Wer denkt, nur er müsse sich im Vorstellungsgespräch beweisen, macht schon den ersten Fehler. Denn nicht nur du bewirbst dich – das Unternehmen steht genauso auf dem Prüfstand. Und trotzdem landen viele Menschen im falschen Job. Warum? Weil sie zu wenig fragen, zu viel hoffen und ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen.

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Klar, im Bewerbungsgespräch will jede Seite glänzen. Doch während Arbeitgeber sich selbstbewusst inszenieren, bleiben Bewerber oft zu nett. Zu zurückhaltend. Zu dankbar. Und merken erst später, dass sie nicht im Traumjob, sondern in der Dauerfrustzone gelandet sind.

Damit dir das nicht passiert, brauchst du mehr als einen aufpolierten Lebenslauf. Du brauchst gute Vorbereitung und die richtigen Fragen.

1. Mach dir vorher klar, was du willst – und was nicht

Bevor du dich überhaupt bewirbst, solltest du wissen, worauf du unter keinen Umständen verzichten willst. Homeoffice? Flexibilität? Kurzer Arbeitsweg? Ein wertschätzender Führungsstil? Schreib dir deine persönlichen Dealbreaker auf – also all das, was für dich nicht verhandelbar ist. Und notiere auch die Dinge, die zwar schön wären, aber nicht zwingend notwendig. Wer weiß, was ihm wirklich wichtig ist, erkennt schneller, wenn ein Jobangebot zwar gut aussieht, aber nicht passt.

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2. Lass dich nicht von schönen Unternehmenswebseiten blenden

„Teamwork“, „flache Hierarchien“, „Wachstumskultur“ auf der Unternehmenswebseite? Klingt ja alles super, sagt aber im Grunde nichts aus. Viel interessanter ist: Wie sprechen ehemalige Angestellte über das Unternehmen? Wie lange bleiben Mitarbeitende im Schnitt? Wie sieht die Führungsetage aus – divers oder eher wie ein Club alter Schulfreunde aus den 60ern?

Karriereportale, Linkedin und Foren können dir hier ehrliche Einblicke liefern, ganz ohne Employer Branding-Filter.

Lese-Tipp: Unternehmensimage: Schlechter Ruf vergrault Bewerber

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3. Hol dir Infos aus erster Hand

Einer der besten Tipps überhaupt: Schreib ehemaligen Mitarbeitenden eine kurze Nachricht, z.B auf Xing oder Linkedin. Frag sie, was sie gerne vorher gewusst hätten. Ob sie den Job nochmal machen würden. Und worauf du achten solltest. Du wirst überrascht sein, wie ehrlich die Antworten oft sind, gerade von Menschen, die dem Ganzen schon entkommen sind.

4. Geh nicht als Bittsteller ins Gespräch

Das Vorstellungsgespräch ist kein Tribunal. Du musst nichts beweisen. Du darfst prüfen. Beobachte, wie man mit dir spricht, wie transparent die Antworten sind, ob man ehrlich auch über Herausforderungen im Unternehmen spricht oder sich als Arbeitgeber einfach nur gut verkaufen will.

Wenn dir im Gespräch schon das Gefühl von Druck, Chaos oder gar Arroganz begegnet, glaub nicht, dass das später besser wird. Meistens wird’s schlimmer.

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5. Die richtigen Fragen entlarven den falschen Job

Klar, du darfst im Vorstellungsgespräch Fragen stellen. Aber bitte nicht die Klassiker aus dem Bewerbungsratgeber von 2003. „Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?“ – bringt dich selten weiter. Das sind Fragen, auf die Personaler längst automatisierte Antworten parat haben. Nett formuliert, aber wenig aussagekräftig.

Wenn du wirklich wissen willst, wie es hinter der Hochglanzfassade aussieht, dann frag konkreter. Zum Beispiel:

  • „Was war die letzte große Herausforderung im Team – und wie wurde sie gelöst?“

  • „Woran merken Sie in sechs Monaten, dass ich einen guten Job gemacht habe?“

  • „Wie geht das Team mit Druck um – und was passiert, wenn es intern mal knallt?“

  • „Was hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Mitarbeitende gegangen sind?“

  • „Welche internen Themen werden aktuell kontrovers diskutiert?“

  • „Welche Entscheidung im Team hat zuletzt für Unmut oder Begeisterung gesorgt?“

  • Wo sehen Sie das Unternehmen – und mein potenzielles Team – in den nächsten ein bis zwei Jahren?

Solche Fragen zeigen, dass du mitdenkst, Verantwortung übernehmen willst – und nicht einfach irgendeine Rolle ausfüllst, so nach: Dienst nach Vorschrift. Sie entlarven Worthülsen und geben dir ein Gefühl dafür, wie offen dein Gegenüber wirklich ist.

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6. Bestehe auf einen Blick hinter die Kulissen

Wenn du zum Gespräch eingeladen wirst, frag nach einem kurzen Rundgang oder dem Kennenlernen deines potenziellen Teams. Nicht nur, weil du neugierig bist, sondern weil du sehen willst, wie dort wirklich gearbeitet wird. Wirkt die Atmosphäre angespannt? Lachen die Leute miteinander oder huschen sie gehetzt und schlecht gelaunt durch den Flur? Sitzen da Menschen mit aufrechter Haltung oder mit hängenden Schultern?

Die Chemie im Team, der Ton zwischen den Zeilen, die Körpersprache – all das sagt mehr als jedes Employer-Branding-Video. Und du spürst ziemlich schnell, ob du dort reinpasst. Oder ob du lieber gleich deinen Sohlen kehrtmachst.

7. Hinterfrag schnelle Entscheidungen

„Wir melden uns in den nächsten Tagen.“ Und zack – hast du am nächsten Morgen den Vertrag im Postfach. Klingt schmeichelhaft? Vielleicht. Aber manchmal ist es einfach nur: dringend. Oder: verzweifelt. Oder: strukturlos.

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Wenn ein Unternehmen dich drängt, „schnell zuzusagen“, solltest du stutzig werden. Gute Arbeitgeber wissen, dass wichtige Entscheidungen Zeit brauchen. Sie geben dir Raum für Rückfragen. Für Bedenkzeit. Und für einen klaren Kopf. Also lass dich nicht hetzen und frag dich lieber, warum’s plötzlich so eilig ist.

Und wenn du das Gefühl hast, der Wechsel war doch ein Fehler? Auch dann gibt’s Wege zurück – mehr dazu in unserem Artikel: Wenn der Jobwechsel ein Fehler war: Was jetzt?

Ein neuer Job kann dich weiterbringen – oder bremsen

Du verbringst einen riesigen Teil deines Lebens mit Arbeit. Deshalb reicht es nicht, nur auf Aufgaben und den Jobtitel zu schauen – das Umfeld muss auch zu dir passen. Stell die Fragen, die andere sich nicht trauen. Hör auf dein Bauchgefühl. Und denk dran: Du bewirbst dich nicht, um irgendeinen Job zu bekommen – du bewirbst dich, um den für dich richtigen Job zu finden. 

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Hinweis in eigener Sache:  Du fühlst dich im Job frustriert und brauchst einen klaren Plan für deinen Neustart? In unserem Guide „Die Exit-Strategie“ erfährst du, wie du deinen Absprung sicher meisterst – von der Kündigung bis zur Jobsuche. Hier geht’s zum Guide!
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