In Deutschland messen viele Menschen der Arbeit einen hohen Stellenwert bei. Welche auch immer deine Gründe dafür sein mögen, zu schuften wie ein Ochse – das Ergebnis wird immer dasselbe sein: ein Burnout-Syndrom oder andere stressbedingte psychische und physische Erkrankungen.

Kurzfassung

  • Burnout ist eine Depression, welche aus übermäßiger Belastung resultiert und glücklicherweise heilbar ist.
  • Menschen mit beginnendem Burnout-Syndrom neigen dazu, sich noch mehr in die Arbeit zu stürzen.
  • 14 Ursachen für Burnout

Burnout-Syndrom Ursachen

Das sogenannte Burnout-Syndrom ist beinahe zur neuen Modekrankheit geworden. Jeder, der etwas auf sich hält, hat in seinem Leben schon einmal unter „Burnout“ gelitten. Viele Menschen werfen mit der Bezeichnung wild um sich und tragen sie wie einen Orden à la „Seht, wie fleißig ich bin!“.

Personen, die hingegen wirklich schon einmal an einem behandlungsbedürftigen Burnout gelitten haben und dadurch außer Gefecht gesetzt – sprich arbeitsunfähig, vielleicht sogar unfähig, den privaten Alltag zu bestreiten – waren, gehen vorsichtiger mit der Diagnose um. Sie wissen, dass ein Burnout-Syndrom nichts mit Fleiß zu tun hat, dass es kein Grund zum Prahlen ist und mehr als nur die Wochenenderschöpfung nach einer anstrengenden Arbeitswoche.

In der Regel handelt es sich beim Burnout-Syndrom um eine Depression, welche aus übermäßiger Belastung resultiert und glücklicherweise heilbar ist. „Nur“ viel Arbeit ist dabei in den seltensten Fällen der Auslöser für die Erkrankung. Stattdessen kommen meist mehrere Belastungsfaktoren zusammen, wie beispielsweise

  • Druck bei der Arbeit
  • Ehekrise
  • Pflegebedürftige Angehörige
  • Erbstreitigkeiten
  • Schlafmangel (z.B. durch Schreibaby)
  • Konflikte im Job
  • Beruflicher Misserfolg
  • Mobbing
  • u. v. m.

Wer hingegen „nur“ viel arbeitet, leidet meist eher unter physischen Auswirkungen der Belastung, welche bis hin zum Tod durch Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können.

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Zwar geht auch das Burnout-Syndrom mit körperlichen Beschwerden wie Migräne, Rückenschmerzen, Schwindel oder anderen Symptomen einher, jedoch gibt es stets auch mindestens eine psychische Belastung, wie beispielsweise das bereits erwähnte Mobbing.

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Menschen mit beginnendem Burnout-Syndrom neigen dazu, sich noch mehr in die Arbeit zu stürzen oder den Druck, das „alte Leistungslevel“ beibehalten zu können, stetig zu erhöhen. Dinge wie die Arbeit, welche ihnen früher Spaß und Motivation geschenkt haben, werden zunehmend zur Last. Erste körperliche Zipperlein machen sich bemerkbar und die Angst, bevorstehende Herausforderungen nicht meistern zu können, baut zusätzlichen Druck auf. Dennoch gönnen sich nur wenige rechtzeitig die dringend notwendigen Entspannungszeiträume zum Genesen. Stattdessen rasen sie „fleißig“ in das Burnout-Syndrom und die damit verbundene Arbeitsunfähigkeit. 

14 harte Gründe für Burnout

1. Existenzängste

Wir Deutschen leben stets in der Angst, unseren finanziellen Wohlstand zu verlieren und wieder mit nichts dazustehen – wie damals in der Nachkriegszeit. Und auch, wenn die jungen Generationen diese schweren Zeiten nicht miterlebt haben, hat sich diese Angst tief in unserer Gesellschaft verankert und so von Generation zu Generation vererbt.

Nicht ohne Grund wird in anderen Kulturen bereits ironisch der Begriff der „German Angst“ verwendet. Wohl kaum ein anderes Volk ist in allen Belangen so ängstlich, kritisch und vorsichtig wie wir Deutschen. Gleichzeitig ist das auch die Ursache für die positiv bewerteten „Deutschen Tugenden“ wie Fleiß und Disziplin. Genau diese sind es aber, welche viele Personen früher oder später in das Burnout-Syndrom treiben. Denn wenn die Motivation für die Arbeit nicht aus Freude, Sinnhaftigkeit oder höheren Zielen resultiert, sondern aus Existenzängsten, handelt es sich um einen sehr negativen Stress, der schnell Spuren auf der körperlichen oder psychischen Gesundheit hinterlässt.

2. Angst vor einem Jobwechsel

Die größte Angst im Beruf ist demnach jene vor der Arbeitslosigkeit. Viele Arbeitnehmer verbinden mit der arbeitgeberseitigen Kündigung einen sozialen Abstieg oder befürchten, keinen (ebenso guten) neuen Job zu finden. Diese Angst ist in den meisten Fällen absolut unbegründet, führt aber zunehmend dazu, dass Arbeitnehmer sich durch den Arbeitgeber ausbeuten lassen – oder sich aus Angst vor einer Kündigung selbst ausbeuten.

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3. „Was-wäre-wenn“-Szenarien

Überhaupt sind die meisten Ängste der Deutschen absolut unbegründet. Dennoch lieben wir es, uns in „Was-wäre-wenn“-Szenarien zu verstricken – und meistens handelt es sich dabei um unrealistische Horrorszenarien, welche die Angst nur verstärken und dadurch einen wahren Teufelskreis ins Leben rufen. Doch auch mit positiven Szenarien kannst du dir selbst schaden. Zumindest, wenn diese ebenso unrealistisch sind. Viele Menschen machen nämlich den Fehler, zu denken: Wenn ich…

  • … reich wäre, wäre ich glücklich.
  • … beruflich erfolgreich wäre, würden Frauen mich als attraktiver empfinden.
  • … mich anstrenge, werde ich schneller befördert.

Diese sind nur einige Beispiele für „Was-wäre-wenn“-Szenarien, welche in der Realität mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals eintreten und wenn, dann einen anderen als den gewünschten Effekt mit sich bringen werden. Höre also auf, ständig über die Zukunft nachzudenken und darüber, was sein könnte, wenn…

4. Einsamkeit

Es gibt aber auch Menschen, welche schlichtweg nichts Besseres zu tun haben als zu arbeiten. Sie haben keine Familie, keine bis wenig Freunde und fristen ein Dasein als Einzelgänger. Wer sich einsam fühlt, tendiert deshalb dazu, sich in die Arbeit zu stürzen. Dort gibt es Beschäftigung, Ablenkung von den Einsamkeitsgefühlen und soziale Kontakte – bestenfalls sogar Anerkennung und Wertschätzung. Leider handelt es sich dabei häufig um ein Ei-Henne-Problem: Menschen, die viel arbeiten und erfolgreich sind, vereinsamen mit höherer Wahrscheinlichkeit.

Die Einsamkeit führt aber wiederum dazu, dass die Betroffenen mehr arbeiten. Dieser Kreislauf „funktioniert“ so lange, bis du im Burnout landest. Und dann trifft dich die Einsamkeit besonders hart. Mache deshalb lieber manchmal früher Feierabend und suche dir ein Hobby oder pflege deine Freundschaften.

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5. Überengagement

Gerade Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger tendieren zum Überenagegement. Endlich sind die Jahre der finanziellen Knappheit und des Prüfungsdrucks vorbei und sie möchten voll „durchstarten“. Wer sich gleich zu Beginn dem Arbeitgeber beweist, steigt schneller und höher auf. Es winken Anerkennung, Macht und vor allem Geld. Und auch Selbstständige opfern sich für ihr Unternehmen häufig – gerade zu Beginn – komplett auf. Natürlich ist Engagement ein wichtiger Erfolgsfaktor. Doch bei dauerhaftem Überengagement folgt auf den raketenhaften Höhenflug meist ein umso tieferer Fall, beispielsweise ins Burnout-Syndrom.

6. Ablehnung von Hilfe

Dieser Enthusiasmus führt dazu, dass die Betroffenen jede Hilfe Dritter ablehnen. Sie denken, sie könnten dauerhaft eine 48-Stunden-Woche, die Erziehung dreier Kinder, die Pflege der erkrankten Eltern und die Trainerrolle im Fußballverein übernehmen. Burnout? Das kriegen nur andere! Dabei handelt es sich aber um einen Trugschluss, denn das Burnout-Syndrom

Diese Einstellung führt zudem dazu, dass sich Betroffene auch hinsichtlich ihrer Erkrankung erst sehr spät Hilfe suchen, beispielsweise bei einem Psychotherapeuten – und dann ist es leider oft bereits zu spät, sodass sich eine längere Arbeitsunfähigkeit nicht mehr verhindern lässt.

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7. Arbeiten ohne Pausen

Doch die meisten Betroffenen lehnen nicht nur Hilfe ab, sie lassen auch Pausen sausen – seien es die fünfminütigen Kaffeepausen am Morgen, die Mittagspause oder auch eine Woche Urlaub. Manchmal werden dabei sogar die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen missachtet. Pausen sind aber nicht nur im rechtlichen Sinne obligatorisch, sondern auch zwingend notwendig, um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.

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Pausen sind übrigens nur dann wirkungsvoll, wenn du nicht nur körperlich, sondern auch geistig abschalten kannst. Aus diesem Grund solltest du die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten stark einschränken. Viele Burnout-Kandidaten sind nämlich sogar beim Strandurlaub für den Arbeitgeber erreichbar und so bleibt der Kopf stets beim Job – selbst bei tausenden Kilometern Entfernung. Die Digitalisierung trägt deshalb ebenso einen großen Teil zu den steigenden Burnout-Fällen bei.

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8. Freizeitstress

Wer so viel arbeitet, der hat sich auch ein wenig Ablenkung in der Freizeit verdient, oder? Nach diesem Motto scheinen jedenfalls viele Menschen heutzutage zu leben. D versuchst anscheinend, all das nachzuholen, was du während der 40-, 50- oder 60-Stunden-Arbeitswoche „verpasst“ hast. Dementsprechend durchgeplant ist auch die Freizeit und es geht von Termin zu Termin, vom Familienbesuch zum Sporttraining und anschließend auf ein Bier mit den Kumpels. Leider ist dieser Freizeitstress eben auch Stress und dementsprechend schädlich für Menschen, welche sich ohnehin auf dem besten Weg in ein Burnout-Syndrom befinden.

9. Geringes Selbstbewusstsein

Viele Menschen ackern sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode, um sich selbst oder ihrem sozialen Umfeld etwas zu beweisen. Sie leiden unter einem geringen Selbstbewusstsein und denken, sie würden sich durch beruflichen Erfolg, Reichtum oder Anerkennung im Job eines Tages besser fühlen.

Sobald sie jedoch merken, dass sie ihre selbst gesteckten – und in der Regel völlig überzogenen – Ziele nicht erreichen können, nagt das erneut am Selbstbewusstsein und dadurch ergibt sich eine Abwärtsspirale, welche geradewegs ins Burnout führt.

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10. Probleme wälzen

Manche Leute können oder wollen auch schlichtweg nicht alleine sein. Das hat nichts mit der bereits erwähnten Einsamkeit zu tun, sondern damit, dass sie dann in Gedankenschleifen verfallen. Viele Personen neigen dazu, sobald sie zur Ruhe kommen, ihre Probleme zu wälzen und zu grübeln – eventuell sogar so stark, dass sie nicht mehr richtig schlafen können.

Eine solche Problematik kann bereits auf eine beginnende Depression oder ein Burnout-Syndrom hinweisen. Die Reaktion der Betroffenen ist es meist, solche Situationen – sprich das Alleinsein – zu meiden und sich mit Arbeit abzulenken. Dadurch werden ihre Probleme aber noch größer, sie benötigen noch mehr Ablenkung und immer so weiter. Auch hier wäre sie also wieder, die Abwärtsspirale in Richtung Burnout.

11. Falsche Erziehung

Wenn Menschen sich ins Burnout schuften, kann daran auch eine falsche Erziehung schuld sein. Solchen Persönlichkeitstypen wurde von ihren Eltern häufig bewusst oder unbewusst vermittelt, sie seien nur durch Leistung etwas „wert“. Haben sie eine Eins nach Hause gebracht oder eine Medaille im Sport geholt, wurden sie von ihren Eltern gelobt, gefeiert oder überhaupt erst „geliebt“. Ein solches Verhalten brennt sich im Kindes- und Jugendalter ein und entsprechende Muster im Erwachsenen leben zu durchbrechen, ist denkbar schwierig.

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12. Ungeduld bezüglich Erfolg

Geduld ist bekanntlich eine Tugend und ein wichtiger Erfolgs-, Glücks- und Gesundheitsfaktor im Job. In der Regel kommt Erfolg nicht über Nacht, sondern durch stetige Leistung und geduldiges Warten. Dementsprechend wichtig ist es, deine Kräfte zu schonen, damit du auch bis zum Erfolg durchhalten und nicht bereits vorher in das Burnout „abrutschst“.

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13. Erfolg mit Glück gleichsetzen

Überhaupt machen viele Menschen den Fehler, diesem „Erfolg“ aus völlig falschen Gründen nachzurennen. Gerade, wenn sie erste Anzeichen einer Depression beziehungsweise eines Burnout-Syndroms bei sich feststellen, denken sie, der ersehnte Erfolg würde sie eines Tages glücklich machen. Doch selbst, wenn sie es so weit schaffen sollten, ist das in der Regel nicht der Fall. Eine Studie der Harvard University belegt nämlich, dass es schlussendlich einzig und allein die Qualität der sozialen Beziehungen ist, welche über das Glück oder Unglück einer Person entscheidet.

14. Erfolg mit Attraktivität gleichsetzen

Ebenso setzen viele Menschen Erfolg mit Attraktivität gleich und denken, durch einen hohen beruflichen Status oder Geld würden sie beliebter werden oder bei den Männern beziehungsweise Frauen auf einer attraktiven Ebene besser „ankommen“. Auch das ist nur in geringem Ausmaß wahr.

Einerseits handelt es sich bei solchen Beziehungen nämlich um sehr oberflächliche und andererseits wären diese ohnehin schnell wieder vorbei, sobald du erste gesundheitliche Probleme bis hin zum Burnout hast. Also frage dich ehrlich: Würdest du Freunde oder Liebespartner haben wollen, die dich nur aufgrund des beruflichen Erfolges oder des Geldes wegen mögen? Die Antwort dürfte auf der Hand liegen!

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