Deutschland ist im internationalen Vergleich eines der Länder mit den meisten psychosomatischen Kliniken und „Burnout“ gilt ja beinahe schon als Modekrankheit. Gründe dafür gibt es natürlich viele, doch einer davon ist auf jeden Fall: Wir haben die Gelassenheit verlernt. Vor lauter Arbeiten vergessen wir häufig den Spaß am Leben und wollen im Job manchmal so viel, dass am Ende gar nichts mehr vorangeht, weil wir uns selbst im Weg stehen. Doch Gelassenheit und das Empfinden von mehr innerer Ruhe lässt sich lernen. Wir zeigen dir, wie.

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Ist Gelassenheit gleich Faulheit?

Mit dem Wort Gelassenheit verbinden viele Menschen die Faulheit, einfach morgens im Bett liegen zu bleiben, bei der Arbeit alle halbe Stunde eine Kaffeepause einzulegen oder im Schneckentempo zu arbeiten. Doch Gelassenheit hat mit Faulheit nichts zu tun. Sie kann vielmehr mit einer inneren Ausgeglichenheit gleichgesetzt werden. Gelassene Menschen haben nämlich die Kunst verinnerlicht, auch in Stresssituationen, in der Alltagshektik oder bei Ärger ihre innere Ruhe zu behalten. Sie sind emotional stabiler, unvoreingenommener und dadurch eben auch glücklicher. Und tatsächlich sind gelassene Menschen häufig auch im Beruf erfolgreicher. Es schadet also nicht, einfach einmal loszulassen und wieder zu Ihrer inneren Gelassenheit zu finden.

Gelassenheit im Beruf – geht das überhaupt?

Ja, denn Gelassenheit ist stets eine gute Devise, sowohl beruflich als auch im Privatleben. Gelassener zu leben würde nämlich bedeuten, endlich weniger Stress zu empfinden.

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Stress ist für viele Deutsche mittlerweile zum Dauerzustand geworden. Kurzfristig mag das durchaus hilfreich sein: Der Stress verursacht eine ständige Anspannung und diese veranlasst den Körper zu Höchstleistungen. Das ist praktisch, wenn man als Neandertaler vor einem Raubtier fliehen muss. Und eben auch, wenn bei der Arbeit gerade zwei besonders stressige Tage anstehen, in denen Sie ein wichtiges Projekt fertigstellen müssen. Dieser Mechanismus mobilisiert unsere letzten Energiereserven und war eigentlich von der Natur nur für eine kurze Zeitspanne, ein paar Minuten oder vielleicht auch wenige Stunden gedacht. Kein Wunder also, dass Menschen, die unter Dauerstress leben, früher oder später krank werden. Was diesen Stress bei deutschen Arbeitnehmern verursacht, hat übrigens ganz unterschiedliche Gründe:

Statistik: In welchen Situationen empfinden Sie Stress? | Statista
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Warum es sich mit Gelassenheit viel besser arbeitet

Vielleicht kennst du das selbst: Unter Stress passieren deutlich mehr Fehler und Unfälle. Manchmal fragt man sich ja sogar selbst hinterher „Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht?“. In der Regel nicht allzu viel, denn durch den Stress und das Adrenalin steigt der Blutdruck, die Energiereserven sind schneller aufgebraucht und die Konzentration sinkt.

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Wer deshalb gelassener zur Arbeit geht, arbeitet mit höherer Konzentration. Dadurch ist seine Arbeit qualitativ besser, fehlerfrei und dennoch gleich schnell fertig.

Kein Wunder also, dass gelassene Menschen eher und schneller Karriere machen als die gestressten unter uns, die ja häufig früher oder später durch Burnout oder ähnliche stressbedingte Erkrankungen zeitweise oder sogar ganz aus dem Beruf ausscheiden. Allerdings nimmt das Stresslevel mit steigender Verantwortung und höherer Bezahlung oftmals zu. Je erfolgreicher du also wirst, desto mehr wird die Gelassenheit zur Herausforderung. Wir möchten dir deshalb jetzt fünf nützliche Tipps und Tricks auf deinen Weg zu mehr Gelassenheit mitgeben:

1: Selbstbewusstsein stärken

Selbstbewusste Menschen fühlen sich weniger gestresst. Wieso? Weil sie weniger Angst davor haben, eine Aufgabe nicht (rechtzeitig) zu schaffen, Fehler zu machen oder auch den Job zu verlieren. Sie glauben an sich und ihre Fähigkeiten, daran, dass Sie die Arbeits- und die Lebensaufgaben meistern können, und dass am Ende irgendwie doch alles gut sein wird. Zudem stecken sie Rückschläge, Kritik oder auch Scheitern schneller weg und nehmen Zurückweisungen weniger persönlich. Dein Selbstbewusstsein aufzubauen ist deshalb ein erster wichtiger Schritt hin zu einer gelasseneren Lebensweise. Wie das geht? Das erfährst du in meinem Artikel „Selbstbewusstsein – 20 Tipps und Übungen die Dich stärken“.

2: Organisation ist das A und O

Führe einen Kalender, lege To-Do-Listen an und befolge einen strengen Ablaufplan, den du vorher selbst nach deinen eigenen Möglichkeiten und Grenzen festgelegt hast. Je organisierter du vorgehst, desto entspannter kannst du arbeiten und dies mit deinem Privatleben vereinen. Das funktioniert aber natürlich nur dann, wenn der Zeitplan realistisch angesetzt ist. So kannst du fortan nämlich in Ruhe Punkt für Punkt abarbeiten, lässt dich weniger ablenken und bist dadurch genauso schnell mit deiner Arbeit fertig wie unter Stress. Nur eben gelassener, entspannter und gesünder.

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Der positive Nebeneffekt: Deine Arbeit ist durch deine bessere Konzentrationsfähigkeit sogar von gesteigerter Qualität. Dadurch musst due erst recht keine Angst mehr vor einer Kündigung haben und kannst stattdessen gelassen in den Feierabend starten.

Lese-Tipp: Feierabend: 10 Tipps, wie DU ihn genießt

3: Das Ego ist ein falscher Freund

Dein sogenanntes „Ego“ hängt eng mit deinem Selbstbewusstsein zusammen. Gerade Menschen mit einem geringen Selbstvertrauen oder Minderwertigkeitskomplexen neigen nämlich dazu, auf Konfliktsituationen übermäßig gekränkt zu reagieren. Sie fühlen sich nach einem Streit, nach Kritik oder einem verbalen Angriff zutiefst persönlich getroffen, schmieden Rachepläne, missbrauchen ihre Macht oder plustern sich unnötig auf. Dadurch ist aber auf Dauer kein professionelles Arbeiten möglich, du wirst dich selbst vermehrt gestresst fühlen und immer weitere Konflikte mit deinen Kollegen hervorrufen. Lasse dein Ego deshalb zuhause oder verbanne es gleich ganz aus deinem Leben. Wer ein gesundes Selbstbewusstsein hat, kann auch in Konfliktsituationen gelassen und authentisch bleiben

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Lese-Tipp: Mit diesen 8 Sätzen kannst du Konflikte sofort entschärfen

4: Vergeben und vergessen

Trotzdem kommt es natürlich hin und wieder vor, dass du so richtig wütend bist auf deinen Kollegen, deinen Vorgesetzten oder auch dich selbst. Emotionen sind schließlich menschlich. Dennoch solltest du den richtigen Zeitpunkt erkennen, um loszulassen. Vergib deinem Kollegen den fiesen Kommentar, vergiss die schlechte Laune deines Chefs oder verzeihe dir selbst, dass du gestern einen Fehler gemacht hast. Übe dich in Nachsicht. Wer zu streng zu sich und zu anderen ist, macht sich das Leben nur selbst schwer.

5: Ängste abbauen

Aus psychologischer Sicht baut Stress immer auf Ängsten auf. Dies können Versagensängste sein, die Angst vor Verlust, vor Fehlern, eine Aufgabe nicht rechtzeitig fertig zu kriegen, vor der Kündigung oder vielen weiteren Dingen. Ängste gehören zum Menschen dazu und sind für unser Überleben immens wichtig.

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Dennoch: In uns steckt eben immer noch dieser vor dem Raubtier fliehende Urmensch mit zahlreichen Ängsten, die in heutigen Zeiten überflüssig sind. Wenn du nämlich wirklich einmal über deine Ängste nachdenkst, wirst du erkennen, dass die meisten davon völlig unbegründet sind. Denn selbst wenn schlimme Dinge im Leben passieren, der Tod eines geliebten Menschen zum Beispiel, eine Erkrankung oder eine Kündigung – du könntest das sowieso nicht ändern.

Daher gilt es, gezielt Ängste abzubauen, Vertrauen in das Leben zu entwickeln und mit Zuversicht voranzuschreiten. Einfach ist das natürlich nicht und deshalb können wir dir nur empfehlen, dir bei Bedarf Hilfe bei diesem Prozess zu suchen. Wenn du alleine oder mit einem Therapeuten gezielt deine Ängste abbaust, wird sich deine Lebensqualität immens erhöhen, beruflich und privat.

Der positive Kreislauf der Gelassenheit

Also lass die Kontrolle auch einmal los und vertraue auf das Leben sowie in dich selbst. Genieße jeden Moment, habe wieder mehr Spaß, gönne dir eine Siesta oder erfülle dir lang gehegte Träume. Vergiss einmal die hohen Ansprüche an dich selbst, deine Kollegen, den Partner usw.

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Wenn du gelassener durch das Leben gehst, hast du eine positivere und selbstsichere Ausstrahlung.

Dadurch sind gelassene Menschen bei Bewerbungsgesprächen erfolgreicher, steigen im Beruf schneller auf und können mit der Verantwortung und dem Leistungsdruck einer steilen Karriere besser umgehen. Wahre Gelassenheit – die eben mit Faulheit nicht gleichzusetzen ist – löst dadurch einen positiven Kreislauf aus. Je gelassener du bist, desto mehr Erfolg wirst du haben, desto besser kann dein Selbstbewusstsein wachsen und desto gelassener wirst du dadurch wiederum durchs Leben gehen. Starte deshalb jetzt und finde (zurück) zu deiner Gelassenheit.

Welche sind deine besten persönlichen Tipps und Tricks für mehr Gelassenheit bei der Arbeit?

Bildnachweis: LightFieldStudios/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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