Geld ist ein sensibles Thema, über das oft mehr gemunkelt als offen gesprochen wird. Und genau diese Unklarheit führt dazu, dass sich bestimmte Mythen hartnäckig halten. Sie beeinflussen unsere Entscheidungen für oder gegen einen Job und den Mut, überhaupt über das Gehalt zu sprechen. Doch welche dieser verbreiteten Aussagen stimmen – und welche nicht? 

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1. „Über Geld spricht man nicht“

Dieser Mythos hält sich besonders hartnäckig, vor allem in Deutschland. Dabei führt die mangelnde Transparenz oft zu Gehaltsunterschieden, die nicht auf der Leistung basieren, sondern auf mangelndem Wissen. Wer nicht über sein Gehalt spricht, weiß oft nicht, was andere in vergleichbaren Positionen verdienen und verkauft sich unter Wert. Tausche dich daher mit Kollegen und im Freundeskreis offen über Gehälter aus. Denn nur wer gut informiert ist, kann in Gehaltsverhandlungen selbstbewusst auftreten und ein angemessenes Gehalt einfordern.

2. „Das Einstiegsgehalt bestimmt das spätere Gehalt“

Es stimmt, dass das Einstiegsgehalt eine wichtige Basis für die spätere Gehaltsentwicklung bildet. Aber es ist keineswegs in Stein gemeißelt. Wer sich kontinuierlich weiterbildet, Netzwerke pflegt und sich in Verhandlungen behauptet, kann seine finazielle Ausgangsbasis deutlich verbessern. Wichtig ist, die eigenen beruflichen Ziele klar zu definieren und strategisch vorzugehen. Die ersten Gehaltsverhandlungen sind wegweisend, bedeuten aber nicht das ende der Fahnenstange. Ein Blick auf Gehaltsentwicklungen in der Branche und regelmäßige Gespräche mit dem Vorgesetzten helfen, das Gehalt nach oben zu schrauben.

3. „Gehaltsverhandlungen sind immer am Ende des Jahres“

Viele denken, dass das Jahresende der beste Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen ist, weil Unternehmen dann ihre Budgets für das neue Jahr planen. Tatsächlich kann der optimale Zeitpunkt jedoch individuell stark variieren. Ein erfolgreicher Projektabschluss oder eine Wachstumsphase des Unternehmens sind häufig viel bessere und erfolgsversprechendere Anlässe, um nach einer Gehaltserhöhung zu fragen.

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Achte aber auf das richtige Timing: Es wäre ungeschickt, gleich am ersten Montag des neuen Jahres mit der Gehaltsfrage ins Büro des Chefs zu stürmen. Stattdessen sollte man einen ruhigen Moment suchen, in dem der Vorgesetzte Zeit hat und aufnahmebereit ist. Ein wenig Feingefühl für die Situation ist also unerlässlich, um ein konstruktives Gehaltsgespräch zu führen. Ein günstiger Zeitpunkt, um über das Gehalt zu sprechen, wäre direkt nach dem erfolgreichen Abschluss eines Projekts oder nach einem positiven Feedbackgespräch. Denn dann sind die Leistungen und Erfolge noch präsent und der Verhandlungsspielraum größer.

4. „Eine Gehaltserhöhung gibt es nur einmal im Jahr“

Ein häufiger Irrtum ist, dass Gehaltserhöhungen nur einmal jährlich im Rahmen von Mitarbeitergesprächen verhandelt werden können. Dabei kann man auch im laufe des Jahres  Gehaltserhöhungen ansprechen, besonders wenn sich die Arbeitsleistung oder -anforderungen deutlich verändert haben. Zum Beispiel nach der erfolgreichen Übernahme eines großen Projekts oder bei einer deutlichen Erweiterung des Aufgabenbereichs lohnt sich ein Gespräch mit dem Vorgesetzten. 

5. „In einem großen Unternehmen verdient man immer mehr“

Große Unternehmen bieten oft attraktive Gehälter und zusätzliche Benefits, doch sie haben auch komplexe Gehaltsstrukturen und klar definierte Aufstiegsmöglichkeiten. Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen sind oft flexibler und können individuelle Leistungen individueller honorieren. 

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Wer also lieber flachere Hierarchien und persönliche Verhandlungsspielräume schätzt, könnte bei kleineren Unternehmen besser aufgehoben sein. Es lohnt sich also, verschiedene Arbeitgeberangebote zu vergleichen und nicht nur auf die Unternehmensgröße und Mitarbeiterzahl zu achten. Entscheidend ist das Gesamtpaket, das sich aus Gehalt, Zusatzleistungen und Karriereperspektiven zusammensetzt.

6. „Ein hohes Gehalt ist das Wichtigste für Zufriedenheit im Job“

Geld ist wichtig, aber es ist nicht der einzige Faktor, der zur Zufriedenheit im Job beiträgt. Arbeitsklima, Anerkennung, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und Work-Life-Balance spielen eine ebenso große Rolle. Studien zeigen, dass ab einem bestimmten Gehaltsniveau das subjektive Empfinden von Zufriedenheit nur noch marginal durch mehr Geld beeinflusst wird. Wer also nur auf das Gehalt achtet, läuft Gefahr, andere wichtige Faktoren zu übersehen und langfristig unzufrieden zu sein. Deshalb ist es wichtig, sich im Vorfeld zu überlegen, was für einen selbst im Job wirklich zählt.

7. Wenn man neu im Job ist, gibt es keine Gehaltserhöhung

Viele glauben, dass man in den ersten ein bis zwei Jahren keine Gehaltserhöhung erwarten kann. Aber das stimmt nicht unbedingt. Wenn du in deinem neuen Job schnell Erfolge erzielst und klar machst, welchen Mehrwert du dem Unternehmen bringst, ist eine Gehaltserhöhung durchaus möglich und gerechtfertigt. Es kommt auf die Leistung an, nicht auf die Zeit im Unternehmen. Setze dir daher realistische Ziele und zeige, dass du sie erreichst – das kann ein guter Aufhänger für ein Gehaltsgespräch sein.

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Lese-Tipp: Neu im Job? Wie du trotzdem mehr Gehalt bekommst

8. Eine Gehaltserhöhung gibt es nur, wenn man befördert wird

Eine Gehaltserhöhung und eine Beförderung hängen nicht zwangsläufig zusammen. Natürlich geht oft beides Hand in Hand, aber eine Gehaltserhöhung kann auch durch eine herausragende Leistung oder die Übernahme zusätzlicher Verantwortung gerechtfertigt sein. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Beitrag nicht ausreichend honoriert wird, ist es sinnvoll, das Gespräch mit deinem Vorgesetzten zu suchen – unabhängig davon, ob eine Beförderung im Raum steht.

9. Wer oft den Job wechselt, verdient mehr

Job-Hopping gilt als schnelle Möglichkeit, das Gehalt zu steigern, weil viele Unternehmen neuen Mitarbeitenden bessere Angebote machen. Eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt: Jobwechsel sind nicht nur gut für die Karriere, sondern auch für den Geldbeutel. Denn mit jedem Wechsel winken Gehaltssteigerungen von bis zu 30 Prozent.

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Dennoch ist Vorsicht geboten: Wenn der Lebenslauf nur kurze Beschäftigungszeiten zeigt, kann das als Unzuverlässigkeit ausgelegt werden – und Arbeitgeber werden skeptisch.

10. In Krisenzeiten kann man kein Gehalt verhandeln

Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten denken viele, dass eine Gehaltsverhandlung unklug sei. Doch auch in Krisenzeiten sind Gehaltserhöhungen möglich – wenn du gut vorbereitet in das Gespräch gehst. Wichtig ist, die finanzielle Lage des Unternehmens und die allgemeine Wirtschaftslage im Auge zu behalten und gleichzeitig die eigene Leistung sachlich zu präsentieren. Auch andere Benefits wie flexible Arbeitszeiten oder zusätzliche Urlaubstage können verhandelt werden, wenn eine Gehaltserhöhung nicht möglich ist.

11. Bei Tarifverträgen gibt es keinen Verhandlungsspielraum

Tarifverträge setzen einen klaren Rahmen, das stimmt. Doch auch hier gibt es Spielraum, etwa durch individuelle Zulagen oder Sonderleistungen wie Boni. Zudem können Positionen übertariflich eingestuft werden. Es lohnt sich also, mit dem Arbeitgeber über die eigenen Möglichkeiten zu sprechen. Der Tarifvertrag ist kein starres Korsett, sondern eine Grundlage, auf der man aufbauen kann.

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12. Durch Überstunden bekommt man eher eine Gehaltserhöhung

Viele meinen, dass sie durch Überstunden ihre Chancen auf eine Gehaltserhöhung verbessern. Doch das ist ein Trugschluss. Viel wichtiger ist es, durch Effizienz und Qualität der Arbeit zu überzeugen. Eine Gehaltserhöhung sollte auf deiner Leistung und deinem Beitrag zum Unternehmenserfolg basieren, nicht auf der reinen Arbeitszeit.

13. Wer wenig Gehalt fordert, hat man bessere Jobchancen

Das klingt zwar logisch, aber wer sich unter Wert verkauft, riskiert langfristig, unzufrieden zu sein. Zudem kann ein niedriges Gehaltssignal senden, dass man sein eigenes Können unterschätzt. Arbeitgeber schätzen Kandidaten, die realistische, aber angemessene Gehaltsvorstellungen haben. Hier hilft es, sich vorher gut über branchenübliche Gehälter zu informieren und selbstbewusst das Gespräch zu führen.

14. Wenn ich nach mehr Gehalt frage, riskiere ich meinen Job

Viele haben Angst, dass eine Gehaltsverhandlung als Illoyalität ausgelegt wird oder sie gar den Job kosten könnte. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wer sein Gehalt verhandelt, zeigt Engagement und das Bewusstsein für den eigenen Marktwert. Natürlich kommt es auf den richtigen Ton und den passenden Zeitpunkt an, aber ein vernünftiges und gut vorbereitetes Gehaltsgespräch wird von professionellen Arbeitgebern immer positiv aufgenommen.

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Jeder dieser Mythen hat einen wahren Kern, doch die Realität ist differenzierter. Wichtig ist, sich gut vorzubereiten. Dann klappt auch auch mit der Gehaltserhöhung. Viel Erfolg!

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