Du bleibst deinem Arbeitgeber treu, obwohl du hart arbeitest und zu wenig verdienst? Zeit, etwas zu verändern. Hier kommen 5 Möglichkeiten.

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Selbstverständlichkeit am Arbeitsplatz ist ein gefährliches Unterfangen: Wer als Arbeitskraft ausgenutzt wird oder stets zur Stelle ist, um dem Chef zu helfen, verliert das Gefühl für den eigenen Wert. Besonders anfällig hierfür sind langjährige Mitarbeiter eines Unternehmens, die Aufgaben – auch ohne zusätzliche Entlohnung – erledigen. Denn mit der Zeit wird dieses Verhalten zur Normalität.

Überarbeitung ohne Ausgleich kann jedoch schlimm enden:

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  • Körperliche und emotionale Überlastung: Wir fühlen uns erschöpft und müde; Burnout nicht ausgeschlossen.
  • Risiko für private Beziehungen: Unzufriedenheit am Arbeitsplatz und Unausgeglichenheit im Privatleben, die aus der Überarbeitung resultieren, führen oft zu Frust, Isolation und Beziehungsproblemen.
  • Innere Kündigung: Die Leistungsbereitschaft am Arbeitsplatz sinkt drastisch.

Dabei sind wir uns der Überarbeitung, die zeitgleich bei einer Unterbezahlung erfolgt, oft sogar bewusst. Eine XING-Umfrage aus der benachbarten Deutschschweiz zeigt: Rund vier von zehn Beschäftigten finden, dass sie zu wenig Geld bekommen. Sie fühlen sich unterbezahlt.

Option #1: Verhandeln – dir steht mehr Geld zu und du solltest es einfordern

Aus Scham und Angst vor Zurückweisung, aber auch, weil du es über längere Zeit so hingenommen hast, Arbeit ohne angemessene Gegenleistung zu erledigen, fehlt dir vielleicht der Mut, mehr Geld von deinem Boss zu verlangen. Genau das ist es aber, was eine Veränderung schafft: Du solltest nach einer Gehaltsverhandlung fragen. Wer es satthat und so nicht mehr weitermachen möchte, muss über den eigenen Schatten springen.

Dein Plus: Wenn du Mehrarbeit leistest, die vertraglich nicht vereinbart ist und du diese über einen gewissen Zeitraum genau dokumentierst, kannst du damit argumentieren. Solltest du eine Position besetzen, die höher ist als die der anderen, aber dennoch zu wenig verdienen, wird es ebenfalls Zeit, für dich einzustehen.

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Option #2: Alternative – nimm Mitarbeiteraktien in Anspruch

Wenn keine Gehaltserhöhung realisiert werden kann, solltest du dich damit keinesfalls abfinden. Börsenunternehmen und auch Start-ups bieten ihrer Belegschaft an, Mitarbeiteraktien zu erwerben. Das kann Vorteile haben: Sofern es sich um ein erfolgreiches Unternehmen handelt, können Mitarbeiter sich beim Verkauf der Aktien über gute Erträge freuen.

Beachte aber: Mitarbeiteraktien lohnen sich nicht immer. Du kannst sie nicht „sofort“ verwenden, etwa, um deine Rechnungen zu bezahlen. Bevor du dich für dieses Modell entscheidest, solltest du dich außerdem über die verfügbaren Optionen informieren: Bietet dein Arbeitgeber Share-Matching an? Erhältst du einen Aktienrabatt beim Kauf der Anteile? Oder funktioniert gar beides?

Übrigens: Wer sich dafür entscheidet, Aktien zu halten, ist oft an eine gewisse Haltedauer seitens des Unternehmens gebunden. Auf diese Weise wird der Betrieb sicherstellen, dass Arbeitnehmer tatsächlich am langfristigen Erfolg des Unternehmens hängen. Je länger du an bestimmte Aktien gebunden bist, desto später kommst du übrigens auch an deine Erträge.

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Option #3: Verantwortung besser dosieren – lass dir weniger Aufgaben „aufhalsen“

Gehaltserhöhungen und Mitarbeiteranteile schließen du und dein Chef aus? Die dritte Option klingt zwar selbstverständlich, denn so sollte es in der Arbeitswelt sein. Die Praxis zeigt aber anderes: Wenn du überarbeitet bist und keine entsprechende Entlohnung dafür erhältst, solltest du schlicht und ergreifend weniger arbeiten. Du solltest weniger Aufgaben übernehmen und stattdessen mehr Freizeit haben.

Falls du tatsächlich überarbeitet bist, liegt die Verantwortung für einen Ausgleich übrigens nicht nur in den Händen deiner Vorgesetzten. Denn viele Arbeitgeber, die ihre Unternehmensziele priorisieren, verlieren das Wohlbefinden der eigenen Belegschaft manchmal aus den Augen. Wichtig ist deshalb, dass du aktiv auf deinen Boss zugehst und mitteilst, dass du deine Aufgabenlast verringern möchtest.

Tipp: Meist hilft es, um einen Gesprächstermin für dieses Thema zu bitten, damit du nicht einfach abgespeist wirst und dich außerdem gut erklären kannst. Teile ehrlich mit, was du gerne machst, aber auch, wie du dich momentan mit deinen Aufgaben und der Verantwortung fühlst.

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Option #4: Neuanfang – orientiere dich um

Eine weitere Möglichkeit ist, sich aus dem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus bei anderen Unternehme zu bewerben. Du kündigst noch nicht. Wenn dir jedoch bewusst ist, dass die Überarbeitung dich an deine Grenzen bringt und du woanders besser aufgehoben wärst, solltest du dich für diesen Weg entscheiden.

Diese Option eignet sich unter anderem für dich, wenn dein derzeitiger Arbeitgeber aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich gar nicht in der Lage ist, deine Arbeitsleistung zu „kaufen“, dich also nicht angemessen bezahlen kann. Wer ein gutes Verhältnis zum Chef pflegt und eine unangenehme Situation vermeiden möchte, kann mit der Neuorientierung und der sich ergebenden Jobchance gut argumentieren.

Beachte aber: Meist lohnt es sich, das Kernproblem dennoch direkt anzusprechen. Das hilft nicht nur dir, sondern auch deinen Vorgesetzten dabei, deine Beweggründe nachzuvollziehen. Sollte das Unternehmen Probleme damit haben, neues Personal einzustellen oder höhere Gehälter zu zahlen, ist es sich dessen ohnehin bewusst.

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Option #5: Schlussstrich – verlasse das Unternehmen

Gut ausgebildete und/oder erfahrene Fachkräfte mit großer Expertise auf ihrem Gebiet, die zudem über wünschenswerte Soft Skills verfügen, haben heute einen besonders hohen Marktwert. Sie sind überall gefragt, auch weil Personalmangel herrscht.

Das alles trifft auch auf dich zu, aber trotzdem bleibst du lieber dem Unternehmen treu, bei dem du aktuell angestellt bist? Manchmal bleiben wir trotz Unterbezahlung und Überarbeitung, weil der Job einen sentimentalen Wert für uns hat.

Doch oft ist es so, dass wir spätestens dann, wenn einem das höhere Gehalt verweigert wird, über unsere Alternativen nachdenken sollten. Arbeitnehmer, die für das Unternehmen unverzichtbar sind, sollten eine entsprechende Wertschätzung erhalten. Aus Sorge um die eigen Existenz, weil nach einer Jobaufgabe das Geld fehlen würde, nageln wir uns jedoch oft dort fest, wo wir nicht das bekommen, was uns zusteht.

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Deine letzte Option ist deshalb die Kündigung. Wenn du weißt, dass bei deinem aktuellen Arbeitgeber eigentlich nichts mehr zu holen ist, obwohl deine Arbeitskraft als selbstverständlich erachtet wird, läuft etwas schief.

Werde dir darüber klar, wie viel du leistest und was du kannst. Und dann: Verlasse das Unternehmen, wenn du keine faire Chance auf ein angemessenes Gehalt, Erholung, Entlastung sowie Wertschätzung erhältst und weißt, dass du woanders wirklich geschätzt wirst.

Zusatztipps: Das solltest du jetzt berücksichtigen

Bevor du dich für eine Option entscheidest, solltest du einige Punkte berücksichtigen. Sie helfen dir bei der Entscheidungsfindung und erleichtern dir die nächsten Schritte. Stelle dir dafür folgende Fragen:

Frage #1: Ist dein Boss sich deiner Leistung bewusst?

Während einige Vorgesetzte einfach daran erinnert werden müssen, was wir leisten und blind sind für die Arbeit ihrer Mitarbeiter, übersehen andere Chefs die Leistung absichtlich. Es ist ein Unterschied, ob du bewusst ausgenutzt wirst oder nicht; dies dient dir als Denkanstoß für eine Reflexionsrunde.

Frage #2: Kennst du deinen eigenen Marktwert?

Während wir unserer Arbeitsroutine nachgehen, Aufgaben erledigen und Tag für Tag weitermachen, vergessen wir, was andere Arbeitgeber geben würden, um uns einstellen zu können. Gegebenenfalls möchtest du deinen Marktwert sogar steigern, etwa durch Fortbildungen oder Zusatzqualifikationen.

Fazit

Sei dir niemals zu schade dafür, das von deinem Chef einzufordern, was dir wirklich zusteht. Priorisiere außerdem dein Wohlbefinden und deine Gesundheit – denn so lernst du auch, mehr für dich einzufordern, zum Beispiel mehr Geld, mehr Wertschätzung oder mehr arbeitsfreie Zeit.

Bildnachweis: Unsplash/Getty Images

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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