Sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltag werden viele deiner Denkmuster vollkommen automatisch abgewickelt, denn gerade bei Routinegedanken übernimmt oftmals die Erfahrung das Ruder und bewusste Entscheidungen fallen in den Hintergrund. Allerdings kannst du mit etwas Übung und den richtigen Tipps deine eigene Denkweise ändern und die alten und negativen Muster durchbrechen. Doch wie funktioniert dies eigentlich und was steht dahinter? Wir verraten es dir.

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Subjektive Welten objektiv betrachten?

Routine hat zum Beispiel den Vorteil, dass du dich am Morgen trotz Schlafmangel und Müdigkeit fertig machst und zur Arbeit kommst, bevor dein Geist das Arbeitsniveau erreicht hat. Andererseits entstehen durch unsere Denkmuster allerdings auch schnell Denkfallen, die nur den Wenigsten bewusst sind und die im schlimmsten Fall nicht nur beruflich und privat für eine Verzögerung unserer Ziele sorgen, sondern uns sogar wirklich schaden könnten. Es ist immer schwer, einen objektiven Blick auf die Welt und das Geschehen zu bekommen, denn je näher du mit einem Thema, einer Person oder einem Unternehmen verbunden bist, desto subjektiver werden deine Meinungen.

„Alle Objektivität stellt immer nur den Versuch dar, objektiv zu sein.“
(Erich Limpach)

So ist es auch enorm schwierig oder gar unmöglich, sich selbst in einem objektiven Licht zu betrachten, was bei allen Menschen bis zu einem gewissen Grad zur Selbstgerechtigkeit und Selbsttäuschung führt. In extremen Fällen erwirkt dies zum Beispiel offensichtlich unhaltbare Wahlversprechen bei Politikern oder geschönte Bilanzen von Buchhaltern oder Wirtschaftsbossen. Ein häufiger Irrglauben ist allerdings, dass diese Lügen aus einer betrügerischen Absicht heraus entstehen und mutwillig böse sind. In vielen Fällen ist tatsächlich das Gegenteil der Fall und hinter der Täuschung steckt eine eigentlich gute Absicht.

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„Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, nicht mit schlechten.“

wusste bereits der irische Schriftsteller George Bernard Shaw und auch heute noch passt dieser Satz auf die menschliche Denkweise: Unser Prozess der Meinungsbildung ist nur selten von reinen Fakten abhängig. Stattdessen spielen Faktoren wie Harmoniestreben, geistige Faulheit oder Stolz und Sturheit eine wichtige Rolle.

Der menschliche Bestätigungsfehler

Das oben genannte Denksystem ist in der Psychologie Gegenstand der Forschung und hat den wohlklingenden Namen „confirmation bias“ bekommen – zu deutsch: Bestätigungsfehler. Dabei handelt es sich um die Neigung, lediglich die Informationen zu suchen und zu finden, die die eigene Hypothese bestätigen. Selbst, wenn mehr Fakten gegen die eigene Überzeugung sprechen, werden die wenigen Informationen, die zur Bestätigung dienen, eher in Erinnerung behalten.

„Wir hören nur das, was wir wollen.“

Dieser Satz beschreibt das psychologische Phänomen umfassend und tatsächlich suchen Menschen einerseits verstärkt nach den Informationen, die tatsächlich die bereits vorgefasste Meinung bestätigen, andererseits werden ambivalente Informationen auch grundsätzlich als Bestätigung interpretiert.

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Eines der bekanntesten Gedankenexperimente zu diesem Thema stammt von Lord, Lepper und Ross: Die Psychologen suchten sich für ihre Versuchsreihe verschiedene Personen aus, die entweder für oder gegen die Todesstrafe waren und gaben ihnen zwei Studien zu lesen. Diese Studien sollten dem Anschein nach empirische Daten für oder gegen die Nutzung der Todesstrafe geben und obwohl beide Seiten gleichstark in den Texten vertreten wurden waren die Probanden am Ende von ihrer eigenen Meinung noch stärker überzeugt. Sobald sie nämlich Argumente für ihre eigene Position lasen, erhöhte sich die Zuversicht, dass ihre Meinung die richtige sei, während Gegenargumente nur einen sehr schwachen Effekt mit sich brachten. Außerdem wurde die Studie, die die eigene Überzeugung unterstützte, als qualitativ besser bewertet.

Meinungsbildung: Das Dilemma um den Bestätigungsfehler…

Die Folgen der Bestätigungsfehler beziehungsweise Bestätigungstendenzen können ernst sein:

  • Irrationales Festhalten an widerlegten Hypothesen
  • Selbstüberschätzung bei Urteilen
  • Manipulation der Reihenfolge von Beweismitteln
  • usw.

Gerade aus rechtlicher Sicht ist der letzte Punkt besonders wichtig, denn in der Regel haben Menschen eine neutrale Haltung zu juristischen Fällen und sind zunächst unvoreingenommen. Das erste Beweismittel in einem Fall sorgt jedoch dafür, dass schnell eine Arbeitshypothese in den Gedanken entsteht, von der sich die meisten Menschen nur schwer wieder lösen können. Das ist auch in der Wirtschaft und im Berufsleben wichtig, denn den ersten Eindruck wirst du nur schwer wieder los – sei es beim Vorstellungsgespräch, der Wahl eines neuen Unternehmens als Partner oder der Eindruck, den du bei einem Kunden hinterlassen.

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…und die selbsterfüllende Prophezeiung

Eine weitere gefährliche Gedankenfalle, mit der du sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld zu kämpfen hast, ist die sogenannte selbsterfüllende Prophezeiung. Dabei handelt es sich um ein psychologisches Phänomen: Wenn du bereits vorab ein bestimmtes Ergebnis oder ein Verhalten erwarten, so trägst du unterbewusst selbst dazu bei, dass genau dieses Ergebnis beziehungsweise Verhalten auch eintritt.

Es gibt auch einen entgegengesetzten Effekt, der als „selbstzerstörende Prophezeiung“ bezeichnet wird und bei dem wir durch unsere vorab gefasste Meinung und unser Verhalten dafür sorgen, dass ein bestimmtes Ergebnis gerade nicht eintritt. Das klassische Beispiel in diesem Zusammenhang ist die negative Affirmation, bei der wir denken, dass wir etwas nicht können – und klappt es beim ersten Versuch nicht, so fühlen wir uns bestätigt. Damit verstärkt sich die von uns erdachte Prophezeiung weiter und wir landen in einem Teufelskreis, obwohl wir es vielleicht beim zweiten Versuch geschafft hätten.

Lese-Tipp:Positives Denken: In 10 Schritten zu einem neuen Lebensgefühl

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Hierbei handelt es sich um eine schlechte Angewohnheit, die dich aus beruflicher Sicht nicht nur verlangsamen kann, sondern bei der du dir selbst Steine in den Weg legst. Bist du zum Beispiel davon überzeugt, dass du in einem Vorstellungsgespräch nicht überzeugen wirst oder bei einer Präsentation versagst, dann wirst du unterbewusst genau dafür sorgen. Tatsächlich ist es allerdings auch möglich, diese Haltung ins Positive umzukehren und dir selbst zu sagen, dass du es tatsächlich schaffen kannst. Gerade in Verbindung mit einem realistischen Optimismus kannst du so tatsächlich deine Haltung und das Ergebnis beeinflussen.

Ändere die eigenen Denkmuster

Trotz all dieser Denkfallen und psychologischen Hindernisse ist es durchaus möglich, das eigene Denken zu ändern und vorgefasste Meinungen aufzubrechen. Schließlich handelt es sich bei der eigenen Meinung auch um die eigene Realität, die lediglich ein Konstrukt aus der eigenen Erfahrung, erworbenen Vorurteilen und nicht immer sinnvollen Überzeugungen ist. Der erste Schritt, um die eigenen Denkmuster zu ändern, ist dabei immer die Selbstreflektion beziehungsweise das Hinterfragen der eigenen Realität. Frage dich:

  • Warum genau bist du eigentlich von einer Tatsache überzeugt?
  • Sprechen die Fakten wirklich für deine Meinung oder hast du dir nur die passenden Informationen herausgesucht?
  • Gibt es vielleicht noch andere potentiell richtige Denkansätze?

Es ist selbstverständlich kein einfaches Unterfangen, das eigene Weltbild zu ändern und sich aus den bisher passenden und angenehmen Glaubenssätzen heraus zu manövrieren. Versuche dir klarzumachen, dass die meisten deiner Annahmen auf nicht belegten Mutmaßungen sowie vagen Vorstellungen beruhen und tatsächlich nur die wenigsten deiner Denkansätze belegbar sind.

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Lese-Tipp:Aus „negativ“ mach „positiv“: Glaubenssätze auflösen und umwandeln

Bist du zum Beispiel davon überzeugt, dass du etwas Bestimmtes nicht kannst, weil es bereits schon einmal nicht geklappt hat, dann probiere es doch nochmal aus – ein einziges negatives Erlebnis ist kein Beweis dafür, dass du in einer Sache auch tatsächlich nicht gut bist. Damit du die bisherigen Denkmuster auch tatsächlich durchbrechen kannst, ist es jedoch nicht nur wichtig, dass die alten Muster als falsch oder unpassend entlarvt werden, sondern auch, dass du auf neue Denkmuster zurückgreifst statt auf alte Meinungen.

Tipps und Tricks zum Ändern der eigenen Meinung

Letztendlich ist der Mensch einfach nicht so gestrickt, dass ihn Fakten alleine überzeugen: Einerseits behält er nur die Informationen, die seiner vorgefassten Meinung zuträglich sind, andererseits glaubt er vielen Fakten nicht. Möchtest du deine alten Denkmuster durchbrechen, so begebe dich auf die Suche nach Beispielen. Bist du zum Beispiel davon überzeugt, dass dein Beruf langweilig ist und einfach keinen Spaß mit sich bringt, dann schaue dich nach Kollegen um, die tatsächlich in ihrem Arbeitsalltag aufgehen. Rede mit ihnen und frage nach den positiven Aspekten – Du wirst überrascht sein, was du bisher übersehen hattest.

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„Wie leicht doch bildet man sich eine falsche Meinung,
geblendet von dem Glanz der äußeren Erscheinung.“
(Molière)

Studien zeigen, dass wir nur die Fakten akzeptieren, die uns einen Vorteil bringen – was du ebenfalls nutzen kannst, um die alten Denkmuster zu durchbrechen. Begebe dich gezielt auf die Suche nach den Informationen, die die neue, angestrebte Meinung unterstützen und ignoriere die anderen Fakten. Das klingt zwar nach Selbsttäuschung, ist aber ein erprobtes Mittel, um sich selbst zu konditionieren.

Übung macht den Meister

Niemand erwartet von dir, dass du von heute auf morgen die alten Denkmuster durchbrechen kannst, denn so ist die menschliche Psyche nicht aufgebaut. Auch du solltest nicht zu hohe Ansprüche an dich selbst stellen, sondern genügend Zeit einplanen. Der erste und wichtigste Schritt ist das Erkennen der alten Denkfehler und die Entscheidung, dass diese geändert werden sollen. Die nächsten Schritte sind das Üben der neuen Denkansätze, die die alten ersetzen sollen. Abhängig vom Thema und davon, wie tief die alte Meinung im Gedächtnis verankert ist, kann dies mal mehr und mal weniger Zeit beanspruchen.

Lese-Tipp: „So klappt’s: In 66 Tagen vom Neujahrsvorsatz zur Routine“

Gebe nicht auf, wenn du einmal etwas länger brauchst, um Ergebnisse zu erzielen und lasse dich nicht vorschnell entmutigen. Versuche zudem, die Methode zu finden, die für dich selbst am besten funktioniert – ein Patentrezept gibt es hier leider nicht und während einige Menschen mit einem gespielten Optimismus und Selbsttäuschung die eigene Meinung ändern können, lassen sich andere Menschen nur von Beispielen und Fakten beeinflussen. Dritte hingegen benötigen eine Mischung aus mehreren Methoden, um die festgefahrenen Denkmuster aufzubrechen. Probiere einfach die verschiedenen Varianten aus und finde so die Möglichkeit, dich selbst zu ändern und alte Meinungen anzupassen.

Individuelle Denkfallen angehen

Letztendlich denkt jeder Mensch auf eine eigene Art und Weise, denn das Denken wird von vielen Faktoren wie Erziehung, Erfahrung und Vorurteilen beeinflusst. Eine allgemeingültige Lösung gibt es also nicht, um die eigenen Denkfallen zu erkennen und zu umgehen, denn aus psychologischer Sicht gibt es nicht nur viele allgemeine Denkmuster, die dafür sorgen, dass die eigene Meinung nicht geändert wird, sondern auch viele individuelle Gründe. Letztendlich musst du einfach versuchen, dich selbst zu erforschen und zu verstehen, warum du manche Meinungen nicht einfach ändern kannst: Was genau steckt dahinter und aus welchem Grund überzeugen dich die Gegenargumente nicht? Erst dann wirst du in der Lage sein, dich weiterzuentwickeln und neue Erfolge zu erzielen.

Lese-Tipp:Erfolgstagebuch: Kleines Helferlein mit großer Wirkung

Ein kleiner und trotzdem effektiver Tipp ist das Schreiben eines Tagebuchs: So kannst du auch noch nach Wochen, Monaten oder gar Jahren nachvollziehen, was du an einem bestimmten Tag dazu bewogen hat, eine bestimmte Entscheidung zu treffen und zwischen welchen Alternativen du wählen konntest. Nicht immer ist es beim Treffen einer Entscheidung möglich, vorherzusagen, welche Konsequenzen sie mit sich bringen wird. So kannst du zu einem späteren Zeitpunkt reflektieren und feststellen, ob deine Denkmuster und Meinungen dich weitergebracht haben oder ob du diese nicht doch einmal überdenken solltest. So kannst du in Zukunft bessere Entscheidungen treffen und sowohl privat als auch beruflich neue Erfolge feiern.

Oder welche Kniffe haben dir dabei geholfen, eine eingefleischte Meinung tatsächlich zu ändern? Wie hat dies dein (Berufs-) Leben optimiert und welche weiteren Anmerkungen hast du zum Thema? Wir freuen uns auf deinen Beitrag in den Kommentaren!

Bildnachweis: luboffke/Shutterstock.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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