Das Vorstellungsgespräch ist kein einseitiges Interview, indem nur der Bewerber Rede und Antwort steht, sondern ein gegenseitiges Kennenlernen. Du hast also das gute Recht, ebenfalls Fragen zu stellen – und solltest das unbedingt nutzen.
Bewerberfragen? Ja bitte – aber die richtigen!
Wer gar keine Fragen stellt, wirkt schnell desinteressiert – wer die falschen stellt, ebenso. Denn die Fragen, die ihr stellt, sagen oft mehr über euch aus als eure Antworten. Sie zeigen, was euch wichtig ist – und ob ihr wirklich zum Unternehmen passt.
Bewerber sollten sich deshalb gut überlegen, was sie fragen – und wann. Einerseits helfen kluge Fragen dabei, das Unternehmen besser kennenzulernen und die eigene Entscheidung abzusichern.
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Andererseits können sie euer Selbstmarketing unterstützen – oder euch komplett ins Aus schießen. Welche Fragen ihr im Vorstellungsgespräch besser nicht stellen solltet, zeigen wir euch jetzt.
Acht „No-Gos“: Fragen, die Bewerber nicht stellen sollten
Bewerber sollten sich bereits während der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch Gedanken darüber machen, welche Fragen sie stellen möchten – und welche nicht. Zudem ist es empfehlenswert, Unklarheiten im Gespräch selbst durch eine Rückfrage zu klären. Mache dir dafür am besten während des Gespräches Notizen und warte, bis dein Gegenüber ausgesprochen hat. Anschließend prüfe, ob noch Fragen unbeantwortet geblieben sind.
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Es gilt aber, jede Frage im Voraus abzuwägen und im Zweifelsfall lieber zu schweigen. Denn eine dieser folgenden acht Fragen könnte ein schlechtes Licht auf dich werfen und dadurch deine Jobchancen zunichtemachen. Fragen, welche du nicht stellen solltest, sind also beispielsweise:
#1 In welcher Branche war das Unternehmen nochmal tätig?
Wenn du eine solche oder ähnliche Frage im Vorstellungsgespräch stellst, entlarvst du eine schlechte Vorbereitung. Alle wichtigen Kennzahlen zum Unternehmen hat ein motivierter und interessierter Bewerber nämlich vorab recherchiert und sich gemerkt. Der Rückschluss des Personalers lautet also: Du möchtest den Job nicht wirklich. Mitarbeiteranzahl, Branche, Standorte & Co solltest du im Vorstellungsgespräch parat haben und auf Nachfrage aufzählen können.
#2 Habe ich erst einmal ein halbes Jahr Urlaubsperre?
Natürlich interessierst du dich als Bewerber für grundlegende Dinge wie die Urlaubs- und Arbeitszeitenregelung im potenziellen neuen Job. Üblich ist in der Regel eine Probezeit zu Beginn des Arbeitsverhältnisses sowie eine Urlaubsperre von bis zu einem halben Jahr. Dennoch handelt es sich dabei um Details, welche du lieber erfragst, wenn es an die konkrete Vertragsverhandlung geht. Wer sofort nach dem Urlaub fragt, erwirkt schnell den Eindruck, es ginge ihm nur um die freie Zeit sowie die „Vorzüge“ im Job – und nicht um die Arbeitsstelle selbst.
#3 Erhalte ich dann einen Firmenwagen?
Solche „Vorzüge“ sind zum Beispiel ein Firmenwagen, flexible Arbeitszeiten oder Sonderzahlungen. Wenn solche in deinem zukünftigen Job enthalten sein sollten, erwähnt sie der Personal mit großer Wahrscheinlichkeit selbst im Rahmen der Unternehmensvorstellung – schließlich sind sie ein wichtiger Bestandteil des hauseigenen Employer Brandings.
Sollten diese Informationen nicht von selbst genannt werden, kannst du gerne nachhaken. Im Vorstellungsgespräch solltest du dabei aber äußerst vorsichtig vorgehen. Besser wäre es, wenn du bis zur Jobzusage abwartest und entsprechende Details später bei der Vertragsunterzeichnung regelst.
#4 Welches Gehalt kann ich erwarten?
Zugegeben bei dieser Frage kann man geteilter Meinung sein. Die Frage nach dem Gehalt ist aber eine, welche der Personaler ohnehin auf dem Schirm hat – garantiert! Fragen wie:
- „Was verdienen denn andere Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen?“ oder
- „Was bin ich Ihnen wert?“
wirken hingegen unprofessionell oder gar überheblich und die meisten Arbeitgeber verstehen bei diesem Thema nur wenig Spaß.
#5 Ab wann ist eine Beförderung möglich?
Du präsentierst dich im Vorstellungsgespräch ambitioniert und erkundigst dich nach deinen Perspektiven im Unternehmen? Super, dadurch wirkst du gewiss motiviert und sammelst Pluspunkte. Dennoch musst du dir deine Lorbeeren erst verdienen und Arroganz macht unsympathisch.
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Wenn du also direkt davon ausgehst, dass du ohnehin befördert wirst, und direkt wissen möchtest, wann es so weit sein wird, schlägt deine angebliche Motivation schnell in Überheblichkeit um und der Personaler wird seine Entscheidung vielleicht noch einmal kritisch hinterfragen.
#6 Was ist am negativen Image wahr?
Auch bei dieser Frage kann man geteilter Meinung sein. Das Unternehmen macht gerade negative Schlagzeilen, hat eine kritische Geschichte oder ein eher schlechtes Image in deinem sozialen Umfeld? Solche Fragen solltest du dennoch niemals stellen, denn kein Personaler holt sich gerne einen Kritiker in die eigenen Reihen. Wenn du also tatsächlich Zweifel daran hast, ob es sich um einen für dich attraktiven Arbeitgeber handelt, recherchiere vorab lieber über Internet, Bekannte & Co oder schlage den Job vorsorglich aus – das ist wohl für alle Beteiligten die beste Lösung. Denn mit einem miesen Bauchgefühl oder in einem Unternehmen, mit dem du dich nicht identifizieren kannst, wirst auch du gewiss nicht glücklich.
#7 Wie viele andere Bewerber haben Sie?
Du möchtest den Job unbedingt haben und bist ein ungeduldiger Mensch, welchem es vor der bangen Wartezeit bis zur endgültigen Zu- oder Absage graut? Das ist verständlich, aber da musst du durch!
Den Personaler bei der Verabschiedung zu fragen, wie deine Chancen stehen oder wie viele andere Bewerber in der engeren Auswahl sind, hinterlässt einen unprofessionellen Eindruck. Eine brauchbare Antwort wirst du ohnehin nicht erwarten können. Stattdessen folgt wahrscheinlich eine diplomatische Floskel und – wenn sich der Personaler unter Druck gesetzt fühlt – vermutlich eine Absage. Frage stattdessen, wann du mit einer Rückmeldung rechnen kannst und übe dich dann in Geduld.
#8 Wie war nochmals Ihr Name?
Wer seinen Gesprächspartner im Bewerbungsgespräch nicht namentlich ansprechen kann – oder sogar nach dem Namen fragen muss – hat ein Problem: Es gehört zur Grundvorbereitung, sich die Namen der Ansprechpersonen einzuprägen, sofern sie im Vorfeld bekannt sind. Und auch wenn sie erst beim Gespräch genannt werden, solltest du sie dir notieren und bewusst merken.
Die Frage „Wie war nochmal Ihr Name?“ mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen – besonders wenn Namen schwer zu merken sind. Doch sie kann auch wie ein Mangel an Wertschätzung wirken. Im Zweifel besser neutral formulieren („Darf ich Ihren Namen noch einmal notieren?“), als den Eindruck zu erwecken, du seist im Kopf schon beim nächsten Termin.
15 Anregungen für „gute“ Bewerberfragen im Vorstellungsgespräch
Was du als Bewerber fragen kannst, um einen guten oder zumindest neutralen Eindruck zu hinterlassen, ist zum Beispiel:
- Wie sieht es in dem Job mit Geschäftsreisen aus?
- Welche werden meine Tätigkeitsbereiche sein?
- Wie viele Mitarbeiter wird mein Team haben?
- Wer ist mein direkter Vorgesetzter?
- Ist mein Vorgänger noch im Unternehmen tätig?
- Handelt es sich um eine neu geschaffene Stelle und weshalb?
- Welche Erwartungen hegen Sie an mich als Mitarbeiter?
- Welche sind Ihre kurz-, mittel- und langfristigen Unternehmensziele?
- Wann haben Sie die Neuerung XYZ implementiert?
- Wie stehen Sie zu Fort- und Weiterbildungen der Mitarbeiter?
- Welche werden im Detail meine Aufgabenbereiche sein?
- Wäre ich ausschließlich in diesem Standort tätig?
- Wissen Sie bereits, welche Kunden ich betreuen würde?
- Wie sehen meine beruflichen Perspektiven in Ihrem Unternehmen aus?
- Wie handhaben Sie die Einarbeitung für neue Mitarbeiter?