Arbeitnehmer wünschen sich weiterhin Entscheidungsfreiheit in Bezug auf ihren Arbeitsort. Viele Arbeitgeber tendieren aber dazu, Beschäftigte ins Büro zu zitieren. Hier kommen einige gute Gründe, die für Homeoffice sprechen.

Vor der Pandemie haben ungefähr 4,5 Millionen Beschäftigte im heimischen Büro gearbeitet, während es mittlerweile über 10 Millionen sein sollen. Nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom e. V. hätten etwa 23,3 Millionen Beschäftigte einen Job, der sich für Homeoffice eignet. New Work führt dazu, dass hybrides Arbeiten selbstverständlich zu unserer neuen Arbeitswelt dazugehört. Dennoch stellt sich die Frage nach der zukünftigen Entwicklung, insbesondere im Kontext der zunehmenden Rezessionsängste: Wie geht es weiter?

In der Kritik: Warum Unternehmen Homeoffice ablehnen

Arbeitgeber befinden sich im Zwiespalt. Während einige von ihnen die Präsenzkultur bevorzugen und fürchten, dass die Unternehmenskultur durch Homeoffice verloren gehen könnte, sehen andere die Vorteile, zum Beispiel – besonders mit Blick auf eine drohende Rezession – weil Kosten für das Mieten von Gewerbeimmobilien und Bürofläche eingespart werden könnten. Aber: Auch Homeoffice verursacht für Arbeitgeber einige Kosten, wenn es beispielsweise um die technische Ausstattung von Arbeitnehmern geht.

Grundsätzlich gibt es viele Gründe, warum Unternehmen es ablehnen, Homeoffice anzubieten. Nach Absinken der Corona-Infektionszahlen trat zum Beispiel die Kritik auf, dass die gängigen Hygienemaßnahmen ausreichend seien und eine Pflicht zum Anbieten von Homeoffice überflüssig wäre. Weitere Gründe:

  1. Fehlendes Vertrauen: Arbeitgebern fällt es oft schwer, ihren Angestellten zu 100 Prozent zu vertrauen, wenn sie diese nicht vor sich haben. Ein drohender Kontrollverlust spricht deshalb gegen Homeoffice.
  2. Erschwerte Kommunikation: Der digitale Austausch zwischen Vorgesetzten und Arbeitnehmern ist heute zwar die Normalität. Dennoch verändert sich die Art der Kommunikation erheblich, wenn Führungskräfte sich nicht persönlich mit ihrem Team austauschen können. Auch die erschwerte Kommunikation ist deshalb ein Punkt, der gegen Homeoffice spricht.

Dennoch fordern viele Beschäftigte flexible Arbeitsmöglichkeiten, um sich den Weg zur Arbeit zu sparen, Familien- und Berufsleben besser zu vereinen und ihre Arbeitszeit eigenständig einteilen zu können. Wegen der Rezessionsängste liegt dennoch die Vermutung nahe, dass Arbeitnehmer fürchten, sich wieder den Wünschen der Unternehmen „beugen“ und ins Büro zurückkehren zu müssen. Nachrichten über Entlassungswellen machen in den Medien die Runde und schüren Ängste und Sorgen auf Arbeitnehmerseite.

Auch wenn die Homeoffice-Angebotspflicht entfällt und die Rezessionsängste real sind: Es sprechen einige gute Gründe dafür, dass Homeoffice auch im Jahr 2024 eine wichtige Rolle spielen wird.

Gründe, die im Jahr 2024 für Homeoffice sprechen

1. Recruiting: Größere Auswahl an Fachkräften

Viele Stellen bleiben unbesetzt, weil zum Beispiel spezielle Fähigkeiten oder Joberfahrung gefragt sind. Um Personalmangel zu bekämpfen und geeignete Fachkräfte zu finden, können Arbeitgeber, die Remote Work ermöglichen, aus einem insgesamt größeren Fachkräftepool wählen. Bekommen diese qualifizierten und potenzielle Arbeitnehmer die Möglichkeit, in ihrer jetzigen Heimat wohnen zu bleiben und ortsunabhängig zu arbeiten, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei einem Jobangebot zusagen.

Es wird auch in Zukunft also nicht nur ein Vorteil für Arbeitnehmer sein, von zu Hause aus arbeiten zu können. Auch wenn viele Arbeitgeber die Rückkehr ins Büro befürworten: Sie profitieren beim Rekrutieren, wenn sie Beschäftigten die Möglichkeit des ortsunabhängigen Arbeitens anbieten.

2. Arbeitnehmer: Mehr Engagement, mehr Produktivität und stärkeres Zugehörigkeitsgefühl

Eine bundesweite Studie zeigt Ergebnisse, die ebenfalls für die Zukunft von Remote Work und Homeoffice sprechen. Rund 37 Prozent der Befragten haben zum Beispiel mehr Engagement im heimischen Büro gezeigt, während 61 Prozent der Umfrageteilnehmer, die freiwillig von zu Hause aus arbeiten, sich dem Unternehmen zugehörig fühlen. Ergebnisse, die Arbeitgeber ermutigen dürften, weiterhin Homeoffice auf freiwilliger Basis anzubieten.

Auch eine zweijährige Studie unter der Leitung des Wissenschaftlers Nikolaus A. Bloom belegt die positiven Auswirkungen: Demnach hat Homeoffice unter den Studienteilnehmern zu einer Leistungssteigerung von insgesamt 13 Prozent geführt. Die Produktivität nahm zu.

3. Arbeitgebermarke: Imageschaden verhindern

Viele Beschäftigte sehen Remote Work und Homeoffice als Benefit. Laut statista wünschen sich sogar 73 Prozent der Befragten Entscheidungsfreiheit per Gesetz. Das heißt: Sie wollen selbst entscheiden, ob sie im Büro oder im Homeoffice arbeiten. Während Corona konnten Arbeitgeber erleben, was es heißt, loszulassen und Arbeiten in den heimischen vier Wänden zu ermöglichen.

Nachdem die Pflicht entfallen ist, Homeoffice anzubieten, arbeiten viele Arbeitnehmer wieder vor Ort. In den USA hat die „Great Resignation“ jedoch gezeigt: Wenn Beschäftigte „gezwungen“ waren, zurückkehren, haben sie eher darüber nachgedacht, den Job zu wechseln und ihrem Arbeitgeber den Rücken zugekehrt.

Und wer sich dazu entscheidet, zu gehen, geht nicht immer ohne Worte: Arbeitgeberbewertungsplattformen machen es möglich, ein Urteil zu hinterlassen. Der Entzug von Flexibilität und Entscheidungsfreiheit macht keinen guten Eindruck und schadet dem Unternehmensimage. Weil das Image eines Unternehmens heute von größerer Bedeutung für Arbeitnehmer ist, werden moderne Arbeitgeber weiterhin darauf achten, auf die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten einzugehen. Und dazu gehört zweifelsohne der Wunsch, flexibel und ortsunabhängig arbeiten zu können.

4. Fehltage: Arbeitnehmer, die im Homeoffice arbeiten, melden sich seltener krank

Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) sollen Homeoffice-Beschäftigte im Vergleich zu den Arbeitnehmern, die vor Ort arbeiten, weniger Fehltage haben. Auch diese Entwicklung spricht dafür, dass Arbeitgeber es ihren Angestellten ermöglichen sollten, vom heimischen Büro aus ihre Arbeitsleistung zu erbringen.

Mögliche Gründe für diese Entwicklung: Arbeitnehmer, die vor Ort arbeiten und mit verschiedenen Kollegen Kontakt haben, können sich eher mit Krankheiten infizieren. Zudem ist es denkbar, mit einer Erkältung auch von zu Hause aus zu arbeiten – anstatt sich gänzlich krankzumelden. Dennoch sei an dieser Stelle erwähnt, dass kranke Arbeitnehmer auch im Homeoffice Erholung benötigen, um wieder richtig fit zu werden.

Dennoch wichtig: Gefahren von Homeoffice nicht unterschätzen

Obwohl hybrides Arbeiten wichtiger wird und viele Beschäftigte sich in ihrem Heimbüro eingerichtet haben, sollten die Nachteile dieses Arbeitsmodells nicht unterschätzt werden. Dazu gehört vor allem die Vermischung von Privat- und Berufsleben, wenn beispielsweise das Abschalten und Entspannen schwerfällt. Wer in den eigenen vier Wänden arbeitet, tendiert möglicherweise eher dazu, eben mal schnell eine E-Mail zu verfassen oder ein Telefonat zu erledigen – obwohl schon längst Feierabend ist. Hinzu kommt manchmal auch das gesteigerte Bedürfnis, sich verfügbar melden zu müssen, um sich „produktiv“ zu zeigen. Denn im digitalen Zeitalter herrscht auch das unausgesprochene Gesetz, 24/7 erreichbar zu sein.

Die psychische Belastung steigt also grundsätzlich an: Laut AOK sollen sich zwar immer weniger Menschen krankmelden, wenn sie im Homeoffice tätig sind. Zugleich soll aber die mentale Belastung ansteigen. Das kann die Arbeitsleistung senken und zum Beispiel zu Burnout oder zu Depressionen führen.

Fazit

Viele Gründe sprechen dafür, dass Homeoffice Zukunft hat – denn die Flexibilisierung schreitet in der Arbeitswelt stetig voran. Arbeitnehmer wünschen sich Entscheidungsfreiheit. Sie möchten selbst festlegen, wann und wie sie arbeiten. Die Pandemie kann als eine Art „Testlauf“ erachtet werden: Arbeitgeber wurden quasi dazu gezwungen, dieses neue Modell auszuprobieren.

Auch wenn Beschäftigte wieder ins Büro zitiert werden, nachdem Arbeitgeber nicht mehr dazu verpflichtet sind, Homeoffice zu ermöglichen, sollte beachtet werden, dass das Bedürfnis nach Flexibilität, Freiheit und Work-Life-Balance bestehen bleibt und weiter wachsen wird.

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