Wir Menschen neigen zum Beschönigen. Klar, Kritik fühlt sich niemals gut an und würde ja bedeuten, dass wir an unserem Verhalten etwas ändern müssten – also Arbeit. Doch wenn du nach 50, 100 oder 200 Bewerbungen immer noch keine Jobzusage erhalten hast, wird es Zeit, die Märchenstunde zu beenden. Häufig lügen sich Arbeitssuchende nämlich in die eigene Tasche. Hier sind die sieben größten Irrtümer im Bewerbungsprozess – und wie es wirklich geht. 

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Den Kopf in den Sand stecken wäre zu einfach

Der Bewerbungsprozess ist stets eine aufregende Zeit. Egal, ob du unter Druck stehst oder dich locker flockig aus einem Angestelltenverhältnis nach einer besseren Alternative umsiehst, birgt eine Bewerbung stets auch die Gefahr von Zurückweisung.

Ebenso wie es beim Flirten schmerzt, wenn du einen Korb bekommst, fühlt sich auch jede Absage auf eine Bewerbung oder nach einem Vorstellungsgespräch an wie ein kleiner Stich ins Herz – oder besser gesagt ins Ego. Viele Bewerber neigen deshalb dazu, die Schuld woanders zu suchen, statt bei sich selbst. Sie stecken den Kopf in den Sand und beschönigen die Tatsachen. Die Zusage wird schon noch kommen!

Dass nicht direkt auf die erste Bewerbung ein neuer Arbeitsvertrag folgt, ist nicht ungewöhnlich. Auch bei drei, fünf oder zehn Bewerbungen kann es gut sein, dass schlichtweg noch nicht die passende Stelle für dich dabei war. Doch wenn auch auf dutzende oder sogar hunderte Bewerbungen keine Zusage folgt, vielleicht nicht einmal die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, solltest du dich selbst einmal auf den Prüfstand stellen: Mache vielleicht einen oder mehrere Fehler, welche die Personaler abschrecken? Fehlt es dir eventuell an wichtigen Qualifikationen? Oder bewirbst du dich sogar auf die „falschen“ Stellenausschreibungen?

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Die sieben größten Irrtümer von Bewerbern

Natürlich kann deine Flaute auch im Außen begründet sein. Doch bei so vielen Enttäuschungen hintereinander liegt es nahe, dass du zumindest teilweise mitverantwortlich bist. Auch wenn es schmerzt, ist es Zeit, den Kopf aus dem Sand zu ziehen und sich in Selbstkritik zu üben. Nur so kannst du dich verbessern – und deine Bewerbungen erfolgreicher gestalten. Hier sind die häufigsten Lügen, die sich Arbeitssuchende gerne selbst auftischen:

Irrtum #1: Je mehr Bewerbungen, umso besser!

Viele Jobsuchende schicken so viele Bewerbungen wie möglich raus – Masse statt Klasse. Nach dem Motto: „Je mehr, desto besser.“ Doch tatsächlich stehen deine Chancen viel besser, wenn du weniger, aber dafür spezialisierte Bewerbungen schreibst und in diese Zeit und Sorgfalt investierst. Vielleicht belegst du sogar ein Seminar oder eine Weiterbildung, um deine Qualifikationen in deiner „Nische“ weiterzuentwickeln. Wer hingegen 50 oder 100 Bewerbungen versendet, muss bei der Qualität zwangsläufig Abstriche machen. Ein guter Personaler erkennt Massenbewerbungen sofort – und deine Bewerbungsunterlagen landen direkt im Papierkorb. Setze also in Zukunft wieder auf Qualität statt Quantität.

Irrtum #2: Ehrlichkeit hat lange Beine!

Du kennst das Sprichwort:

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„Lügen haben kurze Beine!“

Dass Lügen im Bewerbungsprozess nur in Ausnahmefällen erlaubt sind und Authentizität für dein persönliches Wohlbefinden im Job unerlässlich ist, so viel scheint klar.

Doch es ist ein schmaler Grat zwischen Unehrlichkeit und zu viel des Guten. Du musst dich schließlich immer noch im besten Licht präsentieren, um dich gegen die Konkurrenz durchsetzen zu können. Auch der Arbeitgeber wird hier und dort ein wenig beschönigen:

  • Die Arbeitsatmosphäre? Natürlich super!
  • Deine Aufstiegschancen? Exzellent!
  • Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens? Wir schwimmen quasi im Geld!

Auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt. Halte also auch du dich an das Prinzip „so ehrlich wie nötig, so positiv wie möglich„.

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Irrtum #3: Geduld ist eine Tugend!

Jeder Bewerbungsprozess bedeutet auch: Warten! Auf eine Rückmeldung, eine Einladung zum Vorstellungsgespräch und die Zu- oder Absage. Geduld ist eine Tugend und tatsächlich gilt auch bei der Jobsuche nicht selten:

„Was lange währt, wird endlich gut!“

Doch wer nur Däumchen dreht und keinerlei Eigeninitiative zeigt, wird noch sehr lange auf einen Job warten – vergebens. Beim Unternehmen bereits nach einem Tag nachzuhaken, hinterlässt einen ebenso schlechten Eindruck wie sich nach Einsendung der Bewerbungsunterlagen oder einem Vorstellungsgespräch überhaupt nicht mehr zu melden.

Frage in letzterem Fall am Ende des Gesprächs einfach, ab wann du mit einer Benachrichtigung rechnen kannst. Ist diese Frist um zwei oder mehr Tage verstrichen, rufe an oder sende eine freundliche E-Mail. Solltest du nach Einsendung der Bewerbungsunterlagen oder einer persönlichen Vorstellung keinerlei Reaktion erhalten, warte rund sieben bis 14 Tage ab und frage dann aktiv nach.

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Ansonsten läufst du Gefahr, mit der Warterei eine Menge wertvolle Zeit zu vergeuden, obwohl die Stelle vielleicht längst vergeben ist. Geduld kann dich im Berufsleben zwar weit bringen, doch im Bewerbungsprozess ist sie nicht immer der beste Ratgeber. Es kann schließlich nicht schaden, mehrere Eisen im Feuer zu haben, statt auf die Rückmeldung für den einen vermeintlichen Traumjob zu warten, welche niemals eintreffen wird.

Irrtum #4: Manchmal muss ich eben in den sauren Apfel beißen!

Wer sich aus der Arbeitslosigkeit heraus bewirbt, steht häufig besonders unter Druck. Eine Lücke im Lebenslauf macht sich nie gut und auch finanziell wird es irgendwann kritisch. Also nehmen viele Bewerber einfach irgendeinen Job an – besser als keinen, oder? Falsch!

Natürlich kann eine Anstellung zur Überbrückung dienen. Doch verbleiben viele Menschen dann aus Bequemlichkeit, Zeitmangel oder mangelndem Selbstvertrauen in diesem Job, den sie eigentlich nie wollten – und sehen sich nicht mehr nach Alternativen um. Vor allem, wenn der neue Arbeitsvertrag mit einem großen Aufwand einhergeht, einem Umzug beispielsweise, sollte er deshalb gut durchdacht sein. Denn wenn du dauerhaft Tag für Tag in einer Arbeitsstelle verbringst, die dir Bauchschmerzen bereitet, wirst du früher oder später unglücklich und krank – garantiert!

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Eine Überbrückungslösung ist es niemals wert, deine wertvolle Lebenszeit zu verschwenden und deine Gesundheit zu riskieren. Sie sollte deshalb – wenn überhaupt – eine solche bleiben und nicht zur Dauerlösung werden.

Irrtum #5: Die sollen froh sein, wenn sie mich kriegen!

Beinahe ebenso schädlich für deinen Bewerbungsprozess ist der gegenteilige Irrtum: Statt „Ich beiße in den sauren Apfel und bin froh, überhaupt einen Job zu bekommen“, heißt es dann „Der Arbeitgeber soll dankbar sein, wenn er mich als Arbeitskraft rekrutieren kann“. Selbstbewusstsein hin oder her – nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel davon ist Gift für deine Jobchancen. Selbst in von Fachkräftemangel betroffenen Branchen und einer dementsprechend guten Verhandlungsposition ist Arroganz fehl am Platz. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.

Überheblichkeit wirkt nicht nur unsympathisch, sondern sorgt auch bewusst oder unbewusst dafür, dass du dich weniger Mühe mit den Bewerbungsunterlagen beziehungsweise beim Vorstellungsgespräch geben. Sie zeugt zudem von fehlenden sozialen Kompetenzen.

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Fachkräftemangel? Auf einen solchen Bewerber verzichten die Personaler trotzdem freiwillig. Er würde mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin nur für Konflikte sorgen und seine Motivation lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Finde daher das richtige Maß aus Selbstvertrauen und Bescheidenheit – dich selbst, deinen Jobchancen und deinem sozialen Umfeld zuliebe.

Irrtum #6: Motivation ist nicht so wichtig!

Das Stichwort „Motivation“ ist schon mehrmals gefallen. Dabei ist sie doch gar nicht so wichtig? Hier hätten wir ihn: Den sechsten Irrtum auf unserer Liste der häufigsten Selbstlügen von Bewerbern. Natürlich sind Hard und Soft Skills, deine Berufserfahrungen, Qualifikationen & Co im Bewerbungsprozess wichtig. Doch mindestens ebenso bedeutend ist deine persönliche Motivation.

Denn jeder erfahrene Personaler weiß: Ein hoch motivierter Mitarbeiter kann alles lernen. Und Lernbereitschaft ist die wichtigste Eigenschaft in unserer schnelllebigen Welt. Da werden selbst fehlende Kompetenzen oder mangelndes Knowhow in Rekordzeit aufgeholt.

Andersherum wird ein unmotivierter Mitarbeiter niemals herausragende Leistungen erbringen, da kann sein Lebenslauf noch so beeindruckend sein. Lasse dich also nicht davon abschrecken, dass in der Stellenausschreibung fünf Anforderungen aufgelistet sind, du aber nur drei oder vier davon erfüllst. Konzentriere dich lieber auf deine Motivation. Frage dich, weshalb du diesen Job unbedingt möchtest und formuliere diese Gründe glaubhaft im Bewerbungsprozess. Vielleicht belegst du sogar extra ein Seminar oder eine Weiterbildung, um deine Aussagen mit Beweisen zu untermauern. Auch hier gilt aber natürlich: Bleibe ehrlich!

Lese-Tipp:Bewerbungsmarathon: So bleibst du motiviert und fokussiert

Es bringt nichts, wenn du dem Personaler Motivation vorspielst, innerlich aber beim Gedanken an den Job schauderst. Frage dich lieber: „Bei welcher Stellenanzeige ist meine Motivation besonders hoch?“ und konzentriere dich auf diese, wie bereits in Punkt #1 genannt.

Ausschreibungen, bei welchen du deine Motivation vergeblich suchst, kannst du stattdessen getrost außer Acht lassen. Deine Bewerbungen werden dann ohnehin nicht zum Erfolg führen und wenn doch, so wirst weder du noch dein neuer Arbeitgeber mit diesem Arbeitsverhältnis glücklich.

Irrtum #7: Meine sozialen Medien sind privat und unwichtig!

Viele Bewerber denken, dass ihre Social-Media-Profile bei der Jobsuche keine Rolle spielen. Falsch! Arbeitgeber schauen sich häufig die Profile potenzieller Mitarbeiter an, um ein besseres Bild von der Person zu bekommen. Unpassende Inhalte oder ein unprofessioneller Auftritt können dich die Stelle kosten.

Stelle sicher, dass deine Profile ein positives und professionelles Bild vermitteln. Das bedeutet nicht, dass du dich verstellen sollst, aber überprüfe, ob deine Beiträge, Fotos und Kommentare ein gutes Licht auf dich werfen. Vielleicht lohnt es sich auch, spezielle Inhalte, die für den potenziellen Arbeitgeber relevant sind, hervorzuheben oder deinen Social-Media-Auftritt gezielt als Teil deines Selbstmarketings zu nutzen.

Welche weiteren Lügen kennst du, die Bewerber sich gerne bei der Jobsuche auftischen? Bist du selbst schon einmal auf einen solchen Irrtum hereingefallen?

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