Überall dort, wo Menschen aufeinander treffen, entstehen Konflikte. Das lässt sich nicht vermeiden. Das Problem allerdings ist, dass viele Unternehmen mit eben diesen Konflikten nicht richtig umzugehen wissen. Es fehlt an gut ausgebildeten Mediatoren, die um die reinigende Wirkung einer Aussprache oder gar eines Streits wissen, wenn er im richtigen Rahmen professionell geführt wird. Die Mediatoren selbst sehen sich daher momentan vor einer blühenden Zukunft: Zahlreiche Unternehmen haben ihren sozialen Wert erkannt und suchen händeringend nach kompetenten Streitschlichtern. Doch wer kann eigentlich Mediator werden? Wofür werden sie gebraucht und was macht so ein Mediator?

Mediation – was ist das eigentlich?

In jedem Rahmen gesellschaftlichen Aufeinandertreffens, also auch in jedem Unternehmen, entstehen Konflikte zwischen Menschen. Diese können zwischen Individuen selbst oder gar zwischen ganzen Gruppen stattfinden und nehmen nicht selten ein böses Ende in Form von Mobbing, Burnout oder einer Kündigung.

Der Streit entsteht dabei meist als Ausdruck der unterschiedlichen Interessen oder auch einfach Funktionen innerhalb eines Unternehmens. Manchmal kommen auch private Erlebnisse mit ins Spiel, eine soziale Vorgeschichte oder zwei Mitarbeiter sind sich schlichtweg unsympathisch. Was auch immer es sein mag:

Konflikte müssen schnellstmöglich gelöst, bestenfalls sogar verhindert werden, bevor sie sich destruktiv auswirken.

Denn sind einmal persönliche Verletzungen, Misstrauen und Zerwürfnisse entstanden, so lassen sich diese nur schwer rückgängig machen. Die Zusammenarbeit ist unter solchen Umständen nur noch schwierig und unproduktiv möglich.

Es bedarf also professioneller Mediatoren. Diese sogenannten „Wirtschaftsmediatoren“ bearbeiten den Konflikt mit allen Beteiligten gemäß eines professionellen und formalisierten Prozesses. Mediatoren lösen also zielgerichtet die Konflikte innerhalb eines Unternehmens, stets unter der Devise die Beziehung zu erhalten, das Einvernehmen der Beteiligten einzuholen und schlussendlich die weitere gemeinsame Arbeit im Unternehmen zu ermöglichen. Umfang und Dauer einer solchen Mediation sind dabei stets unterschiedlich, da situationsabhängig.

Wofür braucht ein Unternehmen Mediatoren?

Ein eskalierender Streit kann ein Unternehmen viel Geld kosten. Denn dieser landet einerseits häufig vor Gericht, andererseits aber auch nicht selten in einer Langzeit-Krankheit mindestens einer der Betroffenen, zum Beispiel im Burnout. Unternehmen sind daher vor allem im wirtschaftlichen Sinne an einer frühzeitigen Schlichtung von Streit interessiert, damit alle Beteiligten wieder zur Normalität und einer produktiven Arbeit zurückgehen können.

Die Anstellung eines Mediators ist meist eine deutlich günstigere Lösung als die Ausfechtung von Konflikten vor dem Arbeitsgericht. Zudem kann der Konflikt in letzterem Fall normalerweise nicht mehr gelöst werden und endet in der Versetzung mindestens eines der Beteiligten oder gar in der Auflösung eines oder mehrerer Arbeitsverhältnisse. Dass auch das wieder mit Kosten verbunden ist, muss wohl nicht erwähnt werden. Hinzu kommt natürlich stets der menschliche Aspekt. Denn jeder Mensch, die einen mehr die anderen weniger, leidet unter Konflikten. Das kann mitunter bis zu einer schweren Depression und langfristigen Selbstwertproblemen führen…

Warum steigt der Bedarf an Mediatoren?

Natürlich werden die Organisationen immer größer und die Unternehmensstrukturen immer unpersönlicher. Weshalb jedoch die Zahlen von Streit- und Burnoutfällen sowie des Mobbings derzeit so ansteigen, lässt sich bislang nicht eindeutig sagen. Eine Vermutung liegt schlicht und ergreifend in einer neuen Einstellung zu diesen Themen.

Viele Experten vermuten, dass gar nicht die Fälle selbst ansteigen, sondern dass sie einfach mehr im Bewusstsein der Menschen sind, schneller erkannt und ernster genommen werden. So auch bei der Mediation: Die Möglichkeit, einen Streit neutral und zielgerichtet zu schlichten, ist gewiss keine neue. Sie wird aber neuerdings von den Unternehmen immer häufiger in Anspruch genommen. Das Thema hält immer mehr in den unternehmerischen Alltag Einzug und seine Wichtigkeit wird zahlreichen Betrieben erst jetzt so wirklich bewusst. Trotzdem gaben in einer von Statista veröffentlichten Studie immer noch 43 Prozent der Befragten an, nie etwas von der „Mediation“ gehört zu haben.

Statistik: Haben Sie von der Möglichkeit der Mediation schon einmal gehört, oder hören Sie davon jetzt zum ersten Mal? | Statista
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„Die Nachfrage nach Mediatoren steige langsam, aber merklich“, so der Rechtswissenschaftler und erfahrene Mediator Roland Lukas, „Die Wachsamkeit in den Unternehmen ist größer geworden.“ Zudem wüssten mittlerweile mehr Unternehmen um die zahlreichen Vorteile der Mediation gegenüber dem Gerichtsverfahren:

  • Die Mediation löst den Konflikt tiefergehend und bearbeitet auch persönliche Probleme, die als Auslöser fungierten.
  • Die Mediation ist neutral und stets auf der Suche nach einer Möglichkeit, die zukünftige Zusammenarbeit für beide Parteien zu ermöglichen.
  • Die gezielte psychologische Arbeit durch einen Mediator kann ein emotionales in ein konstruktives Verhältnis zurück verwandeln.
  • Die Mediation ist absolut freiwillig für beide Parteien und setzt die Beteiligten weder unter Druck noch gehen diese dadurch Verpflichtungen ein.

„Der Mediator hat nicht das Sagen, er moderiert eher den Prozess der Problemlösung – und am Ende einigen sich die Parteien selbst“, so Lukas.

Schlussendlich sei das Problem stets eine mangelnde oder falsche Kommunikation zwischen den Parteien. Und wer nicht ausreichend kommuniziert, interpretiert stattdessen. Diese Interpretationen sind meist sehr subjektiv und oftmals schlichtweg falsch. Sie können aber zu einem scheinbar unlösbaren Dauerkonflikt führen, der schlussendlich nur auf Missverständnissen beruht. Je früher also ein Mediator hinzugezogen wird, desto schneller sind solche Konflikte gelöst. Zudem lernen die Beteiligten in Zukunft ähnliche Situationen besser zu meistern.

Wer kann Mediator werden?

In Deutschland werden Mediatoren daher in immer größerer Zahl gesucht. Hierbei handelt es sich entweder um spezialisierte Freiberufler oder Unternehmen, die als externer Streitschlichter beauftragt werden können, oder aber um interne Mediatoren.

Daher geben immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, sich zum Mediator weiterbilden zu lassen. Eine einheitliche Regelung für diesen Beruf gibt es noch nicht. Das Führen des Titels „Mediator“ oder gar „zertifizierter Mediator“ ist aber ohne entsprechende Ausbildung nicht erlaubt. Auf zahlreichen Internetportalen kannst du dich über deine Möglichkeiten informieren und zwischen zahlreichen unterschiedlichen Aus-, Fort- und Weiterbildungen wählen.

Viele Arbeitgeber zahlen dir diese Ausbildung, sodass du später zwar deiner normalen Tätigkeit im Unternehmen weiter nachgehen kannst, bei Bedarf aber als Mediator beordert wirst. Ein System, das zu funktionieren scheint. Denn eine Umfrage ergab, dass die Befragten die Mediation quasi jeder ausgebildeten Person ebenso zutrauen wie einem Psychologen oder Rechtsanwalt. Am wichtigsten sind schlussendlich das Vertrauen und die Entscheidung, sich auf den Prozess einzulassen.
Statistik: Wer ist Ihrer Meinung nach als Mediator besonders gut geeignet? | Statista
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Du hast selbst schon einmal an einer Mediation teilgenommen oder ist Mediator? Dann freuen wir uns auf deine spannende Geschichte in den Kommentaren…

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