Gute Arbeit allein reicht nicht. Im Job kommt oftmals nicht der Fleißigste weiter, sondern der Lauteste. Wer im Job ernst genommen werden will, muss sich also durchsetzen können. Doch das ist leichter gesagt als getan. Viele fürchten Konflikte mit dem Chef, den Kollegen und den möglichen Konsequenzen. Dabei bedeutet Paroli bieten nicht, laut zu werden oder aggressiv aufzutreten – sondern klar zu zeigen, wo die eigenen Grenzen liegen. Wer sich ständig unterbuttern lässt, wird ausgenutzt und an den Rand gedrängt.

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Woher kommt der Ausdruck „Paroli bieten“?

Der Begriff stammt aus dem französischen Kartenspiel „Pharao“ im englische auch „Faro“ genannt“. Dort konnte ein Spieler seinen Einsatz verdoppeln, wenn er glaubte, eine gewinnende Hand zu haben – das nannte man „Paroli geben“. Weitere Synonyme und Redewendungen mit ähnlicher Bedeutung sind „nicht klein beigeben“, „jemandem die Stirn bieten“ oder „sich nicht alles gefallen lassen“. Übertragen auf den Job bedeutet das: Wer sich seiner Sache sicher ist, sollte das auch deutlich machen. Es geht darum, mit Selbstbewusstsein und klaren Argumenten für sich einzustehen.

Warum ist Paroli bieten im Berufsleben so wichtig?

Im Arbeitsalltag gibt es viele Situationen, in denen man für sich einstehen muss. Sei es gegenüber einem allzu fordernden Chef, dominanten Kollegen oder unfairer Kritik – wer immer nur nachgibt und zurücksteckt, verliert an Respekt und Autorität. Doch das bedeutet jedoch nicht, in jeden Konflikt hart einzusteigen. Vielmehr geht es darum, im richtigen Moment Haltung und klare Kante zu zeigen.

Drei typische Situationen im Arbeitsalltag:

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  1. Unfaire Kritik: Wenn ein Kollege oder Vorgesetzter ungerechtfertigte Kritik äußert, hilft es, ruhig nachzufragen: „Was genau meinen Sie?“ oder „Können Sie mir Beispiele nennen?“ So zwingt man den anderen, seine Argumente zu konkretisieren.

  2. Machtspiele im Team: Manche Kollegen testen bewusst aus, wie weit sie bei dir gehen können. Hier hilft es, klar und deutlich Grenzen zu setzen und zwar so: „Ich sehe das anders“ oder „Lass mich bitte ausreden.“

  3. Gehaltsverhandlungen: Wer seinen Wert kennt, sollte sich nicht mit einem Minimal-Gehalt abspeisen lassen. Statt vorschnell zu „Ja“ zum Gehaltsangebot zu sagen, lohnt es sich, gezielt nachzuhaken: „Welche Entwicklungsmöglichkeiten habe ich langfristig in Bezug auf mein Gehalt?

Gibt es ein Paroli-Problem in der deutschen Arbeitskultur?

Besonders in stark hierarchisch geprägten Organisationen vermeiden viele Mitarbeitende, offen zu widersprechen oder kritische Fragen zu stellen – aus Angst vor Sanktionen, Imageverlust oder einem Karriereknick. Dieses Verhalten ist längst kein Randphänomen, sondern betrifft weite Teile der Belegschaft.

Paroli zu bieten ist daher weit mehr als eine Frage individueller Durchsetzungskraft – es ist ein zentraler Indikator für die Qualität der Unternehmenskultur. Unternehmen, die konstruktiven Widerspruch sogar fördern und zugleich psychologische Sicherheit schaffen, profitieren nachweislich von mehr Innovation, Engagement und wirtschaftlichem Erfolg.

Wie gelingt es, souverän Paroli zu bieten?

Sich zu behaupten ist ein Skill, den man trainieren kann. Es geht nicht darum, konfrontativ aufzutreten, sondern authentisch und bestimmt.

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Tipps für eine starke Haltung:

  • Ruhe bewahren: Wer sich provozieren lässt, verliert die Kontrolle – über sich selbst und die Gesprächssituation. Ein ruhiger Tonfall signalisiert Souveränität und emotionale Stabilität.

  • Klare und präzise Sprache: Lange Rechtfertigungsmonologe schwächen deine Position. Kurz und knapp ist meist wirkungsvoller.

  • Körpersprache beachten: Aufrechte Haltung, direkter Blickkontakt (nicht starren) und ruhige Bewegungen unterstreichen gekonnt deine Worte.

  • Fragen stellen: Sie zwingen dein Gegenüber, sich zu erklären, und verschaffen dir damit Zeit zum Nachdenken.

  • Bestimmt „Nein sagen“: „Das kann ich in der kurzen Zeit nicht leisten“ oder „Ich sehe das anders“ – klare Aussagen sind hier Trumpf.

Warum es manchen dennoch schwerfällt, Paroli zu bieten

Vielen Menschen fällt es schwer, klare Grenzen zu ziehen. Oft steckt die Angst dahinter, nichts konkretes erwidern zu können oder Konflikte weiter anzuheizen. Doch wer immer nur nachgibt, macht sich langfristig immer wieder angreifbar und auch ein Stück weit berechenbar.

Wer sich dagegen selbst ernst nimmt, seinen Wert kennt, wird auch von anderen ernst genommen. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass ein klares „Nein“ genauso wertvoll sein kann wie ein überlegtes „Ja“. Wer Paroli bieten kann, wird respektiert und schützt nicht nur sich – sondern verändert auch die Spielregeln im Team.

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