Wenn Unternehmen auf Mitarbeitende toxisch, ineffizient und frustrierend wirken, liegt das oft an der Führungsetage. Eine lange Ursachenanalyse braucht es meist nicht – ein Blick auf die Vorgesetzten reicht.

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Woran erkennt man destruktive Vorgesetzte?

Man fragt sich manchmal, wie bestimmte Führungskräfte überhaupt in ihre Position gekommen sind. Klar ist: Wer Teams ohne vorherige Begleitung, Feedback oder Führungstraining leitet – und dabei Macht, Kontrolle und Dominanz als normale Führungsinstrumente versteht, schafft den Nährboden für destruktives Verhalten.

Denn genau hier beginnt destruktive Führung: bei einem autoritären Rollenverständnis, gepaart mit Selbstüberschätzung, Kommunikationsschwäche, Entscheidungsvermeidung und einem Hauch Egozentrik. Das Ergebnis ist ein Führungsverhalten, das nicht nur ineffektiv, sondern brandgefährlich ist. Es zermürbt Mitarbeitende, treibt Talente aus dem Unternehmen, gefährdet die psychische Gesundheit und ruiniert am Ende das Arbeitgeberimage.

Wie gelangen destruktive Persönlichkeiten in Spitzenpositionen?

In vielen Unternehmen zählen Fachkenntnisse mehr als Führungskompetenz. Das Ergebnis: Menschen werden in Positionen befördert, obwohl ihnen jede Eignung zur Führung fehlt – das Peter-Prinzip in Reinform. Führung ist aber kein Nebenjob, sondern eine Fähigkeit, die erlernt, entwickelt und kritisch reflektiert werden muss. Wer glaubt, dass ein Top-Fachkraft automatisch ein guter Vorgesetzter ist, irrt gewaltig.

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Zahlen aus der Gallup-Studie zeigen, wie dramatisch die Lage ist:

  • Nur 9 % der Beschäftigten fühlen sich emotional mit ihrem Arbeitgeber verbunden – historischer Tiefstand.
  • 78 % machen nur noch Dienst nach Vorschrift.
  • Nur 21 % vertrauen ihrem Vorgesetzten uneingeschränkt – ein Minus von 20 Prozentpunkten in nur fünf Jahren.

Die Ursachen? Schlechte Führung, fehlende Wertschätzung, wachsendes Misstrauen. Führung ist längst zur Überlebensfrage geworden.

Wie lässt sich destruktive Führung erkennen?

Nur weil ein Vorgesetzter vielleicht sympathisch wirkt, ist er noch lange nicht führungsfähig. Es gibt klare Anzeichen, die auf destruktives Verhalten hindeuten:

  • Mikromanagement: Kontrolle statt Vertrauen.
  • Demütigung pur: Mitarbeitende werden vor anderen bloßgestellt.
  • Entscheidungsvermeidung: Projekte versanden, weil niemand Verantwortung übernimmt.
  • Schuldzuweisungen: Fehler werden dem Team zugeschoben.
  • Fehlendes Feedback: Weder Lob noch konstruktive Rückmeldung.
  • Stimmungsschwankungen: Heute freundlich, morgen cholerisch.
  • Bevorzugung Einzelner: Leistung zweitrangig, Nähe zählt.
  • Ideenklau: Hamstert die Lorbeeren seiner Mitarbeitenden ein.
  • Unklare Kommunikation: Viel Gerede, keine klare Richtung.
  • Angst statt Vertrauen: Fehler kosten Karriere.

Was macht destruktive Führung so gefährlich?

Destruktive Führung ist also kein einmaliger Ausrutscher – keinen schlechten Tag haben. Sie wirkt systemisch – wie ein schleichendes Gift. Wer permanent blockiert wird, verliert jeden Funken Motivation. Fehlende Wertschätzung erzeugt Stress, Angst und im schlimmsten Fall Burnout. Talente gehen, Low Performer bleiben. Es entsteht ein Teufelskreis aus Fluktuation, Stillstand und wachsendem Misstrauen. In so einem Klima ersticken Ideen, Innovation bleibt aus.

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Für Unternehmen wird das richtig teuer. Laut Harvard Business School verursacht ein toxischer Mitarbeiter doppelt so viel Schaden wie ein Top-Performer Gewinn bringt. Der sogenannte „Two-to-One-Effekt“ zeigt: Es lohnt sich in erster Linie sogar mehr, destruktive Persönlichkeiten im Unternehmen loszuwerden, als neue Talente zu jagen.

Was hilft bei destruktiver Führung?

Wer unter destruktiver Leitung leidet, hat grundsätzlich drei Handlungsmöglichkeiten: den Jobwechsel, ein klärendes Gespräch oder das Ausharren. Jede Option will gut überlegt sein.

Sinnvolle Schritte können sein:

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  • Ein sachliches Feedback-Gespräch mit konkreten Beispielen

  • Austausch mit Kollegen, HR oder dem Betriebsrat, um Rückhalt zu bekommen

  • Dokumentation kritischer Vorfälle zur Absicherung

  • Emotionale Abgrenzung, um die eigene Gesundheit zu schützen

  • Bei anhaltender Belastung: der bewusste Schritt zur Kündigung

Was Unternehmen gegen destruktive Führung tun müssen

Führung ist kein Talent – sie ist ein Handwerk. Unternehmen müssen Führungsqualität messen, entwickeln und ernst nehmen. Fachwissen allein reicht nicht. Führungskräfte gestalten Kultur, prägen Vertrauen, treiben Leistung. Wer hier spart, riskiert Kündigungen, Stillstand – und ein beschädigtes Unternehmensimage.

Und dennoch: Bei all den negativen Folgen haben destruktive Chefs einen unbeabsichtigten Vorteil. Sie bleiben als abschreckendes Beispiel so präsent, dass viele Nachwuchsführungskräfte sich schwören, es besser zu machen.

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