Unternehmen müssen Talente nicht nur gewinnen und halten, sondern auch gezielt weiterentwickeln. Doch wie gelingt es, High Potentials effektiv zu fördern, um sie zu erfolgreichen Führungskräften zu machen?
Die besonderen Herausforderungen der High Potentials
Eine interessante Untersuchung an der Harvard Business School, basierend auf mehr als 3.000 Bewerbungen für das „High Potentials Leadership Program“ (HPLP), liefert interessante Einblicke. Die Ergebnisse zeigen klar, welche Herausforderungen High Potentials Tag für Tag bewältigen müssen. Fünf zentrale Herausforderungen zeichnen sich somit immer wieder ab:
- Teams erfolgreich führen
- Veränderungsprozesse managen
- Einen eigenen Führungsstil entwickeln
- Führung im größeren Maßstab übernehmen
- Geschäftsergebnisse liefern
Für mehr als 30 % der Befragten ist die größte Herausforderung die Teamführung – kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, wie unterschiedlich Menschen ticken. Denn Team-Dynamiken sind komplex: Kulturelle Hintergründe, Arbeitsweisen und Motivationen erfordern von Führungskräften die Fähigkeit, flexibel zu reagieren und auf Menschen individuell einzugehen. Ein Teilnehmer des Programms aus dem Jahr 2005 brachte es auf den Punkt:
„Jedes Teammitglied hat einen anderen Hintergrund und wird von unterschiedlichen Dingen angetrieben. Das bedeutet, dass ich meine Führungsmethoden immer wieder anpassen muss.“
Und durch die Globalisierung und das Arbeiten im Homeoffice ist diese Herausforderung sogar noch größer geworden. So schilderte ein Teilnehmer von 2020:
„Die Balance zwischen der Entwicklung der Mitarbeitenden und dem Vorantreiben der Unternehmensziele zu finden, ist besonders in virtuellen Umgebungen schwierig.“
Vom Einzelkämpfer zur Teamführung
Ein zentrales Ergebnis der Harvard-Studie zeigt, dass viele High Potentials ihren bisherigen Erfolg vor allem durch persönliche Leistungen errungen haben. Doch als Führungskraft zählt nicht mehr, was du allein erreichst. Der Schlüssel liegt darin, das Team stark zu machen – und das erfordert ganz neue Fähigkeiten. Getreu dem Motto „Einer für alle, alle für einen“. Dieser Wandel erfordert eine grundlegende Neudefinition von Erfolg und den Erwerb neuer Kompetenzen.
Welche Fähigkeiten angehende Führungskräfte brauchen
Die Führungskräfte, die High Potentials für das HPLP nominierten, nannten sechs wesentliche Fähigkeiten, die besonders gefördert und entwickelt werden sollten:
- Strategisches Management: Führungskräfte müssen lernen, das „große Ganze“ zu sehen. Es reicht nicht, einfach nur fachlich gut zu sein. Man muss auch lernen, das große Ganze im Blick zu behalten.
- Emotionale Intelligenz: Teams erfolgreich zu leiten, erfordert mehr als nur Fachwissen. Empathie, Vertrauen und der Aufbau eines positiven und motivierenden Arbeitsumfelds sind Kern-Skills – gerade in schwierigen Situationen.
- Kommunikationsstärke: High Potentials müssen klar, überzeugend und zielgerichtet kommunizieren – sei es in Besprechungen, Präsentationen oder im persönlichen Austausch.
- Führung im großen Stil: Hierbei geht es darum, den Überblick zu behalten, auch wenn die direkte Kontrolle über jeden Schritt im einzelnen nicht mehr möglich ist. Micromanagement ist also keine Option mehr.
- Teamentwicklung: Ein starkes Team entwickelt sich nicht von selbst. Wer andere motivieren und inspirieren kann, bringt sein Team erst so richtig nach vorne.
- Netzwerkaufbau: Führungskräfte müssen in der Lage sein, wertvolle Beziehungen zu knüpfen und berufliche Netzwerke strategisch zu nutzen.
Wie Unternehmen ihre Talente optimal fördern
Aber wie gelingt es Unternehmen konkret, ihre High Potentials auf diese Herausforderungen vorzubereiten? Drei zentrale Ansätze:
1. Gezieltes Leadership-Tracking
Der Förderungswillen von Talenten reicht nicht aus. Ihre Entwicklung muss systematisch erfolgen und messbar gemacht werden. Mit klar definierten Zielen, etwa im Bereich der Teamführung oder Kommunikationsstärke, können Unternehmen sicherstellen, dass ihre High Potentials die nötigen Fortschritte machen, um in Zukunft Verantwortung zu übernehmen.
2. Emotionale Intelligenz fördern
Oft werden talentierte Mitarbeiter aufgrund ihrer fachlichen Stärken zu High Potentials erklärt. Doch gerade die emotionale Intelligenz ist ein Bereich, in dem viele Führungskräfte dann doch Defizite aufweisen. Unternehmen sollten dahingehen Programme schaffen, die gezielt Selbstreflexion und Feedbackkultur fördern, um Empathie und Selbstwahrnehmung zu schulen.
3. Lernbereitschaft kultivieren
Der Übergang von einer spezialisierten Rolle hin zur Führungskraft erfordert Offenheit für neue Denkweisen und Erfahrungen. High Potentials müssen lernen, ihre fachlichen Stärken zu erweitern und bereit sein, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Unternehmen sollten ihren Talenten nicht nur die Möglichkeit geben, Risiken einzugehen, sondern sie auch aktiv dazu ermutigen. Einfach mal machen lassen lautet die Devise.
Mit Empathie und Strategie zu nachhaltigem Führungserfolg
Die Entwicklung von High Potentials ist mehr als eine Personalmaßnahme – es ist eine Investition in die Zukunft des Unternehmens. Diese aufstrebenden Talente müssen lernen, individuelle Erfolge hinter sich zu lassen und sich auf das Wohl des Teams zu konzentrieren. Sie müssen zwischenmenschliche Beziehungen pflegen und den Weitblick entwickeln, den es braucht, um langfristig erfolgreich zu sein. Unternehmen, die diesen Prozess aktiv begleiten und ihren Talenten die nötigen Werkzeuge an die Hand geben, schaffen die Basis für eine starke Führungsebene – und damit für nachhaltigen Erfolg.