Wie können Unternehmen das Arbeitsumfeld so gestalten, dass Eltern Kinder haben und dennoch produktiv arbeiten können? In diesem Sinne soll das sogenannte „Eltern-Kind-Büro“ einmal näher unter die Lupe genommen werden.

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Inhalt
1. Was ist eigentlich ein Eltern-Kind-Büro?
2. Eltern-Kind-Büro: Ein Modell mit Zukunft?
3. Für wen sind Eltern-Kind-Büros eine Alternative?
4. Unternehmen denken wirtschaftlich

Was ist eigentlich ein Eltern-Kind-Büro?

Wenn Frauen nach dem Mutterschutz oder der Elternzeit wieder arbeiten möchten, stehen sie häufig vor einem großen Problem: Wie sollen die Kinderbetreuung und der Job unter einen Hut gebracht werden? Nicht jeder kann sich schließlich einen Babysitter leisten, der Kindergarten schließt viel zu früh.

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Doch es muss nicht immer entweder das Kind oder der Job sein. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche neue Arbeitsmodelle als Alternativen: Eine davon ist die Arbeit im Home Office, in der Praxis jedoch gestaltet sich das meist sehr schwierig. Im Jahr 2006 kam in Deutschland deshalb ein ganz neues Modell auf: Das Eltern-Kind-Büro. Als Mischung aus Betreuungsangebot und voll ausgestattetem Büro sollen Eltern so in Zukunft Kinder und den Beruf besser unter einen Hut bringen können. Mittlerweile gibt es zahlreiche solcher Eltern-Kind-Büros, entweder von externen Anbietern (Du arbeitest also quasi im Home Office) oder aber auch direkt im Unternehmen. Internetzugang, eine Telefonverbindung und Wimmelbücher für das Kind – ein Eltern-Kind-Büro bietet alles, was du und dein Kind benötigst. Allerdings stellen die Eltern-Kind-Büros bislang häufig nur ein kurzfristiges Angebot in „Notfallsituationen“ dar, wenn zum Beispiel die Kinderkrippe geschlossen ist.

Eltern-Kind-Büro: Ein Modell mit Zukunft?

Dass Eltern-Kind-Büros auch auf lange Sicht durchaus Sinn machen, zeigen bereits einige mutige und innovative Unternehmen mit großer Familienorientierung. Eltern-Kind-Büros werden hier zum Teil sogar extra für Mitarbeiter/innen neu erschaffen, damit diese nach der Geburt möglichst schnell wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren können – auf eigenen Wunsch natürlich. Ein bisschen Spielzeug, ein gemütliches Kinderbett, und schon können Eltern die Arbeit und Kinder vereinen, behaupten zumindest die Nutzer/innen der Eltern-Kind-Büros.

Viele Arbeitgeber und -nehmer jedoch, sind diesbezüglich noch sehr skeptisch. In einer Umfrage des MONITOR FAMILIENLEBEN glauben nur 17 Prozent aller Eltern mit minderjährigen Kindern, dass sie Beruf und Familie vereinen könnten. Besonders in männerdominierten Branchen werde demnach viel zu wenig Wert auf die Familienfreundlichkeit der Unternehmen gelegt. Aber ist nicht gerade der Mangel an Fachkräften besonders groß und gut ausgebildete Eltern wären eigentlich unverzichtbar? Das Eltern-Kind-Büro zählt deshalb durchaus als Konzept der Zukunft. Der Wandel hin zur Akzeptanz solcher neuen Arbeitsmodelle allerdings, wird noch viele Jahre dauern…

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Für wen sind Eltern-Kind-Büros eine Alternative?

Da viele internen Eltern-Kind-Büros bislang nur als Alternative für den Notfall gelten, können nur sehr wenige Arbeitnehmer in Deutschland ein solches Angebot in Anspruch nehmen. Anders sieht das bei externen Anbietern aus: Beim Projekt „Rockzipfel“ treffen sich täglich und langfristig Eltern zum Arbeiten – hauptsächlich Mütter. Diese bringen ihre Kinder mit und wechseln sich dann gegenseitig zwischen Kinderbetreuung und Arbeit ab. So sparen sie sich die Kosten für ausgebildete Erzieher und können dennoch ihrem Beruf nachgehen.

Allerdings geht das bislang nur, wenn du entweder freiberuflich beziehungsweise selbständig unterwegs bist, oder aber von deinem Arbeitgeber die Erlaubnis zum Home Office hast. Eigentlich ein geniales Konzept: In einer Art Spielgruppe mangelt es den Kindern an nichts. Im Gegenteil: Die Mutter – oder auch der Vater – ist stets in Sichtweite, sie können erste Freunde finden und soziale Kompetenzen erlernen. Die Eltern hingegen profitieren vom Abwechslung zwischen Beruf und Kindern und können nebenbei noch Geld verdienen. Wenn es doch so genial ist: Wieso schrecken bislang so viele Unternehmen vor dem Eltern-Kind-Büro zurück?

Unternehmen denken wirtschaftlich

Das Grundproblem scheint darin zu liegen, dass viele Unternehmen den wirtschaftlichen Wert der Eltern-Kind-Büros noch nicht erkannt haben. Familienfreundlichkeit klingt zwar auf dem Papier gut, was sich finanziell aber nicht lohnt, wird bislang nicht umgesetzt. Dabei sahen bereits im Familienreport aus dem Jahr 2012 74 Prozent der Befragten einen betriebswirtschaftlichen Nutzen den der Familienfreundlichkeit von Unternehmen. Hierbei fallen Stichworte, wie:

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  • Rekrutierung von Fachkräften
  • Employer Branding
  • Mitarbeiterbindung
  • geringere Kosten für Vertretungen und deren Einarbeitung
  • Senkung von Fehlzeiten

Die Liste ist lang, die Vorteile sind groß. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Unternehmen schon bald den wahren Wert ihrer Familienfreundlichkeit und der Eltern-Kind-Büros erkennen und nicht mehr nur kurzfristige, sondern auch langfristig innovative Arbeitsmodelle für Eltern mit Kind schaffen.

Bildnachweis: skynesher/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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