Es dauert nur einen Wimpernschlag – oder 44 Tage. So lange haben Unternehmen im Schnitt Zeit, um neue Mitarbeitende von sich zu überzeugen. Und wer als Arbeitgeber glaubt, das sei reichlich bemessen, irrt gewaltig: Ganze 70 % der neuen Mitarbeitenden wissen bereits innerhalb des ersten Monats, ob sie bleiben wollen. Jeder Dritte trifft diese Entscheidung sogar in der ersten Woche.

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Onboarding oder Offboarding?

Der erste Eindruck bekommt keine zweite Chance. Was nach einem Kalenderspruch klingt, ist in der Arbeitswelt bittere Realität. Eine neue Stelle ist wie ein erstes Date: Entweder es funkt oder man ghostet sich. Laut einer aktuellen Studie entscheiden sich 44 % der neuen Mitarbeitenden bereits in der ersten Woche gegen ihren neuen Job. 23 % weinen sogar – und zwar nicht vor Freude.

Was muss ein gutes Onboarding leisten?

Onboarding ist mehr als ein Laptop und ein Link zum Intranet. Es ist der emotionale und fachliche Landeplatz für neue Mitarbeitende. Es bedeutet Orientierung, Wertschätzung, Integration. Gutes Onboarding gibt Antworten, bevor Fragen aufploppen.

44 Tage. Drei Gehaltsabrechnungen. Sechs Meetings.

So viel Zeit haben Unternehmen im Schnitt, um neue Mitarbeitende zu binden. Ein enges Zeitfenster? Ist es auch. Denn nach dieser Zeit ist das Urteil der Neulinge oft schon gefallen – im Positiven wie im Negativen. Der neue Job entpuppt sich als Volltreffer oder eben als Fehlgriff.

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Und der erste Eindruck wirkt nach. Fast zwei Drittel der Beschäftigten sagen: Was sie am ersten Tag oder in den ersten Tagen über ihr Unternehmen dachten, stimmt bis heute. 60 % sind überzeugt: Ein schlechter Start lässt sich kaum mehr reparieren. Für Arbeitgeber heißt das: Das Zeitfenster für Mitarbeiterbindung ist winzig. Wer in den ersten Wochen patzt, hat die Neuen innerlich schon wieder verloren.

Der Grund? Fehlende Ansprechpartner, technische Startprobleme, null Schulung, kein Job-Buddy. Jeder zweite Mitarbeitende weiß nicht, an wen er sich bei Fragen wenden soll. Fast ebenso viele klagen über fehlenden Zugang zu benötigten Tools oder gar Nutzungshemmnisse. Willkommen im digitalen Steinzeitalter.

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Zugehörigkeit – der unterschätzteste Bindungsfaktor im Onboarding

87 % der neuen Mitarbeitenden hoffen, bei der Arbeit Freundschaften zu schließen. Wer als Arbeitgeber glaubt, das sei doch nicht so wichtig, hat das Prinzip Zugehörigkeit nicht verstanden. Besonders im Homeoffice wird das Onboarding schnell zur Einsamkeitsshow. Slack-Kanal statt Smalltalk. Zoom-Call statt entspannte Gespräche in der Kaffeeküche. Wer Talente halten will, muss ab Tag 1 echte Brücken zum Team bauen.

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Die größten Onboarding-Sünden: zu kurz, zu lang, zu egal

Ein zu kurzes Onboarding überfordert. Neue Mitarbeitende starten ohne Kontext, ohne festen Ansprechpartner, ohne Sicherheitsnetz – und werden sozusagen ins kalte Wasser geworfen. Die Folge: Stress, Fehler, Rückzug. Wer am ersten Tag zwar sein E-Mails-Account einrichten darf, aber keine weitere Orientierung – keinen Fahrplan – bekommt, fühlt sich schnell überflüssig und alleingelassen.

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Ein zu langes Onboarding wirkt aber auch planlos. Wer über Wochen hinweg nur in Meetings sitzt, in jede kleinste Ecke jedes Tools eingewiesen wird oder auf konkrete Aufgaben vertröstet wird, fragt sich irgendwann, ob er wirklich gebraucht wird. Das Gefühl, nicht produktiv sein zu dürfen, kann genauso frustrieren wie Überforderung. Gerade leistungsbereite Mitarbeitende, willige High Performer, verlieren dabei schnell ihre Anfangsmotivation.

Ein zu langes Onboarding wirkt aber auch planlos. Wer über Wochen hinweg nur in Meetings sitzt, jedes Tool bis ins letzte Untermenü erklärt bekommt und gleichzeitig auf echte Aufgaben warten muss, fragt sich irgendwann, ob er in dieser Firma wirklich gebraucht wird. Nicht produktiv sein zu dürfen, frustriert. Besonders leistungsbereite High Performer, die etwas bewegen wollen, verlieren so schnell ihre Anfangsmotivation.

Das Schlimmste aber: ein gleichgültiges Onboarding. Kein Plan, keine Struktur, keine Botschaft. Neue Mitarbeitende spüren sofort, ob ihr Einstieg vorbereitet wurde oder ob sie nur eine weitere  Personalnummer sind. Diese Gleichgültigkeit kostet nicht nur Nerven, sondern auch bares Geld. Denn jede verpatzte Einarbeitung treibt Mitarbeitende schneller zur Tür hinaus, als man „Einarbeitung“ sagen kann.

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Und das wird teuer: Zwischen 7.500 und 28.000 US-Dollar kostet eine Neueinstellung im Schnitt. Eine Investition, die sich bei schlechtem Mitarbeiteronboarding praktisch in Luft auflöst. Vom Vertrauensverlust und Imageverlust in das Unternehmen wollen wir an dieser Stelle erst gar nicht reden.

Wie gutes Onboarding gelingt und neue Mitarbeiter bleiben

  • Struktur statt Improvisation: Onboarding beginnt nicht am ersten Arbeitstag, sondern mit der Vertragsunterschrift. Ein klarer, durchdachter Plan – digital und analog – ist Pflicht.
  • Menschliche Nähe schaffen: Es braucht echte soziale Anker – vom persönlichen Welcome-Call bis zum Team-Lunch, auch remote. Psychologische Sicherheit ist für viele Menschen ein wichtiger Bindungsfaktor.
  • Technische Infrastruktur sicherstellen: Der Arbeitsplatz muss eingerichtet sein, der Laptop bereit, die Logins funktionieren. Nichts ist demotivierender als Stillstand am ersten Tag, weil die IT mal wieder streikt.
  • Jobklarheit herstellen: Wer nicht weiß, was von ihm erwartet wird, fühlt sich schnell im Alltagsjungel verloren. Klare Ziele, Verantwortlichkeiten und Feedbackzyklen ab Woche eins verhindern Orientierungslosigkeit.
  • Kultur leben statt nur darüber reden: Werte und Visionen müssen erlebbar sein – in Meetings, in Sprache, in Verhalten. Walk the talk, auch im Onboarding.
  • Onboarding evaluieren: Nicht erst am Ende der Probezeit. Sondern mittendrin. Was läuft gut? Was fehlt? Ein kurzes Feedbackgespräch in Woche zwei kann Kündigungen verhindern.

In eigener Sache: Fast jeder Zweite bereut den neuen Job schon in Woche 1. Kein Wunder – viele Unternehmen stolpern planlos durch die ersten Tage. Dabei zählt genau dieser Moment: Schon der Start entscheidet, ob neue Mitarbeitende bleiben – oder direkt wieder abspringen. Unser Onboarding-Guide zeigt dir, wie du neue Mitarbeitende ab Tag 1 begeisterst – und langfristig bindest. Mit Vorlagen, Checklisten und konkreten Wochenplänen für die ersten 101 Tage. Hier gehts’s zum Guide!

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44 Tage, die über Bleiben oder Gehen bestimmen

Ein starker Onboarding-Prozess ist kein Hygienefaktor, sondern strategisches Kapital. Er entscheidet, ob Menschen bleiben oder innerlich kündigen, bevor sie überhaupt richtig im Job angekommen sind. Wer in den ersten 44 Tagen Vertrauen schafft, legt den Grundstein für Jahre der Loyalität und Zusammenarbeit. Wer hier patzt, verliert Talente an die Konkurrenz. Nicht irgendwann, sondern sofort.

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