Laut „State of the Global Workplace 2024“ von Gallup hat sich die mentale Gesundheit von Beschäftigten in den letzten zehn Jahren dramatisch verschlechtert. Woran liegt das? Und vor allem: Was können wir dagegen tun?

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Mitarbeiterbindung im Sinkflug

Gallup schätzt, dass die mangelnde Mitarbeiterbindung die globale Wirtschaft jährlich 8,9 Billionen US-Dollar kostet – das entspricht etwa 9 % des weltweiten BIP. Schlechte Mitarbeiterbindung bedeutet nicht nur geringere Produktivität, sondern auch häufigere Fehlzeiten, eine hohe Fluktuation und damit verbundene Kosten für Unternehmen.

Doch noch gravierender ist die psychische Belastung der Arbeitnehmer selbst: 41 % berichten, dass sie unter hohem Stress leiden. Besonders problematisch: Schlechte Managementpraktiken verstärken diesen Effekt noch. Wer in einem schlecht geführten Unternehmen arbeitet, ist fast 60 % häufiger gestresst als Kollegen in gut geführten Unternehmen. Ein klares Zeichen dafür, dass die Art, wie Unternehmen geführt werden, einen direkten Einfluss auf die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden hat.

Junge Arbeitnehmer: Die verlorene Generation?

Besonders betroffen sind junge Menschen unter 35 Jahren. Ihr Wohlbefinden ist im Jahr 2023 signifikant gesunken. Sie sind nicht nur anfälliger für Stress, sondern berichten auch häufiger von Einsamkeit – ein Problem, das durch Remote-Arbeit noch verstärkt wird. Ein Viertel der Mitarbeitenden, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten, fühlt sich regelmäßig einsam. Das erklärt vielleicht auch, warum viele jüngere Arbeitnehmer häufiger den Arbeitgeber wechseln oder sich gar aus dem klassischen Arbeitsmarkt zurückziehen.

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Führungskräfte: Lösung oder Teil des Problems?

Eine zentrale Erkenntnis der Studie: Manager haben einen immensen Einfluss auf das Wohlbefinden ihrer Teams. Sie beeinflussen rund 70 % der Variabilität im Mitarbeiterengagement. Aber hier zeigt sich eine bittere Wahrheit: Auch sie selbst sind massiv gestresst. Manager berichten häufiger von Stress, Wut und Einsamkeit als ihre nicht-leitenden Kollegen. Das bedeutet: Viele Führungskräfte sind selbst am Limit und nicht in der Lage, ihre Teams optimal zu unterstützen.

Die klassische Erwartungshaltung, dass Manager stets stark sein müssen, untergräbt ihre eigene psychische Gesundheit. Ohne gezielte Unterstützung – etwa durch Coaching, klarere Prioritätensetzung oder realistischere Zielvorgaben – bleibt zweifelhaft, ob sie ihren Teams die Unterstützung bieten und können, die diese benötigen.

Warum Achtsamkeits-Apps und Stresskurse nicht helfen

In vielen Unternehmen gilt Achtsamkeit als Wundermittel gegen Stress: Meditations-Apps, Wellness-Programme, Resilienz-Trainings. Leider haben diese Programme oft wenig bis gar keinen signifikanten Nutzen – und können in manchen Fällen sogar schaden. Warum? Weil sie das eigentliche Problem nicht an der Wurzel packen.

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Wenn Menschen sich in ihrer Arbeit erschöpft fühlen, liegt das selten daran, dass sie nicht genug meditieren. Sondern daran, dass sie zu viel arbeiten, zu wenig Wertschätzung erfahren oder unter schlechten Arbeitsstrukturen leiden.

Was Unternehmen tun können

Die gute Nachricht: Es gibt Lösungen, die in Kombination helfen können. Unternehmen, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, reduzieren den Stresslevel ihrer Mitarbeiter und erhöhen im gleichen Atemzug ihre Produktivität. Einige der wirksamsten Maßnahmen:

  • Führungskräfte und Manager gezielt weiterbilden: Unternehmen sollten ihre Führungskräfte aktiv darin schulen, wie sie Teams effektiv führen und gleichzeitig psychische Belastungen reduzieren.
  • Mitarbeiterengagement in die Unternehmenskultur integrieren: Die Bindung der Mitarbeitenden sollte nicht nur ein HR-Thema sein, sondern ein zentraler Bestandteil der gesamten Unternehmensstrategie.
  • Arbeitsmodelle flexibler gestalten: Von vielen gefordert, selten richtig umgesetzt. Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse – das gilt besonders für jüngere Generationen. Hybridmodelle, eine sinnvolle Meeting-Kultur und realistische Zielvorgaben können die Arbeitswelt ein ganzen Stück angenehmer gestalten.
  • Einen sicheren Arbeitsplatz bieten: Gerade hierzulande haben Menschen ein starkes Sicherheitsbedürfnis. Wer seinen Mitarbeitern einen stabilen und langfristigen Arbeitsplatz bietet, punktet besonders.

Wer in seine Mitarbeiter investiert, investiert in die Zukunft des Unternehmens

Unternehmen, die sich um die mentale Gesundheit und das Engagement ihrer Angestellten aktiv kümmern, profitieren von mehr Produktivität, geringerer Fluktuation und höherer Zufriedenheit.

Der technologische Fortschritt allein wird unser Arbeitsleben nicht verbessern. Es braucht ein Umdenken in der Art, wie wir Arbeit gestalten. Weniger sinnlose Meetings, weniger toxische Unternehmenskulturen, mehr echte Wertschätzung. Nur dann können wir verhindern, dass eine ganze Generation an den Anforderungen der modernen Arbeitswelt zerbricht.

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