Viele Unternehmen schalten gleich mehrere Gänge hoch, wenn Marktanteile bröckeln – neue Prozesse, neue Tools, neue Manager. Statt Fortschritt zermürbt der Dauer-Change jedoch Spitzenkräfte, lähmt Teams und bremst deren Leistung. Aus High Performern werden so Low Performer – und das mitten in der Transformation.
Ständige Veränderung: Warum Unternehmen ihre Leistungsträger verlieren
Veränderung ist in der modernen Arbeitswelt unvermeidlich. Digitalisierung, Fusionen, agile Transformationen – Unternehmen müssen flexibel reagieren, um am Markt zu überleben. Doch wenn Mitarbeitende von einem Change-Projekt ins nächste geschleudert werden, wird ihnen schwindelig: Sie verlieren Halt, Orientierung und das Vertrauen in ihre Führungriege. Selbst Top-Talente, die einst als Leistungsträger im Unternehmen galten, schalten so in die Low-Performer-Modus.
Lese-Tipp: Nur noch 21 Prozent: Vertrauen in Führungskräfte bricht dramatisch ein
Mittelstand im Wandel: Wenn schnelle Transformation krank macht
Gerade mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und stecken mitten in digitalen und wirtschaftlichen Umbrüchen. KI, Krisen und verändertes Konsumverhalten fordern ihren Tribut. Selbst für einstige Platzhirsche wie Porsche wird der Wind rauer. Mitten in diesem Druck sollen Unternehmen gleichzeitig neue Strukturen aufbauen und bestehende Systeme am Laufen halten. Weil die Transformation nicht schnell genug vorangeht, drückt das Management aufs Gaspedal: Tempo, Tempo, Tempo. Die Folge: häufiger krankgeschriebene Mitarbeiter, sinkende Motivation und steigende Fluktuation. Am Ende bleibt der gewünschte Erfolg aus.
Das Problem: Viele Unternehmen überfordern mit ihren Transformationsambitionen ihre Belegschaft. Anstatt die Transformation zu beschleunigen, wird sie ausgebremst.
Change Fatigue: Dauerstress bremst High Performer
Kontinuierliche Umbrüche erhöhen den Stresslevel der Belegschaft massiv. Unser Gehirn ist nicht dafür ausgelegt, dauerhaft in Alarmbereitschaft zu arbeiten. Statt tiefer Konzentration herrscht ein permanenter Krisenmodus. Psychologen nennen das „Change Fatigue“ – Veränderungsmüdigkeit. Sie führt zu geistiger Erschöpfung, emotionaler Distanz und zwangsläufig zu sinkender Produktivität. Laut Studien sind nur 34 Prozent aller Change-Initiativen dauerhaft erfolgreich.
Change-Realität: 2 von 3 Mitarbeitern brennen aus – jede dritte Transformation floppt
Die meisten Unternehmen unterschätzen den Faktor Mensch. Laut WalkMe sind Organisationen, die professionelles Change Management integrieren, 47 Prozent erfolgreicher bei der Zielerreichung. Trotzdem scheitert jede dritte CEO-Initiative am gewünschten Ergebnis. Zwei Drittel der Arbeitnehmer erleben Burnout – ein Hauptgrund für Transformationsabbrüche.
Zu den häufigsten Fehlern zählen:
- Unterbewertung notwendiger Änderungen am Operating Model (37 % der Manager)
- Starker Mitarbeiterwiderstand – in 70 % der Fälle der entscheidende Grund für das Scheitern
- Mangelhafte Kommunikation durch das Top-Management
- Überzogene Arbeitslast – Veränderungen erhöhen den Workload häufig um 30–40 %
Diese Faktoren führen zu Produktivitätsverlusten, Abwanderung von Wissensträgern und sinkender Wettbewerbsfähigkeit. Mit ihnen gehen Know-how, Stabilität und oft auch Kundenbeziehungen verloren.
Digitaler Wandel: Beschleuniger oder Risiko?
Digitale Transformation klingt nach Beschleunigung – doch in vielen Unternehmen wird sie zum Bremsklotz. Über 96 % der Firmen stecken derzeit mitten im Umbau. Der Markt für digitale Transformation wächst rasant und soll bis 2025 die Marke von 1?Billion US-Dollar knacken. KI, Cloud-Computing und Automatisierung sollen Prozesse smarter machen – doch ohne klares Change Management passiert das Gegenteil: Mitarbeitende fühlen sich überfordert, Projekte stocken und der erhoffte Fortschritt bleibt aus.
Strategien gegen Low Performance im Change
Nachhaltige Veränderung bedeutet nicht, permanent neue Projekte anzustoßen, sondern die richtigen Schritte mit Bedacht zu setzen. Führungskräfte können dabei an mehreren Stellschrauben drehen:
- Veränderungen bündeln: Statt ständiger Umbrüche klare Transformationspakete mit überprüfbaren Meilensteinen einführen.
- Verantwortung lassen: Teams aktiv einbinden, statt zentrale Entscheidungen ausschließlich im Management zu halten.
- Stabilitätspunkte schaffen: Prozesse und Ansprechpartner, die konstant bleiben und Orientierung bieten.
- Arbeitslast realistisch einschätzen: Zusätzliche Veränderungsarbeit sollte den normalen Workload nicht um mehr als 10 % erhöhen.
- Ruhephasen einplanen: Nach großen Veränderungen bewusst Erholungszeiten schaffen, damit Teams wieder in den Flow kommen.
- Change-Kompetenz aufbauen: Mitarbeiter mit Schulungen, Coaching und klarer Kommunikation auf neue Anforderungen vorbereiten.
- Ergebnisse messen: Erfolgskennzahlen wie Projektgesundheit, Mitarbeiterakzeptanz und ROI regelmäßig überprüfen, um Kurskorrekturen frühzeitig vorzunehmen.
Veränderung ist an sich kein Problem, ja gar notwendig, aber der Dauerlauf von Change-Prozessen macht selbst Spitzenkräfte zu Low Performern. Wer seine High Performer halten will, muss Transformation planvoll, messbar und vor allem menschlich gestalten.
Verwendete Quellen: walkme, aimbusinessschool