Die Arbeitswelt ist im ständigen Wandel, was sich besonders in den Bewerbungsverfahren zeigt. Welche neuen Ansprüche stellen Bewerber an ihre potenziellen Arbeitgeber, und welche Anforderungen haben Unternehmen heute an ihre Jobkandidaten?
Das Wichtigste in Kürze
- Gründe für die wachsende Veränderung sind vor allem technische Fortschritte, aber auch gesellschaftliche Krisensituationen.
- Unternehmen setzen vermehrt auf Softskills, anstatt Hardskills.
- Im Bewerbungsgespräch sollten Softskills am besten subtil vermittelt werden. Nicht mit der Tür ins Haus fallen.
- Da viele Unternehmen unter dem Fachkräftemangel leiden, müssen diese attraktivere Arbeitsumgebungen schaffen. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und eine gute Work-Life-Balance sollten zum Standard gehören.
Diese Ansprüche haben junge Bewerber heutzutage an ihren Arbeitgeber
In vielen Bereichen herrscht immer noch akuter Fachkräftemangel und viele Unternehmen suchen verzweifelt nach Personal, es herrscht regelrecht Personalnot. Dementsprechend sitzen stellenweise sogar die Bewerber am längeren Heben, Stichwort: Bewerbermarkt. War dies noch vor zehn Jahren genau andersrum, so stellen jetzt vor allem viele junge Bewerber Anforderung an ihren zukünftigen Arbeitgeber in den Bewerbungsverfahren.
Vor allem die Generation-Z ist es, die folgende Dinge als Grundlage für einen Job ansieht:
- Keine unbezahlten Überstunden.
- Flexible Arbeitszeiten.
- Möglichkeiten für Homeoffice.
- Eine ausgewogene Work-Life-Balance.
- Ausreichend Urlaubstage pro Jahr.
- Eine gute Bezahlung.
- Attraktive Benefits
Viele alteingesessenen Personaler schlagen die Hände über dem Kopf erklären diese Forderungen für absolut dreist und stellenweise unrealistisch. Doch sind wir mal ganz ehrlich. Das alles sind Dinge, die eigentlich normal sein sollten.
Die Arbeitswelt entwickelt sich und nur weil vor allem junge Bewerber mehr Dinge fordern, welche für ein besseres Arbeitsumfeld beitragen sollen, heißt das nicht direkt, dass es sich dabei um „faule Nichtsnutze“ handelt. Das zumindest behaupten ja gerne viele Menschen der Generation 50+, wenn sie solche Forderungen hören. Doch schauen wir uns einmal die andere Seite an. Was fordern eigentlich Arbeitgeber zurzeit?
Ansprüche von Unternehmen an ihre Jobkandidaten
Es sind nicht nur die Ansprüche der Bewerber, die steigen, auch die Anforderungen von Unternehmen haben sich in den letzten Jahren stark verändert.
War es vor einigen Jahren noch so, dass Personaler großen Wert auf Hardskills gelegt haben, so sind es heutzutage primär die Softskills, welche in den Bewerbungsverfahren zählen. Also Softskills werden Fähigkeiten bezeichnet, die erst einmal nicht in direkter Verbindung mit deiner ausgeführten Tätigkeit stehen. Es geht vielmehr um allgemeine Kompetenzen, wie beispielsweise:
- Teamfähigkeit.
- Verantwortungsbewusstsein.
- Belastbarkeit.
- Hohe Frustrationstoleranz.
- Entwicklungswillen
- Vor allem in sozialen Berufen: Einfühlungsvermögen.
Ansprüche verändern sich auch durch Krisenzeiten
Doch warum verändern sich die Ansprüche von Unternehmen an Bewerbern und umgedreht? Da gibt es sehr viele Gründe und Einflussfaktoren für. Ein wichtiger Faktor ist dabei jedoch eine Krisensituation.
Denn nicht nur im gesellschaftlichen Kontext, auch im beruflichen Umfeld sind solche Auswirkungen direkt zu spüren. So sind es hier beispielsweise die veränderten Anforderungen von Unternehmen an Bewerbern, dass vermehrt Wert auf Softskills gelegt wird, bei der Auswahl eines Bewerbers.
Nehmen wir als Beispiel die Frustrationstoleranz. Krieg in Europa, Klimakrise, Insolvenzen und steigende Kosten, all das kann durchaus ziemlich frustrierend für die meisten Menschen sein. Dementsprechend sind gerade im Beruf hohe Frustrationstoleranzen wichtige Eigenschaften, die Bewerber mitbringen sollten. Denn wenn du aus Frust ein wichtiges Projekt in den Sand setzt oder einfach aufgibst und dein Team hängen lässt, kann durchaus ein großer finanzieller Schaden für das Unternehmen entstehen.
Deine Softskills richtig vermarkten
Doch wie punktest du mit deinen Softskills richtig beim Personaler? Wenn du beispielsweise im Bewerbungsgespräch für einen Programmierer-Job bist, solltest du also nicht bloß aufzählen, welche Programmiersprachen du gut beherrschst oder wie du mit ChatGPT in der Hinsciht effizienter arbeitest, sondern auch deine Softskills hervorheben.
Dies machst du am besten auf eine indirekte Weise, anstatt die oben genannten Punkte der Liste einfach abzuhaken. Du kannst anhand von Beispielen aus deinem vorigen Job subtil zeigen, dass du beispielsweise teamfähig oder verantwortungsbewusst bist.
Erzähle beispielsweise, dass du die Leitung eines großen IT-Projekts übernommen hast, welches in einer sehr kurzen Zeit fertiggestellt werden musste – und dank guter Kommunikation mit deinem Team erfolgreich umgesetzt wurde. So wirkst du teamfähig, verantwortungsbewusst und zeigst, dass du auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahrst und damit auch belastbar bist.
Was Unternehmen tun können, um attraktiver zu werden
Abschließend zurück zum Thema Fachkräftemangel: Junge Bewerber haben heute höhere Anforderungen an Unternehmen. Sie akzeptieren nicht mehr alles, sondern suchen nach Sinn in ihrer Arbeit und wollen für einen Arbeitgeber arbeiten, der eine überzeugende Unternehmensvision lebt. Dementsprechend fehlt es an vielen Ecken und Enden an Personal. Die Frage lautet nun, was können Unternehmen tun, um attraktiver zu werden?
Die Antwort ist recht einfach. Sie sollten mit der Zeit gehen. Natürlich sollten sich Personaler von jungen Bewerbern nicht vollständig unterjochen lassen. Auf der anderen Seite sind die bereits genannten Forderungen nicht unbegründet und sollten durchaus ernst genommen werden. So ist nunmal der Zeitgeist
Eine ausgewogene Work-Life-Balance so wie die Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten, falls möglich, sollten heutzutage zu den Grundvoraussetzungen zählen. Auch die spezifische Förderung, Anerkennung der Individualleistung und eine angenehme Atmosphäre sind sehr wichtig.
Die Zeiten von ausgebrannten Boomern und einem Arbeitsumfeld, welches seine Mitarbeiter körperlich und mental zerstört, sind eindeutig vorbei. Eine Veränderung, die den ganz alten Hasen wahrscheinlich nicht immer passen wird, von einer rationalen und objektiven Seite aus betrachtet, jedoch eine äußerst positive Veränderung für alle Beteiligten.
Welche Faktoren siehst du als Ursache für die wachsenden Ansprüche von Bewerbern an ihre potenziellen Arbeitgeber, und wie sollten Unternehmen deiner Meinung nach darauf reagieren?