Nachdem erst das Quiet Quitting viele Arbeitgeber in Angst und Schrecken versetzt hat, ist nun ein neuer Jobtrend auf dem Vormarsch. Die Rede ist von Rage Applying. Auch hier lassen, wie der Name bereits vermuten lässt, wütende Arbeitnehmer etwas Frust ab, leider auf Kosten ihrer Arbeitgeber. Was es mit Rage Applying auf sich hat, was die Gründe dafür sind und ob es wirklich etwas bringt, erfährst du in folgendem Beitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- In den sozialen Medien machen derzeit viele Trends rund um das Berufsleben die Runde.
- Einer dieser Trends ist derzeit Rage Applying.
- Bewerber schicken dabei eine große Masse an Bewerbungen an so viele Unternehmen wie möglich raus.
- Damit möchten vor allem junge Menschen ihre Unzufriedenheit über ihren derzeitigen oder vorigen Job ausdrücken.
- Bei den Bewerbungen handelt es sich aufgrund der Masse oftmals um qualitativ schlechte Bewerbungen. Das Ziel ist hier auch nicht einen neuen Job zu finden, sondern es soll viel mehr eine Art Protest darstellen.
- Laut Experten ist diese Art von Protest jedoch eher kontraproduktiv
- Aufgrund von sozialen Medien und der großen Unzufriedenheit vor allem bei jüngeren Menschen, kommen solche Trends immer häufiger vor.
Was ist Rage Applying?
Im Prinzip ist Rage Applying nichts Neues. Es beschreibt lediglich, dass Arbeitnehmer sich einen neuen Job suchen, wenn sie mit dem vorherigen Job unzufrieden waren, was auch völlig legitim ist. Allerdings gehen die Arbeitnehmer beim Rage Applying noch einen Schritt weiter. So geht es bei diesem Trend nicht bloß darum, sich bei einem anderen Unternehmen zu bewerben, sondern bei so vielen Unternehmen wie möglich. Es wird also eine große Masse an Bewerbungen herausgeschickt, welche oftmals auch qualitativ nicht besonders gut sind.
Auch die Auswahl der Unternehmen, bei denen sich die Arbeitnehmer bewerben, spielt keine große Rolle. Hier wird weniger wert auf Qualität, sondern mehr wert auf Quantität gelegt. Vor allem auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram geht dieser Jobtrend derzeit viral und wird von immer mehr primär jungen Menschen durchgeführt.
Was sind die Gründe für Rage Applying?
Die große Frage, die du dir mit Sicherheit stellst, ist wahrscheinlich, warum machen Menschen das? Der Grund für Rage Applying liegt oftmals in der fehlenden Wertschätzung, welche viele Arbeitgeber ihren Bewerbern entgegenbringen. Oftmals haben Menschen, welche diesem Jobtrend nachgehen, schlechte Erfahrungen mit ihrem vorigen Arbeitgeber gesammelt oder aber sind gekündigt worden. Auch spielen oft schlechte Arbeitsbedingungen eine große Rolle beim Rage Applying.
Dass dieser Trend bevorzugt von jungen Arbeitnehmern stammt, ist ebenfalls kein Zufall. Explizit die Generation Z hat mit vielen Herausforderungen des täglichen Lebens zu kämpfen. Viele junge Leute leiden unter Depressionen, innerer Unzufriedenheit und Zukunftsängsten, da es an monetären Absicherungen fehlt. In Kombination mit Social-Media werden diese Ängste noch weiter befeuert, was zum starken Aufkeimen dieses Trends führt.
Macht Rage Applying überhaupt Sinn?
Doch bringt diese Art von Protest überhaupt etwas? Immerhin wird hier pauschalisiert gehandelt und der Frust über die derzeitige Arbeitsstelle an anderen Unternehmen ausgelassen. Diese können in der Regel immerhin nichts für die Unzufriedenheit eines einzelnen Arbeitnehmers. Auch das massenhafte Absenden von Bewerbungen scheint eher kontraproduktiv zu sein. Wie bereits erwähnt, sind diese Bewerbungen meistens nicht besonders anspruchsvoll und qualitativ, was dafür sorgen dürfte, dass sie bei den meisten Unternehmen sowieso sehr schnell im Papierkorb landen dürften.
Dieser Meinung ist auch Jack Kelly, welcher als Berufsexperte arbeitet. Im Wirtschaftsmagazin Forbes gibt er zum Thema Rage Applying an, dass es nicht wirklich effektiv sei, eine große Anzahl an schlechten Bewerbungen an möglichst viele Unternehmen zu versenden. Weiterhin erklärt Kelly, dass es auch für Personaler ein absolutes No-Go sei, wenn junge Bewerber ihren angestauten Frust mit ins Bewerbungsverfahren bringen. Das sorgt eher dafür, dass diese Bewerber sich schnell selbst disqualifizieren und ihr Frust weiter ansteigt. Es ist also eher eine Art Abwärtsspirale, welche den Frust höchstens maximiert, statt zu einem vernünftigen Ergebnis zu führen.
Bezug zum Berufsleben wird immer schlechter
Phänomene wie Rage Applying oder Quiet Quitting zeigen laut Experten ganz klar, dass vor allem für die jüngeren Generationen das Berufsleben und der Bezug zum Arbeitsplatz keinen so großen Stellenwert mehr besitzt. Das war bei den Generationen davor definitiv noch anders. Dieser Wandel rührt jedoch höchstwahrscheinlich daher, dass sich die Wünsche und Erwartungen explizit bei der Generation Z deutlich verändert haben. Damit wachsen natürlich auch die Anforderungen an die Arbeitgeber, welche diese oftmals nicht erfüllen können oder wollen.
Das führt selbstverständlich zu Unmut bei vielen Arbeitnehmern. Aus diesem Unmut wiederum resultieren dann schlussendlich Jobtrends wie eben das Rage Applying. Wenn du bereits auch darüber nachgedacht hast, aus Protestgründen diesem Jobtrend nachzugehen, dann solltest du deine Entscheidung noch einmal überdenken. Letztendlich schadest du dir damit nur selbst. Auch andere Unternehmen, welche eventuell händeringend Mitarbeiter suchen, könnten durch die vielen schlechten Bewerbungen einiges an wichtiger Zeit verlieren, in welcher sie passendes und gutes Personal hätten einstellen könnte.
Bildnachweis: skynesher/istockphoto.com