„Zum Streiten gehören immer zwei“, sagt ein schönes Sprichwort. Doch lassen sich Konflikte wirklich so einfach vermeiden? „Ja“, behaupten Experten und geben Ihnen einen ebenso einfachen wie genialen Tipp, durch welchen Sie nie wieder Streit mit Ihren Kollegen haben werden.

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Streit hat Hochkonjunktur

Überall dort, wo Menschen aufeinandertreffen, treten früher oder später Konflikte auf. Diese können von kleinen Unstimmigkeiten bis zu systematischem Mobbing reichen. In den Medien hat Streit gerade Hochkonjunktur und Mediatoren werden in deutschen Unternehmen händeringend gesucht. Eigentlich sind Konflikte am Arbeitsplatz aber natürlich kein neues Phänomen. Streit ist ebenso alt wie die Menschheit selbst. Derzeit scheint aber das öffentliche Bewusstsein für Konflikte, Mobbing oder auch eine „Streitkultur“ zu steigen. Seminare zu den Themen „Konfliktmanagement“ schießen aus dem Boden wie Blumen bei den ersten Sonnenstrahlen im Frühling. Kritiker jedoch werfen jetzt eine ganz neue Theorie in den Raum: Konflikte können Sie mit einem einfachen Trick vermeiden und das Konfliktmanagement wird dadurch überflüssig.

Harmonie fängt bei Ihnen an

Tatsächlich gehören zum Streiten (fast) immer zwei Personen. Ein harmonisches Miteinander und eine gute Arbeitsatmosphäre beginnt daher bei jedem einzelnen Mitarbeiter in einem Unternehmen und damit auch direkt bei Ihnen. Das Problem ist:

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Viele Arbeitnehmer haben sich noch nie mit dem Thema „Konflikte“ oder „Streit“ auseinandergesetzt. Sie nehmen diese als gegeben hin, kämpfen sich durch den Arbeitsalltag oder wechseln im schlimmsten Fall den Arbeitgeber.

Eine bei Statista veröffentlichte Umfrage kam zu dem erschreckenden Ergebnis, dass gerade einmal 57 Prozent aller Befragten überhaupt schon einmal von Mediation gehört haben. Und das bedeutet noch nicht einmal, dass sie diese definieren können.
Statistik: Haben Sie von der Möglichkeit der Mediation schon einmal gehört, oder hören Sie davon jetzt zum ersten Mal? | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Das vorrangige Ziel sollte allerdings nicht in der Streitschlichtung liegen. Je früher ein Konflikt erkannt wird, desto früher kann er geklärt und eine Eskalation verhindert werden. Am besten, der Konflikt wird sogar komplett vermieden, sodass er gar nicht erst entsteht. Wie das geht?

Alle sozialen Beziehungen bestehen aus Nehmen und Geben

Es klingt nach einem inflationär benutzten Sprichwort, steht aber stattdessen für eine uralte Weisheit, die wir schon in Kindheitstagen von unseren Eltern gelernt haben: Wer nehmen will, muss auch geben. Oder: Wie Sie in den Wald hineinrufen, so schallt es heraus. Der erste Schritt zu einer harmonischen Beziehung im Berufs- und Privatleben liegt deshalb darin, unsere eigenen Ansichten und Verhaltensweisen zu reflektieren und gegebenenfalls zu ändern. Häufig folgen wir nämlich unbewussten Mustern, die wir uns in der Kindheit oder durch Lebenserfahrungen angeeignet haben, und provozieren dadurch die Konflikte in unserem Umfeld, ohne das zu wollen oder überhaupt zu merken. Gerade, wenn Sie immer und immer wieder in dieselben Konfliktsituationen geraten, sollten Sie einmal prüfen, ob die Ursache vielleicht bei Ihnen selbst liegt. Hierzu ein Beispiel:

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Nehmen wir an, Sie haben einen neuen Arbeitskollegen. Sein selbstbewusstes Auftreten, seine auffällige Brille und seine Statur erinnern Sie an einen Ex-Lebenspartner, der Sie tief verletzt hat, oder vielleicht auch an Ihren Mobber aus der Schulzeit. Sie werden sich unbewusst denken: Oh nein, das gibt bestimmt Probleme. Mit dieser Erwartungshaltung gehen Sie nun auf den neuen, nichtsahnenden und vielleicht äußerst sympathischen Mitarbeiter zu. Sie werden fortan jedes seiner Worte auf die Goldwaage legen, sich über sein Auftreten brüskieren oder darauf warten, dass er einen Fehler macht. Oder Sie fühlen sich durch seine vorsichtige und konstruktive Kritik sofort persönlich angegriffen und verletzt. All das, ohne zu merken, dass Sie die Worte und Taten von Menschen aus Ihrer Vergangenheit auf diesen neuen Arbeitskollegen projizieren. Die Folge: Ein unterschwelliger und/oder offener Konflikt.

Sie sehen: Die Art und Weise, wie Sie – bewusst oder unbewusst – auf einen Menschen zugehen, beeinflusst Ihr Verhältnis zueinander und kann Konflikte hervorrufen. Das bedeutet andersherum aber auch, dass Sie durch denselben Mechanismus Konflikte vermeiden können.

Nie wieder Streit, mit diesem einfachen Trick

Wenn Sie in Zukunft solche (unnötigen) Konflikte vermeiden möchten, müssen Sie Ihre Einstellung zu den betreffenden Personen ändern. Der Trick lautet:

Reden Sie nur noch gut über andere Menschen!

Das mag nun leichter gesagt sein als getan, doch Sie sollten ab sofort stetig daran arbeiten, ausschließlich gut über andere Menschen zu sprechen. Schließlich gibt es an jeder Person irgendetwas, das Sie gut finden, selbst wenn es nur die neue Bluse ist. Und wenn nicht? Dann schweigen Sie! Indem Sie nur noch gut über andere Menschen sprechen, senden Sie nämlich gleich zwei wichtige Signale:

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  1. Sie hören sich selbst beim Reden zu und entwickeln dadurch nach und nach ein besseres Bild der anderen Person.
  2. Ihre Kollegen und Kolleginnen merken, dass Sie Harmonie suchen anstelle von Streit. Sie werden dann von selbst auf Sie zukommen, Konflikte früher ansprechen oder auch Rat bei Ihnen einholen.

Durch diese zwei Signale werden Konflikte auf der inneren und äußeren Ebene vermieden. Sollten sie doch einmal entstehen, ist der genannte Mechanismus die grundlegende Basis für eine Lösung des Problems, das Vergeben und Vergessen und ein besseres Verhältnis in der Zukunft. Und ganz nebenbei werden Sie auch noch beliebter, denn verbringen Sie Ihre Zeit nicht auch lieber mit einer fröhlichen, gelassenen und sanftmütigen Person, die sich auf Ihre Stärken konzentriert und auch einmal zur Vergebung bereit ist? Oder mit einer, die sich tagtäglich über ihre Kollegen aufregt, stets nach Fehlern sucht und hinter dem Rücken lästert?

Ende gut, alles gut?

Ganz so einfach ist es in der Realität dann aber leider doch nicht, sonst wären Mediatoren bald arbeitslos und Konfliktmanagementseminare überflüssig. Zum Streiten gehören eben doch nicht immer zwei. Selbst wenn Sie den Weg für ein harmonisches Miteinander ebnen, kann Ihr Gegenüber einen Konflikt hervorrufen. Gehen Sie nicht auf den Streit ein, so wird der Konflikt eben unterschwellig brodeln. Auch zum Mobbing gehört bekanntlich nur eine Person, manchmal auch eine Personengruppe. Egal, wie gut Sie als Mobbingopfer dann von den „Tätern“ sprechen: Die Situation wird sich nicht so einfach retten lassen. Sie sollten den Trick daher anwenden, um Ihre Lebensqualität zu steigern. Regen Sie sich nicht mehr über Kleinigkeiten auf, gehen Sie offen auf Menschen zu und versuchen Sie Konflikte zu vermeiden. Entstehen diese allerdings dennoch, so müssen Sie sie frühzeitig und wenn möglich professionell lösen, zum Beispiel mit der Hilfe eines Mediators.

Konflikte niemals ignorieren

Konflikte vermeiden heißt, diese gar nicht erst entstehen zu lassen. Wer stattdessen einen bereits vorhandenen Konflikt einfach ignoriert, begibt sich in eine eskalierende Spirale. Manchmal auch unbewusst, denn Konflikte sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Erste Anzeichen für einen Konflikt, bei Ihnen selbst oder einem Kollegen beziehungsweise einer Kollegin, können sein:

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  • Vorenthalten von Informationen
  • soziale Kälte
  • „Beleidigt-Sein“
  • Lästern und üble Nachrede
  • übertriebene, gespielte Freundlichkeit
  • unterkühlte Höflichkeit
  • Ignorieren
  • Schleppender oder unterbrochener Informationsfluss
  • Vermeidung von Blickkontakt
  • verbale Angriffe

Je früher Sie das Problem ansprechen, desto besser. Wie? Das erklären wir Ihnen im Artikel „Er war schuld! Konflikte im Job ansprechen und lösen“ Und bis dahin wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren des „Tricks“ und sind gespannt auf Ihre persönlichen Erfahrungen.

Bildnachweis: Just dance/Shutterstock.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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