Kollegen reden übereinander – und das nicht immer positiv. Egal, wohin man schaut, überall stehen Lästereien an der Tagesordnung. Was für die einen der „informative Austausch von Neuigkeiten“ ist, kann für andere zur Zerreißprobe werden. Denn nicht jeder Arbeitnehmer kommt damit klar, dass im Büro gelästert wird, was das Zeug hält. 

Warum ist Lästern überhaupt so schlimm?

Lästereien begegnen uns nicht nur im Büro, sondern überall im Leben. „Wir lästern nicht, wir stellen fest“ ist die wohl beliebteste Ausrede, wenn jemand dabei erwischt wird, wie er eine andere (nicht anwesende) Person schlecht macht. Über andere zu lästern, liegt in unserer Natur. Es hilft uns dabei, uns besser und manchmal auch überlegen zu fühlen. Gleichzeitig ist es eine Art Ventil, das angestauten Frust kontrolliert ablässt und dazu führt, dass wir uns entspannen. Außerdem schafft gemeinschaftliches Lästern eine extrem starke Verbundenheit. Warum werden Lästereien also immer als etwas Schlechtes dargestellt?

Ganz einfach: Weil nicht alles, was erzählt wird, auch der Wahrheit entspricht. Lästern ist ein hervorragendes Werkzeug der Mundpropaganda. Gespräche, die mit „Hast du schon gehört?“ beginnen, beruhen nur selten Primärquellen. Stattdessen greift hier das „Stille Post“-Prinzip. Jemand hört eine Geschichte, erzählt sie weiter und verdreht dabei (nicht einmal absichtlich!) ein paar Tatsachen. Der nächste, der die Geschichte zu hören bekommt, greift sie wiederum anders auf und verbreitet sie noch weniger der Wahrheit entsprechend weiter. Und so weiter und so fort.

Daneben gibt es auch immer wieder Menschen, die mit voller Absicht falsche Tatsachen verbreiten, um einem Kollegen damit zu schaden. Diese Form des Lästerns ist nicht nur extrem hinterhältig, sondern kann auch zu schwerwiegenden Konsequenzen führen. Das Verbreiten falscher Informationen, die einer anderen Person Schaden zufügen, wird im Juristen-Deutsch als Rufmord bezeichnet – und ist in extremen Fällen sogar eine Straftat. Auf jeden Fall kann Lästern im großen Stil zu einer Abmahnung durch den Vorgesetzten führen.

Wann wird aus Lästern Mobbing?

Hand aufs Herz: Jeder von uns hat schon einmal (oder mehrmals) gelästert – und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Kleine Lästereien gehören einfach dazu. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer lieben es, sich über Dritte auszutauschen und dabei eventuell auch ein bisschen zu lästern. Das ist auch okay, solang niemand Schaden nimmt und alles in Maßen stattfindet.

Lästern kann im Extremfall jedoch auch zum Mobbing werden. Eine klare Definition davon, wo Lästern aufhört und wo Mobbing beginnt, gibt es natürlich nicht. Die Grenzen sind fließend und so muss immer im Einzelfall geklärt werden, ob es sich um eine harmlose Lästerei oder eine böswillige Attacke gehandelt hat. Generell kann gesagt werden, dass immer dann die Rede von Mobbing ist, wenn die Lästereien bewusst darauf abzielen, einer anderen Person (in welcher Form auch immer) Schaden zuzufügen.

Auch die Ausmaße der Läster-Attacken sowie deren Häufigkeit geben Aufschluss darüber, was „noch okay“ und was absolut nicht vertretbar ist. Es muss an dieser Stelle sicher nicht noch einmal ausführlich darauf hingewiesen werden, dass Mobbing nicht nur schlecht fürs Betriebsklima ist, sondern auch große psychische Probleme bei den Betroffenen hervorrufen kann.

Was tun, wenn die Kollegen ständig lästern?

Wie weiter oben bereits erwähnt, gibt es lästernde Kollegen in nahezu jedem Büro. Wer sich der illustren „Wir stellen nur fest“-Gruppe nicht anschließen will, muss die bissigen Gespräche meist stillschweigend verfolgen – um nicht zu sagen: über sich ergehen lassen. Besonders ärgerlich: Sie sind einfach überall! In der Kaffeeküche, auf der Raucherinsel, auf Toilette, sogar direkt am Arbeitsplatz wird oftmals schonungslos gelästert, was das Zeug hält.

Nicht nur hochsensible Menschen, sondern auch viele andere Mitarbeitersehen in der ständigen Lästerei häufig eine große Belastung. Wer sich dieser nicht permanent aussetzen will, sollte unbedingt handeln. Lese hier ein paar Tipps, die verraten, wie du mit lästernden Kollegen umgehen kannst.

Offen ansprechen: Eine offene Kommunikation ist immer, nicht nur in Bezug auf Lästereien, der beste Weg der Konfliktlösung. Spreche die lästernden Kollegen direkt an und sage ihnen, dass du dich von den Gesprächen gestört fühlst – einerseits inhaltlich, andererseits aber auch im Hinblick auf die Lautstärke.

Lese-Tipp: Die Macht der Worte: Mit diesen 8 Sätzen kannst du Konflikte sofort entschärfen

Abwürgen: Der Arbeitskollege am Nachbartisch möchte dich in ein Gespräch über das Liebesleben von XY verwickeln? In einer solchen Situation solltest du freundlich, aber klar signalisieren, dass du kein Interesse an einem Austausch dieser Art hast. Sätze wie „Ich glaube, das gehört nicht ins Büro.“ oder „Was XY in seiner Freizeit macht, geht uns nun wirklich nichts an.“ sind hierbei sehr effektiv. Wenn du deinen Standpunkt noch ein bisschen deutlicher machen willst, kannst du auch mit „Bezahlt uns der Chef fürs Arbeiten oder fürs Lästern?“ antworten. Dadurch wird dein Gegenüber noch einmal ganz klar darauf hingewiesen, dass sein Verhalten absolut indiskutabel ist.

Konfrontation: Du bekommst mit, dass Kollegen über dich tuscheln und lästern? In diesem Fall gilt es keinesfalls, gleiches mit gleichem zu bekämpfen. Viel wirkungsvoller ist es, wenn du die Lästermäuler einfach fragst, ob es irgendwelche Probleme gäbe und ob sie vielleicht direkt mit dir darüber sprechen wollen. Du kannst dir sicher sein, dass eine derart direkte Konfrontation nicht nur Verwirrung stiftet, sondern auch Eindruck hinterlässt.

Problematik öffentlich machen: Natürlich hast du als Arbeitnehmer immer die Möglichkeit, dich an deine Vorgesetzten zu wenden, wenn dich etwas stört. Wenn dich diese Problemlösung im Falle von Lästereien zu sehr an petzen erinnert, kannst du auch folgenden Weg gehen: Warte bis zum nächsten Meeting und nutze die Gelegenheit, um das Thema öffentlich in der großen Gruppe anzusprechen. Auf diese Weise muss sich keiner direkt angesprochen oder verraten fühlen und du hast dennoch die Möglichkeit, deinem Unmut Luft zu machen.

Tipp: Du traust dich nicht, das Wort während eines Meetings zu ergreifen? Dann kannst du alternativ auch einen offenen Brief schreiben und diesen (wahlweise anonym) ans schwarze Brett heften. Diese Vorgehensweise ist wesentlich diskreter und wird dennoch dafür sorgen, dass einige Mitarbeiter ihr Verhalten überdenken und vielleicht sogar ändern.

Niemals zurück- oder mit lästern!

Wer über Kollegen herzieht, weil diese ohne Punkt und Komma lästern, ist kein bisschen besser, sondern begibt sich auf exakt das gleiche Niveau. Hinzukommt, dass Lästern als hochgradig unprofessionell gilt und in der Regel immer auf dich zurückfallen wird. Wenn dich etwas stört, solltest du das immer offen ansprechen und nicht hinter vorgehaltener Hand verbreiten. Lästereien haben im beruflichen Umfeld einfach nichts verloren – nicht zuletzt, weil jemand, der gern und viel lästert in dieser Zeit keine überzeugenden Arbeitsergebnisse liefern kann.

„Aber wer nicht mitlästert, gehört nicht dazu und läuft schnell Gefahr, selbst zum Opfer zu werden“, denkt sich jetzt vielleicht der eine oder andere. Wenn dem so wäre, sollten sich ein paar deiner Kollegen ernsthaft fragen, ob ihr Verhalten wirklich erwachsen oder nicht doch eher ziemlich kindisch ist. Wer gern lästert, kann das in seiner Freizeit tun – im Büro ist eine solche Kommunikation mehr als fehl am Platze. Lasse dich also niemals dazu verleiten, zu lästern – ganz gleich, ob es sich dabei um eine Gegenmaßnahme oder den Versuch, dazuzugehören, handelt.

Lese-Tipp: Infantile Verhaltensweisen – warum sich Erwachsene manchmal wie Kinder benehmen

Bildnachweis: kbeis/istockphoto.com