Nachdem bereits Quiet Quitting viele Arbeitgeber in Angst und Schrecken versetzt hat, ist nun ein neuer übler Jobtrend auf dem Vormarsch. Die Rede ist von Rage Applying. Auch hier lassen, wie der Name bereits vermuten lässt, wütende Arbeitnehmer ihren Frust ab, leider auf Kosten vieler Arbeitgeber.

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Key Facts

  • In den sozialen Medien, wie z. B. TikTok, machen immer wieder neue Jobtrends die Runde.
  • Einer dieser Trends ist derzeit Rage Applying.
  • Bewerber versenden Massenbewerbungen an so viele Unternehmen wie möglich.
  • Damit möchten vor allem junge Menschen ihre Unzufriedenheit über die aktuelle Jobsituation zum Ausdruck bringen.
  • Bei den Bewerbungen handelt es sich oftmals um qualitativ schlechte Bewerbungen. Das Ziel ist hier nicht einen neuen Job zu finden, sondern es soll viel mehr eine Art Protest darstellen.
  • Laut Experten ist diese Art von Protest für Bewerber und Arbeitgeber kontraproduktiv

Was steckt hinter dem Begriff Rage Applying?

Im Grund ist Rage Applying nichts wirklich Neues. Es beschreibt, dass Arbeitnehmer sich einen neuen Job suchen, wenn sie mit dem vorherigen Job unzufrieden waren. Allerdings gehen die Arbeitnehmer beim Rage Applying noch einen Schritt weiter. So geht es bei diesem Trend nicht bloß darum, sich bei einem anderen Unternehmen zu bewerben, sondern bei so vielen Unternehmen wie nur möglich. Es werden also minderwertige Massenbewerbungen verschickt und das ganz bewusst.

Auch die Auswahl der Unternehmen, bei denen sich die Arbeitnehmer bewerben, spielt im Prinzip keine große Rolle. Hier wird weniger wert auf Qualität, sondern mehr wert auf Quantität gelegt. Getreu nach dem Motto: Viel hilft viel. Vor allem auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram geht dieser Jobtrend immer wieder viral, gerade bei den jüngeren Generationen.

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Was sind die Gründe für Rage Applying?

Die große Frage ist, warum machen Menschen das? Der Grund für Rage Applying liegt oftmals in der fehlenden Wertschätzung seitens der Arbeitgeber. Oftmals haben Menschen, welche diesem Jobtrend nachgehen, schlechte Erfahrungen mit ihrem vorigen Arbeitgeber gesammelt oder aber sind gekündigt worden. Auch spielen oft schlechte Arbeitsbedingungen und ein toxisches Arbeitsklima eine entscheidende Rolle. 

Explizit die Generation Z hat mit vielen Herausforderungen des täglichen Lebens zu kämpfen. Viele junge Leute leiden unter Depressionen, innerer Unzufriedenheit und Zukunftsängsten, da es an monetären Absicherungen fehlt. In Kombination mit Social-Media werden diese Ängste noch weiter befeuert, was zum starken Aufkeimen dieses Trends führt.

Macht Rage Applying überhaupt einen Sinn?

Doch bringt diese Art von Protest überhaupt etwas? Immerhin wird hier pauschalisiert gehandelt und der Frust über die derzeitige Arbeitsstelle an anderen Unternehmen ausgelassen. Diese können in der Regel nichts für die Unzufriedenheit eines einzelnen Arbeitnehmers. Auch das massenhafte Absenden von Bewerbungen scheint eher kontraproduktiv zu sein. Sie landen bei den meisten Unternehmen sowieso sehr schnell im Papierkorb.

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Dieser Meinung ist auch Jack Kelly, welcher als Berufsexperte und Personalvermittler arbeitet. Im Wirtschaftsmagazin Forbes gibt er zum Thema Rage Applying an, dass es nicht wirklich effektiv sei, eine große Anzahl an schlechten Bewerbungen an möglichst viele Unternehmen zu versenden.

Weiterhin erklärt Kelly, dass es auch für Personaler ein absolutes No-Go sei, wenn junge Bewerber ihren angestauten Frust mit ins Bewerbungsverfahren schleppen. Das sorgt eher dafür, dass diese Bewerber sich selbst disqualifizieren und ihr Frust weiter ansteigt. Es ist also eher eine Art Abwärtsspirale, welche den Frust höchstens maximiert, statt zu einem vernünftigen Ergebnis zu führen.

Hat Rage Applying vielleicht doch einen Vorteil?

Arbeitnehmer kann der Protest definitiv zum Nachdenken über ihre berufliche Ist-Situation anregen und ins Handeln bringen. Aus der Komfortzone herauszutreten ist für viele Menschen schon ein großer Schritt ist. Darüber hinaus wächst mit jedem Bewerbungsgespräch das Selbstvertrauen und man beschäftigt sich intensiver mit den eigenen Interessen, dem Sinn der Arbeit und mit der potenziellen zukünftigen Stelle. Mehr Nachdenken führt hier oft zu mehr Klarheit. Und nur wer klar sieht, geht seinen Weg.

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Bezug zum Berufsleben wird für die Gen Z schlechter

Phänomene wie Rage Applying oder Quiet Quitting zeigen laut Job-Experten ganz klar, dass vor allem für jüngeren Generationen der Bezug zum Arbeitsplatz oder Unternehmen keinen Stellenwert mehr besitzt. Das war bei den älteren Generationen definitiv anders. Dieser Wandel rührt daher, dass sich die Wünsche und Erwartungen bei der Generation Z deutlich verändert haben. Damit wachsen natürlich auch die Anforderungen an Arbeitgeber, welche diese oftmals nicht erfüllen können oder wollen. Das führt zu Unmut bei vielen Arbeitnehmern. Aus diesem Unmut wiederum resultieren dann schlussendlich diese Art von Jobtrends.

Bildnachweis: skynesher/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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