In unserem Artikel „Kinder – Das Aus für die Karriere?“ mussten wir das traurige Fazit ziehen, dass sich viele Frauen heutzutage zwischen Kindern und ihrer Karriere entscheiden müssen. Die unsichtbare Mauer ist für Mütter in einem Angestelltenverhältnis häufig unüberwindbar. Doch wie sieht das eigentlich bei den Selbstständigen aus? Auch, wenn Mompreneure eine echte Rarität darstellen, scheinen sie den Spagat deutlich besser zu meistern, oder?

„Mompreneur“ – Was soll das sein?

Mompreneur ist ein aus dem Englischen stammendes Kunstwort, welches sich aus „Mom“ und „Entrepreneur“ zusammensetzt. Unschwer zu erraten, handelt es sich also um selbstständige Frauen, die sowohl Kinder haben als auch ein eigenes Unternehmen – egal, ob als Solopreneur, kleines Startup oder globales Imperium. Fakt ist: Selbstständige scheinen sich nicht zwischen Kindern und ihrer Karriere entscheiden zu müssen. Aber stimmt das?

Die Zahl der deutschen Mompreneure beläuft sich auf schätzungsweise eine knappe halbe Million (Quelle: Impulse). Etwa die Hälfte dieser Frauen wiederum hat minderjährige Kinder. Dass es sich um ein seltenes Modell handelt, bedeutet allerdings nicht, dass das Dasein als Mompreneur nicht attraktiv wäre. Im Gegenteil: Es bringt zahlreiche Vorteile mit sich, wie eben die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Beruflicher Erfolg als Mutter: Lautet das Zauberwort „Mompreneur“?

Wenn Mompreneure doch offensichtlich sowohl Mutter als auch beruflich erfolgreich sein können, wieso gibt es dann so wenige davon? Liegt es an den mangelnden Ideen, zu wenig Förderung oder ist da doch ein Haken, den wir im ersten Moment übersehen haben? Vielleicht ist die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ja doch nur eine Seite der Medaille. Mit Vorurteilen jedenfalls, haben Mompreneure zuhauf zu kämpfen:

  • Sie vernachlässigen ihre Kinder.
  • Sie leben auf Kosten ihres Mannes und verdienen sich ja eh nur ein Taschengeld dazu.
  • Sie verkaufen Häkel-Topflappen und Strickmützen statt innovativer Ideen.
  • Früher oder später landen sie ohnehin im Burnout.

Ob diese Vorurteile stimmen, wagen wir zu bezweifeln. Manch eines mag jedoch einen wahren Kern haben. So ganz stressfrei ist der Spagat zwischen Kindern und Selbstständigkeit gewiss nicht. Gut, wenn du dann noch die finanzielle Sicherheit durch einen gut verdienenden Partner hast. Das bedeutet aber keinesfalls, dass Mompreneure nicht gut verdienen, manch einmal sogar besser als ihr „nur“ gut verdienender Partner.

Liebe Mompreneure: Wo bleibt die Work-Life-Balance?

Auch bezüglich des letztgenannten Vorurteils können wir ein reales Risiko nicht verleugnen: Mompreneure sind tatsächlich sehr Burnout-gefährdet. Ob die Zahlen allerdings über denen der Festangestellten liegen, ist wieder fraglich. Mütter, die Beruf und Kinder kombinieren, egal in welcher Form, sind nämlich stets potenzielle Burnout-Kandidatinnen. Die psychische und körperliche Doppelbelastung wird vielen Frauen früher oder später zu viel. Manchmal kommen sogar noch weitere Verpflichtungen hinzu, wie die Pflege von Angehörigen. Und bei Mompreneuren wollen wir die zusätzliche Belastung durch die Selbstständigkeit nicht außer Acht lassen:

Wirtschaftliches Risiko, finanzielle Unsicherheit, mangelnde Absicherung im Unfall- oder Krankheitsfall sowie bei Arbeitslosigkeit, Versagensängste, Konkurrenzdruck, 7-Tage-Wochen…

Wie also machen Mompreneure das mit der „ausgewogenen Work-Life-Balance“?

Ausgewogene Work-Life-Balance: Unsere Tipps für Mompreneure

Einen „richtigen“ oder „falschen“ Weg gibt es wohl nicht, denn ebenso unterschiedlich wie die Mütter selbst, sind ihre Lebenssituationen und die Art ihrer Selbstständigkeit. Finde als Mompreneur daher deinen ganz individuellen Weg zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Aber vielleicht können unsere Tipps dir als Anregung dienen:

  • Nehme dir Zeit und verfalle nicht gleich in Hektik. Kuschel noch mit deinen Kindern im Bett oder frühstücke in aller Ruhe gemeinsam.
  • Yoga gibt dir am Morgen den perfekten Energie-Kick und macht Körper sowie Geist fit für den Tag. Besonders empfehlenswert ist die Übung „Sonnengruß“.
  • Lege während der Arbeit immer wieder kurze fünfminütige Pausen ein und atme tief durch. Auch ein kleiner Power-Nap von zehn bis 30 Minuten wirkt wahre Wunder.
  • Oder aber nutze diese Pausen zum Netzwerken. Experten sagen nämlich, dass ein umfassendes Networking für Entrepreneure deutlich wichtiger ist als Deadlines, Kundenakquise & Co.
  • Doch nicht nur nach Außen, sondern auch im kleinen Kreis deiner Familie ist Kommunikation das A und O. Halte deinen Partner und die Kinder über deine Selbstständigkeit auf dem Laufenden, über Erfolge, Ziele und Zukunftspläne. Je mehr sich deine Familie mit einbezogen fühlt, umso größer werden ihr Verständnis sowie ihre Unterstützung sein. Führe doch zum Beispiel einen gemeinsamen Familien-Kalender ein, damit jeder über die wichtigen Termine der anderen informiert ist.
  • Ebenso verhält es sich mit eventuellen Mitarbeitern: Werde nicht müde, deine Situation zu erklären, auf deine familiären Verpflichtungen zu bestehen und die Hilfe deiner Mitarbeiter einzufordern. Dafür hast du diese ja schließlich eingestellt, oder?
  • Übrigens musst du auch als Solopreneur nicht unbedingt alles alleine stemmen. Prüfe, ob du eventuell Aufgaben outsourcen kannst, zum Beispiel an den Steuerberater oder einen Freiberufler. Auch die Einstellung eines (unbezahlten) Praktikanten ist zur Überbrückung von besonders stressigen Zeiträumen denkbar.
  • Und selbst bei deinen Geschäftspartnern oder Kunden solltest du aus deiner Doppelverpflichtung kein Hehl machen. Du erhältst einen wichtigen Anruf deines Mannes oder der Kinder? Dann entschuldige dich im Meeting kurz und nehme ihn an. Nur, wenn du deine Doppelrolle als selbstverständlich und „wichtig“ begreifst, kannst du dies auch von deinem Gegenüber erwarten.
  • Eine weitere Grundregel lautet: Höre damit auf, dich zu vergleichen. Selbst in der Spielgruppe herrscht heutzutage schon oft das Konkurrenzdenken: Wieso können die anderen Kinder schon krabbeln? Wieso sagt meine Tochter noch nicht „Mama“ oder wieso spielt mein Sohn weniger gut Fußball? Auch im Business bringt es nichts als Frustration, wenn du stets nach rechts und links blickst. Als Mompreneur wächst dein Unternehmen eben langsamer als das der besten Freundin, der Konkurrenz oder auch des Ehemannes…na und?!
  • Alle im Home-Office arbeitenden Mütter kennen das Problem: Spätestens, wenn die Kinder aus dem Kindergarten oder der Schule zurück sind, ist es mit der Ruhe und Konzentration vorbei. Und auch zuvor fällt es häufig schwer, sich zwischen schmutzigen Wäschebergen und unerledigter Hausarbeit ausreichend zu konzentrieren. Wenn du aber nicht dauerhaft ein eigenes Büro anmieten möchtest, versuche es doch einmal mit sogenannten „Co-Working-Spaces“. So schlägst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Produktivität und Networking. Eine weitere praktische Möglichkeit für Mütter mit Babys und Kleinkindern sind die „Mutter-Kind-Büros“. Noch besser kannst du Arbeit, Networking und deine Mutterrolle nun wirklich nicht mehr vereinen.
  • Auf dem Heimweg geht es dann noch schnell im Supermarkt vorbei, oder? Das muss nicht sein! Quasi alles kannst du heutzutage online kaufen. Also investiere doch einen Teil deiner Einnahmen als Mompreneur in die Lieferkosten für deinen Wocheneinkauf und genieße so mehr Freizeit für deine Kinder oder einfach dich selbst.
  • Zum Stichwort „Zeit für sich selbst“: Sie ist das A und O einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Lese also nach Feierabend und wenn deine Kinder im Bett sind einfach mal wieder ein gutes Buch, übe dich in Entspannungstechniken, wie Meditation, Yoga oder autogenem Training, oder gönne dir am Samstag auch einmal einen Wellness-Tag, während dein Partner Quality-Time mit den Kindern verbringt.
  • Zuletzt lautet die wichtigste Regel: Sage „Ja“ zu Hilfe! Dass du Mompreneur bist, bedeutet nicht, dass du alle Aufgaben alleine stemmen musst. Mitarbeiter, Babysitter oder Pflegekräfte für die pflegebedürftigen Eltern sind schließlich nicht umsonst „erfunden“ worden. Merke dir: Auf Dauer kannst du als Mompreneur nur erfolgreich, glücklich und gesund sein, wenn du Hilfe von außen annimmst. Also traue dich, auch einmal nicht die perfekte „Power-Frau“ zu sein, die uns in modernen Hollywood-Streifen als neues Normal suggeriert wird, sondern frage aktiv nach Hilfe. Wie wir dir bereits im Artikel „Psycho-Tricks im Job: Wie du die Manipulation durchschaust“ erläutert haben, wirst du dadurch, dass du dein Umfeld um Hilfe oder einen Gefallen bittest, sogar noch beliebter. Eine Win-Win-Situation!

Fazit: Mompreneur – erfolgsversprechendes Modell mit Tücken

Alles in allem ist die Selbstständigkeit gewiss nicht der „einfachste“ Weg und gerade als Mutter bringt die Doppelbelastung doch zahlreiche Tücken mit sich. Es ist aber ein Weg, der sich lohnt. Vor allem dann, wenn du in deiner Geschäftsidee endlich die Leidenschaft und den persönlichen Freiraum gefunden hast, der dir in der Festanstellung so lange gefehlt hat. Und je nach Art der Selbstständigkeit, ist hier die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich besser als in einem Angestelltenverhältnis. Kind oder Karriere? Als Mompreneur musst du dich nicht mehr entscheiden. Über einen Kamm scheren kann man diese Aussage allerdings nicht. So tut sich eine Solo-Unternehmerin, die beispielsweise im Bereich Grafikdesign vom Home-Office aus arbeitet, gewiss leichter mit dem Spagat zwischen Selbstständigkeit und Kinderbetreuung als die Inhaberin des 50-Personen-Betriebs.

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