgesetzten und hast dir mit dem Jobwechsel neue Vorgesetzte erhofft, mit denen du eher auf einer Welle schwimmst.
  • Du fühlst dich unterfordert und wünschst dir mehr Verantwortung und Abwechslung.
  • Dir fehlt die Wertschätzung, weshalb du es nicht einsiehst, zu bleiben und auf Arbeitgeber:innen hoffst, die deinen echten Wert erkennen.
  • Der Weg zum Job ist zu weit weg, sodass du dir durch den Jobwechsel eine Zeitersparnis erhoffst.
  • Du möchtest dich weiterentwickeln, stagnierst aber. Eine neue Stelle soll dich näher an dein Ziel bringen.
  • Du hast dich mit Teamkolleg:innen gestritten und siehst dich gezwungen, zu kündigen, um deinen Seelenfrieden zu wiederzuerlangen.

Woran erkenne ich, dass der Jobwechsel ein Fehler war?

Ist es lediglich eine „Phase“, die mit den Veränderungen im beruflichen Leben einhergeht – oder bereust du den Jobwechsel so sehr, dass du überzeugt davon bist, dass es ein Fehler war? Folgende Anzeichen machen sich oft bemerkbar, wenn wir im falschen Job gelandet sind.

  1. Unlust: Du denkst auch an freien Tagen darüber nach, wie ungern du zur neuen Arbeitsstelle gehst.
  2. Konfliktsituationen: Du gerätst auffällig oft in Diskussionen mit Arbeitskolleg:innen oder Vorgesetzten oder leidest innerlich im Stillen, weil deine Werte nicht mit denen der anderen übereinstimmen.
  3. Stagnation: Du hast das Gefühl, dich auch im neuen Job nicht weiterentwickeln zu können.
  4. Zu wenig oder zu viel Verantwortung: Du merkst, dass du häufig unter- oder überfordert bist.
  5. Direkter Vergleich zu früher: Du ziehst Vergleiche zum früheren Job und stellst fest, dass du dort glücklicher warst.

Was kann ich tun, wenn ich mit dem neuen Job unglücklich bin?

Auf der Suche nach einem Ausweg denken Jobwechsler:innen darüber nach, eine andere Stelle anzunehmen oder an der Tür des alten Unternehmens anzuklopfen. Du hast jetzt mehrere Optionen, die es gut abzuwägen gilt:

1. Option: Aushalten und Abwarten

Bei einem Jobwechsel beginnst du neu: Du kennst die Abläufe nicht, die Kolleg:innen sind dir nicht vertraut, die Führungsart der Vorgesetzten verunsichert dich. Der Mensch hat es aber gerne mit Vertrautem zu tun. Denn Ungewissheit weckt Ängste in uns, etwa Versagens- und Verlustängste. Deshalb lohnt es sich, sich selbst eine Chance zu geben – auch wenn du dich wie im falschen Film fühlst. Du und dein Gehirn benötigen Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen, bis der Puls sich normalisiert und die Schweißausbrüche weniger werden.

Unser Tipp: Wenn du die Situation aushalten möchtest, empfehlen wir dir das offene Gespräch mit deinen direkten Ansprechpartner:innen. Ob es nun der Teamkollege ist, der dich einarbeitet oder etwa deine Chefin: Erzähle, womit du zu kämpfen hast und wie es um deine Erwartungen steht. Wünschst du dir eine intensivere Einarbeitung? Möchtest du mehr Verantwortung? Verstehst du das System, mit dem gearbeitet wird, nicht so ganz?

Kommunikation ist immer das, was Missverständnisse und ein ungutes Gefühl aus der Welt schaffen kann. Versuche es damit, bevor du den neuen Job aufgibst. Bleibe offen und ehrlich – nur so gibst du dir und dem Unternehmen eine Chance, doch noch zusammenzufinden.

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2. Zurück in den alten Job

Es geht einfach nicht anders und du merkst, dass die Sehnsucht nach deiner früheren Arbeitsstelle immer größer wird? Bedenke, dass du einen Grund hattest, weshalb du dich für eine Kündigung entschieden hast. Eine Rückkehr wird dieses Problem nicht in Luft auflösen lassen.

Sofern du im Guten gegangen bist und deine Ex-Vorgesetzten dich ohnehin gerne im Unternehmen hätten, geben wir grünes Licht: Probiere es aus. Rechne aber auch damit, dass deine Position vielleicht schon nachbesetzt worden ist.

Lese-Tipp: Zurück zum EX: Warum sich die Rückkehr zum alten Arbeitgeber lohnt

3. Eine neue Stelle suchen

Wenn du im neuen Job unglücklich bist und auch dein verflossener Job keine Option für dich ist, bleibt die Suche nach einer anderen Stelle. Merke dir dabei eine Sache: Um einen erneuten Fehler zu vermeiden, solltest du bereits im Bewerbungsgespräch alles klären, was du als wichtig empfindest. Auf diese Weise können Erwartungen und Ziele beider Parteien miteinander abgeglichen werden.

Tipp: Fürchte dich nicht davor, was andere über deine „schnellen“ Jobwechsel denken könnten und sei ganz offen über die wahren Gründe, wenn du im nächsten Bewerbungsgespräch gefragt wirst. In der neuen Arbeitswelt ist es keine Schande, seine Ansprüche, Wünsche und Forderungen laut auszusprechen.

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Was muss ich außerdem beachten?

Wenn du denkst, dass dein Jobwechsel ein Fehler war, ist es an der Zeit, dir Feedback zu holen, zum Beispiel im Rahmen eines professionellen Coachings. Dieses hilft dir generell dabei, deine Ziele zu fokussieren und herauszufinden, was du dir von einer Karriere erhoffst. Und vor allem, wie du diese Ziele erreichen kannst.

Denke daran: Am Ende wirst du selbst die Entscheidung treffen – und diese Entscheidung ist, wie anfangs erwähnt, eine, die oft auf Annahmen über die eigene Zukunft basiert. Selbstreflexion unterstützt dich dabei, deine Erwartungshaltung besser zu verstehen und in eine Zukunft zu schauen, in der du deine Jobwechsel nicht mehr bereuen musst.

Bildnachweis: diego_cervo/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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